The Book of Shadows
Abgabe für den Wettbewerb von
Rosen. So weit das Auge reicht. In allen erdenklichen Farben. Alle in einem Garten. Dem Garten der Suojelija. Seit Jahrhunderten ist es ihre Aufgabe den Garten zu pflegen und über ihn zu wachen. Eine Aufgabe, so wichtig und doch nicht anerkannt. Diese Aufgabe bedeutet große Verantwortung. Selbstverpflichtung. Disziplin. Sie ist nicht leicht. Wie könnte sie auch ? Oder würdest du es als leicht bezeichnen, auf die Wünsche und Sehnsüchte, auf das Gute und Böse, der Menschen auf zu passen ?
Der alte Hexenmeister blickte mit seinen, vom Alter schon etwas getrübten, Augen auf sein Werk. Ein Buch. Vergilbte Seiten in schwarzes Leder gehüllt. Das Buch war mächtig. Die Aura, die es um gab, lechzend. Voller Durst, schien sie einem an der Seele zu ziehen. Ein zufriedenes, irre wirkendes Lächeln verzog seine Lippen in dem vom Alter gefurchten Gesicht. Sein Lebenswerk. Endlich hatte er es beendet. Und er rief nach seinem Novizen. Seinen Enkel, dem 17 jährigen Mauno. Und als dieser das Buch sah, leuchteten seine Augen auf. Endlich hielten sie, der Hexenmeister und Mauno, das in den Händen, was viele schon das Leben gekostet hatte. Nicht zuletzt ihrem Sohn und Vater, der bei dem Versuch das Buch herzustellen, verstarb. Den Hexenmeister überkam ein Schwächeanfall. Mühsam und langsamen Schritten ließ er sich von seinem Novizen zu seinem Bett führen. Hustend legte der Meister sich auf das Bett. Ein kleines Blutgerinnsel lief ihm aus dem linken Mundwinkel. Die Herstellung forderte ihren Tribut. Die Magie verließ den Körper des Hexenmeisters. Leise wispernd, stieg sie empor um sich ein neues Gefäß zu suchen. Die goldenen Fäden sammelten sich ,über dem zu Tode erschöpften Hexenmeister, in einer Kugel. Und die Magie fuhr in den Körper von Mauno, dem Novizen. Ein helles Licht erfüllte die Hütte für einen Bruchteil einer Sekunde. Das Licht verblasste. Mauno konnte die Magie durch seine Adern pulsieren fühlen. Eins mit dem Rhythmus seines Herzens. Der, von der Magie verlassene, Hexenmeister lag auf dem Sterbebett. Der einst so mächtige und gefürchtete Hexer war von Schweiß bedeckt. Seine trüben Augen, die neulich noch stark und erhaben geglänzt hatten, nun matt und stumpf. Seine Haut ausgeblichen. Dünn wie Papyrus. Die eingesunkene Brust hob sich schwer. Die Lippen des sterbenden Hexenmeister teilten sich und er sprach seine letzten Worte. So leise, dass Mauno sich vorbeugen musste um sie zu verstehen. Er ergriff Maunos Hand eindringlich, während er sprach. Und als er fertig war, fiel seine Hand zurück aufs Bett. Der Sterbende schloss seine Augen. Ein-, Zweimal hob sich seine Brust noch. Und dann nichts mehr. Kein weiterer Atemzug. Kein Schlag des Herzens mehr. Eine Totenstille war in der Hütte eingekehrt. Der Hexenmeister war verstorben. Traurigkeit ergriff Mauno. Fest hatte sie das Herz des Novizen und Enkel des Hexenmeisters im Griff. Doch er riss sich von dem Anblick los. Entschlossen trat Mauno zurück in das Alchemiezimmer. Er nahm das Buch und steckte es in eine feste Ledertasche. Aus der Küche nahm der Novize etwas Proviant und Geld. Auf dem Weg zur Tür warf er einen letzten Blick auf den erstarrten, leblosen Körper seines Großvaters und Meisters. Die Stille, die das sonstige Treiben aus dem Haus vertrieben hatte, hinter ließ ein Gefühl der Kühle und Leere. Mauno warf sich seinen Reisemantel über und trat aus der Tür. Nie mehr würde er hierher zurück kehren. Aus den Schatten des Waldes, der die Hütte umgab, schälte sich ein Umriss. Es war ein Pferd. Sein, Maunos, Pferd. Ein großer Hengst mit kastanienbraunen Fell. Mit festem Griff und entschlossener Miene schwang sich der, nun ausgelehrte, Novize auf den Rücken des großen Pferdes. Mauno erhob seine Hand. Er spürte wie die Magie sich in seinem Körper regte. Sich auf seine Hand zu bewegte. Und er verband sie mit seiner Willenskraft und formte sie. Keinen Augenblick später loderte die Hütte des alten Hexenmeisters lichterloh. Hungrig, eifrig nach Nahrung, fraß das Feuer sich durch die dicken Baumstämme des Daches. Der stechende Geruch von Verbrannten stach in Maunos Nase. Seine Arbeit hier war getan. Er presste dem Hengst seine Fersen in die Flanke. In einem schnellen Tempo trug ihn sein treuer Begleiter davon. In seinem Rücken konnte man die Rauchschwaben der brennenden Hütte sehen. Die Vogel des Waldes flog aus dem Wald empor. Irritiert vom Rauch. Aber Mauno drehte sich kein einziges Mal um. Der Wald lag jetzt hinter ihm. Genauso wie die Hütte und seine Zeit dort in der Vergangenheit lagen. Und graue Wolken fingen an den Himmel zu bedecken und nicht viel später hatte der Himmel seine Pforten geöffnet und ließ all Wasser herab. Das Feuer erlosch. Eine Ruine aus Stein und verkohlten Holz zurück lassen. Doch das Pferd trug seinen Reiter immer weiter davon. Dem Norden entgegen. Und sein Reiter war mehr als entschlossen. Seine onyxschwarzen Augen funkelten gerade zu. Mit einem verbissenen Gesichtsausdruck ritt er seinem Ziel entgegen. Die Worte seines Meisters fest in seinem Geist eingebrannt. Nutze das Buch. Führe die Menschen in ihr Glück. Sind erst mal alle ihre Schatten in diesem Buch weggesperrt, wird es keinen Krieg mehr geben. Keinen Streit, keine Angst. Höre Mauno. Vollende das ,was schon so viele vor dir versucht haben.
----------------
Tarja war schon immer überwältigt gewesen von der Pracht des Gartens. Die große Variationen der Rosen und ihre Bedeutungen. Seit sie alt genug war um vollständige Sätze zu bilden war sie gelehrt worden auf den Garten aufzupassen. Den sie ist eine Suojelijaene. Eine der Wächterinnen und Wächter des Gartens der Suojelija. Früher hatte sie nie komplett den Wert dieses Garten verstanden. Noch sehr klar erinnert sich Tarja an ihre erste Lektion mit ihrer Urgroßmutter. Mit kleinkindlicher Stimme hatte sich gefragt, was so besonders an diesen vielen Rosen war. Ihre Großmutter hatte ihr damals tief und ernst in die Augen gesehen und gesagt, dass es sich bei den Rosen um das wahre, verborgene Ich der Menschen auf dieser Welt handelte. Mit großen Augen hatte Tarja gefragt gehabt, ob es in dem Garten auch eine Rose von ihr gäbe. Und Leja, ihre Urgroßmutter dies lächelt bejaht. Begeistert hatte Tarja damals gelacht und sich gefreut. Erst im Laufe der Jahre, im Verlauf des Erwachsenwerden war ihr die vollkommende Bedeutung dieser Worte klar geworden. Und jährlich wusste sie immer mehr, was für eine Verantwortung auf ihren Schultern lastete. Tarja erinnert sich, genauso wie an ihre erste Lektion, wie verzweifelt sie oft gewesen war deswegen. Wie oft sie sich ein normales Leben gewünscht hatte. Jetzt stand sie vor ihrer Kasva Aikuiseksi. Ihrer Vollwertigkeitszeremonie. Ab diesem Punkt wäre sie eine offizielle Wächterin. Doch anders als früher, als sie vor diesem Moment Angst hatte, stand sie nun hoch erhobenen Kopfes ihrer Großmutter entgegen. Die Johtaja, hatte dieses Amt von Tarjas verstorbener Urgroßmutter übernommen. Tarja kniete sich vor die Johtaja und sprach den bindenden Eid. Und die Johtaja besiegelte den Eid. "So mögest du die erheben Tarja, Tochter der Aada und in den Dienst des Gartens treten." Applaus erhob sich, während Tarja mit hoch erhobenen Kopf und straffen Schultern da stand um die Glückwünsche in Empfang zu nehmen.
Es war eine tiefschwarze Nacht als Mauno in Pilviä ankam. Die Straße waren in Dunkelheit gehüllt und wurden nur ab und zu von einer einsamen Laterne erhellt. Das Pferd und sein Gepäck hatte er im örtlichen Wirtshaus gelassen, in dem er die nächsten Tage bleiben würde. Jetzt stand Mauno vor einem nahe zu herunter gekommenen Haus. Hier würde er seine letzte Aufgabe beginnen. Leise betrat das Haus. Die Tür knarrzte leise, in der Ferne schlug ein Hund an. Aber das Haus blieb still. Mauno ließ ein kleines Licht in seiner Hand entstehen, damit er nicht im völligen Dunkeln herum stolperte. Die Stille war gespenstisch. Nur das leise Ächtzen der Dielen bot einen Kontrast. Schon bald war er in dem großen Schlafsaal des Waisenhauses angekommen. Sie würde die Ersten sein, die erlöst werden. Mauno nahm das Buch aus der Tasche. Leise began er den Zauberapruch zu sprechen.
"Oi Varjojen kirja, kuule pyyntöni, toiveeni. Vapauta nämä sielut varjoistaan. Etteivät he enää koskaan tuntisi kipua, vihaa, kaunaa tai surua. Sulje kaikki negatiivisuus heidän varjoihinsa ja vapauta heidät siitä. Olkoot he onnellisia loppuun asti."
Und die Schatten begannen sich zu lösen. Sie wirbelten umher, bildeten Bilder und Erinnerungen. Und sie alle schwebten auf das Buch zu. Zu seiner linken sah Mauno ein Kind verzweifelt vor etwas wegrennen. Eine andere Erinnerung zeigte ein weinendes Mädchen. Es war herzzerreißend mit anzusehen. All das Negative, das sich in den Schatten angesammelt hatte, floß nun in dieses Buch. Und es würde dort für immer gefangen sein. Was Mauno allerdings nicht sah, war ein Bild eines Jungen, der auf einem Drachen ritt. Es war keinesfalls etwas Negatives, mehr ein tiefer Wunsch. Doch auch dieser wurde mit dem Schatten in das Buch gesperrt. Als alle Schatten in das Buch geflossen war, klappte sich dieses von alleine zu. Der Zauber war erfolgreich gewesen. So leise wie Mauno herein gekommen war, ging er auch wieder. In dieser Nacht besuchte er noch viele weitere Häuser. Sich nicht bewusst, welche Folgen dies haben sollte. Am Morgen kehrte der junge Hexer in das Wirtshaus und auf sein Zimmer zurück. Und während er sich schlafen legte, ging das alltägliche Treiben in der Stadt los. Doch etwas war anders. Die Menschen liefen wie monoton umher. Immer freundlich, immer lachend. Doch etwas in ihren Augen sagte, dass sie etwas unheimlich Wichtiges verloren hatten. Doch das fiel niemanden auf.
---------
Tarja ging gerade durch den Garten der Suojelija. Bewundernd betrachtete sie die Vielfalt und fragte sich, wie wohl der Mensch war dem diese Rose gehörte. Welche Erinnerungen, Wünsche und Träume die Rosen enthielten. Und als sie durch den Garten ging, bot sich ihr ein erschreckender Anblick. Zum ersten Mal in hundert Jahren fingen die Rosen an zu welken.
*Übersetzung des Zaubersprüche : Oh Buch der Schatten höre meine Bitte, meinen Wunsch. Erlöse diese Seelen ihrer Schatten. Auf das sie nie wieder Schmerz, Zorn, Ärger oder Trauer empfinden müssen. Schließe all das Negative in ihrem Schatten ein und binde sie los von diesem. Auf das bis zum Ende glücklich sein mögen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top