#109


"Was meinst du mit 'Apocalypse?", fragte ich den Hexer. "Genau das. Ein Krieg zwischen Himmel und Hölle. Das Ende dieser Welt.", kam die Antwort. In meinem Kopf lief ein kurzer Film ab, wie ein "Was bisher geschah". Erst kam ich an die Akademie, die kurz darauf ausgelöscht wurde und zwar von einer kirchlichen Organisation und einem Engel. Ich hatte Rache geschworen, dann wurde mir von einem ehemaligen Erzengel mitgeteilt ich sei ein Nephilim. Und damit nicht genug, auch noch der Sohn von Luzifer, Satan, dem Teufel. Dem Inbegriff des Bösen in der westlichen Hemisphere. Und sein anderer Sohn, mein Halbbruder, war einer meiner schlimmsten Feinde. Meine ehemals beste Freundin hatte mich verraten und sich Balthasar angeschlossen, da wir zwei verfeindete Götter in uns trugen. Ich hatte weitergemacht, Freunde und Verbündete gewonnen. Erfahren dass Emilia ein Cambion war. Aber das? Die fuçking Apocalypse? Das Schicksal konnte mich mal kreuzweise und zwar da, wo die Sonne nie hinschien. "Es steht seit Anbeginn der Zeit fest, dass der Spross des Gefallenen das Ende einläuten würde. Die Prophezeiungen lassen keinen anderem Schluss zu. Du bist der Schlüssel um die Tore zur Hölle zu öffnen. Es tut mir leid." In der Stimme des Hexers war etwas wie Mitleid heraus zu hören. "Jene, die große Macht besitzen, tragen oft die schwerste Last." "Schwere Last?!?", brauste ich auf. "Mein Schicksal ist es, dass Ende der Welt herbeizuführen! Steht in diesen Prophezeiungen, wie?" Wenn ich wüsste, wie es enden sollte, konnte ich vielleicht etwas daran ändern. Während ich überlegte, trank ich einen Schluck Kaffee. "Du hast es längst ins Rollen gebracht.", sagte der Hexer düster. "In der Nacht, als du den Engel tödlich verwundet auf dem Friedhof zurückließt." Klirrend zerbrach die Tasse und kleine Scherben bohrten sich in meine Handfläche. "Willst du damit etwa sagen, dass ich einen Krieg ausgelöst habe, indem ich verhindern wollte, dass eine Armee aus Engeln beendet was Alessia angefangen hat?" Fassungslos pulte ich mir die Keramikstückchen aus dem Fleisch. "Gibt es eine Möglichkeit es zu verhindern?", fragte ich den Hexer. "Nein.", erwiderte dieser. "Nicht, dass ich wüsste. Einst gab es eine Prophezeiung, eine Steintafel, aber nur wenige wussten von ihrer Existenz und noch weniger kannten ihren Wortlaut. Angeblich wusste einer der Erzengel davon, aber die reden nicht mit Sterblichen." Nur weil er keine kannte. Vielleicht war es mal wieder Zeit für einen Abstecher zu Camael. "Ich danke dir Haytham.", sagte ich und stand auf. "Aber ich muss los. Ich muss herausfinden, wie ich diese ganze Scheiße aufhalten kann." Der Hexer nickte, bedeutete mir aber noch einen Moment zu warten und legte ein zusammengefaltetes Blatt Papier auf den Tisch. "Eins noch, Nathaniel. Viele Hexer haben die Gabe Blicke auf die Zukunft zu erhaschen. So auch ich. Doch versuche ich mehr über den Untergang der Welt zu sehen, genaueres über den kommenden Krieg, oder über deine Feinde, ist alles durch dichten Nebel verborgen. Nur ein Bild bleibt zurück. Ein Symbol. Ich halte es für dämonischen Ursprungs." Er schob mir das Blatt zu. Darauf war eine kleine Zeichnung zu sehen, eine Schlange, die sich selber in den Schwanz biss. Kleine Hörner zierten ihr Haupt und Wellenlinien umgaben ihren Körper. "Versuche herauszufinden was es bedeutet, woher es stammt. Du musst deinen Feind kennen. Und solltest du jemals meine Hilfe brauchen, dann weißt du wo du mich findest..." Also eine Planänderung. Erst zur Villa, mit Nero reden. Dann zu Camael. Schließlich war der Kater mal Professor für Okkultismus gewesen. "Machs gut Haytham. Danke für deine Hilfe.", sagte ich, steckte das Blatt ein und trat in die Schatten. Als es wieder hell wurde, stand ich im Wohnzimmer der Villa. Es war mitten in der Nacht, alle schienen zu schlafen. Lediglich Jack saß in der Küche und schaufelte Müsli in sich rein. "Hey, Kleiner.", grüßte er mich und fuhr mit seiner Fressorgie fort. "Morgen Jack.", erwiderte ich und setzte mich zu ihm. "Hast du Nero gesehen? Ich muss dringend mit ihm reden." "Keine Ahnung. Ich glaube er ist jagen oder so. Worum geht es denn?" Kurzerhand reichte ich ihm das Blatt Papier, vermutlich kannte Jack sich mit sowas sogar besser aus als der Kater. "Weißt du was das ist?" Der Dämon warf nur einen Blick auf die Zeichnung, dann fiel sein Löffel mit einem Scheppern in die Schüssel. Fast schon erführchtig griff er sich an eines seiner Hörner. "Wo hast du das gesehen? Hast du überhaupt eine Ahnung was das ist?" "Nein.", antwortete ich. "Aber es hängt mit meinen Feinden zusammen." Jack sah mich lange an. "Junge, wenn du recht hast und dieses Symbol für deinen Feind steht, bist du mehr als am Arsch. Das ist das Siegel einer der mächtigsten Kreaturen aller Zeiten. Da seit Jahrhunderten niemand mehr etwas von Gott gehört hat, wird ihre Macht lediglich übertroffen von Luzifer und Michael." "Wovon redest du, Jack?", fragte ich ungeduldig. "Um wen geht es?" "Um niemand geringeren als die erste Wirtin, die ehemalige Wächterin des Himmels. Sie trägt viele Titel. Die Herrscherin über den Westen der Hölle. Die ewige Schlange. Herrin der See. Aber ihr wahrer Name ist Leviathan."

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