Kapitel 87
Sonntag, 23. Juli
Ich stehe neben Can auf, dessen Erektion ich an meiner Hüfte spüre und ziehe scharf die Luft ein. Seit Tagen fühle ich mich so unwohl und dass auch noch Cans Erektion mitspielt, verschlimmert meine Lage. Can öffnet genervt seine Augen und sieht mich finster an, was mich schlucken lässt. Ich weiß, dass er unbedingt mit mir schlafen will, doch ich kann nicht. Ich will es nicht vor der Ehe haben. Außerdem hat mich der Fast-Sex immer noch verschreckt. Da ich keinen Streit anzetteln will, senke ich meinen Blick und kriege von meinem Stolz innerlich eine verpasst. Was ist bloß los mit mir, dass ich mich nicht einmal mehr wehre? Manchmal erkenne ich mich gar nicht wieder und habe dann immer die alte Shana vor mir, wie sie Can anschreit und ihm, ihre Meinung geigt. Genervt schmeißt Can die Bettdecke weg und steht auf. "Es ist nur mein Schwanz, mehr nicht!", herrscht er mich an, was mir einen Stich versetzt. "Ich kann doch nichts dafür." Meine Stimme ist überraschend fest, aber trotzdem schwingt Trauer in ihr. Can fährt sich frustriert über sein Gesicht, woraufhin sich seine Miene verändert und weicher wird. "Tut-, tut mir leid, Shana. Ich bin einfach nur... es ist so, dass-," "dass du es nicht gewohnt bist, keinen Sex zu kriegen, wenn du ihn willst?" Ich klinge weder verachtend, noch vorurteilend. Es ist nun mal eine Tatsache, dass Cans früheres Image ihn geprägt hat. "J-ja", seufzt er dann und fährt sich über seine Stirn. "Das ist noch lange kein Grund, mich so anzuherrschen, Can." Diesmal schwingt leichte Wut in meiner Stimme. Er senkt seinen Blick und nickt leicht. Seufzend stehe ich auf und laufe in die Küche, um das Frühstück zu machen. Meine Gedanken sind doch nicht besser geworden, wie ich es mir eigentlich gedacht habe. Ich bin die Tage vollkommen ruhig und reagiere ab und zu nicht auf Can. Er fragt mich immer wieder, was los mit mir ist und ob er mir irgendwie helfen kann, doch ich weiß, dass er nicht wirklich etwas anrichten kann. Ich ziehe mich sogar aus seinen Berührungen, weil ich mich so unwohl fühle und das bricht mir das Herz, da ich seine Berührungen doch so gern habe. Ich lenke mich zurzeit mit etwas lernen ab und übernehme den ganzen Haushalt, auch wenn Can es eigentlich nicht will.
Ich muss auf andere Gedanken kommen. Ich habe aber auch das Gefühl, dass Can wieder versucht mir näher zu kommen, als sonst. Ich muss dann immer wieder an die Nacht denken und breche dann immer sofort ab, weil ich zu viel Angst habe. Meine Angst, dass alles noch schlimmer wird, ist groß. In mir kommen die Zweifel hoch, für die ich mich am liebsten Ohrfeigen will. Aber was ist, wenn es nicht lange hält? Was, wenn Can so sehr auf das Eine fixiert ist, dass er sich verändert? Man hat doch gerade gesehen, wie genervt er ist. Ich habe sooft mitbekommen, dass Männer und Frauen betrogen wurden, weil ihr Partner sich nicht beherrschen konnte. Aleyna macht mir das erste Mal Sorgen, weswegen ich vor Wut am liebsten weinen würde. Can stellt sich hinter mich, als ich am Herd stehe und zieht mich an sich, weswegen ich seine Erektion wieder spüre und mich winde. "Can." Er lässt nicht ab und fängt an meinen Nacken zu küssen. So gut es sich auch anfühlt, so schlimm sind meine pessimistischen Gedanken. Seine Hand wandert zu meinem Hintern, wo er hineingreift und ich ihm aus Reflex eine scheuere. Wir schauen uns geschockt an. Was habe ich getan? Meine Hand wandert zu meinem vor Schock geöffneten Mund und verdeckt ihn. "Wofür war das?" Er versucht ruhig zu klingen, doch ich höre seine Wut raus. "Ich-, fass mich nicht mehr am Hintern an", gebe ich erschüttert von mir und drehe mich wieder um. Während ich auf die Eier aufpasse, fahre ich mir über meine Arme und dann über meinen Hals. Der Knutschfleck ist schon fast weg, was sehr gut ist, denn in wenigen Tagen kommen die Mädchen schon wieder. "Und das kannst du mir nicht normal sagen und musst mir erst eine scheuern, damit ich es verstehe?" Seine Wut reizt mich. Die Eier mit Sucuk nehme ich vom Herd und drehe mich wütend um. "Wenn du nicht nur mit deinem Schwanz denken würdest, sondern vielleicht auch mit deinem Kopf, wie zuvor auch, dann wüsstest du, wie unwohl ich mich zur Zeit fühle!" Ich bin froh, dass ich wieder meinen Mund aufkriege, statt zu schweigen. Es ist total befreiend, ihm meine Meinung zu sagen.
Entgeistert zieht er seine Augenbrauen zusammen und schnaubt. "Warst du nicht diejenige, die meine Hand auf deinen Arsch gelegt hat?" Er fuchtelt mit seiner Hand herum, was noch mehr Wut in mir aufstauen lässt. "Wenn du mir richtig zugehört hättest, dann hättest du mitbekommen, dass ich gesagt habe: zur Zeit!" Sein Kiefer spannt sich an und seine Schultern verspannen sich. "Setz dich hin", sage ich und nehme einen Untersetzer für die Pfanne, bevor ich mich hinsetze und anfange zu essen. Es kann doch nicht wahr sein, dass Can wütend ist, nur weil ich mich unwohl fühle. Mag sein, dass die Backpfeife etwas zu viel war, aber ich habe nicht richtig nachgedacht. Was gut ist, ist die Tatsache, dass es mir doch nicht im Inneren weh tut. Ich dachte, mein Herz würde sich vor Schmerzen zusammenziehen, aber es hat sich einfach nur gut angefühlt, ihm endlich mal wieder die Stirn bieten zu können. Wir schweigen das Frühstück über und räumen genau so leise auf. Es ist mir gerade vollkommen egal, ob er sauer auf mich ist. Wenn er mich bedrängt und ich es versucht habe so lange wie möglich mitzumachen, aber es mir nach einer Zeit gereicht hat, hat Can überhaupt kein Recht darauf, wütend auf mich zu sein. Schließlich kann ich ja nichts dafür, dass er in seiner Jugend mit Vaginen überschüttet wurde. Er muss sich daran gewöhnen, dass er nicht alles kriegt, wenn er mit seinen Fingern schnipst. Auf eine Entschuldigung kann er lange warten. Wenn er sich nicht beherrschen kann, ist es nicht mein Problem. Und seine Wut an mir auszulassen ist ebenfalls nicht angemessen. Er hat zwei gesunde Hände, mit denen er sich befriedigen kann. Wenn es sein muss, dann soll er sich irgendetwas zusammenbasteln. Auf dem Sofa sitzend scrolle ich mit meinem Handy durch meine sozialen Netzwerke und beschäftige mich mit ihnen. Aus Provokation suche ich mir eine Seite raus, wo trainierte Männer sind und schaue mir alle genauestens an. Was Besseres habe ich ja nicht zu tun und außerdem vergeht die Zeit somit schnell.
Als Can aus seinem Zimmer tritt, reißt er mir mein Handy aus der Hand und schaut mich vollkommen sauer an. Was ist jetzt wieder los? "Malik etwas von Saliha geben?" Scheiße. "Du wolltest Malik etwas von Saliha geben, huh?" Schluckend setze ich mich auf und warte ab, was Can als nächstes macht. "Willst du mich eigentlich verarschen? Wieso lügst du mich an, Shana?!", schreit er und schwenkt seine Hand vor meinem Gesicht hin und her. "Was hast du gemacht? Was hast du mit Aykan getrieben, huh?" "Komm mal wieder runter, es war nur ein kurzer Austausch, wegen seines Verhaltens!", brülle ich und erhebe mich. Kann er nicht normal reden? "Wie soll ich ruhig bleiben, wenn du dich hinter meinem Rücken mit Jungs triffst, die ich auch noch verabscheue? Was denkst du dir überhaupt dabei, Shana?" Ich spüre wieder das Beben in meiner Brust, doch nicht das freudige Beben, sondern das, welches entsteht, wenn ich wütend werde. "Habe ich ihn gefickt? Habe ich ihn gefickt, Can?" Can zieht mich an meinem Arm feste an sich, weswegen ich gegen seine Brust pralle. "Zügel' deine Zunge, Shana." Ich befreie mich aus seinem Griff und streiche mir vor Rage eine Strähne hinter mein Ohr. "Nein, mache ich nicht! Wenn du mich so anschreist, werde ich meine Zunge nicht zügeln! Du weißt doch nicht einmal, was passiert ist! Wenn du nicht gedroht hättest, Aykan zu schlagen, der sich nur bei mir entschuldigt hat, dann hätte ich es dir gesagt, aber wenn du zu ignorant bist und dich sofort auf ihn schmeißen willst, weil er dich aufregt, kannst du nicht erwarten, dass ich dir sage, dass ich mich mit ihm treffe!" Sein Kiefer verkrampft sich und seine Ader sticht hervor. "Wenn du am Drohen bist, werde ich dir niemals die Wahrheit sagen!" Mir steigen die Tränen in die Augen, weswegen ich mir schnell über meine Augen wische. Es kann doch nicht sein, dass wir so zärtlich zueinander waren und uns jetzt anschreien. "Ich habe auch keine Lust mehr darauf, wenn du mich anschreist, weil ich mich nicht von dir ficken lasse oder weil ich dafür gesorgt habe, dass du möglicherweise nicht exmatrikuliert wirst. Ich will nach Hause." Ich will in sein Zimmer laufen, als er mich festhält. "Lass mich, ich will gehen." Er hört nicht hin und hält weiterhin meine Oberarme fest.
"Du gehst nicht." Wütend funkele ich ihn an und spüre, wie mir die nächste Träne runter kullert. "Ich bleibe nicht hier, wenn du nicht erst einmal klar im Kopf bist!" Ich versuche mich wieder zu befreien, doch Can ist einfach zu stark. "Ich lasse dich nicht gehen, Shana. Hör auf dich zu wehren." Ich schüttele stur meinen Kopf und versuche weiterhin mich zu befreien. "Jetzt hör endlich auf!", schreit er, was mich zusammenzucken und meine Wut glühen lässt. "NEIN!" Ich schubse ihn mit aller Kraft weg und nehme mir aus Cans Zimmer mein Portmonee, Akku und Schlüssel, bevor ich wieder von Can aufgehalten werde. "Ich lasse dich nicht zurück gehen, wenn Cihan über dir ist. Bist du wahnsinnig?" "Ich habe Cihan Elif noch nie anschreien hören, nie haben sie mich belästigt. Jetzt lass mich gehen!" Er hebt mich hoch und schließt dann seine Tür ab, weswegen ich ihn gegen die Tür drücke und versuche mir den Schlüssel zu nehmen.
"Lass mich endlich gehen!" Vor Wut und Verzweiflung kommen immer mehr Tränen hoch, die ich nicht zurückhalten kann und anfange zu schluchzen. Sein verhärteter Blick wird etwas weicher, doch er versucht seine wütende Mimik zu behalten. Er will sich mir vorsichtig nähern, weswegen ich zurücktrete. "Lass mich gehen, Can", gebe ich weinerlich von mir und schniefe. Can schüttelt seinen Kopf und seufzt leise. "Ich lasse dich nicht alleine in deiner Wohnung übernachten, Shana." Wütend ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. "Wieso? Weil ich sonst etwas mit Cihan machen könnte?" Sofort versteift er sich und atmet tief durch die Nase aus. "Vertraust du mir etwa nicht? Ist es das, Can?" Meine Brust zieht sich zusammen, bei dem Gedanken, dass Can mir womöglich kein Vertrauen schenkt. "Nein", bringt er dann nach einem kurzen Schweigen raus. "Was ist es dann? Soll er mich wieder belästigen, während er eine Freundin oben hat, die er liebt?" "Ich kann dich wegen meinem Traum nicht gehen lassen. Jetzt lass es gut sein, verdammt!" Er boxt gegen sie Wand und hat eine beschleunigte Atmung. Sein Blick gilt dem Boden, während er versucht seine Atmung zu normalisieren. Sein Traum? Ohne ein Wort zu sagen, setze ich mich auf sein Bett und wische mir meine Tränen weg. Er wird mich nicht gehen lassen. Er haut diesmal mit seiner flachen Hand gegen die Tür, was mich zusammenzucken lässt. "Du bleibst hier, haben wir uns verstanden?" Erzürnt sehe ich auf. "Ich will gehen." "Du bleibst hier!", zischt er, woraufhin ich den Kopf schüttele. "Du hast mir nichts zu sagen, Can." Ich stehe auf und werde sofort aufs Bett gedrückt, weswegen ich erschrocken nach Luft japse. "Ich habe gesagt, dass du hier bleibst", knurrt er bedrohlich und hält meine Schulter fest. Mein Herz rast gerade und es wird Adrenalin durch meinen Körper geschüttet. Seine Wut lässt ihn vollkommen bedrohlich erscheinen und wenn man nicht weiß, wie weit Can gehen kann, dann will man sich zurückhalten. "Geh runter", flüstere ich und ziehe verachtend die Augenbrauen zusammen.
"Geh runter von mir!", schreie ich und schiebe ihn mit meinen Beinen und Armen runter, bevor ich dann zur Tür laufe. "Du bist nicht besser, als der Junge, der das Mädchen in der Stadt zu etwas nötigen wollte, Can. Du bist genau wie er!", schmeiße ich Can an den Kopf, der sich langsam erhebt und sich vor mich stellt. Seine Hände stützt er links und rechts an der Tür ab und hält mich damit gefangen. "Ich will nicht bei dir schlafen", kommt es wieder weinerlich von mir, weil mir sein Verhalten Angst einjagt. "Dann schlafe ich im Zimmer der Jungs, du bleibst dann in meinem." Es wird nichts bringen, wenn ich weiter mache. Er wird noch wütender und wer weiß, was dann passieren könnte. Wenn Can einmal ausrastet, dann ist er nur schwer wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich will mich nur noch ins Bett verkriechen und nicht mehr aufstehen. "Dann geh endlich raus!", spucke ich voller Verachtung und laufe aufs Bett zu, wo ich mich schnell unter der Decke vergrabe und stumm meine Tränen verliere. Als Can dann das Zimmer verlässt, fange ich leise an zu schluchzen und wische mir die Tränen weg. Ich bin so wütend. So wütend und traurig zugleich. Er sperrt mich hier ein, schreit mich an und hat dennoch Angst um mich. Wie komisch ist seine Vorstellung? Was stimmt nicht mit ihm? Sein Verhalten beunruhigt mich. Die kleine Angst, dass mir Can etwas antun kann ist wieder da und wird für lange Zeit auch bleiben.
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