11. | Du hast auf MICH gewartet? (2/2)

Hermines POV


„Ich wollte es dir ja auch erklären. Deswegen bin ich dir auch gefolgt, als du aus der großen Halle gegangen bist, aber Weaslebee ist mir zuvorgekommen.", begann er mit seiner Erklärung, während mein Herz aufgrund seiner Berührung mal wieder Überstunden schob.

Seine Hände, mit denen er meine umklammerte, schickten tausend Volt durch meinen Körper und ich versuchte angestrengt, die Schmetterlinge in meinem Bauch zu ignorieren und zu verfluchen, doch das gelang mir bedauerlicherweise miserabel. Ich wollte mir nämlich keineswegs eingestehen, dass ich mehr für meinen einstigen Feind empfand als bloße Toleranz, doch ich versagte kläglich.

„Und ich werde es dir auch noch erklären. Alles. Allerdings will ich das in Ruhe und ausführlich tun und ohne dass uns jemand dazwischenfunkt. Deswegen...also, wenn du das wirklich willst, dann würde ich sagen, dass wir uns morgen Abend im Raum der Wünsche treffen. Da können wir ungestört reden.", schlug er vor und wartete gespannt auf meine Reaktion, auf die ich ihn nicht lange warten ließ, denn ich sagte ihm sofort mit einem Nicken zu.

„Ich wollte es dir früher erklären, aber-"

„Schon gut.", unterbrach ich ihn.

„Nein, es...ich konnte ja selbst kaum glauben, dass ich so einen Schwachsinn gesagt hab, aber-"

„Schwachsinn?", fiel ich ihm erneut kleinlaut ins Wort, da mir diese Aussage einen Stich ins Herz versetzte.

„Nein! Also...ach Scheiße, ich...Schwachsinn nicht im Sinne von Lüge, sondern im Sinne von einer unangebrachten und dämlichen Reaktion."

„Dann...hat das gestimmt, was du gesagt hast?"

„Ja...", gab er leise zu und ließ meine Hände los, was mich verdutzt und auch ein wenig enttäuscht dreinschauen ließ. Er fuhr sich ein weiteres Mal über sein Gesicht und wartete einen Moment, bevor er weitersprach.

„Aber bitte lass uns morgen darüber reden, okay? Du solltest erst mal die Auseinandersetzung mit Weasley verdauen. Das, was ich dir sagen will, ist nicht unbedingt etwas, das jeder erfahren muss und die Wahrscheinlichkeit, dass die rote Hohlbirne mit deinen Freunden im Schlepptau zurückkehrt, um dir eine ordentliche Ansage zu machen, ist mir dann doch zu groß.", gestand er mir schließlich, worauf ich ihm nur erneut zustimmen konnte, denn der Gedanke war in der Tat gar nicht so abwegig.

„Sagen wir morgen um 19:00 Uhr im Raum der Wünsche?", schlug er hoffnungsvoll lächelnd vor, was durch mein zustimmendes Nicken noch breiter wurde und mein Herz erwärmte.

Noch vor ein paar Wochen hätte ich ihn am liebsten in Grund und Boden geflucht, doch jetzt war ausgerechnet er es, der mich aufheitern und zum Lachen bringen konnte. Zwar hatte ich keine Ahnung, was genau er mir morgen Abend erzählen wollte und worauf das alles hinauslaufen würde, doch ich wollte es einfach auf mich zukommen und mich überraschen lassen. Überrascht hatte er mich in den letzten Tagen ja schon oft genug, doch in weniger als 24 Stunden hätte ich wohl endlich Antworten auf all meine Fragen und... MOMENT!!

Bei Merlins Bart, dann...dann hab ich morgen WIRKLICH ein Date mit Malfoy? Und dieses Mal taucht auch wirklich ER auf?... Verdammt, was.... Was soll ich nur anziehen? Wie soll ich meine Haare stylen? Glatt oder doch lieber lockig? Oder soll ich mir lieber einen Zopf oder einen Dutt ma-

„Alles in Ordnung?", riss mich Malfoy aus meinen Gedanken und sah mich besorgt an.

„Ehmm... ja... Wieso?"

„Weil du nach meinem Vorschlag ziemlich verwirrt geschaut hast.", erklärte er und mir schoss einmal mehr das Blut in den Kopf.

„Ja, nein, es ist nur...naja, man... man hat ja auch nicht jeden Tag ein Da-... eine Verabredung mit der Oberschlange aus Slytherin."

Verdammte Scheiße! Boden tu dich auf und verschling mich bitte!

„Ein Date also?", gluckste er belustigt, was die Röte in meinem Gesicht zusätzlich verstärkte.

„Verabredung! Ich hab Verabredung gesagt!" „Ist das nicht das gleiche?"

„Nein!", schnaubte ich und überlegte, wie ich mich am besten aus dieser peinlichen Situation retten konnte. „Ein Date ist wenn... wenn man... ehm... versucht, dass man sich näherkommt...und... Aber bei... bei einer Verabredung treffen sich zwei... oder... können auch mehrere sein... also, man trifft sich, um... zu reden und... genau. Einfach nur reden."

Heilige Hippogreifkacke, wie peinlich bin ich eigentlich?

„Also, wenn das so ist, dann freu ich mich schon auf unser Date morgen.", feixte er frech, sodass ich vor Scham mein Gesicht in den Händen vergrub und verzweifelt seufzte.

„Nur um eines klarzustellen...", begann er, als er meine Hände wieder in seine nahm und sie von meinen Augen löste. „Weil du vorhin gesagt hast, dass derjenige, auf den du gewartet hast, nicht glücklich darüber wäre... Ich bin sogar mehr als glücklich darüber."

Das... hat er nicht gesagt, oder?

Ich konnte nicht anders, als ihn überrascht und zugleich erleichtert anzustarren, denn er zeigte mir immer mehr, dass er tatsächlich eine gute Seite hatte. Eine Seite, die ich sehr schätzte und für die ich sehr dankbar war, doch das, was diese in mir auslöste, machte mir doch ein wenig Angst.

Denn konnte es wirklich sein, dass ich innerhalb weniger Tage Gefühle für ihn entwickelt hatte?

Da ich einmal mehr viel zu vertieft in meine Gedanken war und ich keineswegs wollte, dass er davon Wind bekam, formte ich meine Lippen zu einem Lächeln, das er sofort erwiderte, ehe er uns zurück ins Hier und Jetzt katapultierte.

„Du solltest dich ausruhen. Es ist schon spät und ich würde dir raten, dich in deinen Schlafsaal zurückzuziehen, bevor deine Freunde hier wirklich noch auftauchen und uns durch das ganze Schloss jagen."

Ich musste schmunzeln, denn auch wenn dieses Szenario alles andere als lustig gewesen wäre, fand ich die Vorstellung, wie Ron, Harry und Ginny uns durch die gesamte Schule jagten, beinahe amüsant.

„Ich begleite dich noch bis zum Treppenhaus, okay? Also, natürlich nur, wenn du willst.", bot er mir zudem an, was ich dankend annahm, denn selbst wenn uns jemand miteinander gesehen hätte, wäre das im Moment mein geringstes Problem gewesen, denn Ron erzählte das gerade vermutlich sowieso der ganzen Welt.

Viel mehr wunderte mich die Tatsache, dass es ihn offenbar nicht störte, mit mir gesehen werden zu können.


So machten wir uns ohne Weiteres gemeinsam auf den Weg, verließen die Bibliothek und schlenderten stillschweigend durch die Gänge, die wie leergefegt waren, da die meisten Schüler vermutlich noch in Hogsmeade oder bereits in den Gemeinschaftsräumen waren.

Am Ende des Korridors, der im Treppenhaus mündete, hielt Malfoy in seiner Bewegung inne und blieb stehen.

„Geh du schon mal vor, ich warte hier noch und verzieh mich dann auf mein Zimmer.", lächelte er mich liebevoll an, was meinen Puls um ein Vielfaches ankurbelte.

„Okay.", war meine kurze Reaktion, bevor ich sein Lächeln erwiderte und kehrtmachte, doch er hielt mich an der Hand zurück, wirbelte mich herum und ehe ich mich versah, war ich auch schon in einer festen Umarmung gefangen.

„Sag mir nicht, dass du ohne vernünftig 'Gute Nacht' zu sagen gehen wolltest.", flüsterte er mit rauer Stimme in mein Ohr, was mir einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte.

Ich schmiegte mich so fest an ihn, dass ich das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen, doch das war in diesem Augenblick Nebensache.

Sein einzigartiger Duft stieg mir in die Nase und schwemmte sämtliches rationales Denken aus meinem Gehirn, sodass ich alles um mich herum komplett ausblendete.

„Danke für alles!", murmelte ich gegen seine Brust, gegen die er mich sanft drückte, während er vorsichtig über meinen Kopf streichelte.

„Hab ich gern gemacht.", schmunzelte er und hauchte mir einen federleichten Kuss auf die Stirn, was mich immer mehr in den Wahnsinn trieb.

Es war, als würde ich auf einer Wolke schweben, auf der nur er und ich Platz hatten und auch wenn ich eine scheiß Höhenangst hatte, konnte ich gar nicht hoch genug schweben, denn das Einzige, das für mich wichtig war, war Malfoy mit seinen sturmgrauen Augen und seinem guten Herz, dessen schnellen Rhythmus ich an seiner Brust spüren konnte.

„Was ich noch sagen wollte...", ergriff er erneut das Wort. „Also, wegen vorhin, als du gesagt hast, dass du nie mein Herz für dich gewinnen könntest... das stimmt. Du kannst mein Herz nicht für dich gewinnen."

Tschüss Wolke und Hallo dreckiger Erdboden...

Meine eben noch so lebhafte Fantasie zerplatzte wie eine Seifenblase und schmiss mich unsanft in die Realität zurück, in der ein Schlammblut eines reinblütigen Zauberers nicht würdig war, und diese Tatsache verpasste mir einen schmerzhaften Schlag ins Gesicht.

Dass ich sein Herz nicht gewinnen könnte, oder besser gesagt, er sich nie in mich verlieben könnte, war mir zwar bereits bewusst gewesen, doch dass er das nun auch noch laut aussprach, schmerzte wie verrückt.

Ich spielte mit dem Gedanken, einfach wegzulaufen, Hogwarts für immer zu verlassen und stattdessen in die Muggelwelt unterzutauchen, um mich vor meiner eigenen Dummheit und Naivität zu verstecken, aber vor allem, um Malfoy nie wieder zu Gesicht bekommen zu müssen.

„Das hast du nämlich schon lange."

Stille...


Warte... WAS??? D-Das heißt, er... er...

„WAS?", rief ich empört, nachdem ich seinen Satz verinnerlicht hatte und mein Herz daraufhin für einige Sekunden stehengeblieben war. Ich stieß mich von ihm weg und starrte ihn schockiert an.

„Was?", schmunzelte er im Gegenzug amüsiert, was mich rasend machte, denn seine überhebliche Art ging mir mal wieder unglaublich auf die Nerven.

„Das frag ich dich! Was soll das heißen? Also, was willst du damit sagen, dass ich dein Herz schon la-"

„DAS, schlauste Hexe Hogwarts',", fiel er mir spottend ins Wort „werde ich dir ebenfalls morgen erklären. Vorausgesetzt, du kannst dir das bis dahin in deinem sonst so klugen Kopf nicht selbst zusammenreimen."

Ich zog scharf die Luft ein.

„WAS?"

„Das sagtest du bereits.", spottete er weiter und ließ es sich nicht nehmen, sein arrogantes Grinsen aufzusetzen.

„Malfoy, ich...was..."

Er konnte mein Gestotter wohl ebenso wenig ertragen wie ich, denn er legte seine Hände an meine Schultern und drehte mich so, dass ich nun mit dem Rücken zu ihm stand.

„Geh jetzt schlafen. Du redest schon wirres Zeug und das kann ich einfach nicht verantworten.", raunte er belustigt in mein Ohr, als er mich von hinten umschlang und sein Gesicht in meinen Haaren vergrub.

Seit wann ist es in den Korridoren eigentlich so verdammt warm?

Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und lehnte mich gegen ihn, ehe ich tat wie mir befohlen und nach vorne trat, sodass die Wärme, die bis eben noch von ihm ausgegangen war und sich auf mich übertragen hatte, verschwand.

Nach wenigen Schritten drehte ich mich ein letztes Mal um und sah ihm unschlüssig in die Augen, die wie verrückt funkelten.

„Gute Nacht, Malfoy."


„Gute Nacht, Hermine."


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