Kap. 16: Love is in the air...

>>Mia, ich liebe dich.<< Carter strich mir ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht, während ich glückselig grinsend in seinen Armen lag. Wir hatten es getan und es war alles andere als gezwungen gewesen. Wie man so schön sagte, es war einfach passiert und ich war unwahrscheinlich glücklich. Für mich war es perfekt gewesen. >>Ich liebe dich, Carter.<< Ich hielt mich immer noch an seinem Rücken fest, wollte ihn einfach nicht loslassen. Er war so rücksichtsvoll und lieb gewesen. Hatte sich immer wieder versichert, ob es mir gut ging. Ich fühlte mich wie in einem schützenden Kokon, hier in seinen Armen. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns nun noch näher waren. Ich vertraute ihm blind und auch er hatte mir gezeigt, wie sehr er mich liebte und wie wichtig ich ihm war. Carter hatte mir das Gefühl gegeben, als sei ich das Schönste, das er je gesehen hat. Mein Herz flog ihm zu und ich hielt seines ganz fest. >>Ich werde mit deinem Bruder sprechen, Mia.<< Mir gefiel nicht, mit welcher Endgültigkeit er dies sagte. >>Ich kann einfach in seiner Gegenwart nicht so tun, als würdest du mir nichts bedeuten. Ich kann das nicht.<< Ich wusste was er meinte. Auch ich konnte ihn nicht ansehen und meine Gefühle für ihn verbergen. Aber scheinbar hatte ich das noch nie gekonnt, wenn selbst mein Bruder verdacht schöpfte, was meine Gefühle für Carter anging. >>In Ordnung. Wir sagen es ihm. Aber lass uns jetzt bitte nicht mehr darüber nachdenken.<< Er nickte erleichtert und gab mir einen Kuss auf die Nase. >>Danke. Wir müssen es aber morgen früh machen. Vor dem Spiel.<< Das Spiel hatte ich total vergessen und ich wusste nicht, ob es wirklich hilfreich war, es vorher zu tun. >>Na gut.<< Lenkte ich dennoch ein. Mark würde so oder so ausrasten. Da konnten wir es ihm sagen, wann wir wollten. >>Diese Nacht sollten wir aber besser für uns behalten, Carter. Ich werde in ein paar Stunden zurück in mein Zimmer schleichen. Wir müssen es ja nicht noch schlimmer für ihn machen.<< Da gab er mir recht und so genossen wir die letzten Stunden ganz besonders, bevor wir uns um meinen Bruder kümmern mussten.

Gegen fünf Uhr brachte Carter mich rüber, zurück an mein Fenster. Er wartete, bis ich in meinem Zimmer angekommen war und verstaute die Leiter wieder im Schuppen. In wenigen Stunden würden wir uns wiedersehen und meine Angst vor Marks Reaktion wuchs. Auch mein Vater würde vermutlich nicht begeistert sein, bei meiner Mutter jedoch hatte ich so das Gefühl, dass sie vor Freude Luftsprünge machen würde. Sie ist immerhin eine totale Romantikerin. Vergebens versuchte ich, noch ein mal einzuschlafen. Da dies nicht wirklich funktioniert hatte, überbrückte ich die Zeit mit Musik und Nachrichten an Carter. Er konnte auch nicht schlafen, obwohl er für das Spiel morgen ausgeruht sein muss. Daran kann man jetzt aber auch nichts mehr ändern. Um sieben Uhr hielt ich es nicht mehr aus und rief Sahra an, die verschlafen abhob. Erst wollte ich ihr alles erzählen und hoffte, dass sie es gut aufnahm, bevor ich es Mark kund tat. Sie fand zwar, dass ich alles etwas schnell anging, freute sich aber für mich und Carter. Eine echte Freundin musste da wohl ehrlich sein und den vernünftigen Part spielen, wenn man selbst nicht dazu in der Lage war. Sie hatte recht, die Nacht war vielleicht ziemlich überstürzt, aber ich bereute sie nicht. Ganz im Gegenteil. >>Mia, aber ihr habt schon verhütet?<< Wenn ich ehrlich war, hatte ich weniger daran gedacht, aber Carter war verantwortungsbewusst und hatte alles richtig gemacht. >>Ja, haben wir. Du wirst noch nicht Tante.<< Lachend legte sie danach auf und wünschte mir Glück mit meinem Bruder. So wollte später auch noch mal vorbei kommen. Erst war die Zeit nicht voran geschritten und nun wünschte ich mir, dass sie stehen blieb. Da musste ich wohl durch. Von meinem Bruder würde ich mir die Beziehung zu Carter aber auch nicht verbieten lassen. Wir mussten ihm halt erklären, dass sich im Groben nicht viel veränderte, außer das seine Schwester und sein bester Freund in Zukunft ab und an mal etwas alleine unternehmen würden. Mein Vater musste akzeptieren, dass sein kleines Mädchen erwachsen wurde. Carters Eltern wollten wir es erst danach erzählen. Wenn wir alle gemeinsam versammeln würden, hätten unsere Familien erst recht die schlimmsten Vorstellungen davon, was wir ihnen beichten wollen würden. Das wäre einfach viel zu chaotisch. Würde schon schief gehen.

Wir saßen alle am Frühstückstisch. Also meine Eltern, mein Bruder und ich. Carter würde gleich dazu stoßen. Ich versuchte, meine Familie schon auf das kommende vorzubereiten. >>Also, Mama, Papa, Mark, ich muss euch was sagen.<< Natürlich sahen sie mich alle direkt an. Mein Vater ziemlich schockiert, so als würde er erwarten, dass ich ein Alien oder so etwas wäre. >>Nein, ich bin nicht schwanger.<< Meinte ich augenverdrehend zu meinem Bruder, als dieser scheinbar diese Frage hatte stellen wollen. >>Also eigentlich bin ich es auch nicht alleine, die etwas zu sagen hat.<< In diesem Moment kam zum Glück Carter herein. Er schien meinen letzten Satz gehört zu haben und stellte sich hinter meinen Stuhl. Seine großen Hände platzierte er auf meinen Schultern, um mir zu signalisieren das er da war und mich unterstützen würde. >>Also wir...<< Ich brach ab, als ich sah wie das Gesicht meines Bruders immer verkniffener wurde. Carter kam mir zur Hilfe. >>Ich liebe Mia...<< Gab er hier vor meiner ganzen Familie zu und meinem Vater wäre bestimmt sein Brot aus dem Mund gefallen, hätte er nicht vorher schon aufgehört gehabt, zu essen. >>Wir sind ein Paar und würden uns freuen, wenn ihr das akzeptiert und uns alles gute wünscht.<< Bei dem letzten Teil sah er vor allem meinen Bruder an, der wütend aufsprang und dabei seinen Stuhl umwarf. >>Bist du bescheuert?! Sie ist meine Schwester. Ich habe dir vertraut, Carter!>> Mark war wirklich wütend. Er kam um den Tisch herum und packte seinen besten Freund, um ihm einen saftigen Kinnharken zu verpassen. >>Ich fürchte, das habe ich verdient.<< Meinte dieser bloß und hielt sich seinen Kiefer. Jetzt wurde ich wütend. >>Wie kannst du nur, Mark. Carter ist dein bester Freund und das wird er auch bleiben. Aber ich liebe ihn und ich wünschte, du würdest dich für uns freuen.<< Ich fing heftig an zu weinen, da ich weder meinen Bruder noch Carter verlieren wollte. Mark schien nicht wirklich zu wissen, was er tun sollte. Er war extrem wütend und ich war nicht sicher, ob er Carter nicht noch mal schlagen würde. >>Mark, du bist wie ein Bruder für mich. Du weißt, ich würde das hier alles nicht tun, wenn ich mir nicht sicher wäre. Ich werde Mia nicht verletzen.<< Mark schien mit sich zu kämpfen und als Sahra jetzt auch noch dazu kam, lief er raus. >>Die Tür war offen und als ich euch gehört habe, bin ich einfach mal herein gekommen.<< Ich nickte Sahra traurig zu und ließ mich von Carter in eine tröstende Umarmung ziehen. >>Ich gehe ihm mal hinterher. Keine Sorge Mia, das wird schon wieder.<< Und da war meine beste Freundin auch schon wieder verschwunden und lief meinem Bruder nach.

Wir hatten uns auf die Couch gesetzt und meine Eltern hatten ein paar Fragen, die wir bereitwillig beantworteten. Beziehungsweise Carter, denn ich war immer noch fertig mit den Nerven. Ich liebte meinen Bruder und es verletzte mich, dass er so zu seinem Freund war. Es verletzte mich, dass wir ihn hatten verletzen müssen. Macht zwar keinen Sinn, aber ich tat ihm das nicht gerne an und fühlte mich hin und her gerissen. Nach einer Weile kam Sahra wieder und hinter ihr trat wirklich Mark durch die Tür. Sofort stand ich auf, nur um dann unschlüssig stehen zu bleiben. >>Na komm schon her, Mia.<< Mehr musste Mark nicht sagen, schon lag ich ihm in den Armen. Als ich zu Sahra sah, flüsterte ich ein stummes Danke. Sie verstand und nickte. Mich würde echt interessieren, was sie zu ihm gesagt hatte. Mittlerweile hatte ich so das Gefühl, dass mein Bruder und meine beste Freundin sich gar nicht mehr so sehr hassten. ganz im Gegenteil. Aber das würden sie uns schon zum richtigen Zeitpunkt mitteilen. Mark schlug nun auch Carter brüderlich auf den Rücken und begleitete uns sogar zu Carters Eltern, um auch ihnen die neue Botschaft mitzuteilen. Das Spiel würde erst in zwei Stunden beginnen und danach hatten wir noch eine kleine Grillparty geplant. Wir alle hatten das Gefühl, dass wir mal wieder Zeit miteinander verbringen mussten und uns darüber informieren, was bei den anderen im Moment so los war.

Das Spiel hatten die Jungs gewonnen und wir freuten uns alle riesig. Der Tag wurde doch noch besser, als ich angenommen hatte. Kurzerhand wurde aus der kleinen Grillparty eine etwas größere. Wir hatten hinter dem Haus Tische und Bänke aufgestellt und drei Grille organisiert. Die Jungs aus dem Eishockeyteam waren irgendwie auch alle in unserem Garten gelandet. Auch die Eltern der Jungs waren herzlich eingeladen und so hatte jeder noch etwas Fleisch bei sich gefunden oder einen Salat mitgebracht. Es wurde gelacht und gefeiert. Wir hatten aus den Tischen ein großes U gebildet und so saß auf der einen Seite das Team versammelt und auf der anderen Seite die Eltern. So war jeder für sich und dennoch fühlte sich keiner ausgeschlossen. Ich saß neben Carter und dieser neben Mark. Mein Bruder legte seinem Freund einen Arm um die Schulter und ich trank etwas von meiner Cola. >>Weißt du Carter, so schlecht ist es gar nicht das ihr Zusammen seid und ich davon weiß...<< Er schien einen Gedanken zu haben, der ihn sehr glücklich zu machen schien. >>Jetzt kann ich immerhin verhindern das du meiner Schwester ihre Jungfräulichkeit stiehlst und euch beide so richtig nerven, wann immer ihr alleine sein wollt.<< Ich verschluckte mich an meiner Cola und Carter lief tatsächlich etwas rot an. Ich hatte noch nie gesehen, dass ihm irgendetwas so unangenehm war, dass seine Gesichtsfarbe sich verändert hätte. Das mein Bruder meine Jungfräulichkeit ansprach, die so nicht mehr bestand, schien ihm mehr als unangenehm zu sein und so bekam mein Bruder natürlich auch mit, dass da irgendetwas nicht stimmte. >>Mark, weißt du... äh...<< Hilfesuchend sah Carter mich an, doch es war schon zu spät. >>Carter, das werde ich so schnell nicht verkraften. Du solltest also besser laufen.<< Carter stand auf, lief aber nicht davon. Mark folgte ihm und sah ihm ziemlich angepisst ins Gesicht. Ich traute mich nicht, dazu irgendetwas zu sagen. Die anderen Eishockeyspieler am Tisch hatten wohl den Großteil des Gesprächs mitbekommen und grölten jetzt um die Wette. Wir wussten alle, das mein Bruder Carter nicht davon kommen lassen würde. >>Junge, ich hoffe du hast wenigstens verhütet.<< Carters nicken brachte ihm nun aber auch keine Sympathiepunkte mehr ein. >>Diesen Schlag verdienst du.<< Und da hatte Mark auch schon ausgeholt und Carter ließ die Faust einfach auf sich zu kommen. Das erinnerte mich jetzt an viele andere Unstimmigkeiten, die sie mit ihren Fäusten geregelt hatten. Nur sonst wehrte sich Carter. Heute war er allerdings der Meinung, er hätte es verdient. Ein einschreiten meinerseits würde es nur schlimmer machen und ich wusste, Carter wollte das alleine mit meinem Bruder klären. Also ließ ich sie und nahm mir eines der angebotenen Biere. Die Jungs hatten sich zwei Kästen besorgt und genossen die Show. Nach drei Schlägen und einem festen Schubs, der Carter auf den Boden katapultierte, schien Mark sich wieder abreagiert zu haben. Er ließ seinen Freund liegen und nahm sich ein Bier, dann setzte er sich neben mich. >>Na los, Schwesterchen. Bring ihm ein Bier und gib ihm ein Küsschen. Wir sind jetzt quitt, versprochen.<< Ich tat wie mein Bruder mir geheißen hat und brachte meinem Freund ein Bier. Na gut, auch ein kleines Küsschen gab ich ihm. >>Mia, ich bleibe für eine Weile hier liegen. Dein Bruder hat einen verdammten linken Haken.<< So war das mit den beiden. Nachdem die Fäuste geflogen waren, war alles wieder beim Alten. >>Ich bring dir etwas zu essen, Carter. Das Fleisch ist jetzt fertig.<< Und so lief ich erst mit einem großen Teller, bepackt mit Fleisch, die Jungs ab und brachte im Anschluss Carter etwas davon. Ich selbst lieb mich neben ihm ins Gras fallen, trank mein Bier aus und klaute Carter hin und wieder etwas vom Teller. >>Ich glaube, dass Mark sich für uns freut. Er weiß, dass du mich glücklich machst und du bist vermutlich der einzige Kerl, den er an meiner Seite akzeptieren kann. Er liebt dich, auch wenn er es nicht zugibt.<< Carter schien mir da so nicht zustimmen zu können, aber ich wusste ich hatte recht. Zufrieden saß ich hier im Gras und war glücklich und beobachtete Sahra und meinen Bruder, die mal wieder stritten. Sahras letzter Satz beantwortete alles, was ich wissen musste. Sie schien noch viel über die Jungs lernen zu müssen, sonst hätte sie gewusst, dass sie sich nach dem ersten Schlag schon wieder vertragen hatten. Vielleicht würde ihr das bei Gelegenheit mal Jemand erklären, doch fürs erst war ich glücklich, dass dem nicht so war. >>Du siehst doch, dass sie glücklich sind. Gönn ihnen das doch. Du selbst könntest auch mal ein bisschen zu deinen Gefühlen stehen.<< Ich glaube, in dieser Familie würde es nie langweilig werden.


ENDE

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