Ein Tag voller PTBS Symptomen
TW: In diesem Kapitel gehe ich expliziter auf meine Gefühle bei intrusiven Gedanken und Flashbacks ein. Dies könnte den ein oder anderen triggern oder überfordern. Sei bitte vorsichtig beim Lesen! :)
Hier sitze ich wieder und reflektiere über den heutigen Tag, so, wie ich es täglich tue. Aktuell sind meine PTBS Symptome wieder präsenter in meinem Leben und treten in Vordergrund. Dies ist schon seit einpaar Tagen so, weshalb ich innerlich eine konstante Angst vor möglichen hyperrealistischen Flashbacks oder Panikattacken mit mir trage.
Vor eine Woche habe ich meinen Minijob gekündigt, weil ich ein FSJ in einer Psychiatrie anfangen werde. Ich freue mich sehr auf dieses Jahr, welches so viel für mich bereit halten wird. Doch meine Kolleginnen sind seit Ankündigung meiner Kündigung ziemlich kalt mir gegenüber.
Mehr möchte ich darauf nicht eingehen. Aber es machte mich psychisch in den letzten Arbeitstagen bisher ziemlich fertig, dass meine Kolleginnen ihr eigentlich normalerweise ziemlich offenes und liebes Verhalten mir gegenüber schlagartig änderten. Somit schloss ich meine Schichten ausgelaugt und ermüdet ab. Gestern zum Beispiel war so ein Tag gewesen.
Ich denke, dass dadurch meine Symptome alle wieder hervor ragen. Arbeitsstress. Externer Stress.
Jetzt habe ich mit dem ganzen Mist zu kämpfen und noch zwei weitere Schichten vor mir, auf die ich mich nicht freue. Das ist aber nebensächlich, wenn man beachtet, wie schlimm meine Symptome in den letzten ca. Fünf Tagen plötzlich geworden sind. Dabei mal bedacht, dass meine Therapeutin und Psychiater in Urlaub sind und ich somit niemanden habe, mit dem ich komplett ehrlich über meine Gefühle und Gedanken reden kann.
Den ganzen Tag hatte ich ein unfassbar unangenehmes Bauchgefühl gehabt, welches mich konstant bis jetzt (21:30 Uhr) begleitet. Das typische Schwindelgefühl erschien heute wieder und ließ mich meine normalen Freizeitaktivitäten nicht richtig genießen, z.B. Musik hören oder Onlinespiele zocken.
Heute Nachmittag hatte ich kurz den Drang gehabt, mich zu übergeben, als ich gegessen hatte. Natürlich vereinbarte sich dies nicht gut mit meinen Bauchschmerzen. Ebenso hatte ich ein schweres Gefühl in meiner Brust gehabt. So, als hätte man mir einen riesigen Felsen auf die Brust gelegt. Unangenehm. Dadurch bemerkte ich schnell, dass ich wieder in voller Blühe einer symptomvollen Episode gerutscht war.
Vorhin stritt ich mich dann auch noch mit einem Familienmitglied, was der letzte Auslöser für mein endgültiges Weinen war. Ich setzte mich draußen vor die Haustür und fing einfach an zu weinen. So weit, wie es ging. Denn mit dem Weinen war das auch immer so eine Sache bei mir.
Das Weinen fällt mir oftmals schwer. Manchmal möchte ich zum Beispiel Weinen, aber es kommen keine Tränen raus. Schräg, wenn man dies zum ersten Mal hört, aber es ist tatsächlich so.
Auch diesmal kamen nur ganz wenige Tränen raus, aber das war okay. Ich bin froh, dass ich mir wenigstens die Zeit gab, emotional zu sein.
Als Betroffene*r von Traumata trägt man all seine Belastungen, Erinnerungen und damit verbundenen Gefühlen mit sich alleine herum. Zwar findet man dies in so gut wie allen psychischen Erkrankungen wieder, aber bei Traumata gab es nochmal einen anderen Grund, weshalb dies so war. Undzwar, weil man seine Traumata nicht einfach mal dem besten Freund oder einer vertrauten Person generell erzählen konnte.
Schließlich sprachen wir hier immernoch von traumatischen Ereignissen, die im schlimmsten Falle, wenn sie beliebig weiter erzählt werden, andere Personen traumatisieren oder verstören können. Damit habe ich schon seit Jahren zu kämpfen. Selbst meiner Therapeutin habe ich bisher nur einen kleinen Teil meiner Traumata anvertraut, weil es schlichtweg einfach ekelhaft ist, diese Sachen zu erzählen. Oft sind sie mit viel Scham, Ekel und Leid verbunden.
Diese Gefühle trage ich auch heute schon den ganzen Tag mit mir. Intrusive Gedanken, die mich minütlich daran erinnern, wie ekelhaft die Vergangenheit eigentlich war und die Vergangenheit in die Gegenwart holen. Flashbacks, die diesen Gedanken noch lebendige Bilder dazu gaben und zu ständigen Retraumatisierungen führten. Vorallem fühlte ich mich dabei auch konstant angespannt, ängstlich und dreckig.
All diese Sachen, die mich bis zu dem Punkt eines Nervenzusammenbruchs führten, wie heute, als ich Weinen musste.
So, wie man von der PTBS alleine mit seinen innerlichen Schmerzen gelassen wird, wird man von ihr gleichzeitig dazu aufgefordert, auch alleine zu heilen und den Weg daraus zu finden. Eine angsteinflössende Krankheit, selbst für mich, die seit Jahren daran schon leidet.
Zwar schreibe ich hier viel über alles Mögliche, was mit der Posttraumatischen Belastungsstörung zutun hat, aber am Ende des Tages bin ich auch nur eine von vielen weiteren PatientInnen, die durch die Strapazen dieser Erkrankung durch müssen. Und so fühle ich mich heute auch. Nicht als die zielstrebige und kampfbereite Eleja. Sondern als die emotionale, weinerliche und erschöpfte Eleja, die gerne heute getröstet werden möchte.
Vielleicht schreibe ich meine Therapeutin an, in der Hoffnung, sie kann mir per Telefon helfen. Dies werde ich aber sehr wahrscheinlich nicht machen, so, wie ich mich kenne.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich jetzt tun soll. Der Abend geht gleich in die Nacht hinein, sodass ich einen Weg nun finden muss, zur Ruhe zu finden. Andererseits kann diese Nacht ziemlich blöd für mich enden. Stichwort: Selbstverletzung durch Leidensdruck oder Alpträume mit Retraumatisierungen.
Dennoch schließe ich das heutige Kapitel erstmal und wünsche dir eine gute Nacht.
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