Der Valentinstag
17.3.2023
Ich befand mich sehr lange ohne Ziel oder Story in diesem riesigen Haus, das ein Internat oder so war. Es gab unmöglich viele Räume und Gänge und anfangs war ich mit Seana da. Wir mussten irgendwie mit Skiern einen Berg hoch fahren und ich malte mit Aquarelle meine Sona. Wir fuhren auch mit dem Auto zu einem Puff, der Pizza verkaufte. Man zahlte hier für jede Zutat und konnte frei bestimmen was man haben wollte. Ich sagte Mais, Schinken und Champions. Die Leute da sprachen französisch aber der eine konnte deutsch weil er aus Mexiko kam und englisch ging auch klar. Zur Vorspeise bekam man einen Klumpen rohes Hackfleisch. Nach dem Essen gingen wir, bevor die "anderen" Gäste kamen und betraten wieder das Internat Dingens.
Met und ich liefen ihrem Bruder hinterher, der aber irgendwie viel schneller war als wir. Deshalb war er irgendwann weg und wir hatten zwar eine Idee wo er sein könnte, aber verfolgten ihn nicht weiter. Er war nämlich - so nahmen wir an - in die Bibliothek gelaufen. Es war aber verboten dorthin zu gehen und es gab ein sehr abschreckendes Sicherheitssystem: Da war dieses Loch in der Wand, hinter dem ein runder recht kleiner Raum war. In diesem Raum befand sich die Tür zur Bibliothek, man konnte sie also vom Gang aus sehen. Jedoch wenn man versuchte den Raum zu betreten, kam ein Zug. Ein verdammt schneller, grausamer Zug aus dem Nichts. Man hörte ihn nur wenn es schon zu spät war und er verschwand sofort wieder im Dunkel. Für jeden normalen Schüler war es ein Tabu, das auch gar nicht gebrochen werden wollte.
Mir war langweilig und ich stromerte durch die Gänge. Ich hatte meine Winterjacke an und eine zerrissene schwarze Jeans. Außerdem war ich mein bevorzugtes Geschlecht und größer als die meisten Mädchen. Ich dachte ans Rp und dass die Farben hier seltsam ausgeblichen waren. Alles schien schwarz-weiß mit einem altertümlichen Gelbstich. an einer kleinen Bäckertheke diskutierten der Bäcker und zwei Lehrer gerade und ich schummelte mich hinein, um die Auslage zu betrachten. Eine Handvoll Cookies verschwand in meiner Tasche. Das Osterbrot war ein bisschen zu viel und ich wurde entdeckt. Mit einem fetten Grinsen rannte ich los und hörte das Schimpfen der Lehrer und das Lachen der Schüler hinter mir. Umdrehen tat ich mich nicht, wusste aber auch so, dass sie mir hinterher kamen. Mir kam die Idee, dass sie mir das Brot ja nicht mehr abnehmen konnten, wenn ich es schon gegessen hatte. Und wenn jemand anderes es gegessen hatte, erst recht nicht. Ich begann also damit, Stücke von dem Gebäck abzureißen und random Personen zu geben. Anfangs waren alle recht verwirrt aber dann wurde ich schon mit offenen Händen empfangen. Ich lief und lief und kannte all diese Leute nicht. Das letzte Stück wollte mir eine Gruppe Idioten abnehmen aber ich wies sie zurück. Kurz dachte ich daran es selbst zu essen, aber dann beschloss ich, es für eine wichtige Person aufzuheben. Ich lief so lange bis ich Met und noch ein paar bekannte Gesichter sah und drückte ihr das letzte Stück in die Hand.
Sie hatten mich anscheinend beobachtet und sagten, dass ich immer die selben Wege nehmen würde und dass sie mich so schnell finden würden. Ich machte mir tatsächlich überhaupt keine Gedanken darüber was sie gerade gesagt hatte. Ein fremdes Mädchen kam zu mir und lächelte mich seltsam an. Ihr Haar war mittellang und auf einer Seite geflochten. Ihr Blick war kühl obwohl sie lächelte. Sie verschwand recht schnell wieder und ich sagte sowas wie: "Komische Fans heutzutage" Kurz darauf kam ein erneutes Mädchen. Sie trug andere Kleidung als das erste aber sie sah doch gleich aus. Diese kam mir ziemlich nah und griff nach meiner Hand, um sie zu beißen. Erschrocken zog ich meine Hand zurück - sie war nicht verletzt - und das Ding ging ein paar Schritte zurück, um sich neben das erste zu stellen.
Mir fiel erst jetzt auf, dass wir nah an dem Loch standen. Met stand öfter davor und starrte den Zug an, wie er vorbeirauschte. Ich konnte ihn nicht hören, sah nur Mets Haare fliegen und wie sie einen halben Schritt zurück machte. Heute stand sie an der gegenüberliegenden Wand mit uns und sie hatte die Angriffe der komischen Mädchen mitverfolgt. Sie erzählte von einem Spiel, dass sie einmal gespielt hatte. Es hieß "Der Valentinstag". Einer war der Valentinstag und sozusagen der Fänger. Wenn er dich erwischte, wurdest du ebenfalls zu einem. Sie hatte das immer mit 25 Leuten gespielt und es gab nur einen Gewinner: Den Valentinstag.
Jetzt wurde ich nervös, vor allem weil Met es so emotionslos sagte und alles um mich herum immer unschärfer und dunkler wurde. Um mich zu beruhigen umarmte ich sie und versuchte es alles als Spaß abzutun. Aber auch die anderen in der Gruppe stimmten Mets Geschichte zu. Met sagte, sie war die 21. Und ich war der letzte, die 25. Keiner von uns würde überleben.
Plötzlich war mein Lebenswille sehr groß und ich zählte eins und eins zusammen, während ich zu dem Loch hinüberblickte. Wir mussten erfahren was in dieser Bibliothek war. Das sagte ich auch den anderen und Met war bereit mir zu folgen. Man sah keinen Zug, wusste nur, dass er kommen würde sobald man sprang. Also sprang ich. Es dröhnte in meinen Ohren und ein eiskalter Luftzug erfasste mich. Kurz bevor er mich erwischen konnte, hatte ich wieder Boden unter den Füßen und der Zug verschwand so schnell wie er gekommen war.
Met folgte mir und wir öffneten die Tür zur Bibliothek. Sie war rund und aus Holz. Jemand namens Sebastian beschloss ebenfalls uns zu unterstützen und so liefen wir zu dritt eine Wendeltreppe hinab. Es war nun fast komplett finster für mich und überall tropfte schwarzes Zeug hinunter. Ich sah Rohre und Gitter, hörte das Schnaufen von Dampfmaschinen und spürte die Kälte an meinen Armen. Mir wurde das zu viel, einfach zu viel und ich wollte aufwachen. Eine Weile die viel zu lang war war ich gefangen zwischen Traum und Wachsein, konnte mich nicht bewegen und sah verschwommene graue Gesichter auf mich zukommen und dicke Schlieren aus Tinte oder ähnlichem von der Decke fließen.
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