Kapitel 2

 *Ein Junge ohne Perspektiven, der durch die Straßen läuft

Und nichts im Kopf hat, außer dieses Straßenzeug

Bis ich dich und deine Augen sah

Al-hamdu lillah, ein Traum wird wahr*


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Das Rappen war schon seit langem Bestandteil meines Lebens geworden und ließ mich oft Dinge beichten, die ich nicht aussprechen konnte. 

Immer wieder bildeten sich kleine Reims in meinem Kopf und eine passende Melodie dazu die zusammen in anderen Umständen vielleicht wirklich gut wären und auch berühmt werden könnten, doch würde nie jemand einen Song von mir produzieren wollen, allein weil ich kein anständiges Zuhause hatte und dementsprechend blieben meine Lieder unter mir und meinen Freunden geheim und kamen nie an die Außenwelt. 

Nicht anders war es auch als ich sie das erste mal traf und ein Blick reichte aus um die Melodie in mir erklingen zu lassen.

Ihr zierlicher Körper lief an mir vorbei. Genüsslich nahm ich einen weiteren Zug meines Joints und inhalierte das frische Gras während ich sie mit feurigen Augen beobachtete. 

Es war ein später Abend und eigentlich schon lange keine Zeit mehr für Mädchen in ihrem Alter sich draußen rum zu treiben. Dazu warteten einfach zu viele notgeile Männer hinter jeder Ecke, die jeder Zeit Handgreiflich werden würden und sie sexuell missbrauchen würden. 

Ihre schlanken Beine, umhüllt von einer Marken teuren Hose, stolzierten auf hohen Schuhen an mir vorbei. Ihren Blick gerade Wegs nach vorne gerichtet. Sie hatte Angst, das spürte ich. Sie fürchtete sich vor mir, ich sah es ihr an. 

Ihre Haltung stark und selbst bewusst, doch ihre Augen schrien die Panik heraus. Die Panik und Angst um ihr Leben. 

Gelangweilt blies ich den Rauch aus und ignorierte ihren angewiderten Blick und das rümpfen ihrer Nase. Kurz sah sie zu mir, musterte mich und schüttelte dann selbst gefällig den Kopf. Ihre goldenen Locken die im Mondlicht heller strahlten schwangen mit und ließen sie noch schöner erscheinen. 

Sie war schön, äußerlich. Innerlich hingegen war sie mir unbekannt, doch reichte ein Blick aus um zu wissen, dass sie nicht viel von mir hielt und mich verurteilte. 

Reiche Menschen, wie sie einer bestimmt war, verabscheuten uns. Uns die kein Zuhause hatten, kein sicheres Dach über dem Kopf. 

Doch was konnten wir schon dafür? 

Was konnten wir dafür dass wir dieses Schicksal teilten? 

Das wir kein Geld hatten, uns nichts leisten konnten und nicht wie die anderen Menschen jeden Tag etwas essen konnten?

 Was konnten wir schon dafür dass wir verurteilt wurden und keine Arbeit bekamen nur weil Straßenpenner waren, obdachlos und ohne wirkliche Perspektiven durch die Welt liefen weil sie sowieso zu nichts führen würden.


Lange sah ich ihr noch hinter her, ließ meinen Blick über sie gleiten, ließ meine Gedanken um sie kreisen und nahm einen letzten Zug von meinem Joint ehe ich ihn weg warf und aus trat. 

Leicht stieß ich mich von der Wand ab und die leisen Geräusche meiner alten zerfetzten Schuhe als ich einen Schritt tat ließen sie zusammen zucken und rasch zu mir herum drehen. Ängstlich sah sie mich an, ihre Augen schrien mir jetzt regelrecht die Panik entgegen. Sie dachte ich würde ihr etwas tun, doch könnte ich das nie. 

Ihre Augen waren Schuld daran.

,,Mädchen'' meine raue stimme hallte durch die verlassene Gasse und ließen sie abermals auf zucken. 

,,Die Nacht ist lang, gefährlich und dunkel. Pass auf, hinter den hintersten Ecken lauert nur die Gefahr, die Gefahr die dich dein Leben kosten kann'' kurz sah ich ihr noch mal in ihre tief blauen Augen und wendete mich dann zum gehen ab. 

Mit schweren Schritten lief ich in die andere Richtung aus der sie gekommen war und spürte dabei deutlich wie sich ihr Blick in meinen Rücken bohrte. 

,,Kannst du mir helfen?'' 

Ihre Stimme war nur auch Hauch. 

Ein Hauch der Hilflosigkeit und ließ mich stocksteif stehen bleiben. 

,,Bitte?'' 

Wie eine Melodie erklang ihre Stimme in meinen Ohren und ließ mich zu ihr herum drehen. 

,,Ich hab mich verlaufen'' 

Die Verzweiflung war ihr an zu sehen. 

Ihre Schulter sanken, ihre Haltung war nicht mehr aufrecht gar selbstbewusst. 

Ein kleines Grinsen schlich sich auf meine Lippen. 

Sie sah zu süß dabei aus. So hilflos und zerbrechlich dabei wussten wir beide genau, dass ich derjenige war der zerbrechlich war und drohte daran kaputt zu gehen. 

,,Wo wohnst du?'' 

Meine eiskalte Stimme jagte ihr Angst ein. Sie wich nach hinten aus als ich näher an sie heran trat. 

Zwei Meter blieb ich vor ihr stehen und sah trotz ihrer hohen Schuhe auf sie herab. Ich sah ihr deutlich an wie schwer es ihr fiel zu atmen und meine Nähe zu ertragen. Ich sah ihr an dass sie sich am liebsten die Nase zu halten wollte. 

Ich stank, doch kannte ich mich nicht anders und auch die anderen nicht. Meine Clique und ich rochen eben alle gleich. Wir teilten immerhin das selbe Schicksal und waren eine Familie die jeden so akzeptierte wie er war. 

Wozu brauchten wir also jeden Tag duschen und unser Geld dafür aus dem Fenster schmeißen, wenn es doch auch der Regen tat und wir lieber von dem Geld etwas zu trinken kaufen konnten.

 

Ihre Unsicherheit ließ mich von ihr zurück treten. Man merkte deutlich wie froh sie darüber war und sie sich gleich wieder etwas entspannte. 

Kurz räusperte sie ihre Engels gleiche Stimme und schön sondern anscheinend wie schon vermutet auch noch reich. 

In beiden Fällen also das komplette Gegenteil von mir.

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Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen:)

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