#15
Mit der Pistole im Anschlag sprintete ich durch den Schnee. Das Blut hämmerte in meinen Ohren. Ich war vielleicht hundert Meter weit gekommen, als ein kleiner Schneesturm aufkam und meine Sicht behinderte. Vorsichtig lief ich weiter. Schließlich kam ich auf eine kleine Lichtung. Eric lag reglos neben einem Baum. Ich rannte rüber und kniete mich hin. Lange Klauen hatten seine Brustkorb aufgeschlitzt, die Wunde war unschön, aber nicht lebensbedrohlich. "Nath?", murmelte er. "Ja, ich bins. Was zur Hölle war das?" Der blonde Magier rappelte sich auf. "Ich habe keine Ahnung. Aber es ist kein Werwolf. Die Silbermunition wirkt nicht. Und es ist verdammt schnell. Ich konnte es nicht mal sehen." Hinter mir erklang ein Knurren. Ich wirbelte herum und feuerte drei Schüsse in schneller Folge ab. Vor einem Monat hätte der Rückstoß dazu geführt, das ich mir mit der Pistole die Nase gebrochen hätte. Allerdings war ich um einiges stärker geworden. Inzwischen zuckte mein Arm nur noch leicht. Aus dem Schneesturm hörte ich ein schmerzerfülltes Brüllen. Ein paar rot glühender Augen kam langsam auf mich zu. Ich feuerten weiter und wechselte das Magazin. Schließlich sprang die Kreatur auf uns zu. Ich sprang beiseite, rollte mich, schnellte hoch und zückte mein Messer.
Das dürre Wesen war zutiefst verstörend. Große Hufe, fünfmal so groß wie die eines Pferdes. Lange Arme die in langen Fingern mit gelblichen Klauen endeten. Ein halb verwester Brustkorb durch den man die Rippen sehen konnte. Das schlimmste war aber sein Kopf. Ein bleicher Totenkopf, der Schädel eines riesigen Hirsches mit ausladendem Geweih und spitzen Zähnen ohne einen einzigen Fetzen Fleisch daran. Der Rest des Körpers war bedeckt mit dreckigem und von Blut verklebten braunen Fell. Es stank unglaublich. Dann richtete die Kreatur sich auf. Sie war mehr als vier Meter groß und war sehr dünn, als würde sie seit Wochen hungern. "Was zur Hölle...?!", sagte Eric. Ich dachte an meine vielen Stunden an der Bibliothek zurück und sagte:"Ein Wendigo. Noch dazu vermutlich aus Kanada." Laut den Büchern stammten diese Kreaturen aus Nordamerika. Einst waren sie Menschen gewesen, aber durch den Verzehr von menschlichem Fleisch hatten sie einen Fluch auf sich geladen . In Kanada ähnelten sie mehr Tieren, weiter im Süden hatten sie die Gestalt von riesigen Ghulen. Beide Arten waren hochgefährlich und ernährten sich von Menschenfleisch. Zudem hatte einige von ihnen Macht über das Wetter und niedere Kreaturen. Während ich den Rest des Magazins leerte um den Wendigo abzulenken rief ich:"Seine Schwäche ist Feuer!" Eric rief:"Ich weiß!", ließ die M4 sinken und hob seinen Arm. Ein riesiger Feuerball schoss auf die Kreatur zu, die auswich und einen schrillen Schrei ausstieß. Wie aus dem Nichts erschien ein Rudel Wölfe zwischen den Bäumen. Eric und ich stellten uns Rücken an Rücken auf. "Und was schlägst Du jetzt vor?", fragte Eric. "Nun, Wendigos gehören zu den gefährlichsten Kreaturen auf der Welt. Mit Feuerbällen wirst Du ihn nur schwer erwischen können. Deshalb würde ich sagen wir ziehen uns in das Dorf zurück." "Gute Idee. Mach dich bereit." Er griff in seine Tasche und warf eine Rauchbombe. Eine spezielle Erfindung der Organisation die zusätzlich unseren Geruch neutralisierte. Durch den Rauch verhüllt sprinteten wir los. Wir machten einen kleinen Umweg und erreichten das Dorf nach wenigen Minuten. Ich sah mich kurz um und deutete auf ein kleines Haus aus massivem Stein. "Wir brauchen Schutz und einen Plan." Wir traten ein uns sahen uns um. Das Haus war in Wirklichkeit ein riesiger Werkzeugschuppen, voller Äxte, Sensen und anderem Werkzeug. Ich setzte mich mit dem Rücken an die Wand, sah mich um und dachte nach. Schließlich stand ich auf, zog eine der Ersatzspulen mit der künstlichen Spinnenseide aus meiner Tasche. Langsam wickelte ich den Faden ab, hielt ein etwa einen halben Meter langes Stück auf Armeslänge von mir weg und sagte:"Eric, komm mal kurz her. Brenn den Faden durch." Mein Freund schnippste mit den Fingern und beschwor eine kleine Flamme herauf. Er hielt seine Hand unter den Faden und das Feuer leckte darüber. Ich beobachtete den Vorgang, bis der Faden schließlich riss. "Alles klar. Ich habe einen Plan." sagte ich und schnappte mir eine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit von einem der Regale. Ich schraubte den Verschluss ab, goss etwas davon über eine der Spulen und legte sie in die Winde ein. Dann rieb ich mein Messer ebenfalls damit ein und steckte es wieder weg. "Ich brauch ein wenig von deiner Energie.", sagte ich zu Eric. Dieser sah mich zweifelnd an, bis ich ihm meinen Plan erklärte. Er hob die Arme und Flammen zügelten auf mich zu. Ich spreizte die Finger meiner linken Hand und absorbierte die Magie. "Das dürfte reichen.", sagte ich und zog meine Handschuhe aus. Schwarze Runen überzogen meine Haut und bewegten sich leicht. Ich konnte spüren, wie die magische Energie mich durchströmte. Seelenruhig zog ich meine Handschuhe wieder an, zog meine Eagle und nahm sie auseinder. Rasch wechselte ich den Lauf und lud die Waffe mit explosiver .50 Munition . Eric hob seine M4, wechselte das Magazin aus und lud durch. Dann traten wir hinaus in den Schnee.
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