30
Die nächsten Tage verbrachte ich entweder mit Nescan oder mit Eath. Abends und früh morgens, wenn ich wieder alleine in meinem Zimmer war und niemand mehr da war, der mich mit wachsamen Augen beobachtete, las ich im Buch von Terhás. Ich erfuhr mehr über das, was Crave und mich angeblich verband, fand Bestätigung für das, was Nescan mir erzählt hatte, und auch Riscéas und Ceraes' Geschichte wurde im Verlauf des Buches noch einmal aufgegriffen. Je mehr ich darüber in Erfahrung brachte, desto mehr fragte ich mich, was wohl Crave über die ganze Sache dachte. Was er wirklich dachte. Aber ich würde nicht fragen, dieses Thema nicht ansprechen, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass ich auf keinen Fall den Eindruck erwecken wollte, ich würde dem Ganzen mehr Aufmerksamkeit schenken als nötig.
Außerdem wurde mir schließlich auch die Bedeutung des Namens des Buches klar, wenn auch erst ganz am Ende.
All diese Worte, diese Wahrheit, habe ich nicht niedergeschrieben, um die künftigen Erben meiner Vorfahren zu warnen. Ich habe diese Geschichte zu Papier gebracht, um ihnen zu zeigen, dass Stärke und Mut sich nicht immer durch Beherrschung äußert.
Liebe ist Stärke. Liebe ist Mut.
Und denk daran: Dieses Buch kann nicht lügen.
Terhás von Herakor
Ich las mir diese wenigen Sätze mehrere Male durch. Ließ jedes Wort langsam zu mir durchdringen und konnte nicht anders, als mir einen alten, bärtigen Mann vorzustellen, der an seinem Schreibtisch saß und die Schlussworte für das Buch verfasste. Nur was der letzte Satz mir sagen wollte, hatte ich noch nicht ganz verstanden.
Seufzend blätterte ich ein letztes Mal um und wollte das Buch daraufhin auch schon zuklappen, als auf der allerletzten Seite, die – da war ich mir sicher – vor einer Sekunde noch leer gewesen war, Buchstaben auftauchten. Stirnrunzelnd hielt ich inne und beobachtete die Magie, die direkt vor meinen Augen stattfand. Mir stockte der Atem, als aus den Buchstaben Worte und schließlich ganze Sätze wurden. Erst als sich nichts mehr tat, wagte ich es, das Geschriebene wirklich zu lesen.
Allyra von Velidra,
du bist das Licht, du bist die Dämmerung, du bist der Anfang und du wirst das Ende sein.
Die Krone auf deinem Haupt wird drei Leben kosten und genauso viele retten.
Lüge und Wahrheit liegen oft nah beieinander. Stelle die richtigen Fragen und beides wird sich dir offenbaren.
So schnell wie die Zeilen aufgetaucht waren, verschwanden sie auch wieder. Gehetzt sprang ich vom Bett und lief zu dem Schreibtisch, auf dem glücklicherweise ein Stapel unbeschriebenes Papier und zwei Stifte lagen. Sofort griff ich danach und schrieb die Worte, die ich laut vor mich hin sagte, um sie nicht zu vergessen, nieder. Dann las ich sie ein weiteres Mal.
Das Blut rauschte mir in den Ohren vor Aufregung. Damit hatte ich ganz und gar nicht gerechnet. Bezog sich der letzte Satz von Terhás möglicherweise darauf? Wollte er dem Leser versichern, dass die an ihn gerichteten Worte der Wahrheit entsprachen?
Aber was wollte das Buch mir sagen? Weder wusste ich, wie es auf 'von Velidra' kam – davon hatte ich noch nie gehört –, noch auf den Rest. Der einzige Beweis dafür, dass die wenigen Sätze tatsächlich an mich gerichtet waren, schien mein Vorname zu sein.
Unwillkürlich fragte ich mich, ob Crave jemals die allerletzte Seite dieses Buches aufgeschlagen hatte. Was das Buch ihm zu sagen gehabt hatte. Erschienen diese Zeilen womöglich nur für Erben der Gotteskinder? Oder bekamen auch alle anderen solche Rätsel förmlich zugeworfen?
Natürlich wäre es möglich, jemanden danach zu fragen ... Eath oder Nescan beispielsweise. Aber egal, was ihre Antwort sein würde, sie würden wissen wollen, was das Buch mir offenbart hatte. Und ich war mir überhaupt nicht sicher, ob ich jemandem davon erzählen wollte.
Die Krone auf deinem Haupt ...
... drei Leben kosten ...
... du wirst das Ende sein ...
Allyra von Velidra ...
Tausend Mal wiederholte ich die Worte, aber ich sah einfach keinen Zusammenhang zwischen mir, meinem Leben und dem Geschriebenen. Es gab schlicht und ergreifend keinen, außer natürlich ich übersah etwas. Und obwohl es mir in den Fingern brannte, hinter die Bedeutung des Ganzen zu kommen, wusste ich noch nicht einmal, wie ich die Suche nach Antworten angehen sollte.
Nach einer Stunde weiterem, nutzlosem Grübeln faltete ich den Zettel mehrere Male zusammen und versteckte ihn am Grund meiner Tasche, die ich in den Kleiderschrank geräumt hatte. Das Buch legte ich direkt dazu. Und kaum hatte ich die Schranktüren wieder geschlossen, ertönte ein lautes, selbstsicheres Klopfen.
„Hier ist König Argmis. Ich würde gerne mit dir sprechen."
Ich erstarrte. Seit ich hier angekommen war, hatte ich den König nicht mehr gesehen und um ehrlich zu sein, war ich auch ganz froh darüber gewesen. Ich konnte nicht genau sagen, was es war, aber er hatte etwas Einschüchterndes an sich. Etwas, das mich dazu verleitete, in der Gegenwart dieses Mannes besonders vorsichtig zu sein.
Als es einige Sekunden später erneut klopfte, eilte ich zur Tür und atmete noch ein letztes Mal durch, bevor ich öffnete.
Das höfliche Lächeln, das ich aufgesetzt hatte, erreichte meine Augen nicht und ich wusste, dass Argmis, der mir nun direkt gegenüber stand, es ebenfalls bemerkte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese Tatsache seinem prüfenden Blick entging.
Als ich merkte, dass er offensichtlich darauf zu warten schien, dass ich ihn hereinließ, trat ich zur Seite. Heute hatte der König ein schwarzes Leinenhemd an, das mit goldenen Schnörkeln verziert war. Die Krone, die er trug, faszinierte mich auch dieses Mal. Nicht, weil sie besonders groß oder aufwändig verziert war, sondern aus dem genauen Gegenteil: Trotz ihrer Schlichtheit, ließ sie ihren Besitzer eine fast schon greifbare Macht ausstrahlen.
Argmis lehnte sich sichtlich entspannt und mit verschränkten Armen gegen den Fenstersims. Dann lenkte er seinen Blick wieder auf mich. Ich stand immer noch in der Nähe der nun geschlossenen Tür und bemühte mich, eine aufrechte Haltung zu behalten. Ich wollte nicht schwach wirken, nicht naiv.
„Wie geht es dir?", fragte er nach einiger Zeit der Stille, die er dazu genutzt hatte, ausgiebig mein Gesicht zu mustern. Ich musste zugeben, es hätte mich durchaus interessiert, ob er etwas hatte herauslesen können.
„Gut", lautete meine einsilbige Antwort. Noch wusste ich nicht, wie ich ihn einschätzen sollte, ob ich diesem Mann mein Vertrauen schenken konnte. Und Menschen, denen man nicht vertraute, erzählte man am besten so wenig wie möglich.
„Das ist schön zu hören", erwiderte er. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass du mit dem Training beginnst. Je früher, desto besser. Die Bedrohung, die gerade von allen Seiten auf dich zukommt, wird nicht so schnell wieder verschwinden – falls sie es überhaupt tut. Du musst lernen, dich zu verteidigen, musst lernen, deine Kräfte einsetzen zu können."
Im ersten Moment wusste ich gar nicht, was ich sagen sollte. Er hatte natürlich recht, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass der König persönlich bei mir auftauchen und mir Trainingseinheiten verordnen würde. Dementsprechend brauchte ich auch einige Sekunden, bevor ich antworten konnte.
„Wie - ... wie soll ich das machen? Ich meine, gibt es jemanden, der mir beibringen kann, meine Kräfte zu nutzen? Jemanden, der mich trainieren könnte?" Alleine würde ich nicht weit kommen, jedenfalls nicht weit genug und das war mir bewusst. Ich würde Hilfe brauchen.
„Eathiran. Ich habe bereits mit ihm gesprochen. Er ist schon unten im Trainingsraum und wartet auf dich. Aber bevor du gehst ..."
Er machte eine kurze Pause und sah sich im Raum um. Aber ich konnte erkennen, dass ihn seine Umgebung nicht wirklich interessierte, es war eher so, dass er sich Zeit nahm, um über seine folgenden Worte nachzudenken. Ich hingegen versuchte noch zu verarbeiten, dass ich nach diesem Gespräch direkt meine erste Trainingseinheit mit Eath haben würde. Offensichtlich wollten sie wirklich keine Zeit vergeuden. Wenn es nämlich nach mir gegangen wäre, hätte das Training auch gerne erst in einigen Tagen anfangen können. Dann hätte ich mir Gedanken darüber machen, vielleicht ein paar Ausdauerübungen oder Ähnliches machen können, um dann in der ersten Stunde nicht vollkommen erbärmlich zu versagen. Aber daraus würde wohl nichts werden. Immerhin konnte ich dem König der Astóric schlecht widersprechen – noch fühlte ich mich nicht in der Position dafür.
Vielleicht würde sich das irgendwann mal ändern, wer wusste schon, was die Zukunft für uns alle bereithielt.
„Ich habe noch eine Frage an dich", sprach der König schließlich. Irgendetwas an seinem Ton verunsicherte mich. Es kam mir vor, als würde die Antwort, die ich geben würde, eine große Bedeutung für ihn haben. „Wenn du die Wahl hättest, einen Krieg zu verhindern und damit tausende Leben zu retten, würdest du dafür das Leben eines geliebten Menschen opfern? Oder würdest du den Krieg wählen?" Zum Ende hin war es gerade mal ein Flüstern, das seine Lippen verließ.
Warum fragte er mich das? Was erhoffte er sich, aus meiner Antwort schließen zu können? Wollte er wissen, ob ich genug Selbstlosigkeit besitzen würde, um das Leben Tausender zu retten? Wollte er wissen, ob ich vernünftig genug sein würde?
Ich hätte lügen können. Ich wusste, dass ich ihm nicht die Wahrheit sagen musste. Aber ich entschied mich dagegen.
„Es hängt oft von vielen weiteren Dingen ab, von den Umständen, der Zeit, den Möglichkeiten. Wenn auch nur die leiseste Chance bestehen würde, den Krieg zu verhindern, ohne die geliebte Person opfern zu müssen, würde ich alles dafür tun, um dies zu ermöglichen. Sollte jedoch keine solche Chance bestehen ... ich habe schon einmal die wichtigste Person in meinem Leben verloren und ich würde es nicht noch einmal tun. Also ja, ich würde den Krieg wählen, würde eine furchtbar egoistische Entscheidung treffen und den Menschen, den ich liebe, retten."
Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte. Vielleicht hatte ich geglaubt, Enttäuschung in seinem Gesicht zu finden, vielleicht Abscheu. Aber stattdessen verzogen sich seine Lippen zu einem kleinen, aber doch deutlichen Lächeln.
„Eine schwere Wahl, nicht wahr?" Er stieß sich vom Fenstersims ab und lief an mir vorbei zur Tür. Bevor er ging, sagte er noch: „Ich respektiere dich für deine Ehrlichkeit, Allyra. Vielleicht beneide ich dich sogar um die Entscheidung, die du treffen würdest. Ein König würde diese Wahl nämlich gar nicht erst haben."
>>>*<<<
In den letzten Tagen hatte Nescan mir ein paar neue Sachen besorgt, unter anderem auch Sportklamotten. Nun kam mir das mehr als nur gelegen. Ich zog mir die schwarze, enge Hose und das ebenso schwarze, ärmellose Oberteil über und begab mich dann direkt nach unten. Ich wusste, wo der Trainingsraum sich befand, dank der kleinen Führung, die Eath mir mal gegeben hatte. Während ich die Treppen runter eilte – ich beeilte mich absichtlich, weil ich wusste, dass ich es mir sonst noch anders überlegen und wieder umkehren würde – legte ich eine Hand über mein viel zu laut klopfendes Herz. Ich wusste auch nicht, warum ich so aufgeregt war. Es war nur ein Training, nicht mehr und nicht weniger. Ob die Aufregung daran lag, dass ich nun endlich erfahren würde, welche weiteren Kräfte in mir schlummerten, oder an dem Mann, der mir helfen würde, diese Kräfte zu wecken, konnte ich nicht sagen.
Auch als ich unten angekommen war und leise die Tür öffnete, hatte das Klopfen sich nicht gelegt. Unbemerkt schlüpfte ich in die große Halle und lehnte mich dann gegen die Wand in meinem Rücken, während ich Eath beobachtete, der in der Mitte des Raums stand. Er hatte mich noch nicht gesehen, weil er gerade mit dem Messer in seiner Hand auf die Wand auf der anderen Seite zielte. Drei Figuren in Form von Menschen waren dort aufgestellt und als Eaths Messer der einen Figur direkt zwischen die imaginären Augen traf, wunderte mich das nicht für eine Sekunde. Dieser Mann wusste genau, was er tat, daran zweifelte ich nicht im Geringsten. Und mittlerweile konnte ich mir auch eingestehen, dass ihn diese Tatsache noch viel attraktiver machte, als er es auch so schon war.
„Du kannst ruhig näher kommen. Oder hast du etwa Angst?" Ich zuckte leicht zusammen, als seine angenehme Stimme plötzlich ertönte, gefolgt von einem leisen Lachen.
„Also auf ein Messer in meinem Kopf kann ich eigentlich getrost verzichten, falls es das ist, was mich erwartet, wenn ich dir näher komme", entgegnete ich und unterdrückte ein Schmunzeln. Er drehte den Kopf etwas zur Seite, sodass er mich wahrscheinlich aus dem Augenwinkel sehen konnte. Dann schleuderte er ein weiteres Messer nach vorne, welches sich in das Herz des Opfers gebohrt hätte. Und das auch ohne, dass Eath hätte hinschauen müssen.
„Ich kann dich beruhigen. Dich in meiner Nähe zu haben, weckt nicht unbedingt den Wunsch in mir, ein Messer nach dir zu werfen. Da fallen mir deutlich bessere Sachen ein, die wir machen könnten."
„Ach ja? Zum Beispiel?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue. Doch als im nächsten Moment ein Messer nur Millimeter von meinem Ohr entfernt in der Wand landete, verging mir der Schalk. Wie festgewurzelt starrte ich Eathiran entgeistert an, während er süffisant die Arme vor der Brust verschränkte und sich mir nun voll und ganz zugewandt hatte.
„Zum Beispiel zu üben, wie man ausweicht."
Schluckend stieß ich mich ab und kam auf ihn zu. Wenn er spielen wollte, dann hatte er sich genau die Richtige ausgesucht. Ich würde mich nicht von ihm einschüchtern lassen. Natürlich hatte er mehr Kraft, mehr Können, mehr Übung. Aber so hilflos war ich nun auch wieder nicht.
Ich stellte mich direkt vor ihn – viel näher, als nötig gewesen wäre. Nur ein Millimeter näher und unsere Oberkörper hätten sich berührt. Er regte sich nicht, sondern beobachtete nur, was ich tun würde. Ich sah ihm in die Augen, ließ meinen Blick über seine gerade Nase bis zu seinen Lippen schweifen und leckte mir dann über meine. Ich hörte sein leises Ausatmen und auch dass er sich anspannte, entging mir nicht. Doch anstatt irgendetwas Unüberlegtes zu tun, bückte ich mich langsam und griff nach zwei der Messer, die er auf dem Boden neben sich platziert hatte. Eins davon hielt ich ihm entgegen – jedenfalls so gut es ging, wenn man sich so nah war.
„Ich wette, dass ich genauer treffe als du."
Überrascht hob er die Augenbrauen. Doch dann schlich sich das wunderschöne Grinsen, das mich jedes Mal fast aus der Fassung brachte, auf sein Gesicht. „Was ist der Wetteinsatz?"
Damit hatte ich bereits gerechnet. Ohne machte es ja auch nur halb so viel Spaß. „Wenn ich gewinne, -"
„Falls du gewinnst", unterbrach er mich.
„Wenn ich gewinne, darf ich dir drei Fragen stellen, auf die du mir eine ehrliche Antwort geben musst."
Er kniff leicht die Augen zusammen. Offensichtlich erkannte er, dass ich mir irgendetwas von seinen Antworten erhoffte, und er war nicht blöd – es würden Fragen sein, die er mir vielleicht lieber nicht beantworten würde. Eine Weile lang schien er abzuwägen, wie schlau es war, auf diese Wette einzugehen. Er wägte ab, ob ich eine Chance gegen ihn haben konnte. Oder ob ich einfach nur bluffte.
„Also gut. Aber wenn ich gewinne, gilt dasselbe für dich." Als würde es unsere Wette besiegeln, nahm er mir das Messer ab. Dann, statt sich abzuwenden, legte er zwei Finger unter mein Kinn und hob es an. „Mit gesenkter Barriere. Wir wollen doch fair bleiben, nicht wahr?"
War ja klar, dass er das nicht vergessen würde. Ich hatte meine Gabe, konnte somit also erkennen, ob er wirklich die Wahrheit sagte. Er dagegen konnte dies nur herausfinden, wenn ich ihm Zugang zu meinem Kopf verschaffte.
Ich umfasste sein Handgelenk und drückte ihm seine Hand gegen die Brust. Dort, wo er mich berührt hatte, spürte ich immer noch ein schwaches Kribbeln.
„Nichts lieber als das", antwortete ich auf seine Forderung und schenkte ihm ein gönnerhaftes Lächeln. Ich würde nicht kneifen.
Dann trat ich zurück und stellte mich neben ihn. „Auf was zielen wir?"
„Die mittlere Figur. Nasenspitze." Die Figuren hatten zwar keine wirklichen Gesichter, aber sie waren angedeutet. Augenhöhlen, Mundlinie, Nase. Letztere war jedoch alles andere als groß. Und wir waren mindestens zwanzig Meter von unserem Ziel entfernt. Ich musste zugeben, in diesem Moment fragte ich mich wirklich, wie durchdacht diese Wette gewesen war. Eigentlich nämlich gar nicht.
„Du fängst an", wies ich ihn an und machte eine ausladende Armbewegung, um ihm zu verdeutlichen, dass er sich in Position bringen sollte. Während er sich hinstellte und die Figur anvisierte, hielt ich den Atem an. Ich durfte nicht die Nerven verlieren. Ich war nicht allzu gut im Kämpfen und Ausdauer war auch nicht gerade meine Stärke. Aber ich war schon immer sehr gut im Werfen und Zielen gewesen. Als Nescan nicht mehr dagewesen war, hatte ich zum Zeitvertreib manchmal mit Messern auf Bäume gezielt. Aber ob ich mit Eathiran würde mithalten können, war mehr als nur unsicher.
Bevor er warf, drehte er sich noch einmal mit einem spitzbübischen Ausdruck zu mir. „Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich auf unser Abendessen freue."
„Mhm", murmelte ich, „vielleicht überlege ich es mir nochmal."
Dann warf er. Und ich musste nicht zur Figur gehen, um erkennen zu können, dass die Nase auf jeden Fall getroffen wurde. Die Frage war nur, ob ich es schaffen konnte, näher an die Spitze zu kommen, mittiger zu treffen als er.
„Zu spät, meine Liebe. Abgemacht ist abgemacht", bezog er sich auf meine Aussage über das Abendessen. Dann trat er an mich heran, umfasste eine Haarsträhne, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte, und ließ sie durch seine Finger gleiten. „Vielleicht wird eine meiner drei Fragen ja sein, ob du dir genauso sehr wie ich gewünscht hast, mit mir auszugehen. Oder ich frage dich -"
„Aus dem Weg", knurrte ich und stieß ihn leicht zur Seite, um mich hinzustellen und bereit für meinen Wurf zu machen. Zu meinem Leidwesen brachte ihn das nur zum Lachen.
Ich ließ mir nicht lange Zeit. Zu viel Nachdenken würde es nur versauen. Also visierte ich mein Ziel an, nahm etwas Schwung und warf. Eine Sekunde später war es auch schon vorbei.
Mein Messer steckte direkt neben dem von Eath. Auch ich hatte die Nase getroffen. Jetzt ging es um Millimeter.
Zusammen liefen wir nach vorne zur Zielfigur und schauten uns das Ergebnis an.
Es war knapp gewesen.
So verdammt knapp.
„Ich nehme meine Worte zurück", sagte ich. „Ich freue mich auch sehr auf unser Abendessen." Ich versuchte gar nicht erst, mein Grinsen zu unterdrücken. „Und ganz besonders auf deine Antworten."
° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °
Hi, Hey, Hello.
Habe heute mal versucht, realistisch abzuschätzen, wie viele Kapitel es insgesamt werden. Ich denke etwa 42 plus Epilog. Also kommt noch einiges. Aber 12 Kapitel hören sich eigentlich auch nicht mehr nach soo viel an, oder? Na ja, ich werde mich jedenfalls bemühen, vielleicht doch noch im September fertig zu werden. Vielleicht kriege ich dadurch ja sogar noch eine Lesenacht oder Lesewoche zusammen für euch, das haben sich ja einige gewünscht. Mal gucken :')
Hoffe, das Kapitel hat euch gefallen!
Übrigens habe ich mir überlegt, ab jetzt immer wieder mal so Kapitelfragen am Ende zu machen. Dieses Mal würde ich gerne von euch wissen:
Wofür würdet ihr euch entscheiden? Den Krieg oder das Leben des geliebten Menschen?
Bis zum nächsten Kapitel!
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