Kapitel 06
Mac durchstöberte ihren Kleiderschrank nach dem perfekten Outfit für den Abend. Sie war sich nicht sicher, wonach sie genau suchte, bis ihr Blick auf dem royal blauen Kleid landete, dass sie vor ein paar Wochen gekauft hatte. Die Farbe passte zu ihren Augen, und die Seide würde sich in der Sommerhitze angenehm auf ihrer Haut anfühlen.
Der große Ausschnitt zwischen ihren Brüsten machte es freizügiger als die Outfits, die sie normalerweise trug, aber sie wusste, dass sie gut darin aussah. Und obwohl sie es ihnen gegenüber noch nicht erwähnt hatte, hoffte sie vor, nach dem Abendessen mit Jazz und Vanessa in einen Club zu gehen.
Seit sie von dem Kuss im Drehbuch der nächsten Woche gehört hatte, fühlte sich Mac, als würde eine tickende Zeitbombe über ihren Kopf schweben. Sie konnte nicht aufhören, daran zu denken, und jedes Mal, wenn sie es tat, spürte sie Sehnsucht und Verlangen, die sich an sie klammerten. Sie wollte es zu sehr. Sie wollte ihn zu sehr.
Mac fing an zu glauben, dass sie ihre eigene Ablenkung brauchte, jemanden, an dem sie ihre Lust auslassen konnte. Wenn Ryan sich durch die Stadt Melbourne daten und vögeln konnte, warum dann nicht auch sie?
Okay, sie hatte also eine gesunde Angst vor Geschlechtskrankheiten, aber sie musste etwas tun. Es war zu lange her, dass sie mit einem Mann zusammen gewesen war, und das Bedürfnis, dass ständig in ihr pochte, ließ sie rücksichtslos und nervös werden. Sie war bereit, alles zu tun, damit dieses Gefühl aufhörte, und da sie es nicht mit ihrem Co-Star 'machen' konnte, musste sie nach einer anderen Möglichkeit suchen.
Und jetzt, wo sie wieder bei der Arbeit war, hatte sie wieder zu viel zu tun, um sich der Suche nach Mr. Right zu widmen. Nachdem sie ihre Enttäuschung darüber überwunden hatte, dass es mit Mac und Dr. Dale nicht geklappt hatte, hatte Jazz ihre Hilfe bei der Partnersuche noch einmal angeboten, aber es war noch nichts daraus geworden. Es war an der Zeit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ein One-Night-Stand war etwas, das jeder mindestens einmal gemacht hatte, und sie musste dringend flachgelegt werden.
Kurz bevor Mac bereit war ihre Wohnung zu verlassen, schaute sie in ihre Nachttischschublade. Sie wusste nicht, ob sie über die Tatsache, dass ihre ungeöffnete Schachtel Kondome in weniger als einen Monat ablief, lachen oder weinen sollte. Sie zog einen Streifen mit sechs Stück heraus und warf sie in ihre Handtasche.
Sie kam fünf Minuten zu spät im Restaurant an. Wie von einer magnetischen Kraft angezogen, wurde ihr Blick automatisch dorthin gezogen, wo Ryan saß. Sie stand dort in der Tür und beobachtete ihn, während er ihre Anwesenheit nicht bemerkte. Am Set hatte er den Anzug, den er getragen hatte, perfekt ausgefüllt. Heute Abend saß er in einem lässigen grünen T-Shirt mit weißen Streifen da, und er sah immer noch gut genug aus, um ihr Herz einen Schlag aussetzen zu lassen, oder mehrere.
Ihr Blick glitt zu der schönen Blondine, mit der er zusammensaß. Sie hatte gewusst, dass es nicht leicht zu ertragen sein würde, Ryan mit einem Date zu sehen. Von ihm mit jemand anderem zu hören, war schon schwer genug. Aber jetzt wurde ihr klar, dass sie unterschätzt hatte, wie schwierig es sein würde. Ihr Herz verknotete sich in ihr Brust, als sie sah, wie er sein Date anlächelte.
Als ob er ihren Blick auf sich spürte, drehte er seinen Kopf so, dass er sie ansehen konnte. Sie wusste nicht, ob ihn jemand gesagt hatte, ob sie ebenfalls kommen würde oder nicht. Plötzlich Ängstlich, über seine Reaktion, zwang sich Mac, von ihm wegzusehen, bevor sie seinen Blick begegnen konnte. Sie schritt durch das laute, überfüllte Restaurant in die Richtung des Tisches, an dem alle saßen. Er befand sich in einem abgelegenen Teil des Restaurants, den Gino, der Besitzer, ihnen zur Verfügung stellte, während sie dort aßen.
"Maccas.", rief Brad, als er aufstand und sie umarmte. "Wahnsinn. Du siehst verdammt gut aus."
"Danke.", erwiderte sie und lächelte ihn an.
Jazz umarmte sie so fest, dass Mac dachte, sie könnte so blau werden wie ihr Kleid. Als alle anderen sie herzlich begrüßten, spürte sie, wie etwas von ihrer Anspannung ihren Körper verließ. Sie spürte jedoch wie sie zurückkehrte, als Ryan sie umarmte. Sie versuchte die Gefühle, die mit dem Gefühl seiner Arme um sich herum einhergingen, auszublenden, scheiterte aber kläglich. Die Sehnsucht nach mehr überwältigte sie fast und Panik krallte sich plötzlich in ihr fest. Hatte sie einen Fehler gemacht, heute Abend zu kommen? Nein. Sie wollte nicht zu Hause bleiben und einsam sein.
"Mac, das ist Cindy-Sue.", stellte Ryan ihr sein Date vor.
Mac lächelte die Frau, die neben Ryan saß, höflich an. Es hatte einen Vorteil, dass Ryan heute Abend eine Verabredung mitgebracht hatte. Niemand würde in der Lage sein, über den Kuss zwischen Stone und Brianna nächste Woche zu sprechen. Gemäß der Vertraulichkeitsklausel, die sie alle unterschreiben mussten, als sie mit der Arbeit an der Show begannen, durften sie über nichts sprechen, was mit Harts Valley zu tun hatte, solange sie nicht am Set waren.
Natürlich gab es Zeiten, in denen sie außerhalb des Sets über Dinge sprachen, aber nur, wenn sie zu sechst waren. Die erste Folge der neuen Staffel wurde diese Woche ausgestrahlt, und wenn die Nachricht von Stones und Briannas neuer romantischer Handlung noch vor der Ausstrahlung der Show in die Schlagzeilen käme, hätten sie alle eine Menge Ärger am Hals.
"Cindy-Sue, das ist Mackanzie Lauren.", beendete Ryan seine Vorstellung.
"Mackanzie, ich bin so ein großer Fan. Bitte nenn mich Cindy.", sagte Cindy zu ihr und streckte ihr ihre Hand zum Schütteln entgegen. "Als Ryan mir erzählte, dass er mit dem Rest des Casts zu Abend isst, habe ich ihn angefleht, mich mitzunehmen. Er hat gesagt, du würdest nicht kommen, aber ich bin so froh, dass du es getan hast."
Mac wusste nicht, was sie von Ryans Date erwartet hatte, aber es war nicht die süße und aufrichtige Frau vor ihr. Abgesehen davon, dass sie herzlich und freundlich war, war Cindy auch verblüffend attraktiv.
Es wäre einfacher gewesen, Ryan mit jemanden zu sehen, der unecht und oberflächlich war. Jemand, dessen er schnell überdrüssig werden würde und den er nicht in der Nähe behalten wollte. Würde Cindy noch eine Weile in der Nähe bleiben?
Mac spürte, wie sich ihr Herz bei dem Gedanken zusammenzog, ein Gefühl, dass ihr immer vertrauter wurde, wenn sie an Ryan mit jemanden dachte. Sie hasste das Gefühl. So sollte es nicht sein. Sie sollte sich nicht besitzergreifend für einen Mann fühlen, der nicht zu ihr gehörte. Neid durchzuckte Mac, als sie Cindys Hand schüttelte. Selbst wenn es mit Cindy und Ryan nur drei Monate dauerte, wäre das immer noch mehr Zeit, als Mac jemals mit ihm haben würde.
"Und du kannst mich Mac nennen.", sagte sie zu ihr, als sie ihren Platz zwischen Jazz und Matt einnahm - den Platz gegenüber von Ryan.
Mac nahm ihre Speisekarte in die Hand und überflog die Liste der verfügbaren alkoholischen Getränke. Sie umging den Wein. Sie brauchte heute Abend etwas anderes. Sie brauchte flüssigen Mut und eine Chance, den Mann zu vergessen, der auf der anderen Seite des Tisches vor ihr saß.
Sie drehte sich zu Jazz um, die zu ihrer linken saß. "Ich habe mir überlegt, heute Abend in einen Club zu gehen. Hast du Lust dazu?"
Jazz schaute eine Sekunde lang überrascht, aber ihre Überraschung verwandelte sich schnell zur Begeisterung. "Zur Hölle ja. Ich habe dich schon ewig gebeten, mit mir Clubben zu gehen."
"Ich weiß.", erwiderte Mac.
"Du wolltest nicht mal mit zum Essen kommen, als ich dich danach gefragt habe. Was ist los?"
Mac dachte an die Kondome in ihrer Handtasche. "Ich brauche ... eine Ablenkung."
"Ablenkung wovon?", fragte Matt sie.
Plötzlich bewusst darüber, dass Ryans Augen ein Loch in ihren Kopf brannten, zuckte Mac mit den Schultern. "Meiner Langeweile."
"Kann ich mitkommen?", fragte Matt.
"Ich bin dabei.", teile Brad ihr mit. "Du weißt, dass ich nie Nein zu einer Chance zu tanzen sagen würde."
"Du meinst, zu punkten.", korrigierte Matt ihn.
Na toll, dachte Mac. Sie hatte gehofft, dass der heutige Abend als Frauenabend enden würde, aber jetzt würden Matt und Brad beide mitkommen.
"Bist du dabei?", fragte Mac Vanessa.
"Sicher.", antwortete diese. "Ich werde es aber nicht zu spät werden lassen, da ich gleich morgen früh im Studio sein muss, aber für ein paar Stunden komme ich mit."
"Ausgezeichnet.", sagte Mac und nickte.
Eine peinliche Stille entstand, als Mac sich wieder ihrer Speisekarte widmete. Sie hatte Ryan und Cindy nicht gefragt, ob sie sich ihnen anschließen wollten. Als das Schweigen weiter anhielt, fühlte Mac ihre Schuldgefühle wachsen. Sie wollte sie heute Abend wirklich nicht dabei haben, nicht wenn sie eine Ablenkung von Ryan selbst brauchte, aber wenn sie sie nicht fragen würde, würde es merkwürdig aussehen.
"Wollt ihr euch, ähm, uns anschließen?"
Hoffentlich würde Ryan nein sagen.
"Wir würden gerne mitkommen.", sagte Cindy, und sah erleichtert aus, dass sie gefragt wurde. "Ich meine, wenn es euch nichts ausmacht."
Mac schenkte ihr ein angespanntes Lächeln und log schamlos. "Nein, es macht mir überhaupt nichts aus."
"Vorausgesetzt natürlich, Ryan möchte auch gehen.", sagte Cindy und sah Ryan an.
Mac schaute wieder auf ihre Speisekarte und hielt den Atem an, während sie auf seine Antwort wartete. Bitte sag nein. Bitte sag nein. Bitte sag nein.
"Was könnte mehr Spaß machen, als Mac zu helfen, eine Ablenkung zu finden?", fragte Ryan.
Die Art, wie er 'Ablenkung' sagte, implizierte, dass er genau wusste, wovon, oder besser gesagt, von wem, sie eine Ablenkung suchte. Immerhin hatte er denselben Ausdruck für die Frauen benutzt, mit denen er geschlafen hatte. Machte er sich über sie lustig? Mac sah ihn an. Statt des amüsierten Funkelns in seinen Augen, dass sie erwartet hatte, waren sie hart und kalt. Sein Kiefer war angespannt und sein Unmut war offensichtlich. Nun, das war zu schade für ihn. Wenn er seine Ablenkung haben konnte, konnte sie ihre haben. Sie brauchte sie.
"Möchtet ihr etwas zu trinken bestellen?", fragte ein Kellner sie.
Der Abend entwickelte sich zu einem absoluten Schocker, dachte Ryan, als er hörte, wie Mac einen Screaming Orgasmus bestellte und mit dem Kellner flirtete. Sie war so unglaublich dumm. Es schien, als ob sie vorhatte, heute Abend etwas geradezu Dummes zu tun. Er würde den Abend damit verbringen müssen, ein Auge auf sie zu haben und sicherzustellen, dass sie sich nicht in Schwierigkeiten brachte.
Sie war verdammt gut gekleidet, für Ärger. Ihr Kleid war nichts weiter als eine Verlockung. Abgesehen von der Tatsache, dass es so viel von ihrer sonnenverwöhnten Haut zeigte, hatte der Ausschnitt zwischen ihren Brüsten seine Konzentrationsfähigkeiten beeinträchtigt, seit sie sich ihm gegenüber gesetzt hatte. Und der Gedanke, seinen Mund und seine Hände unter ihr kurzes Kleidchen zu bekommen, war einfach zu viel. Wenn seine Jeans noch enger wurde, würde sie aufplatzen.
"Nach welcher Art von Ablenkung suchst du genau?", fragte Matt Mac.
"Nur etwas Spaß, richtig?", fragte Jazz Mac.
"Klar.", wies Mac zurück.
Es lag ihm auf der Zunge, sie eine Lügnerin zu nennen. Stattdessen sagte er einfach die Wahrheit. "Ablenkungen funktionieren nicht sehr lange."
Er beobachtete, wie Mac errötete, als sie verstand, was er meinte, bevor sie Cindy-Sue ansah und ihn dann einen Spitzen Blick zuwarf. Er konnte es ihr nicht verübeln, dass sie dachte, eine Ablenkung könnte funktionieren. Er hatte im letzten Monat mit einer Vielzahl von Frauen geschlafen, um das Verlangen, dass er für seinen Co-Star empfand, zu dämpfen. Es hatte bisher nicht funktioniert. Wenn Mac dachte, Cindy sei eine echte Ablenkung, irrte sie sich.
Der einzige Grund, warum er Cindy heute Abend mitgebracht hatte, war, dass er dachte, die Vorstellung einer neuen Freundin würde alle dazu bringen, ihn ein wenig in Ruhe zu lassen. Seine Freunde waren sowohl verwirrt als auch verärgert darüber, dass er dieses Jahr nicht so viel Zeit mit ihnen verbracht hatte. Nur Brad wusste, warum Ryan sich von ihnen fernhielt. Nicht, dass die Abwesenheit von Mac irgendetwas geändert zu haben schien. Tatsächlich hatte sich sein Bedürfnis nach ihr vielleicht sogar noch verstärkt.
Als er das Skript für die nächste Folge von Harts Valley gelesen hatte, war er hin- und hergerissen gewesen zwischen Erleichterung und Furcht; Erleichterung, dass er sie endlich küssen und berühren konnte, auch wenn es im Skript stand, und Furcht, dass er nicht in der Lage sein könnte, mit dem einen Kuss aufzuhören, der im Skript stand. Er wusste nicht, wie lange er noch dagegen ankämpfen konnte. Und er wusste nicht, ob er weiter dagegen ankämpfen wollte.
Mit ihr unter demselben Dach zu arbeiten, tagein, tagaus, und zu versuchen, der Anziehungskraft zu widerstehen, die er für sie empfand, forderte seinen Tribut von ihm. Letztes Jahr hatten sie regelmäßig zusammen zu Mittag gegessen, fast täglich Kaffee getrunken und zwischen den Aufnahmen einfach zusammen abgehangen. Er vermisste ihre Gesellschaft wirklich sehr.
Die Kombination aus Verlangen und Freundschaft, war mehr, als er jemals mit jemand anderen erlebt hatte. Und jetzt, wo sie ihm sagte, dass sie irgendeine Art Ablenkung von ihm finden wollte, blitzen die Worte 'Zur Hölle nein' immer wieder in seinem Kopf auf. Er wollte nicht, dass sie sich von dem ablenkte, was sie für ihn empfand. Und genau das war der gefährliche Gedanke, den er die ganze Nacht hatte.
****
"Wir sollten ins Heat gehen.", sagte Matt.
"Auf keinen Fall, wir sollten ins Twister gehen.", sagte Brad.
"Doll's House ist meine bevorzugte Wahl.", fügte Vanessa hinzu.
"Mac sollte wählen.", warf Jazz ein. "Wo willst du denn hin, Mac?"
Mac beendete ihren vierten Screaming Orgasmus und stellte das Glas wieder auf den Tisch, wobei sie Jazzs Glas umstieß.
Ihre Sicht verfolgte alles ein wenig zu langsam, und sie fühlte sich schwindelig. Anstatt gerade genug zu trinken, um beschwipst und übermütig zu werden, hatte sie zu schnell zu viel getrunken. Wie das Leichtgewicht, das sie war, war sie in einem Wimpernschlag von nüchtern zu betrunken übergegangen, ohne das glückliche Gefühl, das sie erwartet hatte.
Das geschah ihr recht, nahm sie an, dafür, dass sie sich auf Alkohol verließ, um sich selbstbewusst zu fühlen, und dass sie glaubte, er würde das Gefühl der Eifersucht betäuben, dass sie empfand, weil sie Ryan mit jemand anderen sah. Sie war wirklich eine Närrin; eine erbärmliche, leichtgewichtige, betrunkene Närrin - eine Närrin, die nicht aufhören konnte, an die Tatsache zu denken, dass sie in ein paar Tagen ihren Co-Star küssen musste, obwohl sie ihre Gefühle für ihn immer noch nicht unter Kontrolle hatte.
Jetzt wollten ihre Freunde wissen, in welchen Club sie gehen wollte, aber sie hatte keine Lust mehr, in einen Club zu gehen. Sie war einfach zu betrunken, zu unglücklich, um sich heute Abend zu amüsieren.
"Mac?", forderte sie Jazz auf.
"Der Spice Club.", antwortete Mac ihr, und nannte den ersten Club, der ihr einfiel.
Ein Chor der Zustimmung folgte, und Mac versuchte, nicht an den Heimweg vom Crown Casino zu denken, wo sich der Spice Club befand. Es wäre eine Art Wunder, wenn sie hier hinausgehen könnte, ohne auf die Nase zu fallen, geschweige denn, es nach Hause zu schaffen, ohne sich in den lächerlichen hohen Absätzen, die sie heute Abend ausgesucht hatte, einen Knöchel zu brechen.
"Ich werde nach Hause gehen und mich umziehen müssen.", sagte Ryan.
"Ja, in Jeans kommst du auf keinen Fall in den Spice Club.", sagte Cindy zu ihm.
"Kannst du mich dann nach Hause bringen?", fragte Mac.
Ryan sah genauso überrascht von der Frage aus, wie sie sich fühlte. Sie hatten nicht miteinander gesprochen, seit sie angekommen war, und sie hatten in den letzten Monat pflichtbewusst Abstand gehalten. Was in aller Welt hatte sie also dazu gebracht, ihn zu bitten, sie irgendwohin zu fahren? Er war derjenige, von dem sie versuchte, wegzukommen - und Ablenkung von ihm zu finden.
Aber sie hatte eine Gelegenheit zur Flucht gesehen, einen Ausweg, ohne die Nacht für alle anderen zu ruinieren, und sie hatte sie mit beiden Händen ergriffen. Sie war wieder in die Angewohnheit vom letzten Jahr verfallen, ihn zu bitten, sie zu begleiten.
"Brauchst du etwas?", fragte Ryan sie.
Er sah sie an, beobachtete sie genau, und verdammt, dieses sehnsüchtige Gefühl war wieder da. Das war so eine schlechte Idee, ihn zu bitten, sie nach Hause zu bringen, aber es gab keine Möglichkeit, dass sie es allein zurück zu ihrer Wohnung schaffen würde. Außerdem war es nicht so, dass sie mit Ryan allein sein würde. Cindy würde mit ihnen dort sein. Die beiden Turteltauben könnten sie nach Hause fahren und dann losziehen und den Rest der Nacht zusammen genießen, dachte sie bitter.
"Ich habe etwas vergessen.", antwortete sie.
Ryan wusste, dass er nein sagen sollte. Er hatte den ganzen Abend kaum aufhören können, Mac anzustarren. Bilder von frechen Brüsten und aufgestellten Brustwarzen hatten ihn das ganze Abendessen hindurchverfolgt. Während er von seinem Bedürfnis, sie zu berühren, gejagt wurde, wäre es eine ziemlich dumme Idee, Zeit mit ihr zu verbringen und ihr nahe zu sein. Aber sie hatte ihn gefragt. Sie hätte ihn nicht ohne guten Grund gefragt.
"Was hast du vergessen?", fragte Jazz.
"Ja, was hast du vergessen?", hakte auch Ryan nach. Vielleicht konnte er es einfach für sie holen.
"Ähm, den Ausweis."
"Jeder weiß, wer du bist.", teilte Cindy ihr mit.
"Ich sollte ihn trotzdem bei mir haben, und ich würde die Mitfahrgelegenheit wirklich zu schätzen wissen.", erwiderte Mac und sah ihn an, ohne ihn wirklich anzuschauen. "Bin in einer Minute zurück."
Ryan beobachtete, wie Mac aufstand. Sie schwankte heftig, bevor sie sich an der Lehne des Stuhls festhielt, auf dem sie gerade noch gesessen hat, als ob ihr Leben davon abhinge. Sie hatte ihren Ausweis zu Hause gelassen? Sie war ausgegangen, angezogen um zu verführen, mit Ablenkung im Sinn, und sie hatte ihren Ausweis vergessen? Das kaufte er ihr nicht ab. Sie war betrunken - zu betrunken, um auszugehen, und sie wusste es. Entweder wollte sie in seinem Auto ohnmächtig werden, oder sie wollte nach Hause und ihm sagen, dass er ohne sie in den Club gehen sollte. Wenigstens würde ihre Mission, finde eine Ablenkung, heute Nacht nicht weitergehen.
"Ich weiß nicht, was mit Mac los ist?", teilte Jazz ihm mit, nachdem Mac in Richtung Toiletten gewankt war.
"Sie ist betrunken.", antwortete Ryan ihr.
"Das weiß ich, Ryan. Aber es ist mehr als das. Etwas stimmt nicht. Das weiß ich. Und sie will nicht mit mir reden. Hat sie etwas zu dir gesagt?"
Ryan schüttelte den Kopf, aber natürlich wusste er, was sie beunruhigte. Es war dasselbe, was ihn beunruhigte.
Sie ist so distanziert, und ... und sie wirkt heute Abend so traurig.", fuhr Jazz fort, bevor sie an ihrer Unterlippe herumknabberte. "Ich mache mir wirklich Sorgen um sie."
Etwas drückte sich in seiner Brust zusammen. Er hasste den Gedanken, dass Mac traurig war. Wenn sie eine Mitfahrgelegenheit brauchte - wenn sie ihn brauchte, um ihr zu helfen, nach Hause zu kommen, würde er das für sie tun. Solange er sie nicht ansah und solange sie nicht allein waren, konnte er damit umgehen.
"Cindy und ich können sie nach Hause bringen.", sagte Ryan zu ihr. "Mac ist nicht in der Lage, heute Abend auf Tour zu gehen."
Jazz nickte. "Ich würde dir ja widersprechen, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass die Türsteher sie hineinlassen würden. Kannst du mit ihr reden? Herausfinden, was los ist?"
"Ich könnte hier bleiben ... wenn du willst.", sagte Cindy zögernd zu ihm. "Damit ihr beide die Chance habt, zu reden."
"Du kannst mit uns kommen.", antwortete er ihr.
Sie musste mit ihnen kommen.
"Mac wird nicht mit dir reden, wenn jemand Fremdes mit im Auto sitzt.", wies Jazz ihn darauf hin. "Nichts für ungut, Cindy. Warum kommt Cindy nicht mit uns in den Spice Club? So kannst du mit Mac reden."
"Das macht mir nichts aus.", warf Cindy ein und legte ihre Hand auf seine.
Ryan glaubte ihr. Cindy hatte sich sehr darauf gefreut den Cast kennenzulernen und würde gerne mit ihnen abhängen. Aber er wollte nicht mit Mac allein gelassen werden. Leider schien Jazz wild entschlossen zu sein, sie zusammenzudrängen, damit sie ihre Antworten bekommen konnte.
"Sie kommt zurück.", teilte Jazz ihnen mit.
Ryan sah rechtzeitig auf, um zu sehen, wie Mac auf der kleinen Treppe, die zu dem Bereich führte, in dem sie saßen, den Halt verlor. Sie schaffte es gerade noch sich aufrecht zu halten, indem sie sich an das Geländer klammerte. Sie würde Hilfe brauchen, um zum Auto zu gelangen, und sie würden den Seiteneingang benutzen müssen, um das Restaurant zu verlassen.
Dies war Melbourne, nicht Hollywood, aber die Stadt liebte trotzdem einen Skandal. Harts Valleys Co-Stars gehen zusammen essen? Nicht so interessant. Harts Valley-Darstellerin betrunken und von einem Co-Star rausgetragen? Skandal. Ihr da herauszuhelfen, würde leider bedeuten, dass er Hand an sie legen müsste. Aber es schien, als hätte er hier keine Wahl. Er musste ihr helfen. Im stillen verfluchte er Jazz dafür, dass sie Cindy vorgeschlagen hatte, nicht mit ihnen zu gehen, sondern sie in den Club zu begleiten.
"Also, kann ich bei dir mitfahren?", fragte sie ihn, als sie den Tisch erreichte.
"Ich kann dich nach Hause fahren.", antwortete er ihr.
Mac setzte sich wieder auf ihren Stuhl, weil sie es einfach nicht mehr schaffte, aufrecht zu stehen. Sie war auf der Treppe fast ausgerutscht und hätte sich das Genick gebrochen, und sie fühlte sich immer noch zittrig.
"Wann immer du und Cindy bereit seid.", teilte sie ihm mit, bevor sie Geld aus ihrer Handtasche zog und es an Jazz weiterreichte - die festgelegte Rechnungssortiererin, wenn sie zum Essen ausgingen.
"Cindy wird direkt mit uns in den Club kommen.", erklärte Jazz ihr.
"Aber-"
"Ryan wird dich nach Hause bringen."
Nein. Sie konnte nicht mit Ryan allein sein. Sie war zu müde und betrunken, um weiter so zu tun, als würde sie nicht fühlen, was sie fühlte. Mac schaute zu Ryan, in der Hoffnung, er würde ihr sagen, dass Jazz einen Scherz gemacht hatte, aber er sah Cindy an.
"Bist du sicher, dass du nicht mit uns kommen willst?", fragte er sie.
"Ich komme schon klar. Wir sehen uns nachher."
Auch wenn Cindy die netteste Person auf dem Planeten zu sein schien, hasste Mac sie in diesen Moment ein wenig. Es hätte Mac sein sollen, die mit Jazz in den Spice Club ging, nicht Cindy. Cindy hatte nicht nur Ryan bekommen, sondern auch ihre Freunde und ihren Abend. An Ryans Gesicht war zu erkennen, dass er nicht wollte, dass sie hier bei den anderen blieb. Die Eifersucht durchbohrte sie zum milliardsten Mal in dieser Nacht.
"Es war wirklich nett dich kennenzulernen, Mac.", sagte Cindy zu ihr.
"Gleichfalls.", erwiderte Mac schwach.
"Komm schon.", sagte Ryan zu ihr und stand auf.
"Wo wollt ihr zwei denn hin?", fragte Brad sie, als sie aufstand und ihren Stuhl an den Tisch schob.
"Wir treffen dich im Club.", antwortete Ryan.
"Alles in Ordnung, Mac?", hakte Brad nach und ignorierte Ryan.
"Mir geht es gut.", gab sie ihn zu verstehen.
Brad sah aus, als wollte er noch mehr sagen, aber dann war Ryan neben ihr und legte seine Hand auf ihren Rücken, was sie erschaudern ließ, als sie die Hitze seiner Berührung durch den dünnen Stoff ihres Kleides spürte.
"Seitenausgang.", sagte er zu ihr.
Sie bahnten sich ihren Weg durch die laute, klappernde Küche des Restaurants. Es dauerte nicht lange, bis sie stolperte. Sie spürte sofort, wie Ryans Arm sich um ihre Taille legte.
"Ist okay.", sagte er zu ihr. "Ich habe dich."
Das war genau das, wovor sie Angst hatte, nicht wahr? Er hatte sie. Fertig damit, ihn wegzustoßen, zumindest vorübergehend, hielt Mac sich an dem Arm fest, den er immer noch um ihre Taille geschlungen hatte, und konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
"Oh mein Gott.", würgte sie hervor, als sie seine aufkeimende Erektion an ihrem Hintern spürte.
Sobald sie aus dem Restaurant heraus waren, lockerte er seinen Griff, ließ sie aber nicht los.
"Du solltest mich loslassen.", flüstere sie.
"Noch nicht.", erwiderte er mit angespannter Stimme. "Ich will nicht, dass morgen 'Australiens Romeo ist scharf auf Mackenzie Lauren.' in den Boulevardzeitungen steht. Du etwa?"
Sie schüttelte den Kopf und war äußerst dankbar, dass ihre eigene Erregung nicht annähernd so offensichtlich war wie seine. Er konnte vielleicht die Gänsehaut sehen, die seine Berührung verursachte, und ihren beschleunigten Puls spüren, aber er konnte nicht sehen, wie ihre Brustwarzen zu harten kleinen Knospen wurden, die an ihrem Kleid kratzen. Er konnte nicht die feuchte Hitze in ihrer Unterwäsche sehen. Er konnte nicht sehen, wie ihr Innerstes bebte, und er konnte auch nicht den gleichmäßigen Schlag des Verlangens sehen, der in ihr pulsierte.
Er hatte ein Problem, dachte Ryan, während er sie so schnell wie möglich zu seinem Auto führte, und dieses Problem war gerade zu der Spitze seiner Shit-Liste gerückt. Es war ein großes, episch schlechtes, überwältigend dummes Problem. Er konnte sie nicht anfassen. Er konnte seinen Co-Star nicht mehr anfassen, ohne so erregt zu werden, dass er nicht mehr klar denken konnte. Er würde sich auf keinen Fall zurückalten können, wenn er sie küsste. Er wollte sie verdammt noch mal zu sehr.
Ryan ignorierte die Leute, die Fotos von ihnen machten, und führte Mac in die Einfahrt, wo er sein Auto geparkt hatte. Nachdem er es aufgeschlossen hatte, schlüpften sie beide schnell hinein und er fuhr los. Keiner von beiden sprach ein Wort, bis er ihr Wohnhaus erreicht hatte.
"Ich denke nicht, dass du mit hochkommen solltest.", teilte sie ihm mit, als er den Motor abstellte.
Ryan zog den Schlüssel aus dem Zündschloss, während sie ihren Sicherheitsgurt löste und ihre Handtasche vom Boden seines Autos aufhob.
"Du hast recht.", erwiderte er. "Ich sollte nicht mit hochkommen."
Sie nickte. Ihre Hand griff nach dem Türgriff, bevor er seine Hand auf ihren Arm legte, um sie am Aussteigen zu hindern.
"Ich weiß nicht, wie lange ich das noch tun kann, Mackanzie."
Sie wurde vollkommen ruhig, als sich ihr Blick mit seinem traf.
"Ich glaube, ich will nicht mehr dagegen ankämpfen.", teilte er ihr mit.
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