~Kapitel 53~
Dreimal dürft ihr raten, wer direkt am nächsten Morgen wieder enttäuscht wurde.
Schon als ich die Augen aufgeschlagen hatte, wusste ich, dass etwas nicht stimmte.
Das Bett neben mir war leer, wie das letzte Mal eben auch. Und auch dieses Mal würde er wieder abstreiten, dass Etwas zwischen uns geschehen ist.
Doch er hatte einen Fehler gemacht.
Hätte er mich in meinem Zimmer gelassen, hätte er mir vielleicht noch einreden können, dass ich mir Alles nur eingebildet hatte.
Doch hier lag ich, in Shawn's Bett, in seinem Zimmer.
Enttäuscht setzte ich mich auf und fuhr mir durch die langen Haare. Ich hätte es wissen sollen und doch schmerzte mein Herz bei dem Gedanken, wie er mir letzte Nacht versprochen hatte, er würde noch da sein, wenn ich wieder aufwachte.
Wir hatten uns geküsst. Nein, falsch. Er hatte mich geküsst.
Wieso ist er dann nicht mehr da? War ich nur ein Spielzeug? Nur eine Ablenkung?
All die Jahre wollte ich vermeiden mich benutzen zu lassen und jetzt ließ ich es auch noch selbst zu?
Wie zur Hölle konnte ich auf Shawn reinfallen?
Er ist Alles von dem ich mich je fernhalten wollte. Das hatte ja wirklich super geklappt.
Plötzlich fühlte ich mich schrecklich unwohl in seinem Bett, zugedeckt mit seiner Decke und umgeben von seinem Geruch. Ich bin reingefallen.
Und er wird mich die nächsten Wochen mit nichts Anderem aufziehen, als dieser Tatsache. Vermutlich erzählte er es längst seinen Jungs.
Er hatte die Stripperin geknackt. Dummes kleines Mädchen.
Ich warf die Decke zur Seite und stand hektisch aus dem Bett auf. Schnell lief ich auf die Tür zu, öffnete sie und hüpfte die Treppen hinunter. Auf der anderen Seite stand meine Zimmertür einen Spalt auf, weshalb ich schnellen Schrittes darauf zuging, sie zur Seite stieß und hinter mir schließen wollte, als hinter mir eine Stimme ertönte.
"Kein Hunger?"
Fragend drehte ich mich wieder um und erkannte allen Ernstes Shawn mit einem großen hölzernen Tablett in der Hand im Flur stehen.
Mit offenem Mund musterte ich die Dinge, die auf dem Tablett standen. Croissants, Nutella, Kaffe, Saft, Trauben und Erdbeeren.
Beschämt senkte ich den Kopf und wollte mich am liebsten ohrfeigen, doch die Situation war schon seltsam und peinlich genug.
"Du brauchst meinem Blick gar nicht ausweichen, ich weiß genau was du dachtest. Aber hey, ich konnte doch nicht wissen, dass du genau in den 10 Minuten aufwachst." verteidigte er sich leicht lachend und ich begann mich zu fragen, wer da eigentlich vor mir stand. Shawn konnte es definitiv nicht sein. Er ist kein Frühstück-ans-Bett Mensch und schon gar Keiner, der früh am Morgen süße Witze riss.
"Ähm.. tut mir leid.. ich dachte wirklich.." stotterte ich und biss mir schließlich auf die Lippe, um nicht weiterreden zu müssen.
"Ich weiß. Also.. Frühstück?" fragte er und hob das Tablett noch ein Stück höher, lächelte mich dabei an. Grinsend nickte ich und folgte ihm zurück zu der Tür, die noch immer offen stand.
"Nach dir." grinste er schelmisch und ich sah ihn kurz verwirrt an, bevor ich einen Fuß auf die Treppe setzte.
Doch plötzlich dachte ich, eine Bewegung im Flur gesehen zu haben, weshalb ich inne hielt und mich umsah.
"Was?"
"Ich dachte da wäre Jemand gewesen." murmelte ich mit zusammen gekniffenen Augenbrauen.
"Und wenn schon.. ich verstecke nichts vor den Jungs." antwortete Shawn und diese einfachen, für ihn vermutlich unbedeutenden Worte, wärmten mein Herz auf eine, mir bisher völlig unbekannte Art und Weise.
Ich lächelte ihn kurz an und lief dann vor ihm die Treppen nach oben.
Er wollte mich nicht verstecken. Also wollte er das, was letzte Nacht passiert war vielleicht auch nicht vergessen?
Ich glaube kaum, dass Shawn ein Typ für Beziehungen ist und ich vermutlich auch nicht.
Wie denn auch? Die Menschen hatten mich immer nur enttäuscht, ich bezweifele, dass ich Jemandem auf diese emotionale Art vertrauen könnte.
Ganz zu schweigen davon, dass ihm Körperliches offensichtlich ziemlich wichtig ist und das kann ich ihm nicht geben. Selbst wenn ich es wollen würde, es geht nicht.
Und ich weiß auch gar nicht, wieso ich mir nach einem einfachen, blöden Kuss schon wieder so viele Gedanken machen musste.
Vielleicht weil es mein erster Kuss war. Vielleicht aber auch, weil der Kuss den er mir geschenkt hatte, so anders war, als ich mir ein Kuss von ihm vorgestellt hatte. Er hatte nicht wild mit mir rumgeknutscht. Er hatte mich sanft, vorsichtig und liebevoll geküsst.
Und mein Herz macht einen ziemlich großen Sprung, wenn ich daran zurück denke.
Oben angekommen krabbelte ich auf das Bett und setzte mich im Schneidersitz an das Kopfende, zog jedoch die Decke über meine Beine, weil ich wie immer nur ein großes schwarzes Shirt zum Schlafen trug.
Ich weiß, er hatte mich mit weniger gesehen und ich hatte im Sinners sogar schon vor ihm getanzt, trotzdem wollte ich nicht, dass er zu viel Haut sah.
Er stellte das Tablett vor mir ab, bevor er selbst auf das Bett kletterte und sich leicht zurück lehnte und nur auf seinem linken Arm abstütze.
Die Sonne schien durch sein großes Fenster auf uns hinunter und es zeichneten sich süße Schatten seiner Wimpern unter seinen Augen ab.
Ich begann zu Lächeln.
"Was?" wollte er wissen.
"Nichts." antwortete ich schlicht und senkte den Blick.
"Okay, dann lass es dir schmecken." lachte er kurz und nahm dann ein Croissant, schmierte sich ordentlich Nutella darauf und biss genüsslich ab. Ich aß meines ohne Nutella, dippte jedoch die Erdbeeren und Trauben hinein.
Während des Essens schwiegen wir hauptsächlich, lächelten uns jedoch immer wieder an. Und es war absolut kein unangenehmes Schweigen. Ich weiß nicht wieso, doch ich genoss seine Anwesenheit.
"Mhh.. das ist sooo gut." schwärmte ich leise und Shawn begann schon wieder zu lachen.
Ich sah ihn aus großen Augen an und wollte erneut eine Erdbeere essen, doch dann dippte ich sie in das Nutella Glas und hielt sie Shawn vor den Mund.
"Probier es, dann weißt du wovon ich spreche." forderte ich und beobachtete, wie er den Kopf ein Stück nach vorne neigte, um die Erdbeere zu essen.
Während er kaute zog ich langsam meine Hand zurück und bemerkte ein bisschen Nutella an meinem Daumen, welches ich kurz ablecken wollte.
Doch Shawn griff plötzlich wieder nach meiner Hand, führte sie sanft zu seinem Mund, ohne mich aus den Augen zu lassen und legte meinen Daumen an seine Lippen.
Ich spürte, wie er mit der Zunge darüber strich und beobachtete ihn lediglich mit offenem Mund. Langsam legte ich den Kopf schräg.
Er begann zu lächeln und drückte noch einen Kuss auf meinen Handrücken, bevor er meine Hand los lies.
Ich schluckte und wich seinem Blick aus.
Dafür dass mir körperliche Nähe Angst machte, hatte seine Geste ein ordentliches Brennen in meinem Bauch ausgelöst.
Ich räusperte mich und aß noch eine Erdbeere, nahm danach einen Schluck aus meinem Kaffee.
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