7. Mum

Liebe Mum.

Hast du dir Sorgen um mich gemacht? Ich meine, in letzter Zeit.

Früher ja ständig, ich erinnere mich an jeden einzelnen Streit über das Skaten. Danke übrigens, dass ich weiter fahren durfte, obwohl du es zu gefährlich fandest.

Aber es gibt gefährlicheres.

Eine "höhere Macht". Ich übertreibe nicht, es gibt wirklich etwas, dass ich gerade nicht ändern kann und das mit dem Tod zu tun hat.

Das klingt absolut abgedreht, aber ich bin nicht aktiv Schuld daran, dass ich morgen sterben werde.

Sondern passiv.

Dreh jetzt bitte nicht durch und lies bitte, bitte weiter! Ich konnte es dir nicht erklären, weil du nicht mehr da warst, du hast nicht mehr zugehört!

Du hattest deinen Alkohol und deine eigene Welt und ich wollte dich nicht da rausholen. Aber ich hätte dich gebraucht, ich hätte dich so dringend gebraucht.

Mum, ich wollte mich umbringen. Ich habe darüber nachgedacht, mich umzubringen.

Manchmal, Abends, wenn ich nicht einschlafen konnte, da habe ich an Billy gedacht. Okay, streich das manchmal, ich habe immer an Billy gedacht.

Ich habe wieder und wieder gesehen wie er starb und jedes einzelne mal konnte ich etwas machen. In jedem meiner Träume war eine Möglichkeit, ihn zu retten.

Aber ich habe ihm nicht geholfen. Ich habe ihn sterben lassen.

Und was ist, wenn es auch in der echten Situation eine Möglichkeit gegeben hat?! Wenn ich ihn hätte retten können?!

Das waren die Gedanken in denen ich mich verannt hatte, immer wieder. Bis zu dem Punkt, an dem mir niemand mehr helfen konnte.

Ich habe mich verschlossen, ich hatte einfach Angst, dass noch jemand anderes zu dem Schluss kommen könnte, dass ich schuldig bin. Dass ich die Mörderin bin.

Ich wollte versuchen mich selbst zu bestrafen, aber ich konnte es nicht. Ich konnte es einfach nicht, Mum! Aber ich habe so darüber nachgedacht, ich habe darüber nachgedacht, wie viel einfacher alles wäre, wenn ich der Welt einfach den Rücken zukehren könnte.

Wenn einfach alles vorbei wäre.

Ich hab es mir gewünscht, Mum. Ich habe es mir so gewünscht.

Und jetzt? Tja, jetzt bin ich zurück im Leben. So halb. Mit einem Fuß.

Und das Leben will nicht mehr. Ausgerechnet jetzt, wo ich etwas habe, etwas habe für das ich leben würde.

Ausgerechnet jetzt gibt mich das Leben an den Tod weiter. Es hat meine Wünsche erhört. Aber viel zu spät, jetzt bin ich weiter gekommen. Jetzt brauche ich das Leben.

Mum, bitte versprich mir eins! Fang wieder an, dich zu kümmern! Vor allem um dich selbst und wenn du noch was anderes brauchst, dann kümmer dich um Chester.

Du hast es die letzten Wochen ohne mich geschafft, jetzt bin ich weg.

Es tut mir leid.

Ich hab dich lieb,

deine Max


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