{6.} Ophelia
Schnaubend saß ich nun vor meinem besten Freund und wir aßen gemeinsam in einem kleinen Laden. Er trug eine Cappi und darüber noch eine Kapuze von seinem Hoodie. Wir gingen öfter in diesem kleinen Laden, etwas außerhalb der Großstadt essen und dafür gab es 2 Gründe:
1. Hier waren meistens nur ältere Leute essen. Also keine Fans
2. Niemand erkannte ihn hier. Er konnte, soweit es ihm möglich war, ein Normalo sein.
Natürlich gingen wir auf Nummer sicher, weshalb er sich dennoch so anzog.
Ich hatte für uns Kimchi bestellt und eine ganze Menge Schweinefleisch.
»Was bildet die Tussi sich ein? Also ... Oppa? Oppa! Ernsthaft?« regte ich mich auf und drehte das Schweinefleisch auf dem Grill zwischen uns. Dann legte ich etwas Gemüse dazu und trank mein Sujo. »Dumme Kuh« motzte ich weiter und für einen Moment war es zwischen uns, als wäre wirklich nie was passiert.
»Vorsicht, L. Du klingst eifersüchtig.« Mingyu nahm die Ständchen, packte erst Fleisch und dann Kimchi und schob es sich in den Mund.
»Wie bitte?« fragte ich gereizt.
Ich....und Eifersüchtig?
Ich?!
Niemals! Nur...genau nur freundschaftlich.
»Ich reg mich nur auf, weil du mein Freund bist, mein bester Freund« Definierte ich es mehr, damit kein Missverständnis entstand.
Ach man! Das war doch alles zum Mäusemelken. Wie sollte es jemals wieder normal zwischen uns werden? Wenn ich ihn ansah, sah ich ihn über mir, wie er meine Nippel ... Gott!
Nein. Nein.
Nein. Nein!
Ich sah auf das Fleisch und linste nur heimlich zu ihm hoch. Ich hatte ihn fast überall angefasst. Meine Hände kribbelten, wenn ich nur an seine Haut, Muskeln und Haare zurückdachte.
Ich hasste es. Ich hasste, dass es heiß war.
Er seufzte und lehnte sich zurück. Die Arme vor der Brust verschränkt, sodass sein Hoodie spannte. »Du starrst mich an.«
Ich sah von seinem Körper, hoch zu seinem Gesicht. »Was?« fragte ich, weil ich nicht zugehört hatte. Hatte Mingyu schon immer solche Muskeln?
Warum fällt mir so vieles jetzt erst auf?
»Ich sagte«, setzte Mingyu an und lehnte sich vor. Die Augen auf mich gerichtet, angelte er nach einem Stück Fleisch und hielt es mir vor die Nase. »Du starrst mich an. Und das so, als würdest du an das denken, was nie passiert ist.«
Sein Blick wurde dunkler.
Ich sah von ihm zum Fleisch, öffnete meine Lippen und nahm ihm das Stück ab. Ich kaute und nutzte die Gelegenheit nachzudenken.
Ich sagte zwar, dass wir so tun sollten, als wäre es nie passiert, aber konnte ich es wirklich? Als ich es mir gestern Abend in der Badewanne selbst gemacht hatte, kam auf einmal er in meiner Fantasie vor und ... das war nicht gut, ganz und gar nicht gut.
Ich schluckte und tat auf cool. »Weißt du, an was ich denke? An das eine Mal, als wir als Kinder zusammen gebadet haben und du plötzlich kacken musstest.« Ich füllte ein Kurzen und trank Soju. Einfach cool bleiben. Wenn wir lange genug so tun, als wäre das nie passiert, dann ist es auch nie passiert.
Oder?
Er sah mich an, lehnte sich zurück und lachte. »Und weißt du, an was ich denke?«
Ich hob eine Braue. Bitte nicht an den echt guten Sex.
»An was?« fragte ich zögerlich und schnappte mir mit meinen Stäbchen das Gemüse vom Grill und schob es mir in den Mund.
»Daran, dass du vergisst, wie gut wir einander kennen. Ich weiß, dass du lügst. Ich weiß, dass du weißt, dass du diejenige bist, die letzten Endes in die Badewanne meiner Eomma gekackt hat und ich dich drei Wochen damit aufgezogen habe, Kackwanne«, ärgerte er mich mit dem Spitznamen, den ich ein halbes Jahr verpasst bekommen hatte.
Ich starrte ihn.
Okay. Kein Sex. Gut.
»Ja....das war ....echt ekelhaft. War das nicht, weil ich davor über eine Woche nicht konnte und es dann bei dir nicht mehr ausgehalten habe?« fragte ich und lachte gezwungen.
Ich machte mir wohl unnötig Gedanken. Einfach locker sein. Genau.
Er zuckte mit der Schulter, nahm mit den Stäbchen eine Gurke und warf sie mir an die Bluse, sodass ein Fettfleck darauf erschien. »Egal, warum, es war ekelhaft. Seit dem traumatisierenden Vorfall hasse ich es, zu baden.« Mingyu legte die Stäbchen weg und seufzte. Er rieb sich übers Gesicht und fragte: »Steht heute noch was na, oder bin ich durch?«
Ich starrte auf mein Hemd und verzog das Gesicht. »Was soll der Mist? Soll ich dich mal mit Essen bewerfen?« fragte ich und tupfte mir eine Servierte über den Fleck. »Nein, du hast nichts mehr vor« antwortete ich und stöhnte genervt auf, als ich den Fleck nicht wegbekam. »Das ist mein Lieblingshemd, Blödmann.«
»Verbuch es als Arbeitsunfall«, nuschelte er erschöpft und rieb sich die Schläfe. »Wie sieht es aus, kommst du noch mit zu m-« Mingyu stoppte sich, klärte seine Kehle und sah mich an. »Vergiss es, ich ... wollte noch an einem Song arbeiten, der mir durch den Kopf geht.«
Ich sah ihn leicht verletzt an.
Wollte er wirklich noch an einem Song arbeiten, oder wollte er mich einfach nicht mehr in seiner Nähe haben.
Ich nickte. »Schon gut. Ich habe eh Unterleib schmerzen und werde mich zu Hause etwas hinlegen.« Ich sah an ihm vorbei und winkte jemandem knapp zu, der hier arbeitete.
»Wir würden gerne zahlen.«
»Zusammen oder getrennt?« fragte der Herr.
Ich sah Yu an und dann wieder zu dem Mann. »Zusammen.«
»Ich zahle«, sagte er und zog seine Karte. Das Gerät, an die er sie hielt, piepte und er tippte die PIN ein. Als der Kellner den Namen auf der Karte sah, die er nicht schnell genug zurückzog, und seine Augen sich weiteten, fluchte Mingyu leise.
Ich sah zwischen den beiden hin und her.
»Sind sie Lee Mingyu? Der Star Lee Mingyu?!« fragte der ältere Mann.
»Wie kommen Sie denn darauf?« lachte ich gezwungen, obwohl die Frage dumm war.
»Könnten sie mir ein Autogramm geben? Meine Töchter sind ihre größten Fans« ignorieren er mich und flehte regelrecht.
»Was? Nein....er....wir sind privat hier und wollten nur in Ruhe essen......« unsicher sah ich Yu an.
Er grinste bereits und nickte. »Sicher. Ich schreibe etwas für ihre Töchter.«
Ich blinzelte, schloss meinen Mund und hielt mich zurück. Ich wandte mich ab und kramte in meiner Tasche. Dann überreichte ich meinem besten Freund ein Block und ein Stift.
»Meine Töchter heißen: Dan-Bi und Seul. Vielen Dank« lächelte der ältere Mann und verbeugte sich mehrmals. Ein Glück war es heute nicht sonderlich voll in dem Laden. Sonst würde dieses Verhalten wohl mehr Aufsehen erregen.
Ich sah Mingyu an und lächelte leicht. Er liebte es, ein Star zu sein. Und ich liebte es, ihm dabei zuzusehen. Aber....würde das zwischen uns irgendwann in Brüche gehen, wenn wir nicht darüber sprachen?
Mingyu nickte und schrieb einen kleinen Gruß, machte noch ein Foto mit dem Besitzer, auf dem er die Mütze und das Käppi absetzte und sprach, nachdem er einfach nicht aufhören wollte zu betteln, noch einen lieben Gruß auf eine kleine Aufnahme. Erst dann konnten wir das Restaurant verlassen.
An der Tür geriet Mingyu kurz ins Wanken und musste sich am Türgriff festhalten, sodass der Besitzer, der es dummerweise gesehen hatte, ihm eine Flasche Wasser schenkte. Er nahm diese danken an und lief dann mit mir zu seinem Wagen.
»Du bist wirklich unglaublich« meinte ich beeindruckt, wie auch besorgt. Dann nahm ich ihm aber den Autoschlüssel aus der Hand, als wir kurz vor seinem Wagen ankamen. »Ich fahr dich heim, okay?« lächelte ich.
Er nickte nur und setzte sich auf den Beifahrersitz. Als ich auch saß, schloss er die Augen, lehnte sich zurück und fragte leise: »Warum bin ich unglaublich?«
Ich startete den Motor und fuhr los. »Weil du trotz Erschöpfung einfach weiter machst. Du arbeitest hart und dafür hast du meinen größten Respekt« erklärte ich und fuhr durch mehrere schmale Straßen, bevor ich auf eine Hauptstraße kam.
Mingyu schnaufte schmunzelnd. »Ja, Erschöpfung trifft es ganz gut. Und ich dachte schon, du meinst meine Leistungen im Bett.«
»Ja, die waren auch unglaublich« lachte ich und hielt bei einer roten Ampel. Als ich begriff, was ich da sagte, sah ich aus meinem Fenster, um nicht ihn anzusehen.
Was habe ich da gerade gesagt?!
Auch er lachte leise. »Oh, gut. Ich dachte, der Scherz kam etwas zu früh.« Mingyu wandte den Kopf zu mir und öffnet die Augen wieder. »Komm noch mit. Wir wollen es vergessen, dann sollten wir beide normal miteinander sein. Und das du mich jetzt einfach rausschmeißt und dann Heim gehst, wäre alles, aber nicht normal. So soll das nicht zwischen uns werden, meinst du nicht auch?«
Ich drehte meinen Kopf auch zu ihm und wir sahen uns an.
Der Scherz war etwas früh. Denn meine Antwort war ernst gemeint. Aber besser, er glaubt, es sei ein Scherz.
Wir waren beide betrunken gewesen, wir sollten das vielleicht wirklich nicht an die große Glocke hängen.
»Du hast recht. Schwamm drüber« sagte ich und fuhr weiter, als es grün wurde. »Gut, dass ich erst letztens einkaufen war und auch Tampons bei dir aufgefüllt habe.« Ich schmunzelte ihn an.
Er Verdrehte fast schon geräuschvoll die Augen. »Hmm ganz toll. Dann kann ich den zukünftigen Damen im Hause Lee eins anbieten, falls es mal nötig ist.«
»Die Frauen werden dich als echten Gentleman sehen. Vertrau mir« meinte ich etwas verspannt.
Wir fuhren noch eine Weile, bis wir bei Mingyu ankamen und ich seinen Wagen in die Tiefgarage fuhr. Wir stiegen aus und betraten kurz darauf den Aufzug.
Ganz oben angekommen, schmiss ich meine Tasche auf den Boden und eilte auf die Toilette.
Ich wechselte meinen Tampon und wusch meine Hände, bevor ich wieder zurückkam. »Möchtest du auch einen Tee?« fragte ich und stellte den Wasserkocher an. Derweil suchte ich bereits meine Wärmeflasche, die ich ebenfalls hier irgendwo deponiert hatte.
Mingyu sah mich herumwuseln und hüpfte auf seine Arbeitsfläche, auf der der Wasserkocher schon blubberte.
»Sag mal, wohnst du hier? Oder warum hast du mehr Zeug von dir hier, als ich von mir selbst?«
Ich fand die Wärmeflasche. »Kommt wohl daher, dass ich öfter hier bin als zu Hause. Aber...« Ich schluckte und irgendwie fühlte ich mich auf einmal komisch. »Wenns dich stört, werde ich mich zurückhalten.« Es sollte doch nicht mehr komisch werden und dennoch fühlte ich mich unwohl.
»Wenns mich stören würde, hätte ich deinen Scheiß schon aus dem Fenster geworfen.« Als der Wasserkocher fertig war, schwang er sich runter und holte zwei Tassen, um den Tee zu machen. Er wankte wieder und fluchte, als ihm das heiße Getränk über die Hand lief. »Ssibal, was ist denn los mit mir?«
Okay, dachte ich nur und sah ihn mit großen Augen an. »Hast du dich verbrannt?« fragte ich erst einmal und nahm ihm den Wasserkocher ab. Ohne viel nachzudenken, nahm ich seine Hand und sah sie mir an. »Hast du heute genug getrunken? Sollen wir ins Krankenhaus?«
»Quatsch, ich muss doch nicht ins Krankenhaus, L. Das sind nur die Kopfschmerzen. Manchmal wird mir davon etwas schwindelig.« Er forderte meinen Blick. Doch als er mir entgegensah, baute sich Spannung zwischen uns auf. Seine Hand lag noch in meiner und wir standen uns ziemlich nahe. Seine Aufmerksamkeit huschte auf meinen Mund. »Ich werde wohl wirklich etwas zu wenig getrunken haben.«
Ich nickte und hatte das Gefühl, dass er log, aber ich nahm es so hin. »Komm, setzt dich erst mal hin. Ich bring dir den Tee und ein Glas Wasser« sagte ich und setzte ihn auf sein Sofa ab, genau dort, wo wir .....
Ich schüttelte innerlich den Kopf. Nicht daran denken. Schnell ging ich zurück, bereitete die beiden Tees vor und meine Wärmflasche. Als ich alles zu Tisch brachte, setzte ich mich neben ihn hin und sah ihn wieder in die Augen. »Hier, trink.« sagte ich leise und reichte ihm das Glas Wasser.
Was war nur los mit ihm?
Und was war das gerade für eine Spannung zwischen uns? Auf dieser Couch.
Ich drückte die Wärmeflasche auf meinen Bauch und starrte ihn die ganze Zeit an.
Warum sah ich ihn auf einmal mit anderen Augen?
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