# 17. Krankenhaus

Nur mühsam schaffe ich es aus der Dunkelheit wieder hochzukommen, wieder aufzuwachen und ins Leben zurückzukehren. Zuerst spüre ich die Schwere meines Körpers, aber keinen Schmerz, was mich beruhigt. Meine Atemzüge sind ruhig und gleichmäßig, ich kann fühlen wie sich meine Brust hebt und senkt. Doch ich spüre auch ein unangenehmes Gefühl in meinem rechten Arm und ein Kratzen auf meiner Haut an der Brust. Ich versuche mich zu bewegen, aber das klappt nicht.
Da höre ich ein leises Piepsen neben mir und fühle die weiche Unterlage auf der ich liege. Ansonsten ist es um mich herum still, beunruhigend still. Nur langsam kommen die Erinnerungen wieder hoch und ich spüre wie sich ein Kloß in meiner Kehle bildet. Ich lag in dieser dunklen Gasse, alleine und aushekühlt, und das alles nur aus einem Grund...
Plötzlich höre ich ein leises Rascheln irgendwo neben mir, so als würde sich jemand bewegen. Mittlerweile fühle ich mich dazu imstande die Augen zu öffnen und versuche das einmal vorsichtig, doch helles Licht blendet mich sofort. Schnell kneife ich die Augen wieder zu und warte bis sie sich erholt haben, dann versuche ich es erneut. Dieses Mal schaffe ich es länger und sehe die weiße Decke über mir. Zusammen mit dem Piepsen bedeutet das, dass ich im Krankenhaus liege, was irgendwie logisch ist wenn man an meinen Zustand denkt.
Langsam drehe ich den Kopf nach rechts, da entdecke ich Katie auf einem Stuhl neben mir sitzen. Sie schaut mich mit traurigen Augen an und ich sehe dass sie geweint hat.
"Hey", sage ich leise und mit kratziger Stimme und sie schüttelt den Kopf.
"Nichts 'Hey'."
Ihre Unterlippe zittert und sie schnieft während sie sich über die Augen reibt.
"Wie konntest du nur? Warum hast du das gemacht? Du hast mir gesagt du wärst darüber hinweg!"
Ich schlucke und sie atmet aus.
"I-ich..."
Meine Stimme bricht und ich schaue Katie nicht mehr an. Sie ist enttäuscht von mir, wütend und traurig, und das zurecht.
"Ich habs nicht mehr ausgehalten", sage ich leise und spüre die Tränen in meinen Augen. Ich hebe einen Arm, der mit einem Verband umwickelt ist, und wische mir über die Augen.
"Ach wirklich?! Ist ja nicht so dass ich deine beste Freundin bin und du mir alles sagen kannst! Wann siehst du endlich ein dass Drogen keine Lösung sind?!", regt Katie, die meinen Blick nicht bemerkt, sich auf und mir beginnen Tränen über die Wangen zu laufen.
"Ich... es tut mir doch leid. Es tut mir leid, hörst du?", wimmere ich und kann ein Schluchzen nicht mehr zurückhalten.
"Aber bitte, hör auf! Und wenn du wirklich wissen willst warum ich das gemacht habe, versuch mal meine Mutter anzurufen! Sie ist tot Katie!"
Augenblicklich hört Katie auf wütend zu sein und kommt neben mich, geschockt, traurig und besorgt.
"Melody? Ist das wirklich wahr?", fragt sie mit erstickter Stimme und ich nicke, dann weine ich weiter und kann kaum aufhören, auch als Katie mich unbeholfen umarmt, mit den Schläuchen im Weg. Ich erinnere mich an meine Mutter, an diese wundervolle Frau, und warum ich wieder in der Gasse gelandet bin. Was passiert ist.
"Oh Gott Mel."
Meine Freundin hält mich fest und teilt meinen Schmerz, die Schläuche und ihre unangenehme Position ignorierend.
Als ich mich wieder ein bisschen beruhigt habe, lässt sie mich vorsichtig los und schaut mich an. Ich schniefe und reibe mir die Augen mit einer Hand.
"Was ist passiert?", will Katie sanft wissen und streicht mir über den Oberarm.
"Ein Autounfall. Ein andere Fahrer ist von der Gegenspur abgekommen und direkt in sie gerast. Sie hat nichts gespürt und war sofort tot", erzähle ich mit erstickter Stimme und schon wieder laufen mir Tränen über die Wangen.
"Mel, es tut mir so unendlich leid. Jetzt kann ich es irgendwie verstehen... aber du hättest mich anrufen können, mit mir reden können", meint Katie und ich nicke leicht.
"Ich weiß, aber als die Polizei bei mir angerufen hat und später die Polizisten bei mir vor der Tür standen... da ist einfach etwas bei mir durchgebrannt. Ich bin zusammengebrochen, ich wusste nicht mehr wohin. Mein Kopf war ein einziges Durcheinander und ich konnte keine logische Entscheidung mehr treffen."
Katie nimmt mich erneut in den Arm und wir bleiben eine Weile lang hier sitzen, bis plötzlich eine Schwester hereinkommt.
"Verzeihen Sie die Störung, aber die Besuchszeit ist zu Ende", informiert sie uns mit einem bedauernden Tonfall und Katie nickt ihr zu.
"Nur noch einen Moment."
Die Schwester nickt und verlässt den Raum wieder, dann schaut meine Freundin mich an und seufzt.
"Ich werde dir helfen Mel, egal was passiert. Aber jetzt muss ich leider nach Hause, meiner Mutter sagen was mit dir los ist. Sie macht sich furchtbare Sorgen um dich."
"Okay", wispere ich und lege mich wieder richtig hin.
"Du kommst doch morgen wieder?"
"Auf jeden Fall. Bis morgen", verabschiedet sich Katie und geht zur Tür, bevor sie mir einen letzten Blick zuwirft. Mit einem leichten Winken verlässt sie das Zimmer und ich bin alleine.

~~~

"Du wirst in eine Entzugsklinik gehen müssen, Mel."
Ich nicke und nehme einen weiteren Löffel der Suppe, die ich zum Mittagessen bekommen habe, während ich Clara, Katie's Mutter zuhöre. Sie und ihre Tochter sitzen hier bei mir und beide sind bedrückt über den plötzlichen Tod meiner Mutter Rachel.
"Immerhin lebe ich noch", murmele ich und schaue Katie an.
"Wie hast du mich eigentlich gefunden?"
"Ich habe Obdachlosen dein Foto gezeigt. Die helfen gerne wenn sie können, außerdem habe ich ihnen was zu essen mitgebracht. Einer wusste wo du warst und hat mich hingebracht, und dort habe ich dich nach kurzer Zeit auch gefunden", erzählt meine beste Freundin und ich stelle meine Schale auf Seite.
"Danke."
Ich lächle schwach, dann wende ich mich an Clara.
"Und was wird nach der Klinik aus mir?"
"Du kannst bei uns wohnen wenn du willst."
Sie lächelt aufmunternd und ich fühle mich unwillkürlich erleichtert.
"Natürlich will ich."
Katie setzt sich neben mich aufs Bett und nimmt mich seitlich in den Arm.
"Dann sind wir fast wie Schwestern", meint sie und ich lächle kurz.
"Das klingt gut, auch wenn die Umstände die falschen sind."
Für einen kurzen Moment muss ich die Tränen zurückhalten, doch dann atme ich tief durch.
"Ich gehe in die Klinik und danach will ich gerne bei euch wohnen solange ihr mich wollt", sage ich zu Clara und diese legt mir eine Hand auf den Arm.
"Es freut mich dass du dich so einsichtig zeigst."
Clara steht auf und nimmt mich liebevoll in den Arm, dann streicht sie mir über die Wange.
"Wir schaffen das."
Ich nicke und lächle Clara an.
"Mum, wir müssen leider los. Dad will die Beerdigung für Rachel organisieren", meint Katie und ich schaue zu ihr.
"Es gibt eine Beerdigung?"
"Deine Mutter hat verfügt dass sie verbrannt wird, falls sie stirbt. Hamish bereitet das vor und organisiert alles", erklärt Clara mir und ich nicke nachdenklich.
"Okay."
"Na dann, bis morgen."
In einer mütterlichen Geste streicht Clara mir über den Kopf.
"Tschüß", sage ich leise und Katie nimmt mich nochmal in den Arm, dann gehen beide und lassen mich alleine. Clara's Verhalten ist zwar lieb gemeint, erinnert mich aber an meine Mutter.
Nach einer Weile lege ich mich hin und versuche zu schlafen, auch wenn die Trauer mir noch sehr nahe ist.

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Aaaand another one! :D
Die von einem 'Fan' erwünschte Fortsetzung.
Und demnächst auch noch einen Teen!Jamody OS ^^

Bis dahin :)

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