"Wie ist das möglich...?"

Ich lief schlafgetrunken durch die Flure des Malfoy Manors, um etwas in der Küche zu trinken.
"Das kannst du nicht machen, Lucius!", rief eine weibliche Stimme entsetzt, die ich Narzissa Malfoy zuordnete.
"Das ist nicht deine Entscheidung und auch nicht meine!", donnerte eine männliche Stimme, welche ich als Dracos Vater, Lucius Malfoy, feststellte.
Langsam, auf leisen Füßen, näherte ich mich dem Ort, von wo die Stimmen drangen und blieb schließlich vor dem Schlafzimmer von Dracos Eltern stehen.
Über mir schaukelte ein Kronleuchter leicht hin und her.
Ja, die Malfoys waren wirklich reich, aber das war nichts ungewöhnliches bei einer reinblütigen Familie.
"Der dunkle Lord will sie als eine Todesserin haben! Das kannst du doch nicht zulassen! Sie ist noch ein Kind", flehte Narzissa und ich stellte mir das Szenario bildlich vor: Narzissa, die eingeschüchtert da stand, und Lucius, der genervt auf sie herab blickte.
Über wen reden sie?
Ich wurde blass wie eine weiße Wand.
"Sie ist in jener Nacht geflohen - wie oft soll ich es dir noch sagen? Das hätte nicht passieren dürfen!", rief Lucius aufgebracht zurück. "Er gibt mir die Schuld, sie nicht aufgehalten zu haben und du weißt, was das bedeutet. Sie muss, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, auch eine von uns werden."
Ich schluckte. Was meinte er mit 'uns'?
"Sie ist außerdem noch nicht volljährig", fuhr er fort. "Sie hat noch genug Zeit, das normale Leben zu genießen."
"Ich will nicht, dass sie so endet wie ich!", schrie Narzissa verzweifelt, sie tat mir leid. "Sie lebt dann zu Hause, hat keine Arbeit und ist von ihrem reichen Ehemann abhängig! Du willst es doch auch nicht."
Von wem reden sie, verdammt nochmal?!
"Natürlich nicht", sagte Lucius etwas ruhiger und Narzissa schluchzte leise auf. "Aber aus einem mir unerklärlichen Grund will er es. Ich kann daran nichts mehr ändern - ob du mir glaubst oder nicht."
Ich schluckte wieder schwer, da ich nicht verstand, wen sie meinten, doch ich hatte Mitleid.

Am nächsten Tag war ich aufgescheuchter denn je. Meine Gedanken kreisten um das Gespräch, welches ich belauscht hatte und während der Mahlzeiten tauschten Narzissa und Lucius andauernd vielsagende Blicke. Jedes Mal, wenn mich irgendjemand ansprach, schreckte ich auf, als seie ich aus meinen Gedanken gerissen worden, was auch eigentlich stimmte.

"Luna, Schätzchen, hast du kein Hunger?", fragte Narzissa besorgt, als ich lustlos in meinem Fleisch rumstocherte. Wie ein verschrecktes Huhn, schreckte ich auf und drehte meinen Kopf langsam zu ihr.
"Äh... nein...", murmelte ich abwesend. "Ich habe keinen Hunger."
"Aber du musst doch etwas essen!", mischte sich Lucius ein.
"Du bist schon ganz dünn", sagte Narzissa und berührte mich leicht an der Schulter, doch ich war wieder aufgeschreckt. Ich hatte Angst, doch ich wusste nicht wovor.
Wütend schlug Lucius seine goldene Gabel auf den Teller. "Was ist denn nur mit dir los?"
"Ich...", sagte ich leise. "Bin müde."
Schlechte Lüge, Luna... ganz schlecht...
"Soll ich dich nach oben bringen?", wollte Narzissa lächelnd wissen, doch ich wusste, dass es nicht ehrlich war.
"Nein, danke. Ich schaffe das alleine." Mit den Worten ging ich langsam die Treppe hoch, eine Hand stehts auf dem Geländer.
"Sie wird immer dünner...", hörte ich Lucius besorgt murmeln.
Mit einem Seufzer öffnete ich die Zimmer Tür und ließ mich auf das Himmelbett fallen. Stumm flossen Tränen über mein Gesicht, doch ich verstand nicht, weshalb. Was machte mich bloß so fertig?
Ein Klopfen riss mich wieder auf meinen Gedanken und ich rief leise "Herein."
Die Tür öffnete sich leise und Draco kam in den Raum. Als er mich sah, stürzte er auf mich zu, nahm mich behutsam in den Arm und wischte meine Tränen mit dem Saum seines Pullovers weg.
Wir mussten nicht reden. Es reichte einfach aus, dass er hier bei mir war.
"Alles wird gut", hauchte er ins Ohr.
"Du, Draco?", flüsterte ich, während meine Hand mit seinen Fingern spielten.
"Ja?"
"Kann ich dir etwas anvertrauen?" Erst wirkte er verwirrt, doch dann nickte er mit einem schiefen Lächeln.
"Ähm... also... ich habe gestern ein Gespräch mitbekommen... zwischen deinen Eltern... und da... da haben sie über jemanden geredet und sagten, jemand würde eine Todesserin werden... weißt... weißt du, wer gemeint war?"
Ratlos kratze er sich am Hinterkopf, ehe er den Kopf schüttelte.
"Weißt du, ich... ich habe etwas für dich...", murmelte Draco leise und schaute auf seine Hände, die ich losließ.
"Ähm, ok." Nervös lachte ich auf.
Draco nahm behutsam etwas hervor; ein kleine quadratische Schachtel.
"Ich weiß, es ist nicht so toll, aber hoffentlich gefällt er dir."
"Also jetzt bin neugierig!" Lächelnd rückte ich näher an ihn ran.
"Hier." Sanft öffnete er meine Hand und legte die Schachtel  in meine Hand. Als er seine wieder zurück zog, berührten sich unsere Finger und es kribbelte angenehm in meinem Bauch.
Den Blick immer noch auf Dracos wunderschöne Augen gerichtet, öffnete ich die Schachtel.
"Willst du es dir nicht angucken?"
Nickend senkte ich den Blick und mein Herz hörte auf zu schlagen. 
In der Schachtel lag ein silberner Ring mit einem weißen, wunderschönen Edelstein. Der musste viel wert sein. Mir stiegen Tränen in die Augen. Der Ring war einfach wunderschön! Leise schluchzte ich auf und hielt mir die Hand vor den Mund. Ich fand keine Worte, weshalb Draco das Wort ergriff: "Ich wollte dich nicht überfordern... tut mir leid..."
"Es braucht dir nicht leid zu tun", hauchte ich mit tränenerstickter Stimme. "Er ist wunderschön. Danke."
Er hielt mir auffordernd die Hand hin und ich legte meine in seine. Wieder kribbelte es angenehm und mit einem Schlag wurde mir eins bewusst:
Ich hatte mich in Draco Malfoy verliebt, den süßen Slytherin mit hellen Haaren und wunderschönen Augen.
Mit einer geübten Bewegung holte er den Ring aus der Schachtel und schob ihn mir behutsam auf den Ringfinger.
Im Sonnenlicht betrachtete ich ihn genau.
"Ich schenke dir ihm vorträglich zum Geburtstag. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du nicht die ganzen Sommerferien hier bleiben wirst...", sagte er und seine eisblauen (ich hatte festgestellt, dass eisblau es doch eher traf) Augen strahlten mich glücklich an.
"Danke", wisperte ich peinlich berührt. Das war das schönste Geschenk, das ich je bekommen habe.
"Weißt du", begann Draco langsam. "Meine Großmutter hatte mir den Ring zu ihren Lebzeiten gegeben und gesagt, ich solle ihn dem Mädchen geben, von dem ich glaubte, dass er zu ihr gehöre. Und ich denke, ich liege nun richtig. Ich bin mir sicher, ihr hättet euch gut verstanden."
"Das mit deiner Großmutter tut mir leid", murmelte ich und streichelte ihm sanft über den Rücken.
"Sie war ein wirklich guter Mensch", sagte Draco nach langem Schweigen. "Sie sagte einmal, dass niemand dir die schönsten Erinnerungen an etwas nehmen könnte, sie würden in dir weiter leben und dir ein Lächeln ins Gesicht zaubern."
Ich wischte mir eine Träne aus dem Auge.
"Das war wunderschön", flüsterte ich.
"Sie war wirklich weise", stimmte er mir zu.
"Oh ja, das war sie. Danke nochmal für den Ring."
"Gerne."
Lächelnd umarmte ich meinen besten Freund und wünschte mir, dass er mich küssen würde, doch es blieb aus.

Draco PoV.

Lächelnd umarmte sie mich und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als sie zu küssen - auf ihre rosanen Lippen. Doch ich hatte Angst. Sie liebe nicht nicht. Sie sah mich wie ihren besten Freund nicht mehr.
Ich wollte aufstehen, doch sie nahm meine Hand, sodass ich nichts machen konnte.
"Bleib bitte hier", flüsterte sie leise und ich setzte mich lächelnd neben sie.
Ihren Kopf ließ sie auf meinen Schoß sinken und gedankenverloren streichelte ich ihr über die weichen, langen, lockigen, rabenschwarzen Haare.
Eines stand fest: ich liebte sie. Das zeigte mir mein Kribbeln im Bauch.
Als ich ihre gleichmäßigen Atemzüge hörte, wusste ich, dass sie eingeschlafen war. Sachte drückte ich ihr einen Kuss auf die Stirn.
Sie wirkte so friedlich und unschuldig, wenn sie schlief. Wie ein Engel.
Sanft nahm ich ihre Hand in meine und betrachtete den Ring. Er passte ihr wie angegossen und harmonierte perfekt mit ihrer hellen Haut.
Plötzlich fiel mir etwas auf. Unten, an dem Ring war etwas eingraviert.
Ohne sie zu wecken, drehte ich ihre Hand und betrachtete den Schriftzug genauer. 'D & L' stand dort in wunderschöner Schrift geschrieben.
Wie ist das möglich...? Meine Großmutter konnte es nicht wissen...! Nein. Vollkommen unmöglich, aber wie ging es trotzdem? Woher konnte sie das bloß wissen...?
 

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