13. Austin: DER Abend
Als ich nachhause kam, wurde meine Stimmung sofort noch schlechter, da ich mich umgehend daran erinnerte, dass hier nichts anderes als die Sorgen um die Apokalypse auf mich warteten. Ich hatte genug mit meiner Suche nach meiner Gefährtin oder meinem Gefährten zu tun, ich hatte keine Zeit für den Weltuntergang, verdammt!
Es frustrierte mich unglaublich, dass ich nun schon seit drei Jahren unter allen Rassen herumhurte und einfach nicht denjenigen oder diejenige fand, der oder die für mich bestimmt war. Bei Charlie und Raphael hatte es doch auch einfach so durch Zufall geklappt, wieso musste mein Leben immer so schwer sein? Das war einfach nur unfair.
Versuche, Boris davon zu überzeugen, dass er mir sagte, was in der Zukunft in meinem Liebesleben passiert war, waren gnadenlos gescheitert. Normalerweise konnte er nichts, aber auch rein gar nichts für sich behalten und jetzt wirkte er wie der sicherste Tresor überhaupt. Er war plötzlich so anders, verändert, reifer... Das war fast schon gruselig. Aber vermutlich war es auch ganz gut so, denn, wenn ich ehrlich war, war ich immer noch nicht so richtig über ihn hinweg. Meistens glaubte ich das, doch dann war da dieses schmerzhafte Pieken in meiner Brust, wenn er Charlie heimlich so verliebt anlächelte oder wenn er mir erzählte wie süß Charlie zu ihm war.
Ich wusste ja, dass er glücklich mit ihm war, ich wollte dem auch gar nicht im Weg stehen und die Vorstellung wie Boris und ich ein Paar abgaben, war auch irgendwie falsch, aber dennoch war dieses Gefühl da und es ging einfach nicht weg. Ich brauchte mehr Zeit, um über ihn hinwegzukommen, das war alles. Mehr Zeit und mehr Sex.
Nachdem ich heute Morgen zu Nadine gegangen war, einem Vampirmädchen, mit dem ich mich sehr gut verstand und hin und wieder auch etwas Spaß für Erwachsene hatte, war ich ziemlich niedergeschlagen. Wir hatten den Bluttausch heimlich, still und leise durchgeführt, um zu sehen, ob wir Gefährten waren, doch außer, dass ich mich hatte beinahe übergeben müssen, war nichts passiert.
Vielleicht sollte ich eine Anzeige in der Zeitung schalten: Vampir sucht Gefährte/in. Bitte senden Sie ihre Bewerbungsunterlagen an folgende Adresse... Andererseits, wer las heute noch die Zeitung? Und wollte ich mit wirklich mit jemandem das Leben teilen, der auf sowas reagierte?!
Ich folgte Überlegungen wie diesen weiter, bis es irgendwann an meine Zimmertür klopfte. Silas meinte, ich solle runterkommen, weil wir etwas zu besprechen hätten. Ich war etwas genervt davon, doch andererseits war es vielleicht ganz hilfreich, die Apokalypse dazu zu nutzen, mich ein wenig von meinem nichtexistierenden Liebesleben abzulenken. Warum konnte sie denn nicht so freundlich sein und warten, bis ich meinen Gefährten/ meine Gefährtin gefunden hatte? Rücksichtslos, einfach nur rücksichtslos...
Ich kam unten mit Silas an. Alle waren am Tisch versammelt. Sie Stimmung war ernst.
„Ich werde dazu sicherlich nicht alle von euch brauchen", begann Luzifer. „Doch ich wollte, dass ihr informiert seid. Da ich selbst nicht weiß, wo wir anfangen können, halte ich es für sinnvoll, dass wir das einzige in unser Team holen, wodurch uns die Engel direkt schaden könnten. Es geht um einen jungen Mann. Sein Name ist Jaylin O'Cara, er ist 17 Jahre alt und er ist eine Engelshülle. Das bedeutet, Engel können von seinem Körper Besitz ergreifen und somit auf die Erde kommen. Er ist derzeit der einzige, dessen Körper die Voraussetzungen dafür stellt, dass das funktioniert. Wenn wir ihn einweihen und er trainiert, einen Engel abzustoßen, werden die Jäger 1. Niemals Hilfe von ihnen bekommen können in ihrem Kampf gegen die Vampire und 2. Können die Engel uns so direkt nichts tun..."
„Warum siehst du die Engel als Bedrohung? Ich dachte, es geht darum, dass wir die Bruchstücke der Zeit wieder zusammensetzen?" Chad wirkte verwirrt. Ich verstand das Ganze auch nicht wirklich.
„Leider bin ich mir ziemlich sicher, dass es nur ein Engel gewesen sein kann, der dermaßen in den Verlauf der Geschichte eingegriffen hat. Andere Wesen sind dazu schlichtweg nicht in der Lage.", erklärte Luzifer.
„Warum sollten sie das tun? Engel sind doch... gut" Silas klang irgendwie enttäuscht, als er das fragte.
„In erster Linie sind wir egoistische Bastarde, auch wenn wir das gerne hinter euren Vorstellungen, hinter euren Hoffnungen tarnen. Im Himmel herrscht Aufruhr, die Engel linken sich gegenseitig, um an die Macht zu kommen."
„Was hat das mit uns zu tun?"
Boris schien so, als wüsste er die Antwort auf Silas' Frage bereits, doch er ließ Luzifer erklären, auch wenn er damit nicht einverstanden zu sein schien. „Es ist kompliziert. Vermutlich ein Ablenkungsmanöver... Ich weiß es nicht..."
Mein bester Freund schüttelte den Kopf und schlug leicht auf den Tisch, während er Luzifer ansah. Sie lieferten sich ein Blickduell, ehe Luzifer schnaubte und weitersprach. „Vielleicht geht es dabei auch um mich. Vielleicht wollte einer meiner Brüder verhindern, dass ich meinen Fluch breche und wieder zum Engel werde, hat aber dabei nicht bedacht, dass ich von der Entwicklung nicht beeinflusst werde. Vielleicht geht es um Rache, ich weiß es nicht und mehr kann ich dazu auch nicht sagen" Er schaute eindringlich zu Boris, der nun schon viel zufriedener wirkte, aber immer noch so, als würde er am liebsten einfach alles herausbrüllen, was ihm so durch den Kopf ging. Er hatte durch seine Visionen und die Pflicht, darüber zu schweigen, eine riesen Verantwortung. Um ehrlich zu sein, bezweifelte ich, dass er dieser gewachsen war. Doch bisher schlug er sich noch ganz gut.
„Also, was tun wir, um diesen Jungen zu finden?" Auch Charlie meldete sich zu Wort. Er war noch nie sehr gesprächig gewesen und ich kam auch nicht um den Gedanken herum, dass es ihn störte, dass er nun nicht mehr der weiseste unter uns war, doch er war ebenso entschlossen zu helfen, wie wir anderen auch.
„Ich weiß, wo er ist. Ich brauche aber Chad und Austin." Luzifer sah zuerst den neuen Vampir an und dann mich.
„Wieso?", fragte ich sofort misstrauisch.
Luzifer schüttelte den Kopf, um uns mitzuteilen, dass er es nicht verraten dürfte und ich stöhnte genervt auf. Das war die Hölle für so einen neugierigen Vampir wie mich!
Trotzdem erklärte ich mich bereit mitzukommen. Raphael bat mich, auf mich aufzupassen und Boris grinste mich ganz komisch an, bevor wir gingen. Es war bereits abends, die Dämmerung war bereits eingetreten, doch trotzdem hatte Chad sich die Kapuze seines Pullovers auf Luzifers Anweisung hin tief ins Gesicht gezogen, nur zur Sicherheit.
Wir liefen in eine Gegend, in der sich viele Jugendliche herumtrieben. Eine Baufirma hatte angefangen, die Stadt hier zu erweitern, doch war mitten drin insolvent gegangen und den Bau eingestellt. Es war nun der Hotspot für die Jugend, um ihre Straftaten zu vollbringen, alle wussten das, doch es tat niemand was dagegen.
Chad war irgendwie der einzige von uns, der gerade hierher passte, so wie er aussah. Wir liefen an den Gruppen vorbei, ernteten kritische Blicke, doch die meisten kümmerten sich um ihren Mist.
Hinter einem Gebäude, gingen wir auf Luzifers Anweisung hin etwas in Deckung und sahen dann zu einer kleinen Gruppe an Leuten, in deren Mitte zwei Typen. Einer der beiden lachte gerade über einen anderen. „Engel brauchen mich? Na klar. Junge, ich sag dir das nicht zwei Mal. Verzieh dich, bevor du hier nur noch vom Hof kriechen kannst" Er ging bedrohlich auf den anderen zu.
„Ganz ruhig, Jaylin, ich suche keinen Streit. Hör mir doch erstmal richtig zu..."
„Ey, ich lass mich nicht verarschen, okay? Zieh Leine!" Er deutete zum Ende der bebauten Zone, doch der andere ließ sich nicht abwimmeln.
Sie begannen zu raufen, wobei es so wirkte, als habe der Junge mit den lockigen Haaren deutlich die Oberhand, wollte dem anderen aber nicht wehtun. Jedoch war das ganz schnell vorbei, als sich die anderen Jugendlichen einmischten und ihn festhielten, damit dieser Jaylin auf ihn einschlagen konnte.
Sie drehten sich, sodass wir in das Gesicht des Opfers sehen konnten. Chad hauchte: „Dale" und sprang hinter unserem Versteck hervor, doch Luzifer zog ihn schnell zurück. „Das muss passieren, es tut mir leid, ich wusste nicht, dass es dieser Abend ist..."
„Wovon redest du da? Mein Bruder braucht Hilfe!", antwortete Chad und versuchte energisch, sich zu befreien, jedoch ließ Luzifer nicht locker.
Dieser Dale lag mittlerweile auf dem Boden und die Jungs um ihn herum traten auf ihn ein. Es war mir gerade ziemlich egal, dass Luzifer der Meinung war, es war richtig, was da geschah. Es war mir auch nicht wichtig, dass das Chads Bruder war, der dort am Boden lag. Ich konnte einfach nicht hier stehenbleiben und warten, bis sie den Jungen totgeprügelt hatten.
Gerade, als Jaylin dabei war, gegen den Kopf des Jungen zu treten, zerrte ich ihn zurück und fauchte die anderen an. „Verschwindet!" Sie erkannten sofort, dass ich ein Vampir war und fürchteten sich. Alle von ihnen rannten weg ohne nachzudenken, bis auf einen.
„Jay..." Er sah den Jungen, den ich im Griff hatte ängstlich an. Er versuchte sich zu wehren, doch war bei weitem nicht so stark wie ich, selbst, wenn ich ziemlich weiche Knie bekam, auch wenn ich nicht wirklich wusste, wieso.
Ich knurrte den anderen an, damit er verschwand, solange, bis Jaylin sagte: „Ist okay, Luis, ich komme klar" Luis schluckte und floh ebenfalls.
Sobald er weg war, ließ ich von Jaylin ab. Chad und Luzifer waren mitteile auch hier. Chad kniete sich sofort zu Dale auf den Boden und kümmerte sich um ihn, während Luzifer mich strafend ansah. „Du hast keine Ahnung, was du da gerade getan hast"
Ich sah von ihm zu Jaylin, der mich wütend anstarrte.
Ich hatte einfach nicht nichts tun können. Es war mir egal, was ich dadurch wohl angerichtet hatte. Es fühlte sich richtig an.
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