~Fiftyfive~

Die Stimmung zwischen Sky und mir bleib weiterhin betrübt. Während der Autofahrt und sogar zurück im Penthouse redeten wir nur das Nötigste. Ich war zu sehr in meinen Gedanken versunken und Sky schien zu merken, dass ich ein wenig Distanz benötigte.

Es passierte so wahnsinnig viel die letzten Tage und Wochen, dass ich all die Ereignisse gedanklich sortierte. Ich verlor meinen Fokus, wenn zu viel drumherum passierte. Dabei war das Hauptproblem noch immer Mikhail.

Während des Abendessens herrschte ebenso eine betretene Ruhe, während ich gedankenverloren in dem Essen von Mrs Bennett stocherte. Sky saß mit mir am Tisch, genauso wie Kirill, Maxim und Alexej. Von Demjan hatte ich weder was gesehen noch gehört, seitdem wir die Lagerhalle verlassen hatten.

Er war erwachsen und würde schon nichts Dummes anstellen.

Stenja ging Sky ebenso erfolgreich aus dem Weg, sehr zum Leidwesen von dem blonden Geschöpf, das immer wieder geknickt zu Alexej schaute. Dieser schien sie genauso zu ignorieren, aus welchem Grund auch immer. Konflikte mit Russen waren schon nervig und derzeit wollte ich sie am liebsten alle vor die Tür setzen, Sky in den Arm nehmen und mit ihr allein sein.

Aber selbst das wäre nicht möglich gewesen, denn ich würde nie wieder mit Sky allein sein.

Es war einfach nur zum Kotzen!

„Cynthia hat mir von letzter Nacht erzählt", begann Sky ein Gespräch mit Alexej, weshalb ich neugierig die Ohren spitzte. Was war letzte Nacht?

„Und?"

„Wirst du sie wiedersehen?", fragte Sky mit neugierigem Ton.

„Sicher", zuckte Alexej die Schultern und erwiderte ihren Blick nun argwöhnisch. Sky begann zu Strahlen und hibbelig auf ihrem Stuhl auf und ab zu hopsen. „Sie ist deine einzige Freundin. Natürlich werde ich sie wiedersehen, sobald sie dich besucht, da ich genauso hier nächtige."

Sofort erlosch das Strahlen in Skys Gesicht. Ich war maximal verwirrt, weshalb meine Augen von links nach rechts huschten, da sich beide gegenüber saßen.

„Aber du wirst nicht mehr ... du weißt schon", stammelte sie nun und wurde rot wie die Soße, die ihre Nudeln auf dem Teller bedeckte.

„Nein, ich weiß nicht, Swjosdoschka", knurrte Alexej sichtlich genervt.

„Also hattet ihr nicht ...?" Die Verwirrung stand nun auch in ihrem Gesicht, als Alexej seinen Stuhl nach hinten schob und aufstand.

„Warum müsst ihr Weiber immer ein Riesending aus allem machen?", verdrehte er die Augen und verließ den Essbereich. Das war mir Antwort genug, weshalb ich ebenso innerlich meine Augen verdrehte.

„Wieso kannst du nicht einfach mal deinen Schwanz bei dir behalten?", keifte Sky ihm hinterher, woraufhin er stehenblieb und sich umdrehte. Sein Blick landete auf mir, als wollte er mich beschwören, Sky mit solchen Aussagen aufzuhalten. Allerdings musste er es mittlerweile wissen, dass nicht mal ich dazu in der Lage war, sie daran zu hindern. Wenn sie wütend war, gab es keine Chance auf ein sachliches Gespräch.

Gedanklich versuchte ich Alexej mitzuteilen, dass er selbst Schuld war. Wieso musste er auch ausgerechnet ihre einzige Freundin flachlegen? Boston war wirklich groß genug, um irgendwo ein anderes Mädchen aufzutreiben und zu vögeln.

„Wieso sagst du nicht deiner kleinen Freundin, dass sie sich nicht mit ihrer Pussy auf meinen Schwanz setzen soll, wenn es dich so sehr juckt?", erwiderte er mit zusammengebissenen Zähnen. Sky schnaubte nur, woraufhin Alexej endgültig verschwand und eine Stille am Tisch entstand wie auf einer Trauerfeier.

Einzig Maxims Klappern mit der Gabel war zu hören, da er sich vom Essen von nichts und niemanden abbringen lassen würde. Er vertilgte bereits die dritte Portion. Ich fragte mich, wie er so viel essen konnte, ohne wie ein Hefekloß im heißen Wasser aufzugehen.

Sky war der Appetit sichtlich vergangen, da sie in ihren Nudeln herumstocherte, ehe sie den Teller von sich schob und aufstand.

„Ich geh duschen und dann ins Bett", meinte sie zu mir. Neben mir beugte sie sich nochmal herunter und hauchte mit ihren sanften Lippen ein Kuss auf meine Schläfe. Ich nickte verständnisvoll und sah ihr noch hinterher, ehe mein Blick auf Kirill fiel, der mit dem Arm auf seinem angewinkelten Bein saß und auf dem Handy umher scrollte.

„Ich fühle mich nicht wohl mit dem Wissen, dass die Waffe nicht im Safe verschlossen ist", sagte ich, woraufhin er seinen Kopf von Handy hob.

„No risk, no fun, alter Mann", meinte er nur gleichgültig und widmete sich erneut seinem Handydisplay.

„Ich finde es nicht lustig, im Schlaf eventuell abgeknallt zu werden."

„Dann solltest du mit offenen Augen schlafen", sagte Kirill abgelenkt. Als jedoch Skys Stimme von der Treppe zu uns hallte, schaute er erneut auf.

„Stenja! Können wir nicht–"

Ein lautes Türknallen ertönte, woraus ich schloss, dass Stenja ihr die Tür vor der Nase zugeknallt hatte.

„Blödes Arschloch!", fluchte sie und erneut ertönte ein Knallen, jedoch dieses Mal von ihrer Hand verursacht, weil sie gegen das Türblatt schlug.

„Vielleicht solltest du dir mehr Sorgen um Stenja machen", amüsierte Maxim sich zwischen zwei Bissen. Mein Penthouse glich wirklich allmählich einer Irrenanstalt. Immer war etwas los. Nie herrschte absolute Ruhe.

„Und du? Musst du nachher nicht eine Lieferung in Empfang nehmen?", herrschte ich ihn an.

„Und?", fragte er irritiert, während er seelenruhig weiter aß.

„Vielleicht solltest du dich dann nicht so vollstopfen, sonst verlierst du deine Konzentration."

„Mit leeren Magen macht man erst recht keine Geschäfte", grummelte er und schob sich die letzte Gabel in den Mund. „Ob Sky das noch isst?" Er deutete auf den Teller, den Sky kurz zuvor über den Tisch geschoben hatte.

„Ich frage mich echt, wie Nikolaj das mit euch aushält", brummte ich genervt und stand ebenso vom Tisch auf, sodass nur noch Kirill und Maxim dort saßen.

„Jascha, hast du dir schon überlegt, was wir nun mit dem Kuba Deal machen?", hielt Maxim mich auf.

„Nein, Kuba ist zu riskant. Kokain von Kolumbien nach Amerika und Russland zu transportieren ist schon gefährlich", erwiderte ich und wollte dieses Thema nicht weiter diskutieren.

„Das Koks aus Kuba kostet dich aber deutlich weniger. Zudem könnten wir es über Frachtgüter per Schiff transportieren."

„Ich habe mit Demjan schon gesprochen. Ich werde das Risiko nicht eingehen. Die Fracht wird mit dem Schiff bis zum Golf von Mexiko transportiert, danach erfolgt der Weitertransport mit einem Güterzug. Was denkst du, wie die Kubaner es verschicken? In Bananenkartons?"

„Solange es ankommt, ist es doch egal", meinte Maxim mit einem Schulterzucken. „Wir könnten ab Mexiko die Ware in Empfang nehmen. Was sollte da schon passieren?"

„Wir reden hier nicht von ein paar Kilo", verdrehte ich meine Augen. „Demjan wird den Deal nicht annehmen und das Kokain wird weiterhin aus Kolumbien kommen. Und du wirst nachher die Ware in Empfang nehmen."

„Du solltest dringend flexibler werden", brummte Maxim in meinem Rücken. Doch ich ignorierte ihn. Ich kannte die Meinung von meinen Brüdern und Cousins. Für die war ich nicht risikoreich genug, aber solange ich an der Spitze der Bratva war, konnten sie vergessen, dass irgendwelche Änderungen erfolgten. Darum konnte Demjan sich kümmern, sobald er alles übernahm.

Meine einzige Amtshandlung als Boss war der Ausstieg aus dem Menschenhandel und der Prostitution. Meinen Vater würde ich noch überzeugen, dass er mit Geldwäsche und dem Waffen- und Drogenhandel genauso viel Umsatz im Jahr erzielen konnte wie mit Frauen. Es mussten nur die richtigen Geschäftspartner her.

Ich wusste, dass es vielen missfiel, vor allem Kirill. Seine Clubs lebten von dem Menschenhandel und den Prostituierten, aber auch er wird sich früher oder später damit abfinden müssen und die Clubs ausschließlich für die Geldwäsche nutzen.

Als ich nach oben ins Schlafzimmer kam, hörte ich noch die Dusche im Bad laufen. Mein Blick fiel zuerst auf den Koffer, der am Boden stand. Ich hatte ihn absichtlich dort hingestellt und war umso neugieriger, ob mein Vorhaben aufging. Ich war keineswegs selbstmordgefährdet, aber etwas sagte mir, dass Skys Persönlichkeit solch eine Chance kein zweites Mal verstreichen lassen würde. Die Frage war nur, wann würde sie einen weiteren Versuch starten?

Das Prasseln des Wassers im Bad war nicht mehr zu hören, weshalb ich beschloss mich ebenfalls auszuziehen und mir etwas bequemes anzuziehen. Nachdem ich mir eine Shorts und ein T-Shirt übergezogen hatte, legte ich mich auf das Bett, indem auch King vor sich hin schlummerte. Er wurde von meiner Bewegung wach und zeigte mir mit einem Blick deutlich, wie er das fand.

War ja nicht so, als hätte er nicht einen eigenen verfickten Thron!

Mittlerweile hörte ich Sky im Bad hantieren, ehe der Föhn ertönte. Ich setzte mich auf, lehnte mich an das Kopfteil des Bettes und schaute mich im Schlafzimmer um. Man erkannte eindeutig, dass hier auch noch ein chaotisches Mädchen lebte, denn hier und da lagen Sachen von Sky herum.

Ihren MacBook hatte sie auf ihre Bettseite gelegt, ebenso lagen mehrere Bücher auf ihrem Nachtschränkchen und auf dem Boden vor dem Bett. Meinen inneren Ordnungsfanatiker zuckte es in den Händen, die herumliegenden Kleider aufzuheben und die Schuhe, die sie achtlos auf den Boden geworfen hatten, vernünftig wegzustellen. Aber ich sah drüber hinweg und starrte stattdessen an die Decke. So war es erträglich.

Nach weiteren endlosen Minuten verstummte der Föhn und Sky trat aus dem Badezimmer heraus. Sie trug ein niedliches schwarzes Nachthemd, welches einen tiefen, mit Spitze besticken, Ausschnitt hatte. Der Saum reichte gerade so über ihren Hintern, weshalb mein Blick unwillkürlich an ihren schlanken Beinen hängen blieb.

„Warum bist du schon im Bett?", fragte sie überrascht, als sie mich entdeckte. Nachdem sie den Laptop in die Mitte geschoben hat, hob sie die Decke und krabbelte eilig darunter.

„Weil ich es unten nicht aushalte", antwortete ich wahrheitsgemäß. Sky nahm den Laptop, stellte diesen auf ihren Schoß und schaltete ihn an. „Was hast du noch vor?"

„Ich muss meine Hausarbeit weiterschreiben." Ich stürzte mich auf einen Ellenbogen und schaute auf das Display, auf das noch nicht viel zu sehen war.

„Wann musst du sie abgeben?"

„Nächste Woche Mittwoch", erwiderte sie und gab anschließend ihr Passwort ein, woraufhin sich sofort mehrere Programme öffneten. Sie rutschte ebenfalls an das Kopfende und lehnte sich dagegen. Mein Blick fiel in meiner Position auf ihr freies Dekolleté, das unmittelbar vor meinem Gesicht war.

„Wie viel fehlt dir noch?", fragte ich weiter, obwohl meine Aufnahmefähigkeit nicht mehr vorhanden war.

„Ich muss noch zehn Punkte von der Inhaltsangabe ausarbeiten, dann benötige ich eine Quellenangabe und ein Nachwort", erklärte sie mir. Das klang noch nach sehr viel Arbeit, weshalb ich sie verblüfft ansah.

„Und dafür hast du nur noch eine Woche Zeit?"

„Ich schaffe das", meinte sie fest entschlossen, griff nach den Büchern und breitete sie vor sich aus. Eines davon stellte sie gegen meinen Bauch und blätterte darin rum. Es amüsierte mich, wie konzentriert sie war, weshalb ich sie einfach nur dabei beobachtete.

Sky tippte auf der Tastatur als wäre diese eine Schreibmaschine, während sie immer wieder in den Büchern blätterte. Nach einiger Zeit wirkte sie zunehmend verzweifelter, als sie vier der Bücher mindestens dreimal komplett durchgeblättert hatte.

„Kann ich dir vielleicht helfen?", bot ich an, da ich mir das nicht weiter stumm mitansehen konnte.

„Schau mal, ob du hier eine Seite findest, in der ein Absatz von mir markiert ist", sagte sie und drückte mir ein weiteres Buch in die Hände. Ich verlagerte mein Gewicht auf den Rücken und begann Seite für Seite durchzuschauen. Irgendwann fand ich den besagte Absatz. Ich las mir die ersten Zeilen durch und fühlte mich selbst wieder zurück in meine Unizeiten versetzt.

„Du musst nicht die ganze Zeit hier liegen und mich beobachten, als hättet du Angst, ich würde sonst was Dummes anstellen", merkte sie gedankenverloren an. Ich sah von dem Buch auf und hob meine Augenbraue. „Die anderen verziehen sich offenbar, sobald es um Jura geht."

„Ich bin nicht hier, um dich zu kontrollieren", sagte ich und konnte den resignierten Ton nicht verhindern, der sich in meine Worte mischte.

„Fühlt sich aber so an." Sie murmelte die Worte nur, ohne mich dabei eines Blickes zu würdigen. Stattdessen widmete sie sich ihrem Laptop zu. Ich ließ es ebenso zwischen uns stehen, denn jetzt einen Streit vom Zaun brechen, wollte ich am allerwenigsten.

Nur kurze Zeit später war Sky wieder völlig in ihrer Hausarbeit vertieft, weshalb ich sie einfach nur anstarrte. Ich liebte es, wie sie auf ihre Unterlippe biss, sobald sie über den nächsten Satz nachdachte. Die kleinen Falten, die auf ihrer Stirn entstanden, wenn sie sich konzentrierte.

Mein Blick fiel auf ihren nackten Arm und zu ihrer Schulter, an der der dünner Träger ihres Nachthemdes leicht verrutscht war. Ich konnte den Impuls nicht unterdrücken, den Träger weiter über ihren Arm zu streifen und ihre nun nackte Schulter zu küssen.

„Nate!", mahnte sie mich mit erboster Stimme. Ich küsste stattdessen weiter ihre Schulter entlang. Ihren Nacken, woraufhin auf ihrer zarten Haut eine Gänsehaut entstand.

„Yonathan, ich muss das wirklich fertig bekommen", sagte sie drängender und schob mich an der Brust zurück.

„Du kannst ja ruhig weitermachen, während ich damit weitermache", raunte ich und legte meine Hand auf ihr nacktes Knie. Mit den Fingerspitzen strich ich über die Innenseite ihres Oberschenkels.

„Wirklich, ich habe keine Zeit dafür", sagte sie, wobei sich ein leises Stöhnen mit in ihre Stimme drängte.

„Man sollte immer mal wieder Pausen machen", meinte ich mit einem verschmitzten Grinsen und küsste ihr Schlüsselbein. Ich merkte, wie ihre Anspannung langsam nachließ und sie ihren Kopf in den Nacken legte, weshalb ich schnell nach dem Laptop auf ihrem Schoß griff. Während ich weiterhin mit meinen Lippen ihre Haut liebkoste, räumte ich das MacBook und auch die Bücher vom Bett, ehe ich mich weiter über sie beugte und ihrem Hals küsste.

Ihre Finger griffen in meine Haare und ein leises Keuchen entwich ihr, als ich in ihre zärtliche Haut biss und daran saugte. Sie schmeckte genauso einzigartig süß wie sie roch.

„Nate", hielt Sky mich plötzlich an den Schultern auf Abstand. Sie wirkte plötzlich geknickt, weshalb ich abwartend auf sie herab sah und mich auf meine Hände stützte. „Ich kann nicht garantieren, dass wir allein bleiben."

„Willst du das denn?", fragte ich, um herauszufinden, was sie in dem Moment wollte. Sie schien eine Ewigkeit darüber nachzudenken und wirkte abwesend.

„Das ist meine Zweisamkeit mit dir", antwortete sie beschämt. „Aber Summer und Mirija sitzen mir im Nacken."

„Dann lass dir solche Momente nicht nehmen", erwiderte ich und küsste wieder ihr Dekolleté. Der Gedanke störte mich nicht halb so sehr, wie er vielleicht sollte, aber ich hatte es an dem Tag schon einmal mit den dreien zu tun. Dieses Mal war ich darauf vorbereitet, sodass es mir nichts ausmachte, wenn eine der anderen nach vorne kam.

„Versprich mir, dass du nur für mich kommst." Ihr Gesicht glühte vor Scham, als sie mich darum bat und doch legte sich ein Schmunzeln auf mein Gesicht. Diesen Gedankengang verstand ich sogar, weshalb ich sie sanft küsste.

„Gib mir ein Safeword, damit ich mir absolut sicher sein kann, wenn du vorne bist", sagte ich, biss zärtlich in ihre Lippe und fühlte, wie ihr heißer Atem meinen Mund einnahm. Zwar konnte ich die drei gut unterscheiden, wenn ich sie küsste, aber beim Sex wäre es vermutlich nicht so einfach gewesen.

„Verwöhn mich, Daddy."

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Irgendwie finde ich dieses Kapitel ziemlich chaotisch😵‍💫 hoffe ihr mochtet es trotzdem 🥰

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