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Das Wasser war bei weitem nicht so salzig wie sie es angenommen hatte.
Schließlich waren sie hier doch am Meer. Doch es war natürlich auch nicht das gewohnte Meer, von zu Hause. - Hieß, aus ihrer ersten Welt.
Was auch immer, das jetzt und hier nun bedeutete.
Kati war restlos verwirrt.
Auch von dem Verhalten, der Drachen und der hiesigen Stammes-Mitglieder.
Sie spielten total ausgelassen, hemmungslos, und fanden das auch noch zum brüllen Komisch.
Ja...
Warum auch nicht?
Das hier war schließlich ihr zu Hause.
Sie konnten sich also ganz natürlich und vollkommen ungezwungen benehmen und taten es auch.
Die anderen Mädchen waren schon alle Splitterfasernackt im Wasser gewesen, als sie immer noch zaudernd am Strand stand und spielten und lachten in den Wellen, wurden von ihren Drachen wild herum geschwungen, durch das Wasser geworfen, ja sogar richtig weit weggeworfen, um dann kreischen und lachend ins tiefere Wasser zu klatschen und dann ganz gemütlich zum Strand zurück zu schwimmen.
Das alles tat Iiron aber nicht mit ihr.
Zum Glück.
Ja, er hatte sie gleich am Anfang etwas bespritzt, mit einer wirklich großen Welle, die er mit seinen Armen gebildet hatte.
Sie war zuerst komplett überrascht gewesen und hatte dann kurz geschluckt und gehustet.
Doch nun hielt er sie einfach nur noch fest, goss immer wieder etwas Wasser mit der Hand aufnehmend über ihren Kopf und ihr Gesicht.
War sie also schon so rot angelaufen wie ein gekochter Hummer?
Und war das jetzt vor Verlegenheit oder wegen der Sonne?
Sie sollte wohl besser mal untertauchen, oder?
Für ein bisschen Abstand, für ein bisschen Entspannung der Lage, ... und um sich wieder zu fassen.
Aber sie wollte ihm jetzt auch nicht sagen, dass er sie loslassen sollte. Nicht vor all diesen Leuten und Drachen. Nein...
Auf gar keinen Fall.
Denn die lauerten doch sicherlich nur darauf, dass sie ihn abwies, oder?
Sie machte sich Sorgen, um sein hiesiges Erscheinungsbild. Alles war unsicher, in dieser auch für ihn so neuen Öffentlichkeit.
Wenn er sich hier nun von Anfang an anders benahm, wie der Stamm oder der Clan, würden Sie ihn dann nicht gleich wieder ausgrenzen und meiden?
Und dasselbe galt doch auch für sie, oder?
Vorhin hatten sie ja noch die ganze Zeit versucht, sie in diesem großen Versammlungshaus zu behalten. Sicher war das für die Frauen hier Gang und Gäbe.
Würden diese Menschen und Drachen sie beide also gleich wieder seltsam finden, wenn sie nicht genau das selbe taten wir alle anderen?
Und sowieso... Iiron wollte ja auch mit ihr spielen, oder? Sie hatte das aber nun durch ihr Verhalten abgewürgt. War viel zu eingeschüchtert und zaghaft.
Reichte ihm denn überhaupt diese wirklich sehr verhaltenen Spiele mit ihr? Die anderen Typen und Mädchen waren da doch wirklich sehr viel wilder drauf.
„Worüber machst du dir jetzt schon wieder Sorgen, Kati? Sag es mir, damit ich dir helfen kann, deine Bedenken und Ängste zu zerstreuen", flüsterte er auf einmal leise in ihr Ohr.
Sie wandte überrascht den Kopf zu ihm um und begegnete seinem nun erneut so ernsthaften Blick.
Er beobachtete sie also gerade sehr genau.
So, wie sie auch das Verhalten der anderen gerade sehr genau beobachtet hatte.
War schon irgendwie komisch.
Ihre erste Priorität waren die anderen und was sie von Iiron dachten. Seine erste Priorität war ... Sie.
Sie nahmen sich also ein Herz und fasste Mut.
„Was, wenn nun unser Verhalten bestimmt, wie wir hier aufgenommen werden? Sie spielen alle so wild und gehen auch nackt ins Wasser. Aber ... ich trau mich das nicht", flüsterte sie leise zu ihm auf.
Er runzelte ganz leicht die Stirn.
„Es ist schon gut so, Kati. Du bist doch gerade immerhin mit ins Wasser gegangen. Wir spielen eben beide nicht so gerne ausgelassen. Du magst das nicht und ich ehrlich gesagt auch nicht, weil es mich generell befremdet mit meiner übergroßen Stärke bei einem Menschen derart zuzugreifen und vielleicht so auch verletzend zu handeln.
Und dich würde es dann sicher auch nur wieder erschrecken und verstören, wenn ich es täte.
Das will ich nicht.
Und mir ist es auch egal, was andere dazu sagen oder von uns denken. Hauptsache ist doch gerade nur, was wir beide über unser Verhalten aneinander sagen und denken, nicht wahr?", fragte er sie leise.
Kati blickte erneut verstohlen zu den anderen Drachen hin. Ein paar von denen schauten ab und zu auch zu ihnen rüber.
Schnell senkte sie also den Kopf und drehte sich in Iirons Armen zu ihm um.
„Es ist mir nicht egal, Iiron, weil wir hier fremd sind. Und wir wollen doch nicht das selbe erleben, wie im anderen Stamm...
Und... Das war in meiner letzten Welt übrigens ganz genauso. Wer sich nicht angepasst hat, war verloren. Der wurde ausgegrenzt und blieb auch ausgegrenzt..."
Sie schaute wieder sorgenvoll zu ihm auf.
Iiron strich ihr sanft und liebevoll lächelnd über das nasse Haar.
„Solange du mich nicht ausgrenzt und ich dich nicht, ist doch alles in Ordnung, oder?", versuchte er sie wieder zu beruhigen.
Kati schluckte hart und schütte dann aber ehrlich den Kopf.
„In einer Gesellschaft wie meiner letzten Welt mag das stimmen. Dort geht jeder allein für sich, der nicht damit zurechtkommt den Normen zu folgen und es gibt kaum Gemeinschaften, außer eine Familie oder freundesgruppe oder was ganz extrem ist, einer Gang. Da kommst du ganz leicht rein, aber raus kommst du fast gar nicht mehr.
Gilt für den ersten und den letzten Fall.
Ich aber möchte nicht so leben. Immer für uns und immer irgendwie vorsichtig und auf der Flucht. Immer auch misstrauisch gegenüber anderen.
Ja, der andere Stamm hat mich erschreckt.
Aber wenn wir uns hier nicht von Anfang an gut eingliedern, können wir bestimmt auch hier nicht lange leben..."
„Was sprichst du da, helles Himmelskind?", fragte eine tiefe, autoritäre Stimme vom Strand her.
Sie wandte erschrocken den Kopf und Iiron versteifte sich kurz bevor er sich dann aber nur aufrecht hinstellte und vor dem anscheinend sehr alten Drachen verneigte, der mit düsterem Gesicht an der Wasserkante stand.
„Ich grüße Euch, Magon, ältester Dragorn im Clan.", sprach er respektvoll zu ihm.
Der weißhaarige Dragorn winkte nur stirnrunzelnd, ab und gebot ihnen beiden dann aus dem Wasser heraus zu kommen.
Kati war nun ehrlich verwirrt und wandte sich rasch wieder Iiron zu.
„Oh... ich möchte noch einmal kurz untertauchen, wenn ich darf! Wenn meine Haut noch rot ist...?!", fragte Kati ihn leise und er ließ sie sofort los und sie tauchte mit dem Kopf unter.
Oh... Herrlich fühlte sich das an...
Sie öffnete die Augen und erstarrte sogleich, weil da ein seltsames Feen-Wesen oder besser gesagt eine Art leuchtende Meerjungfrau direkt vor ihr im Wasser schwebte...
- Wow...!
Sie hatte helles, wallendes Haar, und es leuchtete ebenfalls ganz schwach ...
Hu???
Schnell tauchte sie wieder auf und hustete und schluckte erschrocken, bevor sie dann nach Iiron suchte.
Doch, als ich schnell zu ihm hin schwimmen wollte, Schwamm das Meerjungfrauen Wesen direkt zwischen sie.
Gott!
„W... was ist das Iiron!", fragte die ihn zurückweichend, als das Wasserwesen dann wieder langsam auf sie zuschwamm
„Bleib einfach ganz ruhig stehen, helles Himmelskind", kam nun der alte Dragorn ins Wasser hinein gewatet, derweil Iiron nun seine Hand nach ihr ausstreckte.
„Kati... nicht bewegen!", murmelte er besorgt.
Da fühlte sie plötzlich wie sie etwas von Hinten am Haar zupfte und drehte sich rasch um. Da war noch so ein Teil!?
„Oh...?! Was machen die denn? Was wollen sie?"
„Die Immanida kommen uns besuchen, Helles Himmelskind. Wohl, weil sie deiner Lichten Energie gefolgt sind, Kati.", meinte der alte Drachen seltsam staunen zu ihr, doch auch um Iiron herum schwammen nun zwei oder drei dieser Wesen.
„Oder ... sie folgten euer beider Energie, die im Zusammenspiel derart anziehend wirkt...", überlegte der alte Drache nachdenklich.
Kati half das gerade aber gar nicht.
„Und... Was soll ich jetzt tun? Sind Sie sanftmütig? Oder sind sie gefährlich?", erbebte Sie und zuckte erneut zusammen, als wieder etwas an ihrem Haar zupfte.
„So wie alle Wesen können sie sowohl gefährlich als auch sanftmütig sein, Kati, also bleibe ruhig und fürchte dich nicht.
Heute scheinen sie aufgeregt und auch überrascht zu sein, wenn ich mich nicht irre. Vielleicht sind sie auch einfach nur neugierig auf euch. Schließlich kommt ihr beide aus dem Himmel."
„Kati kann mit solchen Ehrungen gerade noch nichts anfangen, geehrter Magon. Und auch wenn man ihr sagt, dass sie sich nicht fürchten muss, tut sie es trotzdem, weil ihr immer noch alles fremd ist.", sorgte sich nun auch Iiron um sie und watete erneut einen Schritt auf sie zu.
Doch nun schwammen gleich drei dieser Dinger zwischen sie beide.
„Oh-oh!"
Kati sah sich um. Links von ihr war alles frei und dort wurde das Wasser auch schnell flacher, also tauchte sie nun kopfüber in diese Richtung und schwamm unter Wasser so schnell sie konnte.
Die Wesen folgten ihr auch sogleich. Sie waren wirklich blitzschnell.
Hu...?
Eines davon kam ihr nun sogar unglaublich nahe.
Sie wollte unwillkürlich wieder auftauchen, wurde aber im nächsten Moment an den Haaren zurück gerissen... und schlug unwillkürlich um sich...
Sofort war sie frei und schwamm, strampelte und rannte zuletzt zum Strand. Wo sie sich hustend weil verschlucktes aus dem Wasser hinaus rettete.
„IIRON!"
„Kati...!"
„Nicht doch, Himmelskind! Was tust du denn? Wolltest du nicht gerade untertauchen und mit den Immanida zusammen schwimmen, warum flüchtest du nun aus dem Wasser und schlägst sie sogar?", kam der alte Drache nun verwirrt guckend zu ihr hin.
„Sind sie verrückt, alter Mann? Eins dieser Teile hat mich gerade gepackt und fast ertränkt!", stieß sie bebend hervor und zog auch noch hastig ihren Fuß aus dem Wasser zurück, als ein leuchtender Tentakel ihm näher kam.
Hastig rückte sie von der Wasserkante ab und atmete zittrig durch.
Die Wesen blieben zum Glück dort wo es tiefer war.
„Gott...", erschauerte sie nur wieder und blickte dann ängstlich zu Iiron hin der gleichfalls besorgt zu ihr sah.
Ihn umschwärmten nämlich immer noch diese seltsamen Meerwesen. Und es wurden auch immer mehr und mehr...
„Komm aus dem Wasser raus, Iiron!", rief sie ihm also zu und stand rasch auf.
Doch da hatte sich inzwischen der ganze Stamm am Ufer versammelt.
Plötzlich stand der alte Drache wieder vor ihr und legte seine Hand abrupt ihren Hinterkopf umfassend um sie am zurückweichen zu hindern auf ihre Stirn.
Selbst wenn sie gewollt hätte, sie konnte nicht zurückzucken, nicht sprechen, sah ihm einfach nur noch gebannt in die nun Drachenglühenden Augen, derweil er Stirnrunzelnd Irgendetwas Tat...
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