Said and unsaid words*

"D'you know what happens when you hurt people? When you hurt people, they begin to love you less. That's what careless words do. They make people love you a little less."

-Arundhati Roy, The God of Small Things

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Said and unsaid words

Die Gänge des Schlosses langen kalt und verlassen vor mir. Nur meine Schritte und manchmal ein Rascheln aus einem der Portraits durchbrachen die nächtliche Stille, während ich versuchte so schnell wie möglich meinen Weg zurückzulegen.

Meine Schritte waren so sicher, wie man es nach sechs Gläsern Rotwein erwarten konnte und ich verfluchte jedes einzelne von ihnen, als ich auf einer Treppe stolperte und mir das Knie anschlug.

Außerdem verfluchte ich meinen Freund, der nun vermutlich weiterhin mit seinen Freunden auf Slughorns Party Spaß hatte, während ich mit etwas Glück von einer nächtlichen Patrouille eingesammelt werden würde.

„Idiot", murmelte ich leise, während ich hinter eine Rüstung schlüpfte, um eine Abkürzung hinauf zum Gryffindorturm zu nehmen. Auch bereute ich meine Entscheidung, nach Lilys Feier mein Versprechen gegenüber Alec eingehalten hatte, und zurück zu Slughorns Büro gegangen war.

Nur um mich zwischen seinen Ravenclaw Freunden zu Tode zu langweilen und meine Zeit mit Wein zu überbrücken, den ich nicht einmal mochte. Dass Alec danach beleidigt gewesen war, als ich es abgelehnt hatte die Nacht bei ihm zu verbringen, war da ja wohl die Höhe.

Leise vor mich hin fluchend, legte ich die letzten Gänge zum Gemeinschaftsraum zurück. Ich war müde und angetrunken und wollte nur ins Bett. Nachdem mich dann auch noch die fette Dame über nächtliche Störungen aufklärte, war ich kurz jede einzelne Entscheidung in meinem Leben zu verfluchen.

Als ich eine sehr bekannte Stimme im nächtlichen Gemeinschaftsraum hörte, kam meine Freundschaft zu James Potter auch auf die Liste.

„Lulu! Merlin sei Dank" Er kam mir entgegen und zehrte mich am Arm zu einem der Sofas vor dem Feuer. „Kannst du mir helfen?"

„Oh Merlin soll verflucht sein", ließ ich ihn wissen, als ich hinunter Sirius Black sah, welcher mir aus halboffenen Augen entgegensah. Im Vergleich zu ihm fühlte ich mich nüchtern wie eine tanzende Fee. „Wie soll ich dir damit helfen?" Sirius trug immer noch den weinverfärbten Festumhang und sah auch ansonsten eher aus, als hätten er und seine sonst so perfekten Haare eine wilde Party hinter sich.

„'ollo Lu'lo", nuschelte Sirius und hob schwerfällig seine Hand, um damit meine zu fassen. „Mit dir woll't isch red'n."

„Weil?", fragte ich zweifelnd und ließ mich kurzerhand neben ihn auf das Sofa fallen. So blieb Sirius Gesicht und die roten Wände um mich herum wenigstens an ihrem Platz. Leider schien es Sirius nicht so zu gehen, denn er kniff erneut die Augen zusammen und kam mit seinem Gesicht noch näher, um mich im Blick zu behalten. Er roch so stark nach Alkohol, dass ich mich zurücklehnte.

Mit einem idiotischen Lächeln griff er auch mit seiner anderen Hand nach meiner, sodass er diese umfasst hielt. „Wollt' mich entschuldign'."

„Wolltest du das?" Trotz des ganzen Weins hatte ich unseren Streit und seine Worte nicht vergessen, weshalb ich meine Hand aus seiner zog und wieder aufstand. Dabei stolperte ich gegen James.

„Meine Güte, du bist auch betrunken" James sah zwischen mir und Sirius hin und her. „Wir müssen über deinen Einfluss auf meinen besten Freund reden." In seinen Armen hielt er einen Mülleimer und nachdem er sichergestellt hatte, dass ich auf meinen zwei Füßen stand, drückte er diesen Sirius in die Arme.

„Weil?" Ich gähnte und sah sehnsüchtig zu den Treppen, von denen mich eine in meinen Schlafsaal und mein Bett bringen konnte.

Doch bevor James mir irgendetwas erklären konnte, erklang ein Röcheln und Sirius erbrach sich lautstark in den Mülleimer.

„Wobei soll ich dir jetzt helfen, James?", fragte ich, während ich gleichzeitig angesichts des Geruchs das Gesicht verzog.

„Er wollte nicht schlafen gehen, bevor er nicht mit dir gesprochen hat" James trat an seinen besten Freund heran und leerte den Papierkorb mit einem Zauberstabschnipsen, bevor Sirius sich bereits erneut krümmte und erbrach. „Kannst du mir helfen ihn hochzubringen?"

„Na da hat er aber Glück, dass ich heute in meinem Bett schlafe." Mit einem Seufzen fuhr ich mir über das Gesicht, bemüht nicht wieder an meine geflüsterte Diskussion mit Alec zu denken. Geflüstert, damit seine großartigen Freunde nichts mitbekamen. „Für's Protokoll, ich tue das für dich, Jamsie." Nachdem Sirius anscheinend seinen Magen von seinem Inhalt befreit hatte, nahmen wir ihm den Mülleimer ab und jeder legte sich einen Arm um die Schulter.

Zwar war Sirius mindestens einen Kopf größer als ich, aber trotz James Hilfe hing er schwer auf mir. Gemeinsam, und mit viel gutem Zureden, begann wir den Aufstieg zu den Schlafsälen der Jungen.

„Also, Lulu-" James ächzte leise, als wir Sirius über einen Absatz wuchteten. „-dafür, dass du eben noch deinen Wein auf ihm ausgeleert hast, ist das hier ein ziemlicher Fortschritt."

„Wie oft noch, James, das war ein Versehen. Und ich kann nichts dafür, dass er sich so idiotisch aufführt." Die Stufen schienen kein Ende zu nehmen und Sirius schien mit jeder Einzelnen ein bisschen schwerer zu werden.

"Ihr seid beide kein Zuckerschlecken", ließ mich James galant wie eh und je wissen.

Ich sah hinüber zu Sirius, doch dieser hatte inzwischen die Augen geschlossen und machte durchaus nicht den Eindruck, als würde er unserer nächtlichen Konversation Beachtung schenken. „Was nicht in meinen Kopf geht-" Mit einem Schnaufen zerrte ich Sirius über eine weitere Stufe. „-ist, was Sirius sich bei der ganzen Sache denkt. Weißt du von der Sache im Krankenflügel?" Ich hatte James' Gesicht gesehen, als Sirius mir die Worte an den Kopf geworfen hatte, weshalb mich sein Nicken nicht überraschte.

„Damals-", fuhr ich fort. „-kann ich mir ja irgendwie noch vorstellen, dass er sich bei seinem Spielchen mit mir nichts gedacht hat. Aber ich habe einen Freund...und bin verlobt."

„Ach Lulu" James stolperte und Sirius knallte nur nicht gegen die Wand, weil ich dazwischen war. Stöhnend rieb ich mir die Schulter. „Um deine ganzen romantischen Verwicklungen zu entschlüsseln, brauche ich meine Runentabelle."

„Du hast nicht mal Alte Runen gewählt?"

„Ja, gerade deshalb."

Mit einem schwachen Lächeln erwiderte ich, „Vielleicht kann dir ja Lily helfen."

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich aufrichtete und ein nervöser Ausdruck auf seinem Gesicht erschien. So wie eigentlich immer, wenn nur Lilys Name fiel. „Hat sie irgendwas über mich gesagt?"

„Du schlägst dich gut, Jamsie. Ich glaube es tut ihr gut zu sehen, dass du eigentlich ein lieber Kerl bist."

„Ist das so?" Er runzelte die Stirn und über Sirius Kopf hinweg tauschten wir einen Blick. Es war Melodys Plan, dass er sich Lily gegenüber so neutral wie möglich verhielt. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele blaue Flecken sein Schienbein zierten. So oft musste ihm Melody unter dem Tisch treten, wenn James sich an Lily wandte, um irgendetwas Dummes zu sagen.

„Warum hat der sich eigentlich so betrunken?" Wir hatten wieder eine Windung der Treppe geschafft und endlich sah ich das Ende. Davon beflügelt versuchte ich schneller zu laufen. Leider hatte ich ja immer noch Sirius Arm auf der Schulter.

„Muss ich dir wirklich sagen, dass du an diesem Dilemma Schuld bist?"

„Wie bitte?" Ich war kurz davor Sirius Arm einfach loszulassen. „Er hat sich Merlin-weiß-was ja wohl selbst eingeschüttet und sich in diesen Zusand getrunken."

„Nun, gut, aber du warst zumindest ein Faktor." James stöhnte und wuchtete Sirius die letzte Stufe hinauf. Ich war von seinen Worten viel zu überrumpelt, um daran zu denken die Tür zu öffnen, weshalb Sirius' Kopf gegen das Holz knallte.

"Oh, verdammt." Schnell stieß ich die Tür auf. Wenn James schon meinte, dass ich an Sirius Alkoholkonsum schuld war, dann wollte ich nicht auch noch an dem Absterben seiner Gehirnzellen schuld sein. Gemeinsam schleiften wir Sirius durch das Halbdunkel des Schlafsaal, wobei Sirius inzwischen wieder unverständliche Wörter murmelte.

Ungeachtete dessen hievte ich ihn mit James' Hilfe in eines der ungemachten Betten. Als ich an den Fuß des Bettes lief, um Sirius seiner Schuhe zu entledigen, sah ich zu James und sagte: „Du bist eine Tratschtante, weißt du das?"

Es war so dunkel, dass ich nur vage sah, wie James abwinkte. „Jetzt wo das erledigt ist...du kannst mein Bett haben, Lulu."

Ich sah ihn zweifelnd an, bevor ich meinen Blick zu Sirius senkte, welcher nun sicher zugedeckt und schlafend recht harmlos aussah. Als ich den Blick hob, hatte sich James bereits auf ein freies Bett geschmissen. Anhand der dicken Bücher auf dem Nachttisch, vermutete ich, dass dies Remus' gehörte.

„Verwöhnter Potter Junge", sagte ich gerade so laut, dass James ein Kissen nach mir warf, bevor ich in sein Bett abtauchen konnte. Nicht bereit den ganzen Weg bis zu meinem eigenen Bett noch einmal zurück zu legen, schob ich meine Stiefel von den Füßen und schlüpfte unter die Decke.

Bevor ich es recht wusste, war ich bereits eingeschlafen. Doch viel zu schnell wurde ich erneut geweckt. Es war immer noch dunkel um mich herum und verwundert wollte ich mich umdrehen, um weiterzuschlafen, als mich ein Tritt in den Rücken traf.

„Was..." Mir blieb gerade noch Zeit festzustellen, dass ich beunruhigend nahe an der Bettkante lag, als hinter mir James' vertraute Stimme erklang, "Padfoot, warum liegst du wieder in meinem Bett, hau ab."

Da wurde ich auch schon aus dem Bett geschoben und mit einem dumpfen Aufprall landete ich auf dem kalten Boden des Schlafsaals. Ich fluchte auf Deutsch und rappelte mich wieder auf.

„Lu?" Beim Klang von Sirius' verschlafener Stimme wandte ich den Kopf. In seine Decke gerollt blinzelte er zu mir hoch. „Was machst du da?"

„Gute Frage" Ich drehte mich zu James' Bett, doch um dieses waren die roten Vorhänge weiterhin zugezogen und ich konnte keine Spur mehr von ihm erkennen. „Womöglich sollte ich einfach in meinen Schlafsaal verschwinden." Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass der Himmel sich gerade erst heller färbte. Vermutlich kaum eine gute Zeit, um bereits wach zu sein.

„Nun-" Sirius gähnte herzhaft und hob den Kopf an, um mich besser im Blick zu haben. „-es ist sehr freundlich, dass du mich zu dieser frühen Stunde besuchst." Beinah schon nervig charmant legte er den Kopf schief und ob seine Bettdecke in meine Richtung an. „Bleib doch."

Irritiert sah ich von seinem hübschen Gesicht zu dem Platz neben ihm. Für einen Moment war ich tatsächlich versucht das Angebot anzunehmen. Was konnte schon so schlimm daran sein einfach in Sirius' Bett weiterzuschlafen? Und Sirius' Körperwärme wäre da ein netter Nebeneffekt.

„Moment." Ich schüttelte den Kopf, um mich selbst in meinen Gedanken zu stoppen. „Beim Erkling, ich muss dringend nüchtern werden."

Ohne Sirius noch einmal anzusehen, drehte ich mich auf dem Absatz herum, um durch die Tür zu verschwinden. Damit erinnerte ich meinen immer noch vom Alkohol vernebelten Kopf konstant daran, dass Sirius ein Idiot war, mit dem ich nichts zu tun haben, wollte.

„Lulu?" Der Vorhänge an James Bett bewegte sich und ohne Brille, aber dafür mit wildabstehenden Haaren schaute er hinaus. „Gehst du schon?"

„Nun...es ist spät-" Mein Blick huschte zu Sirius, welcher sich aufgerichtet hatte. „-beziehungsweise früh und ich war lange genug hier..."

„Ach" Sirius Stimme war kalt und sein Blick auf meinen nackten Beinen. Hastig zog ich meinen Festumhang wieder auf seine eigentliche Länge. „Anscheinend bist doch nicht so brav, wie du immer tust."

"Das ist lächerlich, Sirius." Ich stieß ein Lachen aus, welches selbst in meinen Ohren unangenehm hoch klang. „Du kannst doch nicht ernsthaft denken, dass James und ich...also wirklich."

„Nun, wenn ich mir die Szene so anschaue. Ihr beide betrunken, James' Bett." Er lachte nun auch, aber ohne Humor. „Anscheinend hattet ihr viel Spaß."

"Das..." Ich schüttelte den Kopf, ohne die Möglichkeit zu verstehen, was mir Sirius da an den Kopf warf.

"Sirius" James sah seinen Freund an. "Lass es."

"Ihr könnt mich alle mal." Ich flüchtete aus ihrem Schlafsaal. James rief mir hinterher, dass ich zurückkommen sollte, aber ich ignorierte ihn. Ich wollte nur möglichst weit von Sirius weg.

"Verdammt." Seine Worte sollten mir nicht so viel ausmachen. Das wusste ich, oder zumindest redete ich es mir ein.

Dank der frühen Stunde war der Gemeinschaftsraum leer. Auf nackten Füßen eilte ich die Treppe zu den Mädchenschlafsälen hinauf. Dort begegnete ich Dorcas auf dem Gang, welche mir verwundert entgegensah.

„Lulu? Wo kommst du denn her?" Sie war trug Bücher auf den Armen und sah aus, als wäre sie auf dem Weg in die Bibliothek.

Meine Gedanken huschten zu Sirius' verschlossenem Gesicht und stattdessen sagte ich: „Alec, natürlich."

„Oh" Überrascht hob sie eine dunkle Augenbraue. „Natürlich."

„Ich wollte mich noch ein bisschen aufs Ohr hauen." Meine Wangen wurden wärmer, als Dorcas mich immer noch interessiert betrachtete. „Wir sehen uns beim Frühstück?"

„Klar" Sie legte ein Lächeln auf, bei welchem ich wusste, dass diesem noch Fragen folgen würden. „Bis später!"

Mit einem letzten Winken drückte ich die Tür meines Schlafsaales auf, während Dorcas ihren Weg fortsetzte. Vermutlich würde es uns im nächsten Schuljahr ähnlich wie ihr und Marlene gehen, die langsam im Stress der UTZs untergingen.

In unserem Schlafsaal kam gerade Ruby aus dem Bad und diese schaffte es gerade noch zu fragen: „Warst du bis gerade bei Alec?", bevor ich mich an ihr vorbei ins Bad schob.

Ich nickte nur, bevor ich die Tür schloss. Froh über die Ruhe, lehnte ich mich für einen Moment von innen gegen die Tür, bevor ich das Wasser für eine heiße Dusche aufdrehte.

Als ich in ein Handtuch gewickelt und mit deutlich besserer Laune wieder aus dem Badezimmer kam, waren zu meiner Überraschung alle auf den Beinen. Und bei der Tür nach draußen versammelt.

„Dafür sollte dir Lily eigentlich Punkte abziehen", sagte Melody gerade in diesem Augenblick.

Zu meiner Überraschung antwortete James': „Damit würdet ihr euch auch Punkte abziehen, Mel."

„Da hat er recht" Ruby lehnte grinsend gegen den Türrahmen. „Wann habt ihr den Zauber rausbekommen? Schon im ersten Jahr?"

„Welchen Zauber?", fragte ich da und es entlockte mir ein Grinsen, als alle erschrocken zu mir rumfuhren.

James fing sich zuerst, indem er sich bei meinem Anblick im Handtuch eine Hand vor die Augen schlug. In der anderen hielt er meine Stiefel, welche ich offensichtlich in seinem Schlafsaal vergessen hatte.

„Die Jungs können unsere Treppe heraufkommen, ohne, dass sie sich in eine Rutsche verwandelt.", erklärte Lily und wandte sich von James ab, um ihren Kleiderschrank zu öffnen.

„Überrascht das wirklich irgendwen?" Ruby schob Melody zur Seite, um nach der Türklinke zu greifen. „Lulu kommt gleich James." Dann schloss sie die Tür.

Alle drei Mädchen sah mich abwartend an und ich hatte das Gefühl einer Richterschaft gegenüberzustehen, welche vermutlich sogar meine Großmutter kleinbekommen würde. Ungeachtet dessen schlich ich zu meinem Kleiderschrank und begann mich anzuziehen.

„Ehm, Lulu" Ruby räusperte sich vernehmlich und vermutlich hatte ich Glück, dass sie mir nicht ihren erleuchteten Zauberstab ins Gesicht hielt. „Wo warst du?"

Ohne mich zu ihr umzudrehen, erwiderte ich: „Alec, natürlich." Inzwischen ging mir die Lüge leicht von den Lippen.

Für einen Moment herrschte Stille, während ich in meine Uniform schlüpfte.

„Das haben wir uns schon gedacht", nahm Lily schließlich den Faden wieder auf. „Aber was macht Potter hier?"

„Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen, Lily" Mein Tonfall fiel gereizter als beabsichtigt aus und als in den Spiegel sah, konnte ich sehen, wie die Mädchen einen Blick tauschten. „Tut mir leid, langer Morgen." Ich hob die Schultern.

Nach mehreren Versuchen ließen mich die anderen schließlich in Ruhe und ich setzte mich vor unseren großen Spiegel, um meine nassen Locken zu entwirren. Schließlich waren alle fertig und nachdem sie sich von mir, und dann James, verabschiedet hatten, verschwanden die drei zum Frühstück.

„Morgen, Lulu." James schob die Tür wieder hinter sich zu und stellte meine Stiefel neben mich, bevor er sich auf mein Bett fallen ließ. Er hatte inzwischen anscheinend auch eine Dusche hinter sich und trug ebenfalls seine Uniform.

„Lange nicht gesehen" Ich träufelte drei Tropfen von Sleekeazy Haar Tinktur in meine Handflächen, um damit durch die unzähligen Knoten in meinen Haaren zu kommen. „Und, wie war dein Morgen so?"

„Lu" James seufzte und gesellte sich zu mir auf den Boden. „Was Sirius gesagt hat, das hat er nicht so gemeint."

Ich zwang mich zu einem Lächeln. "Niemand scheint die Dinge wirklich je so zu meinen, wie sie gesagt werden."

Er seufzte erneut, bevor er sagte: „Komm mal her." Ich war so überrumpelt, dass ich mich einfach von ihm umarmen ließ.

"Was wird das?" Trotz meines ruppigen Tons wehrte ich mich nicht.

"Ich brauchte gerade eine Umarmung." Grinsend ließ mich James wieder los. "Und ich glaube, dir hat sie auch nicht geschadet. Aber mach dir bloß keine Hoffnungen, ich steh leider nicht auf Blondinen."

"James..." Betont ernst sah ich ihn an. "Damit brichst du mir das Herz."

"Weißt du, Lulu, man kann Haare auch färben."

"James Potter." Ich schüttelte den Kopf. "Ich wusste ja von deinem Ruf, aber du bist wirklich ein Herzensbrecher."

"Immer zu Diensten." Er lächelte und tippte dann gegen die Haar Tinktur zu meinen Füßen. „Wenn du willst, kann ich dir einen Lebensvorrat davon besorgen. Auch wenn ich nicht weiß, ob das Chaos auf deinem Kopf nicht sogar gegen Sleekeazy ankommen würde." Kritisch hob er eine meiner Locken an.

„Sehr lustig" Mit einem Zauberstabschwung, ließ ich meine Haare trocknen, welche sich tatsächlich in jede Richtung um meinen Kopf lockten. „Und wie kommt du an den Lebensvorrat?" Ich wollte die Haartinktur gerade wieder zuschrauben, als James sie mir aus der Hand nahm und auf das Kleingedruckte tippte.

„Erfinder: Fleamont Potter. Mein Dad.", erklärte er auf meinen fragenden Blick hin.

„Oh, ein reicher Erbe also." Ich rappelte mich vom Boden auf und zog auch James wieder seine Füße, bevor ich mich in meinen Winterumhang hüllte.

„Damit kennst du dich ja aus." James schloss ebenfalls seinen Umhang und wir verließen den Schlafsaal.

Um das Thema zu wechseln, fragte ich angesichts der eisigen Temperaturen auf den Gängen: „Wann hat der Winter hier eigentlich mal ein Ende?"

"Gewöhnlich ist aller Schnee um meinen Geburtstag herum weg."

"Wann hast du eigentlich Geburtstag?"

"Am 27. März. Dann bin ich auch endlich volljährig."

"Moment mal...endlich? Das heißt, du bist jünger als Lily?" Zum Glück begegnete uns niemand auf dem Flur und wir schlichen uns zu den Treppen.

"Ja, und?" James runzelte sichtlich irritiert die Stirn.

"Du stehst also auf ältere Frauen?" Ein paar Sekunden lang sah mich James verwirrt an, dann brach er plötzlich in Gelächter aus.

"Noch ein Grund, warum ich dir leider Herz brechen muss." Immer noch lachend schüttelte er den Kopf. "Lulu, ich sag es dir nicht gern, aber ich sehe keine Zukunft für uns."

"Ich glaube, das kann ich verkraften." Ich hielt ihn am Ende der Treppe zurück und sah erst einmal nach ob die Luft rein war. Irgendwie schien das Schicksal auf unserer Seite zu sein, denn der Gemeinschaftsraum war komplett leer.

James nahm selbstverständlich als Rumtreiber jeden einzelnen Geheimgang des Schlosses und als wir endlich in der Eingangshalle ankamen, hatte ich den Verdacht, dass es auf normalen Wegen schneller gegangen wäre.

Wir erkämpften uns den Weg zum Gryffindortisch, an dem die Mädchen gerade ihr Frühstück beendeten und rasch nahm ich mir ebenfalls eine Scheibe Toast. James verschwand unterdessen zu seinen Freunden.

Während ich endlich meine erste Tasse Kaffee des Tages trank, landete plötzlich eine Hand auf meiner Schulter und überrascht hob ich den Blick.

„Alec" Etwas Kaffee schwappte auf meine Hand, so hastig stellte ich meine Tasse ab, und verlegen wischte ich ihn weg. „Guten Morgen."

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie meine Freundinnen einen Blick tauschten und rasch stand auf und ein trat ein paar Schritte von ihnen weg.

„Was gibt es?" Ich verschränkte die Arme und sah ihm abwartend in die dunklen Augen. Unser Streit war mir trotz des Weines noch gut in Erinnerung.

„Luné" Verlegen fuhr er sich durch die dunkelblonden Haare. Er legte mir eine Hand auf die Arme. „Wegen gestern...ich hoffe, wir haben uns nicht missverstanden?"

Ergeben seufzte ich. Nun wo ich in sein vertrautes Gesicht sah, fiel es mir schwer sauer zu bleiben. „Du kannst mich nicht einfach mit sowas überfallen, wenn all deine Freunde dabei sind."

„Ich habe dich nur gefragt, ob du bei mir übernachten möchtest.", ließ er mich wissen und seine Hand legte sich um meinen Nacken und begannen diesen zu massieren.

Sanft zog er mich näher zu sich und als ich mich nicht rührte, beugte er sich hinunter, um mich zu küssen. Wie schon am Abend zuvor stieg Panik in mir auf, als ich spürte, dass seine Lippen fordernd waren und sich auch gleich darauf seine Hände auf meine Taille legten.

Bevor ich genau wusste, was ich tat, schob ich ihn von mir. „Alec, ich..." Ja, was? Über sein hübsches Gesicht huschten ein verletzter Ausdruck und ich spürte, wie sich Tränen in meiner Kehle sammelten. „Es tut mir leid, ich muss zum Unterricht."

„Luné, was ist los?" Er runzelte die Stirn und war im Begriff mehr zu sagen, als seine Augen zu jemanden hinter mir huschten. „Verschwinde, Black."

Ich wandte den Kopf und mein Blick traf Sirius', welcher verwundert die Tränen in meinen Augen registrierte. „Lulu, kann ich dich kurz sprechen?"

„Black", begann Alec. „Ich glaube wohl kaum, dass sie das will..."

Beide Jungen sah mich an und ich hätte am liebsten geschrienen. Da ich immer noch in der großen Halle stand, wählte ich meine zweite Option. „Alec, wir reden später." Dann schnappte ich mir meine Tasche von der Bank und steuerte mit großen Schritten den Ausgang an.

„Lu, warte." Kurz glaubte ich, Alec würde versuchen mich aufzuhalten, aber es war Sirius, der im Laufschritt zu mir aufschloss. Wir waren immer noch in der großen Halle und vermutlich musste ich Alec nun wieder erklären, dass zwischen Sirius und mir nichts war. "Luné?" Er klang schuldbewusst, aber ich ignorierte ihn weiter. "Hör mal, ich will mich bei dir entschuldigen."

„Viel Erfolg dabei", ließ ich ihn wissen, während ich weiterhin die Marmortreppe ansteuerte.

„Was ich gesagt habe-" Trotz unseres Größenunterschieds lief ich so schnell, dass Sirius tatsächlich atemlos klang. „-war dumm. Ich habe die Situation falsch verstanden. James hat mir erklärt, dass er in der Nacht das falsche Bett genommen hat und was ihr für mich getan habt...ich habe geredet, ohne nachzudenken..."

Bevor er sich weiter in seine Worte verstricken konnte, fuhr ich ihm dazwischen, „Hör mir mal zu, Sirius Black." Mit all meiner Aufgewühltheit und Wut warf ich ihm meine nächsten Worte entgegen. „Das ist der Punkt. Du hast vielleicht ohne Nachdenken gesprochen, aber du hast deine Worte so gemeint. Du hast sie gedacht, sie ausgesprochen und mich mit ihnen verletzt. Und ganz ehrlich, ich habe keine Kraft mehr mir zu überlegen, was womöglich deine Motive dahinter sind, oder in welches von deinen Spielchen ich jetzt schon wieder verwickelt bin." Ich holte tief Luft und ignorierte den gequälten Ausdruck auf Sirius' Gesicht. „Daher such' dir jemand anderen, der dir verzeiht, denn ich bin es nicht."

Einfach nur bemüht all dem Chaos zu entkommen, drehte ich mich herum und eilte die Marmortreppe hinauf, bevor Sirius weitere Worte einfallen konnten. Für einen Tag hatte ich genug Ausflüchte gehört. 

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