Kapitel 24 - Rotbart
Sherlock lag auf dem Sofa und überlegte. Mary Morstan. Was stimmte an dieser Frau nicht? Sherlock hatte sie erst fünf Minuten persönlich gesehen. Und trotzdem war sie seltsam. Irgendetwas stimmte nicht. Etwas, was ihm direkt ins Auge sprang. Was war falsch?
Er beschloss, John vorerst nichts von seinen Vermutungen zu erzählen. John war sowieso gereizt genug. Das wäre fürs erste das beste für sie beide.
Die Eifersucht, die er kurz gehabt hatte, war auf jeden Fall nicht der Grund. Das war sicher. Doch John würde ihm das wahrscheinlich kaum glauben.
"Worüber denkst du nach?", fragte eine Stimme neben ihm. Sherlock schreckte hoch. John lag neben ihm und hatte schon lange kein Wort mehr gesagt, sodass Sherlock schon fast vergessen hatte, dass er überhaupt im Wohnzimmer lag.
"Nichts wichtiges", log Sherlock. Dabei beschäftigte ihn dieses Thema schon seit einiger Zeit. Irgendwas schien nicht zu stimmen.
"Sicher?", fragte John. Sherlock nickte. John lächelte und schmiegte sich an ihn. Sherlock sah ihn liebevoll an. John war wieder müde. Ein bisschen müde.
"Du bist wundervoll", murmelte Sherlock. John musterte ihn angetan.
"Du auch", hauchte er in Sherlocks Ohr, mit einer Stimme, die diesen wahnsinnig machte. Sie hatte etwas zuckersüßes und doch gleichzeitig etwas wildes. Wieso konnte John so reden?
Etwas ungeschickt drehte sich Sherlock auf die Seite und sah John in die Augen. Wieso war eigentlich alles an diesem Mann perfekt? Das war so unfair.
Sherlock bemerkte, dass er John wie ein Idiot anstarrte, dann räusperte er sich und schaute nach oben.
"Hast du heute noch etwas vor?", fragte Sherlock mit einem Lächeln. John nickte leicht. "Wirklich? Was denn?" John grinste ihn an.
"Also, ich werde jetzt mit meiner großen Liebe kuscheln. Und zwar den ganzen Abend lang. Solange er das auch will", sagte er. Sherlock schmunzelte.
"Ich bin mir sicher, er würde nichts dagegen haben", sagte er zwinkernd. John strahlte ihn an, dann lehnte er sich nach vorne und küsste Sherlock sanft. Dieser erwiderte den Kuss, dann begann er, sanfte Küsse auf Johns Hals zu verteilen. Er liebte diese Haut und hatte kein Problem damit, den ein oder anderen Knutschfleck zu hinterlassen. John seufzte glücklich.
"Sherlock", flüsterte er sanft. Sherlock sah ihn lange an, dann drehte er sich um und stand auf. "Was ist los?", fragte John überrascht.
"Tut mir leid, aber ich muss duschen gehen. Leider wird es nichts aus deinen Plänen", sagte er. John sah ihn verwundert an.
"Geht es dir nicht gut?", fragte er. John wusste immer Bescheid, wenn Sherlock etwas beschäftigte. Doch Sherlock schüttelte den Kopf. Er konnte John noch nichts von Mary erzählen. Sonst wäre er wieder sauer.
Also lächelte Sherlock nur.
"Doch. Ich muss einfach nur duschen", antwortete er. John nickte kurz. Sherlock küsste ihn sanft auf die Stirn, dann drehte er sich um und ging aus dem Wohnzimmer. Er hasste es, John zu belügen. Doch jetzt im Moment war es nötig.
Er ging in das Badezimmer, schloss die Tür und zog seine Sachen aus. Vielleicht würde eine Dusche ihm tatsächlich beim Nachdenken helfen.
~
John lag auf dem Sofa und starrte auf die Wohnzimmertür, aus der Sherlock gerade gegangen war. Irgendetwas stimmte doch nicht mit ihm. Er war heute so seltsam abweisend. Seit wann? Oder klammerte John vielleicht ein Bisschen zu viel? Vielleicht sollte er ebenfalls etwas Abstand halten?
John überlegte scharf. Es war immer noch Sherlocks erste Beziehung. Es sah zwar so aus, als würden Sherlock diese Dinge wie Küsse oder Kuscheln gefallen. Aber was, wenn John das falsch interpretierte? Wenn das für Sherlock eher unangenehm war?
Oder schlimmer? Was, wenn Sherlock es am Anfang genossen hatte, jetzt jedoch nicht mehr? Was, wenn Sherlock und John sich langsam auseinander lebten?
Was, wenn...?
Erschrocken starrte John die Decke an. Er hatte absolut gar keine Ahnung, was er jetzt machen sollte. Von Sherlock Abstand halten oder ihn sogar fragen?
Mit seinen früheren Freundinnen war es so viel einfacher gewesen. Aber Sherlock konnte man ja schlecht als eine von ihnen ansehen. Sherlock war etwas einzigartiges und einfach mit niemandem zu vergleichen. Und seine Freundinnen waren meistens nur in eine vorübergehende Beziehung interessiert.
Verdammt. John brauchte jemanden, mit dem er reden konnte. Früher war dieser Jemand Sherlock gewesen. Aber er konnte gerade nicht mit ihm reden. Lestrade? Eher schlecht, er hatte ja selbst jemanden, mit dem er auskommen musste. Obwohl Mycroft sich noch nicht wieder gemeldet hatte, war sich John sicher, dass die beiden Männer mittlerweile zusammen waren.
Donovan? Bloß nicht. Molly? Die war in Sherlock verliebt. Es wäre etwas seltsam, mit ihr darüber zu reden. Anderson? Von dem hatte John schon lange nichts mehr gehört. Außerdem, bloß nicht!
Mary?
Warum nicht? Sie war nett und verständnisvoll, sie hatte außerdem nichts dagegen, dass er mit einem Mann zusammen war. Als er ihr die Sache mit Sherlock nach dem Date erklärt hatte, war sie noch nicht einmal sauer gewesen.
Glaubte er zumindestens.
John griff nach seinem Handy und begann, Mary eine SMS zu schicken.
Hi! -JW
Hi! :) - MM
Ich brauche gerade jemanden zum Reden. Hättest du zufällig Zeit? - JW
Natürlich. Ich komme gleich rüber. Ist es über Sherlock? Habt ihr Streit? -MM
Sozusagen. - JW
Ich bin in ein paar Minuten da. -MM
Danke. -JW
Kein Problem! :) -MM
Erleichtert atmete John auf. Vielleicht würde Mary ihm helfen können. Oder zumindest ablenken können. Eine Ablenkung war genau das, was er gerade brauchen konnte.
Schnell schnappte er sich seine Jacke und ging aus dem Wohnzimmer. Als er im Flur stand, starrte ihm plötzlich Sherlock entgegen, der aus dem Badezimmer kam.
"Gehst du irgendwo hin?", fragte er. John nickte. Sherlock sah ihn nicht an. Was hatte er falsch gemacht?
"Ich mache einen kleinen Spaziergang, wenn es dir nichts ausmacht", antwortete er. Sherlock nickte.
"Viel Spaß", murmelte er, dann drehte er sich um und ging in sein Zimmer. John starrte ihm ungewiss hinterher. Wieso verhielt sich Sherlock so?
"Auf Wiedersehen", sagte er traurig, während er die Treppe hinunterging.
Als er nach draußen ging, kam ihm ein kleiner Windstoß entgegen. Die frische Luft tat gut. Er sah sich um und erblickte Mary, die am Straßenrand stand und winkte. Schnell ging er auf die andere Straßenseite zu.
"Hallo!", rief er. Mary lächelte ihm zu und umarmte ihn kurz. "Wie geht es dir?", fragte John.
"Ganz gut, aber jetzt reden wir mal über dich und Sherlock. Was ist passiert?", fragte sie. John schüttelte den Kopf. Langsam begannen sie, loszugehen.
"Ich weiß nicht, was los ist. Ich liebe ihn, klar, aber es ist im Moment schwierig", meinte John. Mary strich ihm sanft über den Rücken.
"Weißt du, Dinge brauchen manchmal Zeit. Sherlock und du, ihr seid bestimmt ein gutes Paar", sagte sie. John lächelte sie an.
"Es ist leider etwas schwierig, einfach auf ihn zuzugehen und laut zu sagen: "Ich liebe und brauche dich so sehr und ich liebe niemanden sonst"", sagte John mit einem halben Lächeln.
Mary sah ihn mit einem bedauernswerten Lächeln an. "Keine Sorge. Irgendwann wird alles so, wie es sein sollte. Wahre Liebe findet immer einen Weg", sagte sie zuversichtlich. John sah sie dankend an.
"Ich wusste gar nicht, dass du so ein Fan von wahrer Liebe bist. Hattest du schon mal, ich meine warst du schon mal...", begann er. Mary schüttelte den Kopf.
"Noch nie. Ich bin nie mit großer Liebe aufgewachsen. Ich bin ein Waisenkind. Es gab mal einen Jungen, der kam ab und zu zu meinem Waisenhaus. Er hat mit mir geredet, mir zugehört und wir sind beste Freunde geworden. Er war die einzige Art von Familie, die ich je hatte. Aber, es ist auch nicht schlimm, alleine zu sein", sagte Mary mit einem Blick auf den Boden. John schüttelte den Kopf.
"Natürlich ist das schlimm! Mary, ich bin für dich da. Wenn du jemals jemanden zum Reden brauchst, dann kann ich dir gerne helfen", sagte John mit einem Nicken. Mary sah ihn dankbar an.
"Danke", murmelte sie. "Wir sollten uns öfter treffen. Nicht nur, wenn es zwischen dir und Sherlock kompliziert ist." John nickte zustimmend.
"Klar, gerne", sagte er. Mary lächelte ihm zu, dann gingen sie weiter.
Ihr Spaziergang war tatsächlich relativ kurz. Außerdem war er relativ still, da sie beide einfach nur nachdachten. Zumindest tat John das. Über Sherlock. Etwa eine knappe halbe Stunde später waren sie wieder in der Baker Street angekommen. John verabschiedete sich von Mary, dann ging er zu der Nummer 221B. Mary war eine wundervolle Freundin. John fragte sich, warum sie keine Beziehung mit irgendjemandem führte. Doch damit wollte er sich jetzt nicht beschäftigen.
Als er die Treppe hochgehen wollte, erstarrte er plötzlich, als er wundervolle Töne hörte. Fröhliche, dennoch auch nachdenkliche Melodien. Sherlock spielte Violine.
Langsam ging John hoch, bis er beim Wohnzimmer angekommen war. Sherlock hatte ein solches Talent als Violinenspieler, er hätte wahrscheinlich auch in einem Orchester spielen können, würde er nicht Fälle lösen.
John betrat das Wohnzimmer. Sherlock stand mit dem Gesicht auf das Fenster gerichtet. Doch als John näher trat, sah er, dass seine Augen geschlossen waren. Er konnte sogar mit geschlossenen Augen spielen. Wieso hatte Sherlock die ganzen Talente? Das war unfair. Wirklich unfair.
Plötzlich stoppte die Musik. John wäre fast zusammengezuckt. Sherlock drehte sich zu ihm um.
"Du bist wieder da", sagte er mit einem Lächeln. John nickte.
"Das war sehr schön", sagte er, mit dem Finger auf das hölzerne Instrument zeigend. "Hast du das selbst komponiert?"
Sherlock nickte. "Eine Mischung aus etwas Süßem, etwas Witz und etwas Temperament", sagte er grinsend. John nickte.
"Das hat man ein wenig herausgehört", sagte er.
"Ich habe eigentlich nicht über das Stück gesprochen", sagte Sherlock mit einem Zwinkern. John starrte ihn an, dann lachte er kurz. "Was?"
"Du bist unglaublich. Habe ich das bereits gesagt?", sagte John kopfschüttelnd. Sherlock nickte, während er die Violine mit dem Bogen auf den Wohnzimmertisch legte und auf John zuging.
"Hast du. Um genau zu sein, genau 72 Mal", sagte er und setzte sich zusammen mit John auf die Couch. Dieser starrte ihn lange an.
"Du hast mitgezählt?", fragte er amüsiert.
"Du nicht?", fragte Sherlock verwundert. John schüttelte den Kopf. Dann hob er seine Hand, um sie um Sherlocks Hüfte zu legen. Doch er zuckte zurück.
Er hatte sich selbst doch vorgenommen, nicht mehr so anhänglich zu sein. Wieso konnte er sich nicht an seine eigenen Gedanken erinnern? Gott, war er dumm.
Sherlock legte plötzlich seine Hand in die Johns. Dieser sah ihn an. Sherlock starrte auf das Regal gegenüber. Offenbar hatte er Johns Hand nur in eine Art Reflex ergriffen. Doch John lächelte nur. Das war trotzdem noch liebevoll. Auf die ganz eigene Sherlock - Art.
Trotzdem sah Sherlock traurig aus. Traurig? Warum? Was war denn los?
"Sherlock?", fragte John vorsichtig. Eine stumme Träne rannte an Sherlocks Wange herunter. Erschrocken sah John Sherlock in die Augen. "Sherlock!", rief er und rüttelte an den Arm seines Freundes.
Augenblicklich schreckte Sherlock auf. Dann sah er John an.
"Tut mir leid", murmelte er. John starrte ihn ungewiss an. Dann strich er sanft die einzelne Träne mit dem Daumen weg.
"Was ist los? An was hast du dich erinnert?", fragte er. Sherlock starrte ihn an. Dann holte er einmal tief Luft.
"Es ist Zeit, dass ich dir von Rotbart erzähle", sagte er. John starrte ihn verwirrt an. Rotbart? Der Bösewicht aus Schwanensee?
"Rotbart ist der Name meines Hundes. Er war mein erster richtiger Freund. Er hst mit mir gespielt, immer, wenn ich schlecht gelaunt war. Er war nicht wie die Kinder aus meiner Schule. Die hassten mich. Ich weiß nicht genau, warum, aber ich wurde nie gemocht. Doch irgendwann..." Sherlock seufzte. "Irgendwann, ich war etwa sieben, glaube ich, haben wir beide einen Ausflug gemacht. In den Wald, wie sonst auch. Dort war ein kleiner See. Rotbart ist hineingefallen. Er konnte nicht schwimmen. Also..." Sherlock sah John an.
"Du musst mich für bescheuert halten", murmelte er. "Ich trauere noch immer meinem Hund aus Kinderzeit hinterher."
John schüttelte den Kopf. "Nein", sagte er. "Ein Hund kann der beste Freund des Menschens sein. Jedes Haustier kann das sein. Ich verstehe dich", sagte er. Sherlock sah ihn lange an. John umarmte ihn sanft.
"Danke", flüsterte Sherlock. "Nach Rotbart hatte ich keinen einzigen Freund mehr. Niemals. Und dann kamst du. Ich verdanke dir so viel."
John freute sich, zu hören, dass Sherlock das sagte. Es war ein schönes Gefühl, zu hören, dass man gebraucht wurde.
Sherlock war ein toller Mensch. Die Menschen, die es nicht sahen, waren blind. Sherlock war brilliant. Er war hübsch. Und er konnte fühlen, wenn man ihn verstand.
Und er war sein.
~
Ende!
Nein, nur ein Spaß! Wollte eine Freundin ärgern. Aber hier sind nochmal Antworten von einer Nominierung von vivikill:
Aufgabe: Nenne 10 Fakten über dich.
1. Ich heiße Theresa, man kennt mich auf Wattpad als Wiiprinzess
2. Ich bin 14 Jahre alt
3. Ich liiiebe Sherlock.
4. Ich gehe bald nach England als Auslandsjahr
5. Ich bin, wenn man mich im echten Leben kennenlernt, total verrückt
6. Ich habe keinen festen Lieblingssong, im Moment ist es von BonJovi 'It's my life'
7. Meine Lieblingsfarbe ist türkis
8. Ich spiele Violine und Klavier
9. Ich will einmal Schauspielerin in England werden
10. vivikill will ich für nominieren für die Fragen:
1. Wenn du in einer Serie oder einem Buch leben könntest, welche/s wäre es dann?
2. Wenn du eine Zauberkraft hättest, welche?
3. Wenn du eine Person treffen könntest, egal ob real oder nicht, welche?
Das wars von mir! Danke fürs Lesen!
Wiiprinzess ❤
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