Kapitel 28
Der ganze Abend hatte einen Zweck gehabt, neben dem das wir uns wieder aktiver in der Öffentlichkeit sehen lassen mussten, wollten wir uns umhören, wie man über uns dachte und genauer gesagt, was man über uns dachte.
Und genau aus diesem Grund war mein heutiges Anliegen Schadensbegrenzung. Schließlich wurde der Artikel über Landons Hochzeit in der Vogue dominiert mit allen möglichen Klatschzeitschriften und Internetartikeln darüber, dass Silas mit Landons Verlobten geschlafen haben könnte. Zum Glück hatten sie bisher nichts greifbares, sondern nur Spekulationen, weshalb bisher die größeren Zeitschriften noch nicht auf den Zug aufgesprungen waren. Aber wie lange konnte das dauern?
,,Wer weiß noch davon?", begrüßte ich meinen Bruder, als ich in sein Büro eintrat und die weißen Fließen an den Wänden den Klang meiner Schuhe wieder hallen ließen.
Silas Labor war überraschend aufgeräumt und clean. Alles war in weiß gehalten, nur die metallischen Geräte bildeten einen farblichen Kontrast.
Silas zuckte zusammen. Er stand vor einem Abzug, begleitet in einem Kittel und hantierte gerade an einem Bunsenbrenner. Er stellte sein Reagenzglas zurück in den hölzernen Ständer zu den restlichen Reagenzien und drehte sich zu mir um.
,,Wegen dir hätte ich mir verätzen können", fluchte er und musterte mich durch seine Schutzbrille.
,,Und streng genommen, hättest du so nicht hier eintreten dürfen", fügte er hinzu, während er eine Handbewegung machte, die mein Outfit kommentierte, worauf hin ich die Arme vor der Brust verschränkte.
,,Und streng genommen, hättest du nicht die Verlobte deines Bruder vögeln dürfen. Doof gelaufen", konterte ich, was Silas zusammen zucken ließ, sofort ließ er seinen Blick durch das Labor wandern.
Aber hier war niemand, sonst wäre ich sicherlich auch nicht einfach so hier herein gelaufen und hätte ihn zur Rede gestellt.
,,Ja genau. Es ist passiert und das tut mir auch leid, aber du kennst die Umstände nicht", sagte Silas kleinlaut und holte aus einem Regal eine Schutzbrille.
,,Setz die wenigstens auf...für die Sicherheit", meinte er und reichte mir die Brille, die ich ohne Wiederworte aufsetzte. Wer weiß, was Silas da zusammenbraute.
,,Ich will die Umstände auch nicht wissen. Das ist eine Sache zwischen euch", kam ich ihn etwas sanfter entgegen.
,,Aber ich muss wissen, wer davon alles weiß. Leider macht das Gerücht gerade seine Runde, weswegen ich wissen muss, wer geplaudert hat", erklärte ich und zückte mein Ipad, in der Hoffnung ich könnte die Namen mitschreiben.
,,Naja...nicht viele. Du. Lou, offensichtlich. Landon weiß es...", überlegte Silas laut und lief dabei vor dem Abzug hoch und runter.
,,Aber wer weiß, wer mich bei ihrer Wohnung gesehen hat oder mein Auto davor stehend", fuhr er fort und wirkte dabei fast schon richtig verzweifelt.
,,Naja das hat ja erstmal nicht viel zusagen...schließlich ist das deine Zukünftige Schwägerin", warf ich ein, aber der Blick von Silas sagte da etwas ganz anders.
,,Nicht wenn ich Spät Abends komme und mitten in der Nacht wieder fahre", kommentierte er und ich musste mir das Verziehen meines Gesichtes verkneifen.
Was er da andeutete... ,,Das muss aufhören!", sprach ich meinen Gedanken laut aus. Silas ließ seine Hände in die Taschen seines Kittels gleiten, bevor er mir direkt ins Gesicht sah.
,,Du hast doch grade gesagt, es ist eine Sache zwischen uns", erwiderte er und diesmal konnte ich nicht anders als mein Gesicht verziehen.
,,Es ist mir egal, was ihr treibt. Aber es gefährdetet gerade die Glaubwürdigkeit der Firma, welche schon genug leiden muss", sagte ich nachdrücklich und trat einen Schritt vor.
,,Meinst du ihr schafft das, mal für ein paar Wochen normal zu sein? Wenn Bilder von euch auftauchen, sind wir geliefert. Dann kannst du deine Sachen packen und aus der Firma verschwinden, egal wie wichtig du uns bist", fügte ich hinzu und Silas schluckte.
Seine blauen Augen musterten mich eindringlich, jedoch begriff er schnell, dass ich es tot ernst meinte. Wir dürfen uns keine Fehler erlauben.
,,Gideon erwartet uns um 16Uhr im Meetingraum", waren meine letzten Worte, bevor ich die Brille auf einen der Labortische liegen ließ und aus dem Raum trat.
***
Der Meetingraum bestand wie der Name vielleicht schon vermuten ließ aus einem großen hölzernen Tisch, an welchem schwarze Stühle verteilt waren. Die Wand gegen über der Tür war vollständig aus Glas, weshalb man die langsam untergehende Sonne sehen konnte, die den Himmel in ein sattes Orange färbte.
Gideon saß an der Kopfseite des Tisches und war mit seinem Handy beschäftigt. Als ich eintrat hob er kurz den Kopf und lächelte mich müde an.
Vor ihm auf dem Tisch lagen mehrere Exemplare von Klatsch&Tratsch Zeitschriften, die unsere Gesichter zeigten. Nichts was ich nicht schon gesehen hatte, aber trotz dessen war es kein schöner Anblick. Nicht wenn man wusste, dass die Gerüchte wahr sind.
Ich ließ mich auf die rechte Seite von dem Tisch schräg neben Gideon fallen. ,,Den ganzen Tag war ich damit beschäftigt Schadensbegrenzung zu betreiben. Fynn und ich haben schon an einem Statement gearbeitet, was ich, sowie auch Landon und Lou in den Sozial Medias veröffentlichen werden. Spätestens morgen früh ist es online", erklärte ich, jedoch war ich mir nicht sicher, ob es den Sturm lindern würde.
Gideon ließ sein Handy in seine Anzugstasche gleiten, bevor er sich kurz über das Gesicht strich. ,,Ich hoffe es bringt wenigstens etwas. Den ganzen Mittag saß ich in einem Meeting mit den Washington Commanders...hätte Ethan nicht so einen guten Job gemacht, wären sie abgesprungen", teilte er mir mit, was mich schlucken ließ.
Nach einander betraten meine restlichen Brüder das Büro, welche jedoch alle kein besonders gutes Gesicht machten, als sie die Schlagzeilen laßen.
,,Wie konnte sich das nur so schnell zu so einer Lawine entwickeln?", fragte Ethan, welcher legere gekleidet war. Seine blonden Haare waren unter einer Cap versteckt. Er war erst heute nacht zurück geflogen, weshalb er noch unter einem leichten Jetlag litt.
Er hielt gerade eine Zeitschrift in er Hand, die Silas, sowie Lous Gesichter zeigte. Silas war ungewöhnlich ruhig, während er sich förmlich in seinem Stuhl verkroch.
,,Anscheinend haben wir einen Maulwurf in unserer Mitte. Wie konnten sonst diese Gerüchte aus unseren Reihen kommen", meinte Gideon ernst, während er jeden einzelnen von uns kurz in die Augen sah.
,,Jetzt schau uns nicht so an. Du warst selbst nicht ganz vorsichtig mit Astoria", konterte Landon, so als wollte er Silas in Schutz nehmen. Er lehnte sich leicht vor auf den Tisch, um sich eine Zeitschrift zu schnappen und die Fotos aufzuschlagen, die von Gideon und Astoria kursierten.
Gideon verzog dabei nur minimal die Miene, während er ruckartig aufstand und auf den Tisch schlug. ,,Das weiß ich. Aber das ist wohl nicht das größte Problem", erklärte er, bevor er die Zwillinge ansah. ,,Verfluchte Scheiße. Ihr teilt euch anscheinend eine Freundin und seit damit nicht ansatzweise diskret umgegangen!", sagte er nun lauter, woraufhin Silas Augen sich verdunkelten.
,,Und du vögelst die Frau von McKeanzie! Dad ist immer noch des Mordes an ihrem Mann angeklagt!", brüllte Silas, bevor er ebenfalls aufstand und seinem älterem Bruder wütend ansah. ,,Hast du keine Angst, dass uns das noch mehr belasten könnte! Vielleicht hast du Callum ja auch um die Ecke gebracht!", fügte Silas zornig hinzu.
,,Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, sich gegenseitig schuld in die Schuhe zu schieben", meinte ich ruhig und lehnte mich etwas in meinem Stuhl zurück. Ich hatte gerade wirklich keine Energie, noch mehr Streitereien zu klären.
,,Wir haben alle Fehler gemacht, okay? Unsere Aufgabe ist es jetzt, ruhig zu bleiben. Morgen erscheint auch der Artikel von der Vogue. Vielleicht entschärft das die Gerüchte etwas, wenn sie sehen, dass Landon und Lou glücklich sind", fuhr ich fort und Landon nickte.
,,Jetzt setzt euch verflucht nochmal hin", fuhr Ethan die beiden Streithähne an, bevor er sich über seine müden Augen strich.
Beide setzen sich wieder hin, wobei Silas irgendetwas Unverständliches murmelte, was mir jedoch in diesem Moment egal war.
,,So weswegen ich euch eigentlich herbestellt habe ist die Vorführung des Modellflugzeugs für die Washington Commanders. In drei Wochen haben wir ein Modell, was wir ihnen präsentieren können und das möchte ich gerne etwas zelebrieren", begann Gideon und startete eine Powerpointpräsentation an der gegenüberliegenden Wand.
,,Was heißt es werden neben unseren Kunden auch die Presse und andere potenzielle Kunden anwesend sein", fügte er hinzu, während das Logo unserer Firma auf der Wand erschien.
,,Drei Wochen höchste Konzentration und keine Skandale. Schafft ihr das?", fragte Gideon in die Runde und ich atmete tief ein.
Drei Wochen. Ich ließ diese zwei Worte auf meiner Zunge zergehen, bis mir einfiel, dass in drei Wochen auch meine Ausstellung stattfinden sollte. Gideon wusste das, weshalb wir die beiden Events so geplant hatten, dass die Ausstellung an einem Freitag war und Samstag dann die Präsentation des Flugzeuges.
Drei Wochen voller Arbeit lagen also vor mir. Aber das war in Ordnung, solange alles irgendwie funktionierte.
Aber genau daran zweifelte ich.
Vergiss das ☆ nicht, wenn es dir gefallen hat.
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