Kapitel 16

Eine schreckliche Ahnung kam in Peter hoch.
"Marie!", brüllte er und sprintete los. Julian, der ziemlich hart auf die Nase gefallen war, rappelte sich auf und rannte neben ihm her.
Als sie bei Maries leblosem Körper ankamen, bestätigte sich Peters Verdacht: Eine Kugel hatte sich tief in ihren Hinterkopf gefressen, Blut sickerte heraus. Peter sank neben ihr zu Boden, drehte seine Exfreundin um und bettete ihren Kopf in seinen Schoß. Ihre Haare fielen wie ein Wasserfall über seine Knie. Pechschwarz. Pechmarie.
"Ist- ist sie..?", fragte Julian tonlos. Peter nickte wortlos. Das Gesicht des jungen Polizisten wurde starr vor Schock:"Aber... Das wollte ich doch gar nicht! Ich wollte nicht schießen, ehrlich! Ich bin nur gestolpert und hab dann im Fallen irgendwie aus Versehen den Abzug gedrückt..." Er holte sein Funkgerät heraus und begann mit hysterisch kieksender Stimme irgendetwas hineinzureden.
Peter kniete weiterhin in Schockstarre auf dem Boden und starrte hinunter auf Maries lebloses Gesicht. Seine Augen brannten und in seinen Ohren rauschte es. Warum hatte das passieren müssen? Warum wurde er in letzter Zeit vom Pech verfolgt?
Das schlimmste war, dass es seine Schuld war! Hätte er Julian kein Bein gestellt, hätte dieser nicht auf den Abzug gedrückt und Marie wäre noch am Leben!

Peter hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
Alles, was um ihn herum passierte, bekam er nur durch einen Schleier aus Tränen und Trauer mit. Den einsetzenden Nieselregen. Krankenwagensirenen. Sanitäter, die bedauernd die Köpfe schütteln. Durcheinanderredende Menschen:"tot, ohne Zweifel" - "Flucht" - "...hat sie freigelassen..." - "...verhaftet!" - "Betrug..." - "Lübner!"
Er wurde auf die Füße gezogen und in Handschellen gelegt. Jemand sehr großes - Julian? - schob ihn in die Richtung aus der sie gekommen waren.
Peter ließ sich apathisch abführen. In Gedanken war er immer noch bei Marie. Wie friedlich ihre Leiche ausgesehen hatte...
Sie würde nie wieder weinen, sich nie wieder ärgern, nie mehr Angst haben... Was musste der Tod schön sein!
Ein eisiger Windstoß klatschte Peter den Regen ins Gesicht. "Was mach ich hier eigentlich noch?", dachte er, "Ich hab Marie und Chris umgebracht, jetzt wartet lebenslanges Gefängnis auf mich. Und überhaupt, ein Mörder hat es nicht verdient zu leben! Was zum Geier mach ich hier eigentlich noch?!"
Sie gingen über eine Brücke. Es war kein besonders großes Exemplar, nur ein paar Meter hoch, und führte über ein seichtes Flüsschen. Ein paar Meter sind nicht viel, dachte Peter, aber wenn man im richtigen Winkel aufkommt...
Die Entscheidung war gefallen. Urplötzlich kam leben in Peter. Er rempelte seinen völlig überraschten Bewacher, riss sich los, schwang sich über das Brückengeländer und stürzte kopfüber in den Bach.
Ein dumpfer Aufprall und das knirschen eines brechenden Genicks, dann war alles vorbei.

Zurück blieb ein zutiefst verstörter Julian.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top