5.
Mit dröhnendem Kopf kam Yoongi wieder zu sich. Verwirrt rappelte er sich auf und sah sich um. Wo war er bitte? Grad eben war er doch noch in dem kleinen Lokal gewesen und hatte sich mit Jimin, dem Barkeeper unterhalten, bis...
Er stutzte. Hatte das, was Jimin ihm in das Glas getan hatte, ausgenockt?
Er sah sich um. Vermutlich war das genauso geschehen. Warum sonst sollte er auf einer einsamen Lichtung aufwachen, die sich scheinbar irgendwo im Wald befand? Er wurde scheinbar von dem gutaussehenden jungen Wirt verarscht.
Yoongi fühlte sich unsicher. Zum einen fühlte er sich von ihm hintergangen, obwohl er den Wirt nicht länger als nur wenige Stunden kannte, zum anderen konnte er das Verhalten von diesem auch nachvollziehen. Er hatte es ja schließlich nicht anders verdient, als so behandelt zu werden.
Langsam setzte er sich auf und sah sich um. Die Lichtung erinnerte ihn irgendwie an das Lokal. Der Geruch und die Farben waren fast komplett gleich. So als wäre das Lokal aus diesem Abschnitt des Waldes entstanden. Es war... beeindruckend.
Doch das, was Yoongi noch mehr verwirrte, war die Tatsache, dass er auf dieser Lichtung alleine war. Wenn er schon von jemand verschleppt wurde, warum ließ er ihn dann allein zurück? Und selbst wenn er so den Krähen ausgeliefert werden sollte, hätte jeder kluge Mensch doch dafür gesorgt, dass er doch angebunden wäre...
Vorsichtig stand er auf und sah sich um. Doch auch wenn er im Wald stand, wo es ja mittlerweile vor Krähen wimmelte, so sah und hörte er keine Einzige von diesen. Er sah nur die Bäume und Sträucher, die die Lichtung umsäumten.
Sanft wiegten die Blätter sich im silbernen Licht des Mondes, das die Lichtung erleuchtete. Leise raschelte das weiche saftige Gras, als er an den Rand der Lichtung lief, um sich ein Weg durch die Bäume zu bahnen.
Er hatte keine Ahnung wohin er wollte, allerdings hatte er auch keine Angst vor den Krähen, sollte er welchen hier begegnen. Wenn er jetzt sterben sollte, war es nun mal so, dann war es eben sein Schicksal.
Doch als er zu den ersten Bäumen trat, stutzte er. Durch die Bäume hindurch konnte er das tanzende Licht eines Feuers sehen.
Irritiert blieb er stehen. Wer machte bitte um diese Uhrzeit ein Feuer mitten im Wald?
Da seine Neugierde aber nun siegte und er eh nicht mehr die Hoffnung hatte lebend aus diesem Wald herauszukommen, nährte er sich langsam dem Feuerschein. Und je näher er diesem kam, desto mehr Krähenschreie vernahm er. Diese schienen aber nur von dem Ort mit dem Feuer zu kommen, denn den ganzen Weg den er durch den Wald schlich, entdeckte er, wie auf der Lichtung auch, keine einzige Krähe.
Schließlich war er nur noch wenige Meter von einer weiteren Lichtung entfernt, auf der ein riesiges Feuer brannte.
Um das Feuer in den Bäumen am Rand der Lichtung saßen die Krähen, alle mit Blick zum Feuer. Sie schrien und krächzten um die Wette und sprangen auf und ab und schienen irgendetwas zu feiern.
Vorsichtig schlich sich Yoongi von Baum zu Baum, um einen Blick darauf zu erhaschen, worüber sich die schwarzen Vögel so zu freuen schienen. Unbemerkt gelangte er dann zu einer alten Eiche, von der er tatsächlich einen perfekten Blick auf die Lichtung hatte.
Doch er sah nur das flackernde Feuer zu dem die Vögel einen respektvollen Abstand hielten. Doch allein das Verhalten der Vögel ließ ihn dort hinter dem Baum verharren und dem Krächzen lauschen. Und je länger er dem Krächzen lauschte, desto melodischer wurde es und er vernahm eine Melodie und ein Rythmus dahinter. Langsam verstand er, dass diese schwarzen Tiere auf ihre Art und Weise sangen.
Fasziniert blieb er stehen und lauschte diesem schrägen Lied. Es klang auf seine Art und Weise fröhlich und gleichzeitig einfach wild. Nach einer Weile konnte er sogar ähnliche Teile ausmachen, als hätte das Lied Strophen und einen Refrain.
Doch als er dachte, er hätte den Rythmus dahinter erkannt, änderte sich plötzlich die gesamte Melodie. Es wurde lauter, schriller und irgendwie auch majestätischer. Zuerst verstand er nicht, was der Grund dafür war, doch dann sah er ihn.
Eine Gestalt, vielleicht so groß wie er selbst, trat aus dem Schatten des Waldes in den Schein des Feuers. Sie lief aufrecht wie ein Mensch, doch hatte sie auch irgendetwas an sich, was sie nicht menschlich wirken ließ. War das etwa die Königin, von der der Barkeeper Jimin berichtet hatte?
Doch als das Licht in das Gesicht dieser Gestalt fiel, stockte Yoongi der Atem. Das WAR Jimin, der da stand und sich grinsend im Kreis drehte. Nur diesmal sah er noch schöner und geheimnisvoller aus, als hinter dem Tresen.
Mit großen Augen sah Yoongi zu, wie Jimin sich immer schneller um sich selbst drehte. Langsam hob er seine Arme und... begann dann schließlich zu tanzen.
Yoongis Hals wurde staubtrocken, als er den Bewegungen folgte. So anmutig und so schön hatte er noch nie jemanden tanzen gesehen. Die Bewegungen des Schwarzhaarigen wirkten hypnotisierend und es war einfach unbeschreiblich wie er tanzte. Er schien dafür geboren zu sein zu dem Lied der Krähen um das Feuer zu tanzen.
An seinen Armen schienen Schleier zu hängen, die Flügel ähnelten und um seinen Körper mit ihm tanzten. Er war so schön und majestätisch, wie das Feuer und die Nacht darselbst.
Yoongis Augen wurden noch größer, als ihm eine Idee kam. War es möglich, dass Jimin...
Aber er hatte doch von einer Königin geredet. Nicht von...
"Jep, du hast es erfasst. Das ist unser hochgeborener König.", krächzte es plötzlich an seinem linken Ohr.
Erschrocken zuckte er zusammen und stolperte ein paar Schritte nach rechts. Auf einem Ast des Baumes hinter dem er sich versteckt hatte, saß eine besonders große Krähe und starrte ihn an.
"B- bitte was...?!", stammelte der junge Mann fassungslos und starrte den schwarzen Vogel an.
"Ach komm, du solltest die letzte Zeit schon genügend schrägen Vogelkram gesehen haben. Da kommt es jetzt auf eine sprechende Krähe mehr oder weniger auch nicht an.", krächzte der Vogel, erhob sich und setzte sich frech auf die linke Schulter von ihm.
"Und kleiner Tipp, wenn du jemals wieder unentdeckt bleiben willst: Du solltest nicht so laut denken."
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