«miss movin' on»

»A True friend
You're here 'till the end
You pull me aside when somethin' aint right
Talk with me now and into the night
'Till its alright again
You're a true friend.«

SOPHIA

Leise rieselt der Schnee, wirft sich wie eine warme Decke über Londons Dächer, taucht alles in ein leuchtendes, reines weiß und Himmel, geht er mir auf den Sack! Während alle um mich herum über die wundervolle Pracht sprechen und schwärmen, als wäre Brad Pitt persönlich vor ihnen auf die Knie gegangen, raufe ich mir verzweifelt die Haare.

Wie gemein kann das Schicksal eigentlich sein? Es nicht nur die Tatsache, dass mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht und mir der Laufsteg unterm Arsch wegfrieren würde, nein, es kommt noch viel besser. Eine Stunde vor dem Soundcheck klingelt mein Handy und schon bei dem Bild, welches sofort aufploppt, möchte ich es am liebsten im zugefrorenen See versenken.

Die Augenrollend, gleichzeitig betend und kurz vor einem Nervenzusammenbruch, hebe ich ab und nehme einen Anruf entgegen, den ich niemals bekommen wollte, denn Dank meiner weiblichen Intuition; oder wie meine beste Freundin sagen würde: Meinem (un)gesunden Pessismus, weiß ich ganz genau, was er sagen wird, bevor er auch nur eine Silbe gesprochen hat.

"Louis Tomlinson, mein Engel, mein Retter in der Not!" schleime ich ihn mehr als nur verzweifelt voll, in der Hoffnung das Disaster abwenden zu können.

Aber ich kann es nicht. Hustend und keuchend erklärt mir der Verlobte meiner besten Freundin, dass er sich bei seinem Sohn angesteckt hat und zum ersten Mal verfluche ich den kleinen Fratz. Zwar nur für einige Sekunden aber schlecht fühle ich mich trotzdem. Schließlich habe ich es selbst nie anders gemacht. War ich krank, steckte ich meinen Vater absichtlich an, um nicht alleine im Bett liegen bleiben zu müssen.

"Es tut mir Leid, Schnuffel", schnieft er, keucht und legt schließlich auf.

"Verdammte Scheiße!" kreische ich auf und raufe mir zum hundertsten Male die Haare. Am Ende des Tages würde ich sicherlich mit Glatze herum laufen. Vorausgesetzt ich würde es überhaupt bis zum Ende des Tages schaffen. Wenn weiter alles den Bach herunter läuft, würde ich vor das nächst beste Auto springen.

Einen klaren Kopf zu bewahren, ist nicht einfach, das merke ich sofort, aber wenn ich jetzt nicht funktioniere, fahre ich alles an die Wand und dieses Risiko kann und will ich nicht eingehen. Also tue ich, was mir zuerst in den Sinn kommt. Ich rufe verzweifelt bei Briana an und bitte sie zusammen mit Eleanor, sofern sie sich nicht auch beim kleinen Freddie mit den Windpocken angesteckt hat, und Taylor vorbei zu kommen. Letztere war gerade bei den Abbey Road Studios gewesen, als ich sie das erste Mal offiziell und außerhalb der überzogenen Promi-Veranstaltungen getroffen hatte. Seit her halten wir regelmäßigen Kontakt, was dazu geführt hat, dass ich ein Kleidungsstück für ihr neues Musikvideo schneidern durfte.

Bis meine Freunde allerdings eintreffen, bleibt einiges zu tun. Trotz der frühen Morgenstunden herrscht ein aufgeregtes Gewusel aus Technikern, Stylisten und meiner Wenigkeit. Die Location in SoHo war ein wahnsinniger Glückstreffer, den ich selbst noch nicht ganz glauben kann. Die alte Halle einer stillgelegten Fabrik wirkt gebrechlich, kaputt und veraltet, doch mit der richtigen Beleuchtung und stimmungsvoller Musik, wirkt es völlig anders. Es verspricht Veränderungen, etwas Neues erschaffen und gleichzeitig das Alte nicht vergessen. All dieses Geschwafel schreibe ich mir auf Karten und hoffe so eine einigermaßen annehmbare Rede halten zu können, bevor befreundete Models, teilweise ehemalige Kommilitonen in meiner selbst entworfenen und eigenhändig geschneiderten Kleidung über den Laufsteg laufen.

Zumindest sah so mein Plan aus, bis ich heute morgen aufgestanden bin und zehn Zentimeter Neuschnee vor meiner Wohnungstür gefunden habe.  Mein Plan, einen pechschwarzen Laufsteg mit wundervollen LED Lichtern in einer betongrauen Location zum Strahlen zu bringen, wurde unter einen dicken, weißen, für High Heels viel zu glatten Schneeschicht begraben. Und das schlimme an der Sache? Meine gesamte Crew, bestehend aus Freunden, Bekannten und befreundeten Kollegen scheint das Ganze nicht einmal ein kleines bisschen zu stressen.

Dieser Fakt lässt mich nur noch verzweifelter werden. Und wenn ich nicht bald etwas gegen diesen Fakt tue, werde ich wahnsinnig, dessen bin ich mir sicher. Alles, was mir jetzt noch hilft sind Kaffee und meine Nähmaschine.

"Nick!" rufe ich meinen Lichttechniker und hoffe, dass er sich wenigstens dieses eine Mal von seiner Freundin lösen kann. "Ja, Soph?" höre ich ihn vom Backstage Bereich rufen. Wie es aussieht, hängt er an seinem zweitliebsten Platz, dem Catering. Mit vollem Mund und drei frischen Cupcakes in der Hand kommt er auf mich zu gelaufen. Dass er auf dem schneebedeckten Laufsteg nicht ausrutscht und mir die cremigen Törtchen ins Gesicht haut, ist alles. "Ich brauch mal ein bisschen Zeit für mich. Bria und die Mädels werden in ca. zwei Stunden hier sein, dann komm ich mit Kaffee zurück. Aber vorerst muss ich mich um neue Musik kümmern und außerdem"- mein Blick wandert von dem immer-fröhlichen Lockenkopf zu meiner Schwester Zoé, welche ich im Backstagebereich mit dem Reißverschluss ihres Kleides kämpfen zu scheint. "- bin ich mir ziemlich sicher, dass Zoé gerade ihr Kleid ruiniert hat."

"Kein Problem, mach dir keine Sorgen, Sophia, ich hab alles im Griff." Beruhigend streicht er mir über die Schulter und nimmt mich kurz in den Arm, bevor ich mich bedanke und gehe.

Nicht weit von der Location habe ich meine kleine Wohnung, meinen kleinen aber feinen Schuhkarton. Auch wenn die Miete für den Deichmann-Schuhkarton eher  dem Preis von zehn Paar Louis Vuitton's entspricht, freue ich mich, als ich die Tür öffne und von Ralph begrüßt werde. Mein persönlicher Teddybär hüpft an meinen Beinen hoch und hält bereits seine Leine fest zwischen den Zähnen. "Ich schätze Miss Crawley war nicht bei dir, Kleiner", spreche ich leise, während ich ihm über den Kopf streichle. Auch wenn ich mir vorgenommen habe mich mit einer Tasse Kaffee hinter der Nähmaschine zu verkriechen, ziehe ich mir nun meinen warmen und weniger stylischen Mantel an, leine Ralph an und verlasse die Wohnung erneut.

Der SoHo Square Garden bietet mir genug Ruhe, um mich ganz auf die Probleme zu konzentrieren. Angefangen bei der Tatsache, dass mein Musikact abgesprungen ist, was bedeutend wird, dass auch weniger Presse anwesend sein wird, bis hin zu der Tatsache, dass Anastasia, meine "Hauptattraktion" abgesprungen ist, weil sie sich den Fuß verstaucht hat. Aber egal, wie lange ich hin und her grüble, mir fällt keine akzeptable Lösung ein. Egal, wie ich es drehe und wende, das Projekt «SS Reputation» ist gescheitert, bevor es überhaupt angefangen hat. Wenn die Präsentation nichts wird, kann ich die Stelle bei «Vaughan» an den Nagel hängen. Das walisisches Label, welches mir als einziges während meines Studiums eine Chance gegeben hat, mich zu beweisen, hat mich auch jetzt nicht im Stich gelassen. Unter ihrem schützenden Flügel gaben sie mir die Chance meinen Namen zu etablieren und ich habe es versaut. Matthew und Marc Vaughan werden mich hassen, in hohem Bogen rausschmeißen. Mein Ruf wäre ruiniert.


Sich den Kopf zu zerbrechen, bringt nicht weiter, das muss ich mir eingestehen, als ich zwei Stunden später wieder in der Livonia Street ankomme. Geändert hat sich nichts. Es schneit noch immer, der Laufsteg ist nicht überdacht und ich bin mir noch immer sicher, dass es eine Zeltplane nicht retten wird. Es wird das Ganze nur billig aussehen und genau das wollte ich eigentlich vermeiden. Vorsichtig balanciere ich die zwei Becherhalter in den Backstage-Bereich, wo sich Nick, Taylor, Briana und Eleanor bereits versammelt haben. Alle vier sind dick eingepackt und scheinen trotz der Kälte guter Dinge zu sein. Als die blonde Sängerin mich sieht, steht sie breit grinsend auf und nimmt mir einen der Träger aus der Hand. "Hey, Sophia", lächelt sie, drückt mir ein Küsschen auf die Wange und setzt sich wieder neben den Tomatenroten Lockenkopf. Wenn das mal seine Freundin nicht sieht, denke ich und lächle zum ersten Mal an diesem Tag.

"Also Süße, wie mischen wir den Laden hier auf, wie sieht dein Plan aus? ", fragt sie und schlürft genüsslich an ihrem Latte Macchiato. Erst jetzt, wo sie einen vollständigen Satz gesprochen hat, fällt mir das Kratzen in ihrer sonst so sanften Stimme auf. Enttäuscht seufzend lasse ich mich auf die Couchlehne neben sie fallen und sage: "Mein Notfallplan ist gerade gestorben." Eigentlich hatte ich sie fragen wollen; okay, ich hatte sie anflehen wollen, mir den Arsch zu retten. Aber das kann ich nun getrost vergessen.

Die einzige, die die ganze Zeit abwesend schien, und mich kaum bemerkt zu haben, meldet sich mit einem Male. Sie springt glücklich lachend auf, verschluckt sich und hustet vor sich hin. Die ganze Show dauert geschlagene drei Minuten. Doch als Eleanor sich endlich beruhigt hat, strahlt sie von einem Ohr zum anderen und sagt: "Sophia, mein Engel. Louis hat gerade all deine Probleme gelöst!"

Das Level meiner Verzweiflung ist mittlerweile so hoch, dass ich ihr erleichtert um den Hals falle und ihr einen dicken Kuss auf die Wange gebe. Ich freue mich riesig, bin wahnsinnig erleichtert und hoffe meine noch sehr frische Karriere im Designer-Business doch nicht die Toilette herunter gespült zu haben. Ich freue mich so sehr, dass ich völlig vergesse, das ich mein Schicksal in die Hände eines tollpatschigen Vollidioten gelegt habe.





Doch die Erkenntnis kommt. Sie kommt spät, ist irreparabel und lässt mich einen Verzweiflungsgrad erreichen, den ich bis dato nicht kannte...









♧♧♧♧

Hallo meine Lieben!
Herzlich Willkommen zu der verzweifelten Suche nach meiner inneren Sophia XD

Als ich gestern versucht habe an Irresistible weiter zu schreiben, bin ich dezent verzweifelt. So verzweifelt, dass ich einfach mal drauf los geschrieben habe und das hier kam dabei raus. Es werden drei Kapitel werden, im wesentlichen inspiriert von Louis' neuem Song und Taylors Album: Im Klartext, eine weitere Songfanfic, ihr kennt das ja schon von mir :*

Nichtsdestotrotz würde ich mich freuen, wenn ihr Soph, Liam und mich noch ein bisschen weiter begeleitet.

P.S.: Ich hab mir sogar erlaubt, ein paar Spoiler für Irresistible im Laufe dieser Story zu verstecken, also haltet eure Augen auf ;)

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