Kapitel 113

Donnerstag, 1. Februar

Das Essen beginnt gleich. Ich fühle mich so anders, so erwachsen, aber das liegt glaube ich daran, dass ich ein Essen veranstaltet habe. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung. Ramazan ärgert Meryem, erzählt irgendeinen Mist, während ich Can zusehe, wie er die Lasagne aus dem Ofen holt. Ich wollte es eigentlich tun, aber Can hat Angst, dass ich mich verbrenne, süß. "Mutti, ist es endlich soweit?", fragt Ramazan, was uns lachen lässt. "Deine Mutti gibt dir gleich ein paar leckere und saftige Arschtritte, die dich vergessen lassen, wie du heißt." Wieder lachen wir. Ramazan schaut erst konsterniert und dann lasziv. "Oh ja, Baby." Erotisch lässt er seine Zunge um seinen Mund kreisen, bis ihm Meryem auf den Hinterkopf schlägt und ihn auf Arabisch als Esel beleidigt. Ich muss wieder einmal überrascht feststellen, dass Ranja und Meryem total gut miteinander auskommen. Wäre ich einer der beiden, hätte ich dem anderen das Leben zur Hölle gemacht, aber Ranja ist das Antonym zum Nachtragend sein. "Vorsicht", sagt Can, als er das Lasagnenblech auf den Untersetzer legt. Fragend runzele ich die Stirn. "Du bist gut einen Meter von mir entfernt?" Er nickt mit geschürzten Lippen. "Kann ja sein, dass plötzlich etwas passiert", murmelt er und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel, der mich erröten lässt. Ich muss mich daran gewöhnen, dass er seine Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit auslebt. Es ist schön, dass er so stolz ist, wenn er es tut. Seine Augen leuchten und ein zufriedenes Lächeln ziert seine fülligen Lippen jedes Mal, wenn er mich in der Öffentlichkeit küsst. Da lohnt es sich, sich zu genieren. "Bist du fertig?", fragt Can mich, der sich hinter mich stellt. Sofort stellen sich meine Nackenhaare zu Berge, und das Getuschel von Viyan und Saliha ist nicht zu überhören. "J-ja." Ich räuspere mich, damit meine Stimme kein Murmeln mehr ist und hole das letzte frittierte Kutilk raus. Das Rezept hat mir meine Mutter geschickt. Apropos. "Can, ich will meine Eltern wieder besuchen", erwähne ich mit gedämpfter Stimme. Es ist so neu, dass meine Freunde mit Teil an unserer Beziehung haben dürfen. Ich bin wieder so verschlossen. "Wann möchtest du losfahren?", fragt Can mich und streicht mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Ich erschaudere. "Wann du kannst. Ich würde noch eine Woche ins Labor gehen, wegen der Doktorarbeit und dann los." Er nickt lächelnd. Ich liebe es, wenn er lächelt.

Gemeinsam setzen wir uns, wobei mir Can angeboten hat, auf seinem Schoß zu sitzen. Ein verlockendes Angebot, aber bei der Masse an Menschen muss ich ablehnen und setze mich auf seinen Schreibtischstuhl. Wir mussten den Tisch zum Sofa schieben, weil wir zehn Personen sind und keine zehn Küchenstühle besitzen, sondern nur vier. Sofort fangen wir an zu essen. Ramazan fängt an zu stöhnen, weswegen Meyram ihn auf den Hinterkopf hat. "Ich mag Kutilks." Er grinst mich schelmisch an, was ich erwidere. Can schaut lobend zu mir, was meine Brust vor Stolz beben lässt. Wenn ein so ausgezeichneter Koch mich lobt, dann kann ich nicht so tun, als ließe es mich unbekümmert. Von einem unbeschreiblich gutaussehenden Koch. "Ihr seid jetzt also wirklich zusammen?" Meryem lächelt uns freudig an, was ich erwidere. "Ja." Can räuspert sich. Oh Mann, er will, dass ich noch einmal für alle annonciere, dass wir seit fast einem Jahr zusammen sind. Wieder räuspert Can sich, und alle Blicke liegen auf mir. Trotz meines Genieren muss ich schmunzeln. "Can und ich sind seit fast einem Jahr zusammen." Meryem reißt ihre Augen auf und Saliha funkelt mich finster an. "Bitch", murmelt Saliha immer noch beleidigt und haut Malik, der ihren Schlag gar nicht gespürt hat und unbekümmert weiter isst. "Wie? Seit fast einem Jahr? Wie lange ist das Grillen her?" Sie schaut fragend zu Ramazan, der zu beschäftigt ist, die Kutilks zu essen. Can räuspert sich ein drittes Mal. Er mag es, mich zu nerven. "Hast du etwas im Halse hängen, mein Gatte?" Er grinst. Gott, sieht er gut aus dabei. "Mir liegt etwas auf meiner Kardia. Würden Sie mich davon erlösen?" Keck grinst er. Habe ich eine andere Wahl? Ich schaue seufzend zu Meryem, die mich abwartend ansieht. "Da waren wir schon zusammen", murmele ich und esse die Lasagne. Ab jetzt werde ich auch Gouda und Parmesan gemeinsam auf die Lasagne tun. "Aber du meintest, ihr wärt nicht zusammen?" Mann, Meryem, ich mag dich, aber du hilfst Can dabei, mich zu kompromittieren. "Ja." Ich ziehe das Wort in die Länge, bis Can mir in die Seite zwickt und einen warnenden Blick von mir einfängt. "Ja, Shana. Wieso hast du gelogen?", summt Can, dem ich die heiße Lasagne auf den blanken Schoß kippen will. Muss er so nachtragend sein? "Weil ich es erst einmal für mich behalten wollte", murre ich und esse die Lasagne die noch heiß ist, weswegen ich mir Luft zu fächere. Can pustet mir in den Mund, was tausendmal effektiver ist, als mein Fächern. "Auf dem Blatt stand aber eine andere Erklärung", tadelt Can. Ich ziehe abwertend die Augenbraue hoch und reflektiere die letzten Stunden, wo Can mir eine Anleitung gegeben hat. Ich sollte eigentlich sagen, dass ich dumm war und ein sturer Dickschädel bin, aber das sage ich niemals. "Das werde ich, wenn überhaupt, nur in deiner Fantasie sagen. Und jetzt iss." Ich stecke Can ein Kutilk in den Mund und schaufele ihm Salat auf seinen Teller.

"Also ich muss nie wieder ins Kino, wegen euch." Ich ziehe fragend die Augenbrauen zusammen. "Wieso?", frage ich Viyan. "Weil ihr sehr unterhaltsam seid. Wer weiß, was ich noch alles sehen werde." Alle fangen an zu lachen, außer Can und ich. Mir wird warm, wenn ich daran denke, dass uns jemand erwischen könnte, wenn wir rummachen. Ich schiele zu Can, der ein dümmliches, aber total heißes Grinsen auf seinen Lippen trägt. Wehe er denkt jetzt an etwas Perverses. "Wir könnten ja einen Film drehen, nicht wahr, Shana?" Das ist nicht sein Ernst! Wie kann er so indiskret sein? "Can", ermahne ich ihn und atme tief durch. Er ist unmöglich! "Was denn? Dramedy ist sehr anschaulich." Oh, wie geschickt dieser Junge ist! Ich weiß, dass er eigentlich Porno sagen wollte. "Du bist echt... widernatürlich, pathologisch!" Wenn ich sagen würde, dass er pervers ist, dann hätte ich mir selber in den Hintern gebissen. Es ist echt praktisch einen großen Wortschatz mit Fremdwörtern zu besitzen. Can braucht nicht lange, bis er grinst. "Einer meiner vielen Vornamen", säuselt er. Ich verdränge die Wärme, die mir auf dem Rücken liegt und esse die köstliche Lasagne. Unmöglich ist auch einer deiner Vornamen. "Wie wäre es, wenn wir alle Mal gemeinsam in den Urlaub fahren? Viyan und Shana sind dann neu", schlägt Meryem vor. Keine schlechte Idee. Ich hoffe, dass das Studium mitspielt. Can schaut mich an. Er will meine Meinung dazu wissen. "Wenn das Studium mitspielt, dann habe ich kein Problem damit." Wir lächeln gemeinsam. "Bitte an einen Ort, der nachts leuchtet", sagt Can und küsst meine Hand. Oh Mann, ich werde rot. Wie ich es liebe, wenn Can meine Bedürfnisse immer erfüllen will. "Can, wieso hast du nie meine Hand geküsst?", meckert Ramazan mit verstellter, weiblicher Stimme. "Du hast mich nur verarscht." Gespielt schluchzt er und schmeißt sich an Meryem, die ihm seufzend über den Rücken fährt. Er flüstert ihr irgendetwas zu, was so rot werden lässt. "Ramazan!" Empört schlägt sie ihm auf den Rücken und trinkt etwas. Sie wirkt rosig im Gesicht, also muss Ramazan ihr etwas Obszönes zugeflüstert haben. Ich finde es etwas paradox, dass nur Paare hier sitzen. Es fühlt sich so komisch an. Vielleicht liegt es daran, dass es ein neuer Abschnitt in meinem Leben ist und ich noch so unerfahren bin.

"Ihr kennt euch also seit der Oberstufe?", fragt Meryem, was ich ihr bestätige. Ich muss wegen den alten Zeiten lachen, genau wie alle anderen auch, die dabei waren. Unser erstes Aufeinandertreffen, wie wir uns angefaucht haben, wie wir miteinander gelacht haben, uns verteidigt haben. Es waren schöne und nervenaufreibende Zeiten. "Wir haben uns anfangs gehasst", erzähle ich und fange an, die Zeit der Oberstufe zu reflektieren. Immer wieder lachen wir, und manchmal verschlucken sich einige von uns am Essen - jetzt ich. Can schlägt mir sanft auf den Rücken und streichelt ihn dann. "Ganz ruhig." Er lächelt mich mit seinen leuchtenden, gelben Augen an, was meine Körpertemperatur steigen lässt. Ich will diese Augen niemals missen müssen. Ich hoffe so sehr, dass das Studium nicht dazwischenkommt. Es wäre wunderbar, wenn wir alle gemeinsam in den Urlaub fliegen könnten. Ein paar Tage mit Can in einem sonnigen Hotel wären wunderbar. Ich muss wieder an Paris denken, was mich erschaudern lässt. Ich könnte sogar mit Can neben einem Zoo übernachten und er würde es zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. "Könnt ihr euch gleich weiter anschmachten?", zerstört Saliha den Moment. Ich wusste gar nicht, dass sie nachtragend ist. Ich werde rot, was Can schmunzeln lässt. "Bist du immer noch sauer, weil ich es dir nicht gesagt habe?", frage ich Saliha belustigt. Sofort ziehen sich ihre Augenbrauen zusammen. "Ja", brummt sie und schaut vernichtend zu Malik, der schmollend seine Lasagne isst. Armer Malik. "Wie läuft es denn jetzt mit den Planungen?", will ich neugierig wissen. Sofort fängt Saliha an zu strahlen und Malik gleich mit. Voller Freude schauen sie sich in die Augen. "Könnt ihr euch gleich weiter anschmachten?" Ich liebe mein Nachtragen und Salihas finsteres Gesicht jetzt. "Ich lade dich aus!", motzt sie, was mich lachen lässt. "Ich komme trotzdem", entgegne ich mit vollem Mund. Diese Lasagne ist echt gut. "Saliha und ich sind dieses Jahr mit dem Studium fertig. Wir wollten gegen Ende des Jahres heiraten." Ich grinse. "Und die Hennafeier und so weiter?" Vielsagend schaue ich zu Saliha, die rot wird. "Das wollen wir einige Tage davor machen", murmelt Saliha. Die Mädchen am Tisch fangen an zu lachen, die Jungen hingegen schauen mehr oder weniger verwirrt. Ich muss mit Saliha später über die süße Nacht reden, die auf sie wartet.

Nach dem Essen räumen Can und ich das Geschirr weg, als wir die anderen mit unserem Fauchen verschreckt haben. Wir sind die Gastgeber, also räumen wir auch das Geschirr weg. "Lass mich spülen, setz dich." Ich sehe Can argwöhnisch an. Can ist wirklich der erste Kurde, den ich kenne, der an der Hausarbeit teilnimmt und mir anbietet, mich zu setzen. "Nein, ich spüle ab." Mit meiner Hüfte drücke ich Can weg und krempele die Ärmel hoch. "Shana, nicht dass deine Haut wieder anfängt zu jucken." Ich höre nicht hin und fülle das Blech mit Wasser. "Das ist eine Nummer zu groß für dich, Kleines." Finster schaue ich Can an. Was soll das heißen? Dass ich etwa zu inkompetent bin? "Ich bin nicht klein, hör auf mich als Kleinkind zu sehen", murre ich und drehe ihm den Rücken zu. Natürlich kann ich spülen. Ich habe schon gespült, da wusste ich nicht einmal, dass Can existiert. "Tue ich doch gar nicht." Can stellt sich zu mir und grinst verschmitzt. Wie dieser Junge lügt! "Natürlich tust du das." Er lacht, weswegen ich ihn gegen die Brust haue. Arschloch. "Sei mir nicht sauer, Kleines." Ich knurre auf. "Was denn? Ich dachte, du magst den Kosenamen?" Can ist ein verdammt guter Lügner! Seine Augen leuchten unschuldig, dabei ist Can ein Teufel. "Nicht wenn du ihn dazu benutzt, mich zu mobben! Ich bin nicht klein und auch kein Kleinkind!", motze ich, woraufhin ich demonstrativ das Blech spüle. "Da läuft Wasser hinab." "Can, das Blech landet gleich gegen deine Schläfe, und die Synkope ist sicher!" Finster schaue ich ihn an, doch Can scheint es nicht zu beeindrucken. Er verkneift sich ein Prusten. "Kleines." Ich lege das Blech ab und attackiere Can. "Du kannst mich mal, du menschliche Leiter! Ich bin nicht klein, du bist einfach nur zu groß, du riesiges Arschloch mit dem riesen Ego!" Alle lachen, was mich noch fuchsiger macht. "Du bist wirklich klein, Kleines", schmunzelt Can und hält meine Arme fest. Ich bringe diesen Jungen noch heute um! "Ich bin 1.64, ich bin nicht klein!", rufe ich erzürnt. Dieser Junge bringt mich echt in Wallung. Can schaut mich verdutzt an, bevor seine Mundwinkel zu zucken beginnen und er in ein kehliges Gelächter ausbricht, in den die anderen miteinstimmen. Saliha und Viyan sollen leise sein, denn sie sind kleiner als ich. Lachend legt Can seinen Kopf in meine Halsbeuge und zieht mich an sich heran. So sehr ich ihn wegdrücke, Can ist stärker und drückt mich fester an sich. "Ach, Shana, du erfüllst mich jedes Mal aufs Neue." Can küsst meine Ohrmuschel und zieht meine zusammengezogenen Augenbrauen auseinander. Er soll aufhören, so melodisch zu lachen! Und er soll aufhören so süß dabei auszusehen, ich will ihn umbringen! Er ist einfach zu groß! "Lass mich los", murre ich und ignoriere seinen wunderbaren Duft. "Hey, nicht schmollen." Can tippt auf meine Unterlippe und drückt mich an sich, weswegen ich brumme. "Schmoll nicht, du Motor." Wenn er glaubt, dass mich seine butterweiche Stimme beruhigt, dann liegt es goldrichtig! Blödes, charmantes und äußerst attraktives Arschloch. Ich glaube, ich kriege meine Tage.

Als wir auch das Spülen bewältigt haben, setzen wir uns zu den anderen, die durcheinander reden. Vielleicht ist es jetzt Zeit, Saliha zu ärgern. "Wie wäre es, wenn die Männer in eins der Zimmer gehen?" Ich schaue zu Can, der kapitulierend seine Hände hebt. "Ihr habt Madame Temperament gehört." Alle fünf Männer erheben sich und gehen in das Zimmer von Malik und Ramazan. Ich warte, bis die Tür ins Schloss fällt und ziehe Saliha an mich. "Ende des Jahres verlierst du also deine Jungfräulichkeit?" Sofort fangen alle an zu lachen, außer Saliha, die rot wird. "Ich werde nach der Hochzeit sofort schlafen." Sie presst belustigt die Lippen aufeinander. "Dieses Schlafen nennt man auch Sex." Ich pruste los und drücke sie an mich. "Du weißt, dass ich nicht darauf fixiert bin." Saliha ist in dieser Sache ein Widerspruch. Mal schwärmt sie von perversen Dingen und mal ekelt sie sich davor. "Und außerdem wollte ich doch, dass du vor mir heiratest, damit ich jemanden habe, der mir davon erzählen kann", murrt sie. Das hat sie mir gesagt, da waren wir noch fünfzehn Jahre alt. Ach, waren das Zeiten. "Dann weiß ich ja schon, was ich dir zum Geburtstag schenke." Ich verfalle mit den anderen Mädchen in ein schallendes Gelächter. "Hast du Brautjungfernkleider?", frage ich schmunzelnd. "Wieso Plural?" Grinsend zucke ich mit meinen Schultern. "Ich wollte nur die Bestätigung, dass ich die Brautjungfer werde." Zum Glück hat sie keinen Kontakt mehr zu den Mädchen aus ihrer alten Schule, denn die habe ich schon immer verabscheut. Sie hat nur eine Freundin, die ich mag, und diese kann auch ruhig eine Brautjungfer sein. "Und? Freust du dich schon?", grinst Viyan. Das ist auch eine Sache, die mich fasziniert. Viyan war verknallt in Malik und jetzt heiratet Saliha genau diesen Jungen und sie stört es nicht. Bin ich wirklich so nachtragend? "Na klar, ich liebe Hochzeiten." Das stimmt, aber davon war nicht die Rede. "Wir reden von der Hochzeitsnacht", flüstere ich, woraufhin sie sich das Kissen gegen ihr Gesicht drückt. "Ich sage es dir, ich werde sofort einschlafen, wenn wir zu Hause ankommen." Wir fangen an zu grinsen. Ach, ich freue mich sehr auf den Tag, an dem Saliha im Brautkleid vor Scham, durch unsere Neckereien, rot wird.

Als es Zeit wird zu gehen, hält Can mich auf. "Bleib bei mir", murmelt er kleinlaut. Meine Augenbraue hebt sich. "Du bist mir doch nicht sauer, oder?" Can schiebt meine Schuhe weg, damit ich sie nicht anziehen kann. Ich ignoriere ihn. Natürlich bin ich wegen so einer banalen Sache nicht sauer, aber ich ärgere Can gerne. "Ich bringe dich an die Alster." Viyan grinst wie eine Verrücke und krallt sich an ihren Freund, während sie uns beobachtet. "Rollmops", murrt er und schlingt die Arme um mich. Ich muss mich wirklich beherrschen nicht loszulachen. "Das Mädchen bleibt hier, bis sie mir nicht mehr sauer ist." Can hebt mich hoch und trägt mich ins Zimmer. Seine zärtliche Seite lässt mein Herz schneller schlagen. Ich fühle mich wie eine Göttin, wegen seines zärtlichen Handelns. "Shana, das war nicht so gemeint." Ich drehe ihm den Rücken zu, damit er mein Schmunzeln nicht sieht. Es ist sehr beeindruckend, dass ich es schaffe, so einen Riesen voller Muskeln und Tattoos zu beunruhigen. "Komm schon, mein Käsebrötchen." So absurd sich sein Kosename auch anhört, er lässt mich erblühen und meine Brust vor Freude beben. Ich höre ihn brummen, bevor er seinen kräftigen, tätowierten Arm um mich legt. "Du bist kein Kleinkind. Ich bin nur vorsichtig, weil ich Angst habe, dass dir etwas passiert." Meine Augen weiten sich und mein Oberkörper wird von einer warmen Gänsehaut empfangen. Es ist so rührend, dass er nur das Beste für mich will und mir jegliche Last abnehmen will, nur damit es mir gut geht. Er macht sich die Hände dreckig, damit meine glänzen und das schätze ich sehr. Mal wieder komme ich mir so nutzlos vor. Was kann ich diesem Mann nur bieten? Ich will ihm zuvorkommen. "Bitte, ich will keine Albträume", flüstert er. Sofort drehe ich mich in seine Arme und drücke ihn feste an mich. Wie konnte ich nur seine Verlustangst vergessen? Wie konnte ich nur seine Albträume vergessen? "Ich bin nicht sauer." Mit meiner Hand fahre ich durch sein schwarzes Haar und spüre, wie er seine Nase gegen meinen Hals drückt. "Wirklich?", haucht er. Mich rührt es, dass er sich solche Sorgen macht. Ich bemerke, wie verletzlich er doch ist. Seine äußere Erscheinung täuscht und widerspricht dem, was sich hinter seiner Mauer befindet. Sie beschützt jenen, der ein großes Herz hat und alles für die tun würde, die er liebt. Seufzend küsst er meine Hände und schaut mich leicht ängstlich an. Ich müsste seine Hände küssen. Can erfüllt mein ganzes Leben, schenkt mir so viel, sowohl materiell, als auch mental. Er verdient das Beste und sollte niemals in Angst schwelgen. Ich könnte hier und jetzt weinen, weil mich seine Sorge so mitnimmt, beherrsche mich jedoch. Er ist der Einzige, der mich nur mit einem Blick zum Weinen, zum Genieren, zum Schweigen und zum Lächeln bringen kann. Ich finde, dass ich diesem Mann sehr viel schulde. "Komm." Ich schlage die Decke zurück und ziehe ihn aufs Bett. Seinen Kopf legt er in meine Halsbeuge und schlingt seine Arme um mich. "Ich war nicht sauer, Can." Ich lasse seine Haare durch meine Finger gleiten, was mir ein vertrautes Gefühl gibt. "Wirklich?" Ich nicke. "Ich wollte dich nur ärgern und habe deine Ängste vergessen." Can atmet erleichtert aus und lächelt, was meinen Bauch kribbeln lässt. Sein Lächeln ist so wunderschön. Ich liebe sein Lächeln. Ich küsse sein Ohrläppchen und atme seinen Duft ein. Ich könnte seinen natürlichen Duft niemals zu irgendeiner Kategorie zuordnen. Er ist für mich heilig und einzigartig. Es ist ein Unikat, ein männliches, wundervolles Unikat. Man sollte Cans Eigenduft als Parfüm rausbringen. "Du bist echt gemein", murmelt Can gegen meinen Hals, was meinen Rücken hinunter kitzelt. "Gang und Gebe, mein Herr." Ich höre, wie er schmunzelt. "Irgendwann treibe ich es dir aus, du kleine Hexe." Und wie? Hätte meine innere Stimme ein Gesicht, würde sie dreckig und voller Obszönität grinsen. "Und wann?" "Wenn ich es mit dir treiben darf." Oha. Ich spitze geniert die Lippen und verdränge das Ziehen im Unterleib. "Malik und Saliha heiraten Ende des Jahres", wechsele ich das Thema. "Ich will auch." Mein Herz schlägt schneller und in meiner Magengegend breitet sich ein Kribbeln aus. "Wieso können wir nicht heiraten?" Can stützt sich ab und schaut mir tief in die Augen. Ich bin verdutzt. Was soll ich sagen? Es ist wirklich sehr schmeichelnd, dass er mich heiraten will, aber ich fühle mich noch nicht bereit dazu. "Das ist doch viel zu früh." Fragend schaut er mich an. "Wir kennen uns schon bald sechs Jahre. Das reicht doch?" Ich sehe Enttäuschung in seinen gelben Augen aufflackern. Sofort fühle ich mich unbehaglich. "Ja, aber wir sind nicht einmal ein Jahr zusammen", murmele ich und fahre mit meinem Finger über seine Halsader. Seine Lippen zucken kurz, bevor er den Blick senkt. "Aber du würdest es... also irgendwann mal?" Gott, seine Unsicherheit passt gar nicht zu ihm, sie ist so ungewöhnlich bei ihm. "Natürlich! Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als dich zu heiraten, aber ich fühle mich noch nicht bereit dazu. Ich bin gerade erst zweiundzwanzig Jahre alt und mitten im Studium und das alles ist noch so neu für mich, verstehst du?" Langsam nickt er und zuckt kurz mit seinem Kiefer. Er hätte lieber eine andere Antwort erwartet, eine mit mehr Enthusiasmus und mit mehr: Ja, ich will. "Mach dir jetzt keine Gedanken drum, wir haben sehr viel Zeit", hauche ich und fahre seine Halsader nach. Er nickt schwach und lässt seinen Blick über meinen Hals schweifen. "Wusstest du eigentlich, wie sehr ich deine Schlüsselbeine liebe." Can legt seinen Kopf unter mein Kinn und verteilt federleichte Küsse auf meinem rechten Schlüsselbein. Meinen Zeigefinger lege ich unter sein kantiges Kinn, damit ich seine Lippen auf meinen spüren kann.

Es fühlt sich so an, als ob ich sie eine Ewigkeit nicht mehr auf meinen Lippen gespürt hätte. Das wunderbare Kribbeln ist sofort an Ort und Stelle, als Can den Kuss erwidert. Er ist zart, vorsichtig und trotzdem voller Intensität. Ich kann ihn nicht beschreiben. Es kommt mir so vor, als ob dieser Kuss wie ein Schutz wäre. Kurz fahre ich durch die Luft, weil ich wirklich das Gefühl habe, dass eine Art Schutzblase um uns ist. Paradox und gleichzeitig faszinierend, so könnte man unter anderem die Liebe definieren. Langsam lösen wir uns voneinander und schauen uns mit sanften Gesichtszügen an. "Ich mag es dich zu küssen." Er grinst. "Mich hat noch keiner zuvor so wunderbar geküsst." Nun zieht Can seine Augenbrauen zusammen. Den Witz hat er nicht verstanden. "Ich war vor dir doch ungeküsst", kläre ich ihn augenverdrehend auf. "Stimmt." Sofort grinst er überheblich. Und da ist der süffisante Can wieder. "Fühl dich nicht", gebe ich trocken von mir, was ihn lachen lässt. "Oh, Shana, ich fühle mich immer." Dabei schaut er mich mit glühenden Augen an. Oha, mir wird warm. Trotzdem verdrehe ich meine Augen. "Wäre ich bloß schon vor dir geküsst worden." "Ey", warnt Can mich, woraufhin ich ihn neckend küsse. "Ich bin sehr stolz auf dich. Du bist so rein, so unerfahren und jetzt gehörst du mir. Keiner hat dich vorher berührt und keiner wird es. Du bist meine Rose." Seine Worte lassen mich rot werden. Cans Worte wirken wie Balsam. Innerlich kreische ich, unterdrücke es aber, den Schrei rauszulassen, weswegen mein ganzer Oberkörper bebt.

"Manchmal liebe ich dich so sehr, dass ich alles um mich vergesse, Shana."

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War wohl sehr schlimm, ohne mich, nicht wahr?
Es kann sein, dass hier sehr viele Fehler sind, weil wegen Handy, aber gönnt euch trotzdem, Schwestern 🌚

- Helo

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