19. Verkatert
So ihr Lieben, jetzt wird der Rollmops und die Aspirin geschwungen ! XD (beides bäähhh...)
Ich hoffe, ihr könnt zwischendurch mal lachen ^^
Viel Spaß! <3
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* Viviana *
„Oh mein Gott, mein Schädel!", seufzt Clara leise und hält sich die Hände vor die Augen. Mir ist der Hauch Grün ihrer Gesichtsfarbe nicht entgangen und ich unterdrücke ein lautes Lachen. Ich bin ja kein Unmensch. Ihr Kopf wird auch ohne mein Zutun so sehr schmerzen, als hätte man eine ganze Herde Presslufthammer auf ihn losgelassen.
Aber das wollte sie ja so. Sonst hätte sie sich nicht so volllaufen lassen müssen. Ich erinnere mich grinsend, wie sie mir so oft am nächsten Tag eine Predigt gehalten hat - früher. Von wegen ich sollte doch endlich meine Grenzen kennen und solchen Kram. Ich könnte mich heute endlich dafür revanchieren. Aber wenn ich sie so sehe, denke ich – ich lasse es wohl bleiben. Sie sieht so schon aus, als ob sie gleich stirbt. Ich verpasse ihr nicht noch den letzten Tritt. Ich hab sie halt doch lieb. Meistens. Jetzt gerade auf jeden Fall. Mit einem so mörderischen Kater hält sie nämlich ihre Klappe. Das ist wirklich mal ganz schön, sie ist sonst so ein Plappermaul. Das ist wahre Freundschaft.
Ich selbst habe in der letzten Nacht nicht so tief geschlafen wie Clara. Eher gar nicht. Ich war von mir selbst verwirrt. Bezüglich meines Verhaltens Marco gegenüber. Wieder beginne ich zu grübeln. Er war ja gestern wirklich sehr nett. Er hätte mir nicht helfen müssen. Hat er aber und er hat sogar angeboten mich abzulenken, falls mir wegen Zlatan die Decke mal wieder auf den Kopf fallen sollte. Das ist schon nett. Hmmm. Nett ist trotzdem die kleine Schwester von scheiße. Vielleicht sollte ich mich auf ein anderes Wort festlegen. Ich zupfe an meiner Unterlippe herum, doch es will mir einfach nichts Besseres einfallen. Na dann bleibt's eben erstmal bei nett. Kann ich ja auch nicht ändern!
Müde gehe ich in die Küche, löse Clara eine Aspirin auf und bringe ihr das Glas nach oben. Sie murmelt etwas und holla die Waldfee, hat die eine Fahne! Dezent angewidert verschwinde ich wieder nach unten. Soweit ich weiß, ist die Saison jetzt vorbei – oder fast? Keine Ahnung. Ist eigentlich auch egal. Ich weiß nur, dass Thomas mit meiner Mam in den Urlaub fliegen wollte. Wieso hab ich eigentlich nix gebucht? Ich habe jetzt auch bald Urlaub. Ach verdammt! Das hab ich durch diese ganze Liebeskummer-Heulerei total verpeilt. Ach das ist doch scheiße! Genervt setze ich mich auf die Terrasse und sehe in den blauen Himmel. Sonne und Strand, dann wäre das optimal. Na dann muss eben wieder mal so ein Last-Minute-Angebot her. Wäre nicht das erste Mal. Clara muss mit. Aber ohne Erika! Grinsend lehne ich mich zurück und schlummere ein.
„Na? Prinzessin, das gibt aber Sonnenbrand, wenn du hier so lange liegst." Blinzelnd öffne ich die Augen und sehe erst einmal gar nichts. Nur hell. Thomas beugt sich etwas vor, sodass er die Sonne verdeckt und grinst. Mein Gesicht spannt tatsächlich ein wenig. Wie spät ist es bitte? „Möchtest du mit uns Mittag essen?", redet Thomas weiter und ich freue mich insgeheim über die Tatsache, dass er mir scheinbar nicht mehr böse ist. Es war ja abzusehen gewesen, dass er das nicht bis in alle Ewigkeit durchhalten wird – aber trotzdem. So gestaltet sich das Familienleben einfacher – wenn man miteinander spricht. Ich nicke, ich habe nämlich einen Bärenhunger.
Auch Clara hat den Weg ins Esszimmer gefunden, sie sieht aber immer noch schlimm aus. So langsam kommen wir wohl wirklich in dieses Alter. In dieses Alter, in dem der eigene Körper am nächsten Morgen leise sagt: „Tu das nie, nie wieder." Über diesen Gedanken muss ich laut lachen, was mir verwirrte Blicke– beziehungsweise einen erbosten von Clara einbringt.
Mir schmeckt der Auflauf meiner Mum und ich bin im Moment echt gut drauf. Warum, weiß ich nicht – aber es ist mir auch absolut egal. In ein paar Tagen habe ich die Abschlussbesprechung für das Projekt. Es läuft gut und ich denke, mein Auftraggeber wird zufrieden sein.
„Sag mal Vivi, hast du schon was in deinem Urlaub geplant?" Och Dad! Jetzt erinner mich nicht daran, dass ich das vergessen habe! Das nervt doch! „Nee, vergessen", erwidere ich und spieße eine Nudel mit der Gabel auf. „Und du, Clara?", wendet er sich an die Alkoholleiche. Sie schüttelt im Zeitlupentempo den Kopf und versucht immer noch das Essen herunter zu bekommen. Thomas geht nicht weiter darauf ein.
„Wann ist denn jetzt eigentlich die Saison vorbei? Wann fliegt ihr?", will ich neugierig wissen. Es kann nie schaden, den Zeitraum zu kennen, in dem man die Hütte für sich alleine hat. Auch als Erwachsene. Gerade dann. „Gestern war das letzte Spiel, mein Schatz." Verdutzt sehe ich ihn an. „Wie jetzt? Wieso sagt mir denn keiner was?" Moment, wieso rege ich mich darüber auf? Es interessiert mich ja doch nicht. Also wieder entspannen. „Wir fliegen auf jeden Fall in einer Woche. Hast du schon wieder vergessen, ich weiß schon", zwinkert er mir zu. Ja das habe ich tatsächlich. Ich bin eh schon verdammt vergesslich, aber solche Sachen muss ich mir aufschreiben. Das Problem daran, leider vergesse ich auch häufig das zu tun. Naja, nun weiß ich es ja wieder. Also egal.
Nach dem Essen liegen Clara und ich auf der Terrasse in den bequemen Liegstühlen. Sie scheint sich langsam zu erholen und fragt mich irgendwann: „Wie hast du mich gestern eigentlich die Treppe hochgekriegt?" Ich grinse: „Das war ich nicht." Verwirrt sieht sie zu mir herüber. „Wer dann bitte? Hast du etwa wen abgeschleppt?" Ich lache und schüttle den Kopf: „Nein. Dein Lieblingsfreund Marco war so nett und hat mir mit dir geholfen." Da ist es schon wieder. Nett. Blödes Wort.
„Marco?", quiekt sie entsetzt. „Der hat mich da hochgetragen?" „Ja! Und er hat uns hergefahren. Du warst so blau, das war nicht mehr feierlich." Das stimmt ja auch. Außerdem hat die mich fast angesabbert! Das habe ich ihr ja noch gar nicht erzählt! Clara läuft rot an. „Sorry. Ich weiß gar nicht, wieso ich mich so abgeschossen habe gestern. Ich hab mich irgendwie mitreißen lassen von den Jungs." Jaja, schon klar. Jetzt nach Ausreden suchen. Ich beobachte sie schmunzelnd dabei, wie sie leicht verzweifelt versucht eine Erklärung für ihren Absturz gestern zu finden. Ich helfe ihr da jetzt nicht. Das darf sie schön mit sich selbst klären. Wie schon erwähnt, ich musste mir immer eine Predigt anhören. Wenigstens die unterlasse ich ja, obwohl ihr Zustand das schon hergeben würde.
„Wie läuft's eigentlich mit Erik?" Ich beiße mir auf die Zunge, um das ‚a' zu verschlucken. Clara wäre übelst sauer, wenn sie wüsste, dass ich ihren Schnucki so nenne. „Gut. Ich bin wirklich glücklich mit ihm!", säuselt sie und dieses widerliche verliebte Grinsen legt sich auf ihre Lippen. Das ertrage ich nur schlecht. Es erinnert mich wieder daran, dass ich ohne Kerl da stehe und Ibra immer noch nicht wirklich vergessen kann. „Schön", meine ich knapp und versuche den bösen Kommentar zu unterlassen. „Und du? Ist es etwas besser geworden?" Sie hat scheinbar einen ziemlichen Filmriss – das Thema hatten wir doch schon. Ich seufze. „Geht so. Lass uns über was anderes reden." Sie nickt mitfühlend und ich sehe lieber wieder in den blauen Himmel. Ich kann ihren 'Es-tut-mir-leid, dass-Zlatan-so-scheiße-war'-Blick nicht aushalten.
„Ich glaube wirklich, dass Marco dich mag", blubbert sie weiter. Ich versuche nicht zuzuhören. Das ist doch schon wieder dieser Rosamunde-Pilcher-Modus, in den Clara da verfällt. Den kann ich echt nicht leiden. Wenn sie nicht so gelitten hätte vorhin, würde ich ihr mehr als deutlich den Mund verbieten. Aber ich lasse es einfach bleiben, sie wird schon irgendwann von alleine wieder aufhören. Hoffentlich.
Doch weit gefehlt. Sie interpretiert mein Schweigen scheinbar fehl. „Seit ihr euch das erste Mal begegnet seid, ist er wohl total verändert. Hat Erik mir gesagt. Er hat seitdem keine andere mehr mit nach Hause genommen oder so." Na oh wie toll. Soll das etwa ein Kompliment sein? Seit wann ist Marco überhaupt so ein Weiberheld? Überrascht mich ein bisschen, aber mehr auch nicht. „Anders als Zlatan oder was?" Den Spruch kann ich mir nicht verkneifen. Er geistert einfach noch ständig in meinem Kopf herum. Viel zu oft. Es ist wirklich furchtbar.
Er hat sich seit meinem Ausraster nicht bei mir gemeldet. Ich bin zwar irgendwie froh darüber, aber ich hoffe trotzdem noch. Das ist so dämlich. Zlatan hat mich so verletzt und ich habe nichts Besseres zu tun, als meine masochistische Ader auszuleben und ihm manchmal doch noch hinterher zu weinen. Leider nicht nur dem unglaublich guten Sex, sondern einfach ihm. Die große Liebe vergisst man eben wirklich nicht so schnell. Egal wie weh es getan hat zu merken, dass der andere nicht mehr das Gleiche empfindet. Obwohl ich das nicht hundertprozentig weiß. Wie ernst das nun wirklich mit dieser Blondine ist, hat er immer noch nicht klargestellt. Ob er das auch nur ihr zuliebe macht? Will sie auch keinen Trubel um ihre Person, so wie ich damals? Doch sie hat einen großen Vorteil mir gegenüber. Sie lebt in der Stadt, wo auch er sich aufhält. Alleine darum beneide ich sie tierisch.
Dann wird mir wieder klar, dass wahrscheinlich nur ich an meiner Situation Schuld bin. Ich ganz allein. Ich hätte mich damals darauf einlassen sollen, es wäre schon irgendwie gegangen. Ich Emanze. Wütend starre ich auf den perfekt gemähten Rasen vor mir. Selber schuld, liebe Vivi. Du bist an allem selbst schuld – also hör auf dich zu beschweren, knurrt mir meine verletzte Seele zu und ich springe auf. Ich muss mich bewegen, sonst platze ich noch und den Dreck will sicher keiner freiwillig wegmachen!
„Was ist denn?", japst Clara irritiert. „Ospe", sage ich nur und tue so, als würde ich nach dem Insekt Ausschau halten. Clara grinst. „Du weißt schon, dass man das nur sagt, wenn man auch im Osten ist?" Ich zucke mit den Schultern. „Na und?" Mein Gott, so verkatert und trotzdem ein kleiner Besserwisser – schrecklich mit ihr. „Hat sich dein Held denn eigentlich schon bei dir gemeldet? Der war ja gestern auch so besoffen", wechsle ich schnell das Thema, damit sie nicht doch noch dahinter kommt, dass da nie eine verdammte Wespe war.
„Ja. Er meinte, dass wir uns heute Abend sehen. Du bist auch eingeladen." Ähm, wozu bitte? Ich habe definitiv keinerlei Interesse an einem Dreier mit meiner besten Freundin und Erika! „Was guckst du so doof?", lacht sie los. „Das sag ich dir jetzt lieber nicht!", pruste ich und warte auf die Erklärung. „Die wollen heute nen ganz chilligen Abend machen. Die sind doch fast alle fertig von gestern." Aha. Na das klingt doch schon erträglicher. Außerdem könnte ich die verkaterten Menschen ein bisschen nerven mit einem Laberflash nach dem anderen, hehe. „Also? Bist du dabei?" Sie sieht mich erwartungsvoll an. „Ja. Wieso nicht. Ich hab nix vor", erwidere ich gleichgültig.
Ich wollte ja nicht mehr einen auf Vogel Strauß machen. Das klappt aber leider nur, wenn man auch unter Leute geht. Ob das dann die Menschen sind, auf die man wirklich Bock hat, ist da manchmal auch egal.
Gott, wie gern wäre ich doch dieser verdammte Riesenvogel und würde meinen Kopf in den Sand stecken!
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Na, bahnt sich da die nächste Katastrophe an?
Vivi hat ernsthaft nicht schlafen können, weil sie nicht weiß, was sie von ihrer eigenen Reaktion Marco gegenüber halten soll... Soso... ^^
Hoffe, das Kapitel hat euch gefallen, auch wenn nix Großartiges drin passiert.
Fühlt euch umarmt,
Eure Mercy aka Floraly <3
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