80.

Hey meine Lieben, es gibt ein neues Kapitel, ich hoffe es gefällt euch. Viel Spaß! <3

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# Zlatan #

In Gedanken hänge ich noch dem Abschiedskuss von vorhin hinterher, während ich mit den anderen über den Platz laufe, um mich warm zu machen. Zwischen Audrey und mir läuft es endlich wieder besser und das fühlt sich gut an. Ebenso wie die Tatsache, dass sie sich scheinbar in Rekordzeit mit meinen Söhnen angefreundet hat. Max scheint schwer beeindruckt von ihr zu sein, so wie er sie angesehen hat und Vinc fremdelt auch überhaupt nicht, obwohl ich das erwartet hatte. Er ist sonst eher zurückhaltend, aber bei Audrey benimmt er sich so wie ich das von früher kenne. Damals, als ich noch mit Helena zusammen war. Damals war es Standard, dass Max und häufig auch Vinc irgendwelche fadenscheinigen Gründe erfunden haben, um in unserem Bett zu schlafen. Und zwar in der Besucherritze, so wie Vincent das gestern Nacht dann doch noch getan hat. Ich habe es zwar im Halbschlaf mitbekommen, wie er über mich rüber geklettert ist und sich zwischen Audrey und mich gequetscht hat, aber ich habe ihn gewähren lassen. Ich sollte froh darüber sein, dass er ihr so vertraut.

Das Training zieht sich und ich werde immer wieder aus bestimmten Übungseinheiten rausgenommen und muss andere Workouts zu absolvieren, damit vor allem mein Knie sich wieder an die Belastung gewöhnt. Ich weiß, dass ich beim kommenden Spiel am Wochenende wahrscheinlich noch nicht spielen werde, aber immerhin sitze ich wieder auf der Ersatzbank. Doch eigentlich beschäftigt mich im Moment eher die Frage, wie ich den Rest des Tages mit Audrey und den Jungs verbringen werde. Die beiden haben heute am Samstag nur ein paar Stunden Unterricht und auch Audrey muss nicht lange arbeiten. Da morgen das Spiel ansteht und mein Knie wie erwähnt noch nicht hundertprozentig einsatzfähig ist, werde ich ab 13 Uhr Zeit haben und plage mich nun ununterbrochen mit der Frage, was wir unternehmen könnten. Immerhin ist es das erste Wochenende, das Max und Vinc mit uns verbringen. Helena hat mir noch nicht gesagt, wie lange sie nun tatsächlich weg sein würde, die ungestörte Zeit mit meinen Jungs muss ich also nutzen. Die Sorgerechtsgeschichte ist immer noch nicht vom Tisch, obwohl Helena sich aktuell zu dem Thema ausschweigt. Ich wäre prinzipiell bereit es so zu belassen wie es ist, geteiltes Sorgerecht, aber diese Schwachsinnsidee, dass sie das alleinige Sorgerecht haben will, kann sie sich abschminken.

Mit noch nassen Haaren bin ich nach dem Training auf dem Weg zu meinem Auto, als mein Handy klingelt, es ist meine Exfrau.

„Hey, was gibt's?", will ich wissen, jedes Mal, wenn die anruft, überfällt mich das Misstrauen.

„Hallo Zlatan. Wie geht es Max und Vinc? Ist alles in Ordnung?" Was auch immer diese blöde Frage soll.

„Natürlich geht es ihnen gut. Was willst du?" Ich weiß, dass ich nicht sonderlich freundlich klinge, aber wir sind noch lange nicht an dem Punkt, an dem wir normal miteinander umgehen können. Zu viele Wünsche, Träume und Visionen sind mit unserer Trennung zu Bruch gegangen. Nach so vielen Jahren, die wir gemeinsam verbracht haben, steckt man das nicht so weg und ‚steht da drüber'. Vor allem weil ihr neuer Macker ein absoluter Idiot ist und sich als Superpapa aufspielt. Aber das ist ein anderes Thema.

„Naja, weißt du, es hat sich ergeben, dass ich doch länger nicht nach Paris kommen kann, als erwartet. Könnten die beiden noch bei dir bleiben?" Verdutzt bleibe ich stehen und entgegne:

„Sicher, aber nur damit ich es weiß, wie lange planst du denn ‚Urlaub' zu machen?" Meine Frage trieft nur so vor Sarkasmus, weil Helena mir ja erklärt hatte, dass es um einen neuen Modeljob ginge. In meinen Augen sollte sie sich aus der Branche raushalten, irgendwann ist der Zenit halt überschritten.

„Lass das, ich weiß ja schon wie du darüber denkst. Aber das Angebot kann ich nicht ablehnen! Vermutlich zwei bis drei Monate", gibt sie betont ruhig zurück und ich bin platt. Zwei bis drei Monate?! Davon mal abgesehen, dass das bei meinem Job logistisch äußerst kompliziert wird, wie soll ich Audrey das verklickern? Die Rede war von ein paar Tagen, nicht von ein paar Monaten!

„Und du denkst, dass das einfach mal so geht? Wie stellst du dir das vor, Helena? Ich meine, du kannst mich doch nicht so damit überfallen!", pampe ich sie entrüstet an.

„Reg dich ab. Ich weiß. Es tut mir leid, aber ich bitte dich. Es sind doch auch deine Kinder und du wolltest doch mehr Zeit mit ihnen verbringen. Meine Eltern können die beiden gelegentlich mal nehmen, aber permanent kann ich sie nicht bei ihnen lassen, weil mein Vater doch nicht bei so guter Gesundheit ist", ehe sie noch weiter reden kann, unterbreche ich sie:

„Ja, was auch immer. Klar bleiben die beiden bei mir, aber mach so was nicht noch Mal! So was müssen wir vorher planen!"

„Danke. Ich melde mich heute Abend nochmal, ich vermisse meinen beiden Jungs so!" Genervt rolle ich mit den Augen, steige derweil in meinen Wagen.

„Von mir aus. Ich muss jetzt Schluss machen. Bis dann", damit kappe ich die Verbindung und lege mein Handy beiseite. Angespannt starre ich das Lenkrad an. Drei Monte? Audrey killt mich. Seufzend starte ich den Motor und fahre los, um erst meine Söhne und dann Audrey einzusammeln. Ich sollt es ernsthaft in Erwägung ziehen, ihr eins meiner Autos zu überlassen. Dann muss ich nicht mehr ihren Chauffeur spielen, obwohl ich das eigentlich gerne mache. Während der Fahrt beobachte sie immer ein wenig, wie sie still ihre Lippen zu den Songs mitbewegt, von denen sie nur die Hälfte des Textes kennt oder wie sie zu lächeln beginnt, wenn die Sonne ihr ins Gesicht scheint. Außerdem sind unsere Abschiedsküsse im Auto schon so was wie Tradition. Dennoch, unser beider Leben wird ab jetzt anders werden. Noch immer weiß ich nicht, wie ich Audrey verständlich machen soll, dass sie sich nun länger als geplant als Ersatzmutter meiner Jungs versuchen darf. Auf sehr viel Verständnis ihrerseits kann ich nicht hoffen, egal ob sie sich gut mit den beiden versteht. Drei Monate sind eine ganz andere Hausnummer als ein paar Tage.

„Papa, wo warst du denn so lange?", mault Max, während ich ihn anschnalle. Die beiden hatten eine halbe Stunde eher Schluss und mussten jetzt halt warten. Dementsprechend schmollen sie. „Ja, sorry", murmle ich nur, weil mein Handy mir anzeigt, dass auch Audrey schon meckert, weil auch sie sich die Beine in den Bauch steht. Ja toll. Etwas mürrisch setze ich meine Fahrt fort, Audrey zieht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter als sie einsteigt und meint nur: „Hi." Max und Vinc werden jetzt zwar plötzlich wieder gesprächiger und wollen ihr unbedingt irgendwas erzählen, aber sie scheint nicht bei der Sache zu sein.

„Was ist los?", will ich leise wissen, während ich weiterfahre. „Tessa nervt", brummt sie nur und ihre Gesichtszüge verhärten sich. „Wieso?", hake ich nach, sie schnaubt und schüttelt den Kopf. „Nicht hier." Das ist alles, was ich vorerst zu hören bekomme. Fantastisch. Wenn sie so drauf ist, wird sie nachher sicher Freudensprünge machen, wenn ich ihr eröffne, dass Max und Vinc nun wesentlich länger bei uns bleiben werden. „Wo fahren wir überhaupt hin? Ich hab Hunger!", jammert sie irgendwann und ich habe kurz das Bedürfnis aus dem Auto zu springen, weil auch meine Jungs anfangen zu quengeln, sie hätten Hunger. „In den Zoo!", grinse ich und das Geschrei von der Rückbank bestätigt mich in meiner Vermutung, dass die beiden sich darüber freuen. „In den Zoo?", wiederholt Audrey argwöhnisch, ich nicke. „Das ist Tierquälerei", behauptet sie da und sieht mich böse an. „Äh, wie bitte?", gebe ich verwirrt zurück, sie sieht mich noch strenger an und sagt: „Hast du was an den Ohren?" „Sorry, ich wusste nicht, dass du das nicht magst", gebe ich kleinlaut zu. Schade, ich hatte mich auf einen entspannten Nachmittag zwischen Löwen, Giraffen und all den anderen Tieren gefreut, die meine Jungs immer so begeistert begutachten, aber mit Audreys Abneigung habe ich nicht gerechnet. Doch plötzlich beginnt sie zu schmunzeln und entgegnet: „Kleiner Scherz, ich gehe gerne in den Zoo. Aber ganz kritiklos stehe ich dem Konzept dennoch nicht gegenüber. Nichtsdestotrotz könnte ich mich stundenlang da aufhalten!" Dazu beugt sie sich vor und gibt mir einen kleinen Kuss, den meine Söhne mit einem angewiderten Murren kommentieren, was ich ignoriere. Erleichtert lächle ich sie an, Katastrophe abgewendet, zumindest vorerst. Kurz darauf erreichen wir unser Ziel und meinen Jungs kann es nun gar nicht mehr schnell genug gehen, selbst Audrey strahlt übers ganze Gesicht, nachdem sie die Eintrittskarten gekauft hat und wir gemeinsam durch die Tore schreiten.

Während Max und Vinc jubelnd bei der Robbenfütterung zusehen, raune ich Audrey leise ins Ohr: „Kleines, wir müssen was besprechen." Fragend schaut sie hoch, skeptisch schieben sich ihre Augenbrauen zusammen. Seufzend kratze ich mich im Nacken, wobei mein Blick kurz zu meinen Söhnen schwenkt. Es bringt nichts bis heute Abend zu warten, ich werde es ihr jetzt sagen müssen. „Was ist?", fragt sie, in ihrer Stimme kann ich den Argwohn deutlich hören. „Helena hat vorhin angerufen. Sie kommt nicht in den nächsten Tagen zurück. Vinc und Max sollen so lange bei mir bleiben, also bei uns", druckse ich herum, sie legt den Kopf schief und erwidert: „Was genau soll das heißen, Zlatan? Sie kommt nicht in den nächsten Tagen wieder? Wann denn dann?" „In zwei bis drei Monaten", platzt es aus mir heraus, Audreys Mund steht offen und sie wird rot. „Was?!", zischt sie mir zu, „Zwei bis drei Monate?! Das ist jetzt ein Scherz oder?" Vorsichtig sehe ich ihr in die Augen, sie ist aufgebracht, das merkt man. „Nein, das ist kein Scherz. Ich weiß, dass das viel länger ist, als ursprünglich geplant, ich war auch nicht begeistert, dass sie mich damit so überrumpelt, aber so habe ich die beiden wenigstens mal länger um mich. Wir kriegen das schon hin. Die beiden vergöttern dich doch förmlich, sei bitte nicht sauer", versuche ich ihren Wutausbruch zurückzudrängen, an ihren geballten Fäusten merke ich, dass sie sich sehr zusammenreißt. Einen Moment scheint sie entweder die richtigen Worte zu suchen oder die Luft anzuhalten schließlich stößt sie hervor: „Drei Monate? Wie soll das gehen? Zlatan, ich hab nen Job, ich kann nicht rund um die Uhr die Nanny spielen!" „Das sollst du doch gar nicht! Wir überlegen das in Ruhe, wir finden eine Lösung!", entgegne ich schnell, obwohl ich selbst noch keine Ahnung habe, wie das alles gehen soll, weil Audrey prinzipiell Recht hat. Wir sind beide berufstätig, sie hat auch lange Arbeitszeiten. Das wird kein Spaziergang, das ist mir klar. Aber es sind eben auch meine Söhne, ich liebe die beiden unfassbar und vermisse sie jeden Tag, wenn sie nicht bei mir sind. „Ich weiß nicht, ob ich das kann. So von Null auf Hundert ne Familie", murmelt Audrey da, wendet ihr Gesicht ab und wischt sich schnell mit der Hand über die Wangen. Weint sie? Zögernd lege ich meinen Arm um sie, zwinge sie so, mich anzusehen. Tatsächlich glitzern Tränen in ihren Augen. „Ich weiß, dass das nicht leicht ist. Aber es sind meine Jungs, verstehst du?" Sie schweigt, schnieft leise und flüstert dann: „Du verstehst mich nicht." Mit diesen Worten windet sie sich aus meinem Arm und geht ein paar Schritte von mir weg, bleibt unschlüssig stehen, bis sie weitergeht, in Richtung des Geheges des schwarzen Jaguars ‚Aramis'. An diesen erinnere ich mich deshalb so gut, weil er selbst mich beeindruckte, mit seiner Geschmeidigkeit, seinen durchdringenden Augen und seiner in Eleganz gehüllten Aggressivität. Ratlos blicke ich ihr hinterher, sie dreht sich nicht um. Ich bleibe zurück, warte ungeduldig darauf, dass meine Jungs sich von den Robben losreißen können – denn ich muss Audrey noch etwas fragen. Ich muss wissen, was sie meinte, was ich nicht verstehen würde. Obwohl ich bereits eine Vermutung habe, eine, die mein eigenes Herz schwer werden lässt.

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Uff, drei Monate? Kein Wunder, dass Audrey überrumpelt ist und auch keinen Freudentanz aufführt. Habt ihr eine Vermutung, wieso es ihr so schwer fällt? Eigentlich liegt es auf der Hand...

Werden Audrey und Zlatan das hinbekommen, für eine doch recht lange Zeit, eine Familie zu sein? Audrey scheint noch nicht wirklich bereit dafür zu sein...

Wie hat euch das Kapitel gefallen?

Alles Liebe,

eure Florlay <3

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