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Fest schüttelte Harry Mr. Grenngrasses Hand und sah sich dann im Vorzimmer zum Gerichtssaal um. Er war gerade erst im Ministerium angekommen und schien ausnahmsweise sogar recht früh zu sein.

„Guten Mittag, Mr. Potter" wünschte ihm der etwas ältere Mann, mit welchem er sich erst vor wenigen Tagen getroffen hatte. Die Greengrasses waren eine der wenigen alten Familien, die Voldemort nicht unterstützt hatten und somit ihre Privilegien behalten hatten.

„Ebenso, Mr. Greengrass" erwiderte Harry, während er versuchte überschlägig zu zählen, wie viele der Gamotsmitglieder bereits da waren. Gerade gab es, da Kingsley sich vor Neuwahlen drückte, nur dreiunddreißig besetzte Plätze. Der Rest war den Familien nach dem Krieg abgesprochen worden oder die Inhaber waren verstorben. Und da nur die Hälfte des Gamots wählbar war, war es auch ohne Neuwahlen funktional. Glücklicherweise würden die Wahlen im nächsten Jahr allerdings endlich wieder stattfinden.

„Wie geht es Ihnen, und den Kindern?" fragte der Reinblüter während sie gemeinsam den Gamotssaal betraten, welcher viel zu leer wirkte. Schließlich kamen auf dreiunddreißig Sitzplätze noch weniger Mitglieder - er allein hatte ja bereits neun Stimmen.

„Ganz gut, sie werden sich allerdings auch freuen, wenn diese Situation endgültig geklärt ist. Und wie geht es Ihnen? Ich habe gelesen, dass Daphne sich verlobt hat", fragte Harry zurück, während er sich setzte und Mr. Bullstrode welcher auf seiner anderen Seite saß, kurz zunickte. Wegen der Sache mit Harriette waren sie zwar nicht allzu gut aufeinander zu sprechen, doch Mr. Bullstrode war überzeugter Konservativer und würde Draco nicht nach Askaban gehen lassen.

„Ja, sie wird in einem Jahr heiraten. Wir freuen uns schon sehr darauf" erklärte Mr. Greengrass, ohne dabei wirklich viel zu erzählen. Das war wohl die Kunst solcher Treffen. Doch glücklicherweise wurde ihr angespannter Smalltalk unterbrochen, als Kingsley mit einigen weiteren Gamotsmitglieder in den Raum trat.

Recht schnell füllten sich nun auch die restlichen Sitze, sodass Kingsley pünktlich um Zwei aufstand und sich räusperte.

"Guten Mittag. Hiermit eröffne ich die Fünfundachtzigste Gamotssitzung des Jahres 2003. Unser erster Tagesordnungspunkt stammt von Mr. Herbert Southshore und betrifft die Einreisekontrollen per Flohnetzwerk von Nichtansässigen Zauberern und Hexen in Verbindung zu den internationalen Abkommen mit der internationalen Vereinigung der Zauberer" begann die Sitzung und die damit verbundenen Diskussionen. Harry, der sich sicher war, dass seine Themen als letztes diskutiert werden würden - dann, wenn niemand mehr Lust hatte - versuchte dennoch aufmerksam zu bleiben und alles mitzubekommen. Doch spätestens als irgendwelche Regelungen aus dem siebzehnten Jahrhundert vorgelesen wurden, verlor er den Anschluss. Doch glücklicherweise war heute nur eine Diskussionsrunde, sodass er genug Zeit hatte sich für die Abstimmung vorzubereiten.

"Gut. Das Ergebnis wird im Protokoll verzeichnet. Nun zum vierten Punkt. Dieser wurde von Mr. Harry James Potter eingebracht und betrifft die geplante Änderung in der Regelung für Finanzüberwachung in Koboldgeführten Instituten" kündigte Kingsley an während Harry sich etwas nervös erhob. Ab hier musste er sich beweisen und so viele Zauberer wie möglich auf seine Seite ziehen.

"Vielen Dank, Herr Minister. Ich möchte diese von Ihnen eigenmächtig geplante Regelung ansprechen, da diese durch Ihre Formulierung dazu führt, dass sämtliche Geldflüsse von alten, reinblütigen Familien dokumentiert und dem Ministerium zu berichten. Abgesehen von der mangelden, gesetzlichen Definierung zu alten, reinblütigen Familien, ist diese Regelung unmöglich mit mehreren Grundsätzen unvereinbar" fing Harry an, während er sich darüber bewusst war, das sämtliche Mitglieder des Gamots welche aus reinblütigen Familien stammten, genaustens zuhörten. Er bezweifelte, dass auch nur einer mit dieser Überwachung einverstanden war.

"Erwähnte Grundsätze sind unter anderem die beschlossene Gleichberechtigung von Zauberern und Hexen aus dem Jahr Achtzehnhundertelf und das Bankengeheimnis, welchem die Kobolde unterliegen und das bereits, seit Zwölfhundertfünfundsiebzig als etabliert gilt. Ich sehe durch die Überwachung keine dermaßen überwiegenden Vorteile, welche eine vollkommene Überwachung ausgewählter Personen rechtfertigt", schloss Harry, ehe er sich bedankte und wieder setzte. Dafür ergriff nun allerdings Kingsley wieder das Wort, wie erwartet, um seine Regelung zu verteidigen.

"Danke, für Ihre Einwände. Ich beabsichtige diese Änderung durchzuführen, um zukünftig verhindern zu können, dass Spenden wie zum Beispiel an Ihr-wisst-schon-wen einfacher erkannt und einer Gefährdung leichter die Finanzierung entrissen werden kann. Und da vor allem die reinblütigen Familien sehr eng vernetzt sind, halte ich eine strengere Überwachung für unabdingbar. Ich denke keiner von uns möchte sich erneut einem so mächtigen Gegner mit unzähligen Anhängern entgegenstellen müssen" rechtfertigte sich Kingsley. Harry, der gerade etwas erwidern wollte, ließ es bleiben, als Mr. Greengrass sich erhob.

"Vielen Dank für diese Erläuterung. Dem Grundsatz nach kann ich Ihnen nur zustimmen. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass die einzige Möglichkeit solche Spenden zu verhindern ein Allgemeinverdacht gegen alle Reinblüter sowie deren Überwachung sein kann. Ich wäre durchaus bereit, eine leichtere Überwachung von Geldflüssen bei direktem Verdacht einzelner Personen durch die Auroren und deren Befugniskatalog zu prüfen und Ihnen darüber einen Bericht zukommen zu lassen. Aufgrund der Verallgemeinerung werde ich allerdings gegen Ihre geplante Änderung stimmen" erklärte der Ältere Mann sachlich und deutlich ruhiger, als Harry es geschafft hatte. Und weckte durch seinen Alternativvorschlag auch allgemeine Sympathie bei den anderen Mitgliedern.

Mit säuerlicher Mine erhob sich Kingsley also erneut und sah einmal in die Runde. "Dann bitte ich um Handzeichen. Wer stimmt für eine Beibehaltung der bisherig geplanten Änderung?" fragte Kingsley und hob seine eigne Hand während nur zwei weitere Gamotszauberer ihm zustimmten. "Wer ist dafür, die Änderung zu kippen und stattdessen nach Alternativen zu suchen?" fragte er dann, woraufhin die restlichen Hände in die Höhe gingen. Erleichtert atmete Harry durch und nickte Mr. Greengrass dankbar zu als der Protokollant das Ergebnis vermerkte.

"Nun gut, dann wird bei unserem nächsten Treffen darüber diskutiert, wie eine solche Überwachung in Gefahrenfällen sonst möglich gemacht werden kann. Damit kommen wir zum nächsten Punkt. Dieser stammt ebenfalls von Mr. Potter und hängt mit einer Rückfrage bezüglich der Überwachung und Zählung der Dementoren zusammen" machte Kingsley weiter und sah dabei voll und ganz unzufrieden auf. So, wie Hermine es erzählt hatte, wollte er wohl nicht, dass die Sache mit den Dementoren bekannt wurde. Wenn man bedachte, wie viele von den Gamotsleuten Verwandte oder Bekannte in Askaban hatten, nur verständlich. So lag auch bei diesem Punkt die ungeteilte Aufmerksamkeit auf Harry, als dieser sich erhob.

"Ja, Herr Minister. Mir ist zu Ohren gekommen, dass es eine Interne Anfrage an die zuständige Stelle des Ministeriums gab, laut der die noch verbliebenen Dementoren nun aufgespürt und gezählt werden sollen. Da die Population allerdings nach der Entlassung aus Askaban stark zurückgegangen ist und der Expecto Patronum nun fest ins Kurrikulum für Hogwarts aufgenommen wurde, stellt sich mir die Frage, weshalb eine solche Zählung notwendig ist?" fragte Harry, wobei er es jedem selbst überließ, seine Unterstellung zu interpretieren.

"Nun, wie Ihnen sicher bekannt ist, muss mindestens ein Drittel der Plätze für eine solche Anfrage stimmen, bevor sie zu beantworten ist. Gibt es Mitglieder des Gamots, die sich Mr. Potters Anfrage zu internen Ministeriumsangelegenheiten anschließen?" fragte Kingsley und schien kurz vergessen zu haben, dass ihm für eine solche Anfrage lediglich zwei Stimmen fehlten, die sich mit Leichtigkeit fanden. Es wäre eine Lüge, würde Harry behaupten das hier nicht zu genießen.

"Dann werde ich diese Anfrage selbstverständlich beantworten. Die Überwachung der Dementoren habe ich angeordnet, um einen besseren Überblick über die Population dieser Wesen zu erhalten, jetzt wo sie weniger Möglichkeiten zum Brüten haben. Alleine um den Bestand nicht zu gefährden, würde sich je nach Ergebnis der Zählung, die Frage stellen, ob eine vollständige Entlassung der Dementoren aus dem Dienst des Ministeriums überhaupt verantwortbar war und ob geringe Einsätze - kein dauerhafter Einsatz wie bisher in Askaban - nicht doch wieder sinnvoll wären" brachte Kingsley überraschend ruhig hervor. Durch die zuvor bekannte Tagesordnung hatte er sich allerdings auch vorbereiten können.

"Bitte entschuldigen Sie, Herr Minister, aber ich kann mir keine Nachteile vorstellen, die durch ein Aussterben der Dementoren - das ohnehin höchst unwahrscheinlich ist - entstehen könnten. Darum muss ich wohl darauf bestehen, und ich hoffe einige von Ihnen schließen sich mir an, dass die Ergebnisse dieser Zählung sowie ihre darauf basierenden Handlungsvorschläge mit dem Gamot abgesprochen werden" erhob sich etwas zittrig nun Mr. Fawley welcher wohl ähnlich alt war, wie Dumbledore. Dennoch war Harry mit dessen Einwurf mehr als zufrieden während Kingsley mit zusammengekniffenen Lippen nickte.

"Damit ist über das Anliegen abzustimmen. Wer ist dafür, dass die Angelegenheit Dementoren aus dem Kompetenzbereich des Ministers in das des Gamots gelegt wird?" fragte Kingsley und funkelte Harry kurz an, als die knappe Mehrheit der Sitze für eine Überwachung des Gamots war. Seine neun Sitze waren daran maßgeblich beteiligt.

"Der Punkt wird ebenfalls ins Protokoll übernommen. Damit ist die Tagesordnung für heute an sich beendet. Da sich kurzfristig allerdings noch die Notwendigkeit für eine Urteilsfällung des Zauberergamots ergeben hat, werden wir nun den Fall Draco Malfoy verhandeln." kündigte Kingsley an und Harry straffte die Schultern.

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