13 | Does your mother know
HINWEIS: Nehmt dieses Kapitel bitte nicht zu ernst. Dankeschön ;)
Schritt 7: Lass dir Tattoos oder Piercings stechen! Am besten natürlich beides, aber für den Anfang reicht auch erst mal nur eine Sache. Also, sei keine Memme und mach heute noch einen Termin im Tattoo-Studio!
Mit jedem Schritt gefällt mir die Liste weniger. Ich persönlich finde weder Tattoos, noch Piercings cool und habe eigentlich keine Lust auf diese Art von Körperschmuck. Allerdings werde ich wohl nicht drum herum kommen, denn so gut wie alle Bad Boys in Büchern oder Filmen sind entweder von oben bis unten tätowiert oder haben irgendwelche auffälligen Piercings im Gesicht.
Selbst Reece bildet da keine Ausnahme – ich habe ihn schon öfter darüber reden hören, dass er sich einen Totenkopf auf den Hintern hat stechen lassen. Zwar verstehe ich nicht, warum das für ihn ein Grund zum Prahlen ist, aber eine Sache hat er clever gelöst: Sein angebliches Tattoo befindet sich an einer Stelle, die kaum jemand zu Gesicht bekommt (zum Glück) und ich denke, ich werde es schlussendlich genauso machen.
Ein Tattoo möchte ich aber nach wie vor nicht haben, weshalb es wohl auf ein Piercing hinauslaufen wird. Nicht irgendein Piercing. Ich habe mich ein bisschen schlau gemacht und bin auf etwas gestoßen, das sich „Prinz-Albert-Piercing" nennt. Leider war ich so blöd und habe Lorcan davon erzählt, woraufhin er sich vor Lachen kaum wieder eingekriegt hat. Während er es ziemlich witzig zu finden scheint, dass ich bald mit einer durchstochenen Harnröhre rumlaufen werde, bekomme ich allmählich leichte Zweifel an meinem Vorhaben.
Spätestens als ich untenrum entblößt auf einer Liege im Piercing-Studio hocke, spiele ich mit dem Gedanken, einfach unverrichteter Dinge wieder abzuhauen. Aber der Inhaber des Studios, der rein äußerlich problemlos als Mitglied der MS-13 durchgehen könnte, stülpt sich bereits ein Paar Einmalhandschuhe über und sprüht kaltes, säuerlich riechendes Desinfektionsspray auf meinen Genitalbereich. Jetzt gibt's kein Zurück mehr.
„Du guckst so, als würdest du gleich in Ohnmacht fallen", bemerkt der Typ feixend, während er seine Folterinstrumente bereitlegt und offenbar keine Ahnung hat, dass er mit seinem blöden Kommentar gar nicht mal so falsch liegt.
Mir ist wirklich etwas mulmig zumute, nicht zuletzt, weil ich eine leichte Nadelphobie habe. Am besten mache ich einfach die Augen zu, sobald die Prozedur beginnt. Ich denke an meinen Dad und daran, wie er ohne zu zögern die Einverständniserklärung unterschrieben hat. Als ich von ihm wissen wollte, wieso er nichts dagegen hat, dass ich mir ein Piercing stechen lassen möchte, meinte er nur achselzuckend, ich sei alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen.
Meine Mum hingegen würde wahrscheinlich einen hysterischen Schreikrampf bekommen, wenn sie wüsste, wo ich gerade bin und was ich vorhabe. Dass ich meine Haare abrasiert habe, hat ihr schon nicht gepasst. Sollte sie jemals etwas von meiner Piercing-Aktion erfahren, werde ich vermutlich enterbt oder von ihrer Hochzeit ausgeladen. Letzteres fände ich allerdings überhaupt nicht schlimm, im Gegenteil: Sie würde mir einen Riesengefallen damit tun.
„Was genau passiert jetzt eigentlich?", frage ich nervös und ärgere mich darüber, wie ängstlich meine Stimme klingt. Sie ist auch viel höher als sonst. Fast wie eine Katze, der man versehentlich auf den Schwanz getreten ist.
Der Typ nimmt eine Kanüle in die Hand und hält sie mir anschaulich unter die Nase. „Dieses Ding werde ich ein Stück weit in deine Harnröhre einführen", erklärt er in gelangweiltem Ton, als wäre das etwas völlig Normales. „Danach wird mit einer anderen Kanüle durch deine Peniswand ebenfalls bis zur Harnröhre gestochen. Und dann ..."
„Okay, okay", unterbreche ich ihn abrupt und rutsche unruhig auf der Liege hin und her. „Machen Sie einfach und sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie fertig sind, alles klar?"
„Meinetwegen", erwidert der Kerl schmunzelnd und muss sich offensichtlich sehr zusammenreißen, um nicht lauthals über mich zu lachen. „Aber du musst stillhalten, sonst versteche ich mich. Das willst du doch nicht riskieren, oder?"
Ich schüttle den Kopf und richte den Blick zur Decke, damit ich nicht sehen kann, wie er die Kanüle einführt. Diesen Anblick würde ich nicht verkraften, glaube ich. „Tut das eigentlich weh?", unternehme ich einen kläglichen Versuch, den entscheidenden Moment um ein paar Sekunden hinauszuzögern. Ich glaube, ich hatte noch nie so viel Schiss vor etwas.
„Du wirst deinen Penis danach nicht mehr spüren." So trocken, wie der Kerl das sagt, glaube ich einen schrecklichen Moment lang, dass er es ernst meint. Doch dann fängt er schallend an zu lachen und klatscht sich auf die Schenkel, als hätte er gerade den krassesten Witz rausgehauen.
„Sehr witzig", knirsche ich mit zusammengebissenen Zähnen, aber ich schätze, er hört mich gar nicht. Jedenfalls dauert es noch ein paar Minuten, bis er sich von seinem Lachanfall erholt und wieder ernst wird.
„So, dann wollen wir mal", sagt er in bemüht professionellem Ton und ich richte meinen Blick wieder zur Decke, während ich spüre, dass er nun wirklich anfängt.
Es ist etwas unangenehm, aber bei weitem nicht so schmerzhaft, wie ich es mir ausgemalt habe. Tatsächlich dauert es auch überhaupt nicht lange – nach nur wenigen Augenblicken ist es vorüber, doch ich vermeide es weiterhin, nach unten zu schauen. So wie sich mein Glied anfühlt, hat es die Farbe eines roten Wassereises angenommen und nun steckt auch noch ein Ring vorne drin. Ich glaube, ich werde es mir erst angucken, wenn sich die Lage untenrum ein wenig beruhigt hat – im wahrsten Sinne des Wortes.
„Und, war's so schlimm?", erkundigt sich der Typ grinsend und gibt mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich meine Hose wieder anziehen kann.
„Hab's mir schmerzhafter vorgestellt", antworte ich wahrheitsgemäß, rutsche von der Liege und sorge hastig dafür, dass ich nicht länger halbnackt vor dem selbsternannten Spaßvogel rumstehe. „Worauf muss jetzt nochmal achten?" Vorhin hat er mir das schon ausführlich erklärt, aber ich war so aufgeregt, dass ich ihm kaum richtig zugehört habe.
„Nicht mit ungewaschenen Händen berühren, schön sauber halten und ab und zu Kamillenbäder nehmen", leiert er herunter und plötzlich wird sein Grinsen noch eine Spur breiter. „Auf Geschlechtsverkehr sollte übrigens die nächsten zwei Wochen lang verzichtet werden."
Ich verkneife es mir, dem Typen zu erklären, wie unwahrscheinlich es ist, dass ich ausgerechnet innerhalb der nächsten vierzehn Tage sexuelle Kontakte knüpfen werde, nachdem ich zuvor siebzehn Jahre lang als Jungfrau gelebt habe. Stattdessen verabschiede ich mich von ihm und nehme mir beim Verlassen des Piercing-Studios fest vor, es nie wieder zu betreten. Ein Prinz-Albert-Piercing reicht mir vollkommen – ich brauche definitiv nicht noch mehr Metallteile an meinem Körper.
Auf dem Weg nach Hause erhalte ich eine Nachricht von Lorcan, der natürlich über meinen Termin Bescheid wusste und sich wahrscheinlich zuhause über mich kaputtgelacht hat, während mir eine fucking Kanüle in die Harnröhre geschoben wurde. Sein kurzer Text, den er mir per WhatsApp gesendet hat, trägt nicht gerade dazu bei, dass ich mich besser fühle.
Lorcan (16:04 Uhr): Na, Prinz Albert, alles fit im Schritt? Sind die Eier noch dran? :D
Albie (16:05 Uhr): Fuck u.
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