#1 Cedron: Ein Tag voller Glück

Sollte ich mich mit Harry versöhnen?
Er ist mein bester Freund und mal davon abgesehen ist es wirklich ganz und gar nicht abwegig, dass er seinen Namen nicht selbst in den Feuerkelch geworfen hat.
Und wenn, dann hätte er es mir doch gesagt, oder?
Er hätte es mir anvertraut, das weiß ich ganz genau.
Oder hat er es heimlich gemacht, um allen zu beweisen, dass er der größte Zauberer ist und dass der Kelch selbst den Zettel eines 14-jährigen Jungen ausspuckt, wenn darauf die Wörter 'Harry' und 'Potter' stehen?

Ach komm schon Ron, sei nicht dumm.
Sowas würde er nie machen.
Hermine hatte mit ihrer Ansage gestern vollkommen Recht.

,,Ronald Bilius Weasley, sag mal gehts noch? Du weißt doch ganz genau, dass Harry noch nie mit seinen Fähigkeiten angegeben oder sich mit denen, die es für nötig halten, das zu tun, angefreundet hat. Dein löffelgroßes Gehirn ist nur zu stur um zuzugeben, dass dieses Mal du den Fehler gemacht hast!
Nur deinetwegen seid ihr auf Kriegspfad und das aufgrund eines Vorwurfs von deiner Seite, den du nicht einmal vernünftig begründen kannst.
Ich hab so die Schnauze voll von dir und deinen Quängeleien!
"Hermine sag ihm dies, Hermine sag ihm das"
Ronald ich bin keine Eule!
Wenn du Harry was zu sagen hast, dann tu es selbst und erinner dich daran, dass er dein bester Freund ist und schon so einiges für dich getan hat, woran ein Cedric Diggory nicht mal im Traum denken würde!"

Du lieber Gott, sie hatte so Recht.
Mit allem.
Und trotzdem zerbreche ich mir immer noch den Kopf darüber, wie ich handeln soll, wenn ich es doch einfach tun könnte.
Ja ich sollte es tun.
Ich werde zu ihm hingehen und mich mit Harry ver-

In Gedanken versunken bemerkt er nicht, wie eine unverkennbare Gestalt seinen rechten Arm mit beiden Händen umfasst und ihn mit sich hinter eine Tür zieht, von der er schwören könnte, sie wäre vor zehn Sekunden noch nicht da gewesen.

Der Raum, in dem die beiden sich nun befinden, ist leer.
Es ist ein kleines Zimmer dessen Wände von senfgelben Tapeten geziert werden.

Vollkommen überrascht betrachtet Ron die Holzdielen am Boden, bis seine warmen Finger an sein Kinn wandern und seinen Kopf in Cedrics Richtung drehen, sodass er ihm unmittelbar in die Augen blicken muss.
In seine wunderschönen grauen Augen, die seinem Blick standhalten und Ronald amüsiert mustern.

Was wohl in ihm vorgeht?
Ob er sich genauso freut mich zu sehen wie ich ihn?

,,Wo sind wir?", hört Ron seine eigene raue Stimme plötzlich, nachdem er sich gefasst hat und Cedric nun neugierig betrachtet.

,,Darf ich dir vorstellen, Ronald; der Raum der Wünsche", präsentiert dieser ihm mit einer einladenden Geste, ,,Wir zwei kennen uns noch nicht lange, jedoch sind wir schon ziemlich gut befreundet. Der Raum und ich."

Oh man, sein Zwinkern bringt mich ganz aus der Fassung.

,,Der Raum der was?"

,,Wünsche, Ronald. Der Raum der Wünsche. Er richtet sich nach den Bedürfnissen seines Benutzers. Nehmen wir also an, dass du und ich einen Ort benötigen, an dem wir uns heimlich treffen können, dann haben wir damit den Checkpot geknackt."

,,Warum ist er leer?"

,,Es spielt keine Rolle ob leer oder nicht. Hauptsache ich kann mich unbemerkt an meinen Freund ranschmeißen."

,,F-Freund?"

,,Hör auf so dumme Fragen zu stellen", flüstert Cedric an Rons Ohr und wandert mit seinen Lippen an seiner Schläfe entlang.
Kurz hält er inne und blickt ihm tief in die Augen, ehe er kurz über Ronalds Lippen streift und seine schließlich darauf legt.

Das Kribbeln in Rons Magen wird immer stärker und er hat das Gefühl, dass er zusammensacken würde, wenn Cedrics Hände nicht um ihn gelegt wären.

Ihre Lippen passen perfekt zueinander, so als wären sie füreinander geschaffen.

Cedric führt behutsam seine Hand in Ronalds Haare und streichelt langsam hindurch, ehe er sich bewusst wird, was für ein Glück er doch hat.
Er mag Ronald unglaublich gerne und war froh, dass dieser seine Gefühle erwidert.

Das war zwar nicht ihr erster Kuss, doch Ron hatte keine Ahnung, dass Cedric ihn schon als seinen Freund bezeichnen will, aber ihm ist es Recht, solange niemand außer Hermine Wind davon bekommt.

,,Im Raum der Wünsche mit meinem Freund. Ich könnte nicht zufriedener sein", grinst Ron, als er eine kurze Atempause einlegen muss und Cedrics Grübchen lächelnd betrachtet.

,,Ich auch nicht, Ronald."

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,,Ich hab da so meine Bedenken, was diese Aufgabe morgen angeht."

,,Wie meinst du das?"

Fragend betrachtet Ron seinen wunderschönen Freund, dessen Kopf auf seinem Schoß ruht und streichelt durch seine dichten, haselnussbraunen Haare.

,,Ich und Harry sind beide Teilnehmer aus Hogwarts. Nur einer kann diesen Pokal gewinnen und-"

,,Und was?", hakt er nach einer längeren Pause der Stille nach.

Cedrics Mundwinkel sinken schließlich und sein Blick versteinert sich.

,,Cedric, was ist denn?"

,,Ich will nicht, dass ich dir deine Freundschaft zu Harry zerstöre. Ich meine, er ist dein bester Freund und auch wenn ihr gerade Streit habt, musst du auf seiner Seite sein, Ronald. Ich will weder, dass mir etwas passiert, noch dass ihm etwas passiert, aber wenn du morgen aus dem Labyrinth rote Funken sprühen sehen solltest, dann denk zuerst an ihn. Er sollte an erster Stelle stehen."

,,Das kann ich nicht."

,,Du musst. Versprich es mir, Ronald. Denk an Harry, bete für ihn. Im besten Fall wird uns beiden nichts passieren, doch du kennst Harry. Du hast gesehen, wie er alles dafür getan hat, um dich und die Kleine aus dem See zu retten, auch wenn das seinen Tod bedeutet hätte. Er würde viel riskieren und vielleicht auch für diesen Pokal."

,,Kannst du endlich mal Klartext reden?"

,,Ronald! Wir beide wollen gewinnen, also ist es gut möglich, dass ich und Harry da drinnen keine Freunde sind, sondern alles dafür tun werden, dass der jeweils andere zurück bleibt. Also musst du dich für einen von uns entscheiden. Vergiss eure Differenzen für kurze Zeit und wie ich bereits sagte, wähl ihn."

,,Und wie ich bereits sagte, das kann ich nicht, Cedric. Du bist mein Freund und ich hab schon länger als drei Wochen Gefühle für dich. Sieh es doch ein, eine Entscheidung werde ich nicht fällen. Entweder ich krieg euch beide lebendig aus diesem Labyrinth oder mein Leben hat sowieso keinen Sinn mehr. Ich brauche euch beide an meiner Seite!"

,,Dich kann man wirklich nicht umstimmen, was?"

,,Niemals."

,,Also gut, dann nimm diesen Zettel", flüstert er, als er mit seinen Fingern ein kleines zerknülltes Blatt Papier aus seiner Hosentasche zieht und es Ron vor die Augen hält, ,, Und öffne es nur dann, wenn ich nicht wieder da heraus kommen sollte."

,,Sei doch nicht dumm Cedric, Dumbledore lässt niemanden von euch sterben."

,,Nimm ihn einfach, Ronald."

,,Nagut. Ich werde ihn an mich nehmen und ihn behüten und beschützen und bei mir tragen und hoffentlich niemals öffnen müssen", wispert Ron, während er den Zettel an seine Lippen legt, ihn kurz darauf an sie drückt und ihn anschließend sorgfältig verstaut.

,,Du spinnst."

,,Ich weiß."

,,Wollen wir etwas rausgehen? Nach einer Zeit sehen diese Wände ziemlich trostlos aus."

,,Ja, warum nicht. Ablenkung würde uns beiden sicher gut tun."

Ächzend zieht Cedric Ron mit sich auf die Beine und sie verlassen Hand in Hand den Raum der Wünsche, in dem Ronalds sehnlichster Wunsch, dass Cedric Diggory sein fester Freund wird, wahr geworden ist.

,,Denkst du es wird schwer den Pokal im Labyrinth zu finden?"

,,Ich denke nicht, dass es schwer wird stundenlang in einem Irrgarten umherzuirren. Aber hinter diesen Hecken befinden sich womöglich fürchterliche Wesen und ich will gar nicht wissen, wie viele und welche Kräfte sie haben. Vielleicht werden wir verflucht oder schlimmeres. Ich hoffe einfach, dass wir vier da in Ganzen Stücken wieder herauskommen."

,,Sonst näh ich dich eben wieder zusammen", lacht Ronald, obwohl ihm bei diesem Gespräch überhaupt nicht zum Lachen zumute ist.
Im Gegenteil.
Ihm wird ganz flau im Magen und am liebsten würde er seinen Freund in die Arme nehmen und nie wieder loslassen.

,,Wenn ich auch noch ganz bin, kann ich dir ja dabei helfen."

Die Stimme gehört weder zu Cedric noch zu Ron.
Sie gehört zu Harry Potter.

,,Mit dir hätte ich nun am wenigsten gerechnet, Harry. Du warst das, stimmts?", fragend sieht Ronald seinen festen Freund an und bemerkt wie dieser ihn selbstsicher mustert.

Mit einem kleinen Stoß in Richtung Harry gibt er Ron zu verstehen, dass es Zeit wird, sich zu versöhnen.

,,Hi", murmelt Ronald und blickt verstohlen auf seine schwarzen Schuhe.

,,Hi. Also, was soll ich hier?"

,,Cedric hat dich hier her bestellt, ich hab nichts damit zu tun. Am besten du gehst wieder, ich weiß nämlich nicht was du hier verloren hast, Harry."

,,Na schön, Ron."

Harrys Blick ist verletzt, als er sich langsam umdreht und sich von dem frisch gebackenen Pärchen entfernt.
Das ist seine letzte Chance, das wusste Ronald.
Er muss sein Ego für kurze Zeit in den Hintergrund stellen und die Tatsache, dass Cedric das gewiss auch gefallen würde, machte Ron umso mutiger.

,,Harry warte!", ruft er seinem besten Freund nach und abrupt bleibt dieser stehen.
Auch Harry wollte sich mit Ron vertragen. Er wusste nicht, wie er die dritte Aufgabe ohne seine Unterstützung überstehen würde, auch wenn er ahnte, dass Ronald nicht nur ihm beistehen würde.

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,,Bist du bereit?"

,,Ganz und gar nicht, Ronald. Ich hab sogar eine scheiß Angst vor dem, was mich hinter dem Irrgarten erwartet, aber ich muss da jetzt durch. Ich werde das schaffen. Wir werden das schaffen. Ich und Harry."

,,Cedric, ich muss dir noch einmal danken. Ohne dich hätte ich Harry niemals so schnell verziehen."

,,Kein Pro-"

,,Nein", unterbricht Ronald seinen festen Freund, ,,Ich meine es Ernst. Du hast es geschafft das sture Ron- Gehirn abzuschalten. Das haben vor dir nicht viele geschafft. Ich hab dich wirklich gern und Harry mag dich auch."

,,Was soll das denn jetzt heißen?"

,,Er weiß von uns, Cedric. Er hat es mir angesehen und daraufhin Hermine gefragt, die ihm natürlich alles detailliert erzählt hat. Bist du sauer?"

,,Nein, Ronald. Nicht auf dich. Ich würde es am liebsten allen sagen. Das zwischen uns ist mehr als das typische verknallt sein. Ronald, ich glaube ich -"

,,Viktor Krum, Fleur Delacour, Cedric Diggory und Harry Potter werden in Kürze auf ihren Startplätzen erwartet", ertönt eine laute Stimme und unterbricht somit Cedrics Worte.

,,Ich muss dann wohl los."

,,Ja, das musst du. Ich wünsche dir alles Glück der Welt und bitte, lass mich dich nicht zusammennähen müssen, Cedric."

,,Das wird nicht passieren. Ich versprechs", flüstert Cedric an Ronalds Lippen und gibt diesen einen Kuss voller Leidenschaft und Sehnsucht.
Einen Kuss, den die beiden niemals wieder vergessen würden.

Einen Kuss, der die Verabschiedung simbolisiert, von der beide noch nichts ahnen.

Eine Verabschiedung für die Ewigkeit.

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Harrys zitternder Körper rennt auf seinen besten Freund zu, doch dieser hat nur Augen für Cedric.

Er betrachtet ihn, wie er dort am Boden liegt und weiß sich keinen Rat.

Ein unangenehmer Geruch steigt ihm in die Nase, als er die Journalistin des Tagespropheten auf sich zurennen sieht.

Ein abstoßender Geruch von Hass und Abneigung und zehn Spritzern Parfum zu viel.

Am liebsten würde er Rita Kimmkorn eine verpassen, weil sie mit Schreibfeder und Papier auf Harry zurennt und seine Gefühle gar nicht berücksichtigt.

,,Harry, was. Was ist los mit ihm?"

,,Ron, es tut mir so leid. Ich-"

,,Was ist denn?", schreit Ronald den Tränen nahe, ehe er sich bewusst wird, warum Harry ihm keine Antwort geben will.

,,Sie können ihn nicht mehr zusammennähen, Mr. Weasley. Seine Seele ist schon zu weit entfernt, um sie noch einmal wiederzufinden", ertönt Dumbledores einfühlsame Stimme.

Ronald ist es nun egal, was die anderen denken.
Mit großen Schritten rennt er zu Cedrics Körper und kniet sich neben ihn.

,,Warum? Du hast mir versprochen, dass du zu mir zurückkommst", wispert Ron.

Mit seinen Fingern versucht er die zahlreichen Tränen fortzuwischen, doch sie nehmen kein Ende.

Zitternd greift er in seine Jackentasche und holt den kleinen zerknüllten Zettel hervor, den ihm Cedric vor einigen Stunden überreicht hat.

Ich liebe dich, Ronald.

Hermine hatte Unrecht.
Cedric Diggory hätte alles getan, um Ron glücklich zu machen und das nicht nur in seinen Träumen.

Und er hat es getan.
Für einen ganzen Tag.
Einen ganzen Tag voller Glück.

Denn Cedric liebte Ronald.
Und Ronald liebt Cedric.

~

1964 Wörter

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