Mitgefangen, Mitgehangen
Nach einer ungefähr 20 Minütigen Limousienenfahrt steigen die zwei schick gekleideten Männer aus.
Die ganze Zeit über fiel es ihnen schwer den Blick vom anderen zu lassen, die meiste Zeit über blickte Greg aus dem Fenster, doch ab und zu warf er einen kurzen Blick hinüber zu Mycroft und hoffte instinktiv, das auch er ihn beobachten würde. Zu seinem Erstaunen allerdings passierte nichts dergleichen, dieses eine Mal wo er den Wunsch äußert von ihm angeschaut zu werden, wirkt es als würde er sich dagegen weigern, ohne zu wissen wie recht er dabei hat, starrt der Inspector wieder auf die Straßen Wiens.
Sie stehen vor dem Opernhaus Wiens, Greg hat es schon einige Male im Fernsehen zu Gesicht bekommen, doch in echt ist es noch mal eine Nummer unglaublicher. Eine tollte Architektur erstreckt sich über den Platz hinweg und Greg ist ehrlich gespannt auf die Inneneinrichtung.
Nach dem bestaunen des Gebäudes, sieht er sich die Menschen genauer an, die einzigen Leute ohne Anzug oder Kleid sind die Touristen, welche Fotos schießen um den Anblick nicht zu vergessen.
Zum Glück war Lestrade noch nie ein Fan von solchen Erinnerungstücken, lieber genießt er den Moment bevor er vorbei geht.
„Sollten Sie Sherlock sehen, lassen Sie sich nichts anmerken."
Da war der Moment auch schon vorbei.
„Warum?"
„Ich kenne ihn, sollte er uns bemerken, bevor wir nahe genug sind, verschwindet er. Eine Verfolgungsjagd würde ich lieber vermeiden."
„Verständlich."
Nicht so verständlich allerdings ist Mycroft verhalten, er hält seinen Arm angewinkelt, damit sich Greg einhängen kann, er nickt ihm sogar ermutigend zu.
Einen Moment zögert der Inspector, doch beschließt er folglich nach zu geben. Schüchtern hängt er sich bei dem anderen Mann ein und gemeinsam schreiten sie in Richtung Eingang.
Wie erwartet ist der Anblick gewaltig, durch eine riesige Eingangshalle, in welcher schon hunderte von Menschen herum stehen und ihre schönsten Kleider zu Schau stellen, kommen sie in einen festlichen Saal. Noch voller gefüllt und noch prachtvoller als die Eingangshalle.
Doch bleiben sie nicht unten, noch immer eingehängt begeben sie sich auf höhere Positionen um einen besseren Überblick über das Geschehen zu bekommen. Von einem vorbei kommenden Kellner nehmen sie sich ein Glas Sekt und trinken ein paar kleine Schlücke.
„Was ist das hier genau?"
„Der Opernball, sie haben sicher schon mal etwas im Fernsehen davon gehört."
Der Inspector hört nicht alles, schon bei den Worten „Opernball" hat er sich verschluckt und muss nun husten, besorgte Blicke und verabscheuende von den anderen Gästen begleiten ihn durch seinen Hustenanfall hindurch.
„ Geht's wieder?"
Nickend nimmt er vorsichtig einen weiteren Schluck. Dieses Mal wartet Holmes bis der Inspector geschluckt hat bevor er sich wieder zu Wort meldet.
„Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie nun etwas unauffälliger sein könnten."
Die Augen verdrehend lässt er das ausnahmsweise so stehen und blickt hinunter in die Menge. Bisher noch keine Spur vom Consulting Detective. Auch nach einer Stunde, in welcher die zwei Männer eine ganz angenehme Unterhaltung geführt haben, lässt sich Sherlock nicht blicken. Leiser als zuvor fragt Lestrade deshalb nach: „Sind Sie sicher das er kommen wird?"
"Sherlock ist nie pünktlich."
Wohl merkend das er die Frage nicht wirklich beantwortet hat, fügt er noch hinzu: „ Ja, er wird kommen."
Um die zehn Minuten später bewahrt sich diese Aussage. Ganz ruhig, als würde er das Gespräch weiter führen, gibt Mycroft Auskunft über die Ankunft seines kleinen Bruders.
„Es ist Zeit."
Nickend hängt sich der Inspector wieder bei Holmes ein und gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach unten.
Unauffällig schleicht Mycroft durch die Menschenmassen, während Greg eher unbeholfen mitgeschleppt wird. Zu seinem verwundern scheint Holmes diese Tatsache, glücklicherweise, einfach zu ignorieren, was ihm nicht gerade ähnlich sieht.
Unten angekommen, hat der Inspector den kleinen Bruder seines Partners schon lange aus den Augen verloren. Mycroft allerdings scheint ihn genau im Visier zu haben, noch immer schleift er Greg hinter sich her und lässt sich bei seinem Weg nicht beirren. Tatsächlich kann nun auch Lestrade einen Blick auf Sherlock erhaschen, welcher, wie ihm erst jetzt bewusst wird, auch im Anzug erschienen ist und ohne John. Wo ist John? Wohlwissend das er seinen Mund lieber geschlossen lassen sollte, spricht er diese Frage nicht laut aus, sondern schiebt sie einstweilen beiseite.
Dem jungen Consulting Detective immer näher kommend, werden ihre Schritte immer schneller. Mittlerweile ist es eher verwunderlich das sie niemand zu bemerken scheint, vielleicht liegt es aber auch nur am Herzrassen des Inspectors, das ihm alles so schnell vorkommt. Er ist sich nicht einmal sicher, was genau der Grund für sein Herzassen ist. Ist es Mycroft, wessen Hand um seine geschlossen ist? Oder ist es die Aufregung um Sherlock? Vielleicht ist es auch die Frage, wo John ist?
Wahrscheinlich ist es diese ganze Situation, diese Aufregung.
Allerding schließt er es nicht aus das allein Mycroft die Schuld daran trägt.
Sowie er auch die Schuld daran trägt, das Greg beinahe einen Herzinfarkt erleidet nachdem sein Schreien ihn aus den Gedanken reißt.
„Verdammt!"
Mit der Faust gegen eine Straßenlaterne schlagend schreit er wieder auf. Sie stehen am Straßenrand vor der Oper.
Von Sherlock keine Spur.
Als ein leises stöhnen und seufzen vom älteren Holmes kommt dreht er sich zu ihm um. Seine Hand mit welcher er gerade einer Straßenlaterne eine Lektion verpassen wollte, scheint zu bluten.
„Mycroft?"
„Hm?"
Fast ängstlich nähert er sich dem anderen und nimmt die blutende Hand in seine. Mycroft unterdrückt ein Stöhnen.
„ Das sollte sich jemand ansehen."
„ Das ist nichts. Kommen sie wir gehen!"
Er entreißt ihm seine Hand, wobei ihm der Schmerz einen Seufzer entlockt.
Wie schon oft zuvor steigen die Männer in die schwarze Limousine und fahren zu ihrer Unterkunft.
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