67. Jaylin: Besetzung
Briana ließ schockiert ihr Handy sinken und schluckte schwer.
Besorgt sah ich sie an. „Was ist los?"
Ihr Blick richtete sich auf mich, sie wirkte fassungslos. „Charlie ist... er liegt im Krankenhaus"
„Was ist passiert?" Meine Freunde waren mir nicht so egal, wie ich versuchte, es mir und allen anderen weiszumachen und selbst, wenn Charlie für mich immer nur ein grimmiger Miesepeter gewesen war, sorgte ich mich doch um ihn und die anderen.
„Dale hat mir nicht alles erzählt, er wollte eigentlich nur Bescheid geben, dass sie Chad gefangen genommen haben und im Vampirreich im Kerker weggesperrt und dass wir Boris die nächste Zeit lieber in Ruhe lassen sollen, weil er nur bei Charlie sein will..."
„Kann Austin ihn nicht heilen?", wollte ich irritiert wissen.
Briana zuckte nur mit den Schultern und seufzte schwer. „Wenigstens stellt zumindest Chad jetzt erstmal keine Gefahr mehr dar, das ist doch ein kleiner Sieg"
„Mh", brummte ich nur und sah auf den Bildschirm, der unser pausiertes Fifaspiel abbildete. „Willst du weiterspielen?"
Sie verneinte und meinte, dass sie sich bettfertig machen würde.
Sobald sie weg war, tauchte Alvar plötzlich auf, so als hätte er schon darauf gewartet. „Mann, verschwindet die auch wieder?"
„Sie ist meine Cousine, Alvar, sie darf hier sein."
„Ach, dann willst du sie also einweihen?"
„Nein", schoss ich sofort hervor und winkte ihn dann zu mir, um meine Stimme zu senken. „Ich weiß, dass Dale sie nicht nur informieren wollte, sondern, dass sie noch zum Team gehört, wir müssen also vorsichtig sein..."
„Du bist ja nicht sehr konsequent", kritisch sah mich der Höllenkrieger an und ich verdrehte die Augen. „Ich wollte, dass sie sich gegen mich entscheidet, um sie zu schützen, aber ich werde sie wohl sowieso nicht los, also kann ich die Zeit mit ihr auch genießen, ohne ihr Druck zu machen. Sie ist die einzige, die mich nicht mit diesen mitleidigen Augen ansieht..."
„Ich doch auch nicht" Alvar spielte den Verletzten.
Ich verdrehte deshalb die Augen. „Weil du kein Mitleid empfinden kannst. Wieso bist du eigentlich hier? Willst du was oder ist dir nur langweilig?"
„Ich wäre mit allem fertig, wollte ich dir mitteilen", meinte Alvar, überraschte mich dadurch ziemlich. „Du musst also nur deine nervtötende Cousine und Michael für ein paar Stunden loswerden und wir können das Ganze hinter uns bringen."
Ich schluckte und nickte verstehend.
„Hei, wo bleibt deine Begeisterung?" Er rüttelte mich an der Schulter. „Du wirst bald wieder laufen können! Das ist doch ein Grund, sich zu freuen!"
„Mhm, sofern alles klappt", brummte ich und seufzte dann erschöpft. „Ich beschwöre dich, wenn ich die zwei los bin, okay? Halte dich solange bedeckt. Und hör auf, uns zu bespannen."
Alvar sah mich etwas ernster an und versicherte sich, dass ich keinen Rückzieher machen wollte, ehe er wieder verschwand.
Schnell klopfte ich seinen Rost vom Bett. Er schien ebenfalls ziemlich unter Zeitdruck zu stehen, ich konnte nur darauf bauen, dass er, wenn er begriff, dass ich ihn belogen hatte, schon zu schwach war, um mir ernsthaft zu schaden.
Kurz nachdem Alvar weg war, kam Briana ins Zimmer. Sie wirkte verändert. Nicht nur weil sie sich abgeschminkt und umgezogen hatte, sondern nun ging auch eine gewisse Distanz von ihr aus.
„Das mit Charlie wird schon wieder", versuchte ich sie zu trösten. „Er hat fast 900 Jahre überlebt..."
„Das ist es nicht", seufzte sie und setzte sich zu mir. Sie nahm meine Hand und sah sie an, während sie den Kopf schüttelte. „Ich will dich nicht verlieren, Jay. Du bist mein Cousin und mein bester Freund und ich liebe dich..."
„Wieso sagst du das jetzt?" Ich sah sie zugleich besorgt und misstrauisch an.
Sie hob langsam ihren gläsernen Blick. „Weil ich nicht zulassen werde, dass du einen Pakt mit dem Teufel schließt"
Panisch entriss ich ihr meine Hand und sah sie aus großen Augen an. Bevor ich irgendwas sagen konnte, sprach sie auch schon weiter.
„Ihr habt hier sehr dünne Wände, Jay, also versuch gar nicht erst, etwas abzustreiten."
Innerlich fluchend, nach außen hin einfach nur wütend werdend, sah ich sie an. „Und was willst du jetzt tun?", es klang ein wenig nach einem Vorwurf. Berechtigt, wie sich herausstellte.
„Warten."
Sie hatte also längst etwas getan.
„Was...", setzte ich an, wurde aber durch die Türklingel unterbrochen. Meine Augen schossen auf ich zischte: „Das hast du nicht getan", doch Briana hielt meinem Blick selbstsicher stand, bis wir nicht mehr alleine im Zimmer waren.
Ich konnte ja nicht mal wegrennen! Also blieb mir nur die Wahl, die Arme zu verschränken und diese Eindringlinge bösartig anzusehen, während Briana meinen Eltern versicherte, dass sie uns alleine lassen konnten.
Jeden Einzelnen der Anwesenden versuchte ich durch meine Blicke zu töten, nur Austin war mir das nicht wert, keinen Blick, keinen einzigen Gedanken.
„Was wollt ihr jetzt hier?", fragte ich sie abfällig, als mir das Gestarre zu blöd wurde.
„Dich überzeugen", meinte Silas. „Und wenn das nicht klappt, dann solange hier warten, bis der Höllenkrieger von alleine auftaucht"
Belustigt schnaubte ich. „Das wird er nicht, solange ich nicht alleine bin, also viel Glück dabei."
„Dann warten wir eben" Michael zuckte mit den Schultern und setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl, während Silas sich gegen den Schreibtisch lehnte und Briana sich einfach neben mich aufs Bett pflanzte. Der einzige, der es sich hier nicht gemütlich machte und sich gegen mich auflehnen wollte, war Austin. Er stand nach wie vor knapp neben der Tür und sah immer wieder zwischen mir und meinem Rollstuhl hin und her.
Kurz sah ich ihn direkt an, schnaubte dann sofort und sah wieder weg. Er benahm sich lächerlich, sie alle taten das.
„Wo sind die anderen?", wollte ich gelangweilt wissen, während ich weiterzockte, um mich nicht auf ihre Spielchen einzulassen.
„Raphael und Boris sind bei Charlie. Dale passt auf die Kinder auf und Chad ist im Kerker"
Überrascht sah ich Silas an. „Kinder?"
Er nickte. „Chad hat drei Kinder zu Waisen gemacht. Wir behalten sie vorrübergehend bei meiner Oma, bis wir eine Lösung gefunden haben"
„Waren es nicht vorher noch zwei?", hakte Austin verwirrt nach.
Silas nickte. „Sie haben noch einen kleinen Bruder, der erst ein paar Monate alt ist, er war bei der Nachbarin, während Chris in der Schule war und Chloe mit ihrer Mutter bei der Polizei"
„Weißt du schon, was sie anzeigen wollten?", fragte Austin.
Silas schüttelte den Kopf, wirkte bedauernd dabei.
Ich versuchte mir ein belustigtes Schnauben zu verkneifen, da diese Situation so absurd war. Sie hatten mich im Stich gelassen, angeblich, um mich zu schützen und jetzt holten sie sich Kinder ins Haus? Das war doch alles ein schlechter Witz, und ich hasste es, dass er auf meine Kosten ging. Ich konnte jetzt aber schlecht nach meinen Eltern rufen, damit sie meine Gäste rauswarfen, weil ich es selbst nicht zu Stande brachte. Diese Blöße wollte ich mir nicht geben.
Nach etwa einer Stunde, die ich mit Zocken verbracht hatte, entriss Briana mir den Kontroller und machte meinen Fernseher aus.
„Wisst ihr was, Leute? Ich habe keine Lust mehr auf diesen Scheiß"
Das war schneller gegangen als gedacht, normalerweise gab sie nicht so schnell auf. Leider wollte Briana ihre Besatzung aber nicht aufgeben, sondern eher zur Qual machen.
„Wir müssen uns endlich alle aussprechen, so kann es doch nicht weitergehen! Das alles beweist doch, dass wir einander brauchen. Wir alle"
Briana sah mich bittend an, aber ich erwiderte ihren Blick nur kalt und schüttelte den Kopf. „Tu nicht so, als sei ich an alle dem Schuld. Ich habe mir eine Kugel für diese Leute eingefangen und was war ihr Dank?"
Es blieb still, nur wenige Sekunden, aber es kam mir unendlich lange vor, bis jemand sprach; der, von dem ich es am wenigsten erwartet hätte.
„Könnt ihr uns bitte kurz allein lassen?" Austin sah seine Begleiter flehend an, es dauerte nicht lange, da leisteten sie seiner Bitte folge und kurze Zeit später war er mit mir alleine im Zimmer.
Er kam näher auf mich zu, sah mich dabei so intensiv an wie lange nicht mehr. Ich sah die Reue in seinem Blick, die Trauer darüber, was er verloren hatte, und ich konnte einfach nicht verhindern, dass sich mein Herz schmerzerfüllt zusammenzog bei seinem Anblick. Ich gab mir so viel Mühe, doch ich konnte diesen Mann einfach nicht hassen. Dafür liebte ich ihn zu sehr.
„Alle wissen, dass das nicht deine Schuld ist.", begann er leiser als erwartet, blieb knapp vor dem Bett stehen und kniete sich davor, sodass ich auf ihn herabsehen konnte. „Aber nur du und ich wissen, was wirklich passiert ist..."
„Hör auf", hauchte ich leise, als er meine Hand nahm und mit dem Daumen darüber streichelte.
Ich versuchte die Erinnerung, die mich seit Wochen plagte zurückzudrängen, doch jetzt gerade war ich so schwach, dass ich es nicht mehr schaffte. Es war mir einfach zu viel im Moment. Ich sah die Jäger, die an Charlie und Boris vorbeikamen, die auf uns schossen, erinnerte mich daran, wie ich Austin auf den Boden geworfen und mich auf ihn gelegt hatte, wie er mir benommen aber panisch in die Augen gesehen hatte, ich ihm gesagt hatte, dass alles gut werden würde und ich ihn beschützte, wie ich ihn küsste und wie mich schließlich die Kugel traf, die alles veränderte.
Wer hätte es gedacht?
Wie gehts wohl mit Jay und Austin weiter?
Wird Jay sich doch für unsere Jungs entscheiden?
Was haltet ihr von Alvar?
Wer ist noch sauer wegen Charlie?😅
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