G145fe (1)

Liebe*r Autor*in (und liebe Leser*innen),

Diese Geschichte handelt von dem siebzehnjährigen Alexander, der bei seinem Sommerjob Hanna kennlernt, sich mit ihr über Literatur und das Schreiben austauscht und von ihr seinen ersten Kuss erhält.

Im Folgenden möchte ich ausführen, was mir in dieser Geschichte aufgefallen ist. Nicht für alles habe ich Punkte abgezogen (wenn es sich beispielsweise um Kleinigkeiten handelte), aber ich möchte es trotzdem erläutern.

An Rechtschreib- oder Grammatikfehlern ist mir nichts aufgefallen, was über vereinzelte Flüchtigkeitsfehler hinausgeht.

In der Zeichensetzung hat es allerdings an einigen Punkten gehapert: Vor dem Auslassungszeichen (also „...") steht ein Leerzeichen, außer es wird ein Wort abgebrochen. Statt „Du warst nicht immer...?" ist es also „Du warst nicht immer ..."

Dann machst du auch einige Kommafehler. z.B. bei Vergleichen: In dem Satz: „[...] und das nicht, wie die anderen Jugendlichen in meiner Klasse [...]" gehört kein Komma vor das „wie".

Auch bei Nebensätzen, nach denen ein „und" steht, vergisst du oft die Kommata, z.B. bei dem Satz „[...] der Nacht, in der ich meinen ersten Kuss bekam und die, in der ich realisierte, [...]". Entweder du setzt ein Komma zwischen „bekam" und „und" oder du schreibst „bekam und in der ich realisierte".

Insgesamt fehlen bei Nebensätzen teilweise die Kommata und dies habe ich als sehr störend empfunden, weil du oft lange und teilweise ineinander verschränkte Sätze schreibst. Wenn da ein Komma nicht richtig sitzt, dann erschwert dies das Lesen ungemein.

In einem Fall wie: „Wenn ich mir schon etwas dazu verdiente - nicht, dass das finanziell von Nöten gewesen wäre, doch meine Mutter wollte mich unter Leute bringen, die nicht fiktional waren - wo war dann ein besserer Ort [...]" muss ein Komma bei „waren -, wo" stehen, da vor dem Gedankenstrich ein anderer Satzteil steht als dahinter.

Auch hast du in dem Satz „[...] versprachen zwar, dass man diese sechs Highlights in Bad Berzingen nicht verpassen durfte!, aber wenn das [...]" ein Ausrufezeichen und ein Komma direkt nebeneinander. Ich verstehe, dass es eine Art Bekräftigung der indirekten Rede sein soll, aber durch das Ausrufezeichen hat es sich für mich nicht mehr in den Rest des Satzes eingefügt. Ein Weg, wie du das Ausrufezeichen gut behalten könntest, wäre es, die indirekte Rede in direkte Rede zu verwandeln und dann mit einfachen Anführungszeichen oder in Kursiv einzufügen.

An dieser Stelle möchte ich auch erwähnen, dass ein Absatz gemacht wird, sobald der Sprechende oder Handelnde wechselt. Teilweise hast du dies gemacht, allerdings nicht immer.

Zum Ausdruck und der Wortwahl: Während ich die Wortwahl wirklich schön fand und sie zu dem literaturaffinen Protagonisten gepasst hat, war es durch den Stil teilweise schwer, der Geschichte zu folgen.

Es ist nicht per se schlecht, lange Sätze zu verwenden, aber wenn diese Sätze dann verschachtelt sind (und das war mir vor allem in den ersten 1.500 bis 2.000 Wörtern aufgefallen), entstehen Komplikationen. Besonders im Ohr geblieben ist mir der Satz:

„Vielleicht fand meine Mutter deshalb, dass ich den Sommer nach der elften Klasse, den wir dieses Jahr nicht an der Nordsee, sondern in der Stadt verbrachten, weil mein Vater in Sommerkursen unterrichtete, mein Taschengeld auffrischen könne und das nicht, wie die anderen Jugendlichen in meiner Klasse an der Bäckertheke oder beim Zeitungsaustragen, sondern im Kästner's." (Kursivschreibung zur besseren Erklärung, was ich meine). Du hast zwischen dem kursiven Satz drei Nebensätzen eingefügt. Dadurch ist es mir als Leser sehr schwer gefallen, solchen Sätzen zu folgen, und ich musste sie auch mehrfach lesen, bis ich den Kern verstanden habe. Eine einfache Lösung für dies wäre es, zu überlegen, ob bzw. welchen dieser Satzteile du brauchst.

Deine Wortwahl fand ich größtenteils wirklich gelungen, um die Atmosphäre zu kreieren. Mir sind nur an der ein oder anderen Stelle Wortwiederholungen aufgefallen. Jedoch habe ich einige Satz- bzw. Satzartwiederholungen bemerkt. Damit meine ich nicht diejenigen, die du gezielt einsetzt, sondern dass du häufig „dass"-Sätze oder Relativsätze ineinander verschränkst.

Was mich an der Geschichte wirklich fasziniert hat, ist, wie du es schaffst, die Metaphern organisch in die Geschichte einfließen zu lassen.

Besonders schön fand ich dabei: „So leise, wie die Zeit, wenn sie stehen blieb."

Und „Und Hanna pustete Worte hinein, bis sie groß und größer wurde, uns und mich verdrängte, schillernd und sanft wie der Frühling, warm und weich wie das Licht."

Deshalb habe ich dir auch volle Punktzahl für die sprachlichen Mittel und auch für die Beschreibungen gegeben, da diese sprachlichen Mittel oft für die Beschreibungen eingesetzt sind. In einer anderen Geschichte hätte ich vermutlich Punkte wegen der Masse an Beschreibungen abgezogen, aber du beschreibst metaphorisch und vielfältig und für mich hat es die Atmosphäre so unterstützt, dass es mir Spaß gemacht hat, die Beschreibungen zu lesen.

Hinsichtlich Originalität und Mut habe ich dir wieder ein bisschen was abgezogen. Im Kern runtergebrochen, handelt die Geschichte von einem Jugendlichen, der bei seinem Ferienjob eine kleine Romanze hat. Das ist nicht unbedingt mutig oder originell, aber durch Hannas Blindheit und auch die eingeschobene Poesie hat es trotzdem sehr viel Eigenes.

Die Figuren hast du durchaus glaubwürdig gestaltet und in dieser Charakterisierung werden sie nicht gebrochen, aber die einzige Figur, die mir auffälliger vorkam und einen wirklichen Wiedererkennungswert hat, ist Hanna. Und damit ist auch die Figurenkonstellation zwischen den beiden ein wenig einseitig, da von Hanna ein Großteil der Interaktion ausgeht.

Bei Alexander findet zwar eine Entwicklung statt, aber diese ist sehr subtil. Von einem Literaturbegeisterten ist es nicht allzu weit, auch ein Schriftsteller zu werden.

Auch bei der Erzählperspektive sind mir einige Ungereimtheiten aufgefallen. Das Zeitverhältnis ist manchmal nicht ganz klar, weil du das, was für den erzählenden Alexander noch aktuell ist, im Präsens schreibst, das Erzähltempus aber Präteritum ist. Manchmal ziehst du das nicht ganz konsequent durch. Vor allem am Ende.
Du schreibst „Mit siebzehn fühlt sich alles oft sinnlos an [...]", aber ein paar Sätze weiter unten „Denn ich schrieb nun." Gerade durch das „nun" wirkt es besonders aktuell, aber der Satz ist im Präteritum verfasst.

Auch bei dem Absatz nach Hannas Gedicht brichst du mit der Erzählperspektive. Du schreibst, dass Alex nicht hört, was Hannas Schwester ihr sagt, aber trotzdem versteht er, dass sie blind ist. Da hat mir gefehlt, wie er es trotzdem verstehen kann. Auch steht in demselben Absatz noch „Ich verstand, dass, als sie sich zu mir umwandte, mit den hinter der Sonnenbrille verborgenen Augen und von ihrer Schwester hörte, dass sich unsere Blicke kreuzten, [...]", aber wie gesagt, heißt es vorher, dass Alexander die Worte der Schwester nicht hören kann.

Deine Dialoge fand ich wieder sehr gelungen. Sie haben Alexander und Hanna wirklich gut charakterisiert und die beiden haben auch schön miteinander harmoniert. Allerdings taucht das Erste, was direkt gesprochen wird, erst nach ca. 1.300 Wörtern auf und der eigentliche Dialog beginnt erst nach ca. 2.000 Wörtern. Später wird es aber sehr dialoglastig. Da war die Verteilung ein wenig ungleich.

Zur Emotionalität: Im Großen und Ganzen beschreibst du die Emotionen durchaus stimmig, aber hier und da hast du es ziemlich heruntergebrochen. Z.B. hast du geschrieben: „Ihre Hand drückte meine und ich spürte, wie ich nervöser wurde." Im Allgemeinen kann man sich gut daran orientieren, Emotionen so zu beschreiben, dass man ein „spürte" weglassen kann (in vielen Fällen; es gibt natürlich auch Ausnahmen). Insgesamt zählen Formulierungen wie „Ich hörte/fühlte/spürte/roch/etc." zu Show don't tell und können oft weggelassen werden, wenn man nicht im auktorialen Erzähler schreibt. Wer sonst soll denn diese Sinneseindrücke haben, wenn nicht der Protagonist? Es gibt dabei, wie gesagt, Ausnahmen, wenn man z.B. den Sinn besonders betonen oder etwas vergleichen möchte oder aber Zeit einsparen möchte, aber oft macht es die Geschichte passiver.

In dem Satz, den ich als Beispiel genannt habe, hast du auch das Nervös-Werden nur benannt, was zum Zeitsparen auch in Ordnung wäre, aber ich halte es in so einer Situation (ein erstes Kennenlernen mit jemandem, der dieselben Interessen teilt, den man aber nicht so gut lesen kann) durchaus für sinnvoll, Emotionen besser auszuformulieren, damit ein Leser eher mitfühlen kann.

Bei der Spannung habe ich dir was abgezogen, weil der Anfang sehr lang war. Die Geschichte ist etwas über 5.000 Wörter lang, aber bis Hannah (die zweitwichtigste Figur) auftritt, vergehen 1.300 Wörter. Alles davor ist eigentlich nur Einleitung und es führt zwar in Alexanders Leben ein und gibt Atmosphäre, aber viel in dieser Einleitung ist entweder überflüssig (dass Erich vielleicht gar nicht Erich heißt, sondern sich nur so nennt; was die ganzen Geheimtipps sind, etc.) oder hätte gut kürzer zusammengefasst werden können. Dann wäre es anfangs nicht so langatmig gewesen und man wäre schneller in die Handlung eingestiegen.

Vor allem am Ende fand ich es schwer, der Logik der Geschichte zu folgen. Ich verstehe nicht, was mit Hanna geschehen ist, was es mit dem Ei und der Welt und dem Geboren-Werden auf sich hat. Und ich habe die Geschichte für das Feedback mehrfach gelesen. Durch die Wortwahl der Geschichte hatte ich aber das Gefühl, dass es klar wäre und ich es verstehen müsste.

Auch kam mir die Handlung manchmal seltsam vor. Einiges davon hat mit Hannas Blindheit zu tun. Sie sagt, dass sie Alexander das Geschriebene im Zweifel aus der Hand reißen und selbst lesen könnte ... aber sie ist blind. Später wird sie von ihrer Schwester aus dem Kästner's geführt und ich habe mich gefragt, ob die Schwester denn die ganze Zeit bei der Unterhaltung daneben stand, weil sie so aus dem Nichts wieder aufgetaucht ist. Und dann wiederum später kommt Hanna gut allein klar, muss nicht geführt werden und hat aus dem Nichts einen Blindenstock. Dann hat sie außerdem Alexander gefragt, ob er die Zigarette austreten könnte, und ich habe mich überlegt, wie sie es denn gemacht hätte, wenn er nicht dabei gewesen wäre.

Und für mich hat der Kuss auch keinen Sinn ergeben. Die beiden kennen sich nicht und für einen kurzen „Sommerflirt" war zu wenig vorherige romantische Spannung da. Außerdem hat Alexander ihr keine Anzeichen dafür gegeben, dass er hätte geküsst werden wollen. Und danach verschwindet Hanna einfach aus Gründen, die ich, wie oben gesagt, nicht verstehe.

Alles in allem habe ich die Geschichte aber gern gelesen und vor allem die poetischen Ausflüge haben mir sehr gefallen. Ich hoffe, dieses Feedback kann dir für die Zukunft weiterhelfen.

Liebe Grüße.

Gesamtpunktzahl: 337 (von 382 möglichen Punkten)


Rechtschreibung (60)

Werden die Regeln der Deutschen Rechtschreibung eingehalten? 60 von 60 Punkten (0, 15, 30, 45 oder 60)

Schlüssel:

60 = Weitgehend korrekte Einhaltung der RR

45 = Wenige Fehler, punktuelle Schwächen

30 = Viele Fehler, latent unsichere RS

15 = Sehr viele Fehler, die die Lesbarkeit/den Lesefluss einschränken

0 = Enorm viele Fehler, die die Lesbarkeit deutlich negativ beeinflussen

Grammatik

Wie werden die Regelungen zur Grammatik umgesetzt? 20 von 20 Punkten (0, 5, 10, 15 oder 20)

Schlüssel:

0 = Textverständnis ist durch zahlreiche Grammatikfehler stark eingeschränkt

5 = Grobe Verstöße gegen die Grammatik häufen sich

10 = Verstöße in vielen Bereichen

15 = Einige Verstöße in wenigen Bereichen

20 = Weitgehend korrekte Verwendung der Grammatik

Zeichensetzung

Wie sinnvoll und regelkonform erfolgt die Nutzung von Satzzeichen? 10 von 15 Punkten (0, 5, 10 oder 15)

Schlüssel:

0 = die Nutzung von Satzzeichen folgt kaum einer Regel

5 = Satzzeichen werden seltener richtig verwendet

10 = Satzzeichen werden überdurchschnittlich oft richtig genutzt

15 = Satzzeichen werden meistens/immer richtig eingesetzt

Wortwahl/Vokabular 21 von 26 Punkten

Wie sehr unterstützt das gezeigte Vokabular die Wirkung bzw. die Einzigartigkeit der Geschichte? 6 (0-6)

Tragen Ausdruck und Wortwahl dazu bei, dass die Geschichte gut lesbar ist? 4 (0-6)

Ist die Wortwahl abwechslungsreich? Wenn sie das nicht ist: wie sehr dient das der Geschichte? 5 (0-6)

Ist die Geschichte frei von störenden Wort- oder Satzwiederholungen? 6 (0-8)

Sprachliche, stilistische und rhetorische Mittel 14 von 14 Punkten

Wie sehr gelingt es der Geschichte, Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen? 6 (0-6)

Wie effektiv unterstützen sprachliche Stilmittel (z.B. Metaphern, rhetorische Fragen, Symbole, Alliterationen) die Atmosphäre/die Figurenentwicklung/die Handlung? 8 (0-8)

Idee/Mut 12 von 14 Punkten

Wie originell, kreativ oder einfallsreich ist die Geschichte? 7 (0-8)

Wie mutig ist die Geschichte? 5 (0-6)

Hintergrundwissen/logischer Aufbau 24 von 24 Punkten

Harmonieren die Geschichte und die Welt, in der sie spielt, mit der Art, wie sie erzählt wird? 8 (0-8)

Passt das, was passiert, in die Welt/in die Zeit, in der die Handlung spielt? 8 (0-8)

Wie ausgearbeitet und detailreich ist die Geschichte? 8 (0-8)

Figurenentwicklung 60 von 72 Punkten

Allgemein 38 von 45 Punkten

Sind die Figuren glaubhaft gestaltet? 9 (0-9)

Wie groß ist ihr Wiedererkennungswert? 4 (0-9)

Passen ihre Handlungen zu ihrem Charakter? 9 (0-9)

Sorgt die Figurenkonstellation für Spannung? 7 (0-9)

Wie gut werden alle Hauptfiguren charakterisiert? 9 (0-9)

Protagonist*in/Erzählperspektive 22 von 27 Punkten

Findet eine charakterliche Entwicklung statt? 8 (0-9)

Ist diese nachvollziehbar und lebensnah? 8 (0-9)

Eignet sich die gewählte Erzählform/Erzählperspektive für die Geschichte? 6 (0-9)

Dialoge 34 von 36 Punkten

Dialoge:

Verleihen die Dialoge den Figuren Tiefe? 10 (0-10)

Wie fesselnd und interessant sind sie? 10 (0-10)

Passt die Menge der Dialoge in die Geschichte? 6 (0-8)

Wie sehr treiben sie die Handlung voran? 8 (0-8)

Emotionalität 10 von 14 Punkten

Wie sehr weckt die Geschichte Empathie im Leser? Wie sehr kann dieser mitfühlen? 5 (0-7)

Inwiefern werden Gefühle auch gezeigt, statt nur vorgeschrieben/beschrieben? (werden "show" und "tell" abwechslungsreich, vielfältig bzw. sinnvoll in Bezug auf Gefühle eingesetzt)? 5 (0-7)

Beschreibungen 28 von 28 Punkten

Fügen sich die Beschreibungen sinnvoll in die Geschichte ein? 7 (0-7)

Wie stark fördern sie die Figuren- und Handlungsentwicklung? 7 (0-7)

Wie vielfältig werden Sinneseindrücke eingesetzt? 7 (0-7)

Passt die Menge der Beschreibungen oder sind es zu viele/zu wenige? 7 (0-7)

Spannungsbogen 15 von 20 Punkten

Gibt es einen Spannungsbogen? 7 (0-10)

Wird die Spannung bewusst aufgebaut? 8 (0-10)

Plot/Aufbau/innere Logik der Geschichte 10 von 18 Punkten

Ereignen sich die Geschehnisse in einer schlüssigen Reihenfolge? Gibt es unnötige oder überflüssige Passagen? 4 (0-8)

Ist die Handlung glaubwürdig? 6 (0-10)

Atmosphäre 19 von 21 Punkten

Wird durch den Stil, die Figuren, die Handlungen, die Welt eine Atmosphäre geschaffen? 5 (0-7)

Wirkt die Atmosphäre passend? 7 (0-7)

Regt die Atmosphäre dazu an, sich in der Geschichte zu verlieren? 7 (0-7)

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