113.

Huhu meine Süßen, weiter geht's! Weshalb hat Audrey so geschrien? o.O Lest mal schön <3

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# Zlatan #

Gestresst beginne ich zu joggen, folge dem schrillen Schrei, der einfach nicht verklingen will. Sekunden bevor ich Audreys Zimmer erreiche, kehrt schlagartig Stille ein. Abrupt bleibe ich vor der Tür stehen, welche sich öffnet. Tessa steht vor mir. Überrascht sieht sie mich an. „Oh hey, Zlatan", sagt sie, wird rot, wofür ich aber keine Augen habe. Hatte ich noch nie. „Was ist passiert? Wieso hat Audrey so geschrien?", will ich wissen, dränge mich an ihr vorbei und betrete Audreys Zimmer. „Sie scheint schlecht aus der Narkose wach geworden zu sein. Keine Sorge, ich habe ihr etwas zur Beruhigung gegeben", meint Tessa, will dabei wohl selbstbewusst klingen, doch als ich ihr einen strengen Blick zuwerfe, verschwindet ihr überhebliches Lächeln. „Wieso noch mehr Beruhigungsmittel?", hake ich argwöhnisch nach, ich habe dabei seltsamerweise kein gutes Gefühl. „Sie hat um sich geschlagen. Sonst gehen die Nähte wieder auf", erklärt Tessa mir, allerdings jetzt weniger bestimmt. „Aha", knurre ich, wende mich von ihr ab, lasse sie das stehen und gehe zu Audrey.

Sie liegt auf dem Rücken, hat den Kopf zur Seite gedreht und schläft. Zumindest scheint es so. Doch als ich näher hinsehe, bemerke ich, wie ihre Augenlider flattern, sich ihre Augäpfel darunter schnell hin und her bewegen. Man hat ihr neue Verbände an den Händen angelegt, diese Mal sind sie nicht so dick und unförmig. Schweiß steht auf Audreys Stirn. Skeptisch betrachte ich sie, gelegentlich zucken ihre Mundwinkel leicht, als würde sie versuchen etwas zu sagen. Nachdenklich setze ich mich auf den Stuhl neben ihrem Bett, streichle ihr sanft über den Unterarm. „Ach sessa", murmle ich, mein Herz tut weh, wenn sie nicht bei mir ist. Nicht wirklich. Wieder durchfährt eine Regung ihren ganzen Körper, wie ein Schlag. Darüber erschrecke selbst ich, dazu wirft sie den Kopf zwei Mal nach rechts und links, ist extrem unruhig. Was ist hier los? Sollte sie nicht schlafen? Sie hat doch etwas bekommen gegen die Aufregung?

Ein leises Stöhnen dringt an mein Ohr, wieder regt sich Audrey, drückt den Rücken durch und strampelt mit den Beinen. Was hat sie denn? Mein Herzklopfen hat zugenommen, ich fühle mich hilflos und weiß nicht, was ich tun soll. Was geschieht mit ihr? Als eine Träne zwischen ihre geschlossenen Lidern hervorquillt und langsam über ihre Schläfe rinnt, begreife ich es endlich und verfluche mich, dass ich vorhin nicht schneller hier war und es verhindern konnte. Audrey schläft nicht, das Sedativum hat alles nur noch schlimmer gemacht. Audrey selbst hat mir doch erzählt, was damals mit ihr geschah, als sie in der Klinik war, nach ihrem ersten Suizidversuch – als man sie ruhig stellte! Immer und immer wieder, ununterbrochen musste sie die Momente wieder durchleben, in denen sie ihre tote Schwester, ihren erhängten und verstümmelten Vater fand. Laut ihrer Erzählung hatte sie damals das Gefühl, sie verliere ihren Verstand. Weil sie da nicht mehr raus kam. Aus dieser Endlosschleife der Grausamkeit.

Schockiert beobachte ich, wie Audrey ihren Körper mit geschlossenen Augen unnatürlich krümmt, als hätte sie unsägliche Schmerzen, als würde sie schrecklich leiden. Hin- und hergerissen, ob ich sie kurz alleine lassen, ob ich jemanden holen kann, starre ich sie an, traue mich kaum sie zu berühren, weil ich fürchte, dass sie das missverstehen könnte in ihrem Zustand. Aber ich ertrage es nicht länger, reiße mich von diesem furchterregenden Anblick los und eile hinaus. Es soll nur für einen Augenblick sein, so lang schafft Audrey das noch. Niemand hält sich in diesem Flur auf, weshalb ich nach Hilfe suchen muss. Es muss doch eine Möglichkeit geben, die Wirkung des Medikaments aufzuheben oder wenigstens so abzuschwächen, dass Audrey aufwachen kann. Das würde ihr helfen!

Aus dem geplanten Augenblick werden sicher fünfzehn Minuten. Alle scheinen sich vor mir zu verstecken. Dann laufe ich doch eher zufällig Dr. Dardys über den Weg. „Monsieur!", rufe ich aufgeregt, gehe mit großen Schritten auf ihn zu, „Sie müssen helfen!" Verwundert bleibt er stehen. „Was ist denn? Was ist passiert?" „Audrey, sie – sie verträgt das Beruhigungsmittel nicht! Sie müssen das rückgängig machen! Sie darf nicht ruhig gestellt werden! Bitte!", stoße ich hervor, meine Stimme bebt, weil ich so mit mir ringen muss, um überhaupt einen Satz herausbringen zu können. Ich hasse es, wenn ich auf Hilfe angewiesen bin in einer solchen Situation. Wenn es um einen Menschen geht, der mir so viel bedeutet. Ähnlich furchtbar fühlt es sich an, wenn meine Kinder involviert sind. Eben die Menschen auf dieser Welt, die ich liebe. „Was soll das heißen, sie verträgt das Mittel nicht?", hakt der Doc nach, läuft aber schon los und eilt in die Richtung von Audreys Zimmer. Noch zwei weitere Ecken, dann kommt der Flur, denke ich beinahe erleichtert, als mich Audreys Schrei wie aus dem Nichts trifft.

Dieses Mal renne ich sofort los, stürme in ihr Zimmer. Wie von Sinnen schlägt Audrey um sich, auf ihren Verbänden zeigen sich schon neue rote Flecken, dabei brüllt sie so laut, dass ihre Stimme immer wieder bricht und kippt. Man versteht kein einziges Wort, nur der Schmerz, den sie selbst empfinden muss dabei, der überträgt sich auch auf mich. An ihrem Bett beugt sich Tessa über sie. Mit einer Spritze in der Hand. Panisch wehrt Audrey sie ab, kreischt, weint, fleht.

„Nein!", rufe ich so laut ich kann, hetze auf Tessa zu, „Nein! Keine Beruhigungsmittel mehr!" Verwundert dreht sich die junge Ärztin zu mir um, bekommt dabei einen Schlag von Audrey versetzt, die noch immer völlig unkontrolliert wütet und sich die Seele aus dem Leib schreit. Tessa will etwas erwidern, was ich durch den Lärm nicht verstehe. Abwehrend hebe ich eine Hand, als sie sich wieder Audrey widmen will. Mittlerweile stehe ich auf der gegenüberliegenden Seite am Bett, zwinge mich dazu den ohrenbetäubenden Krach auszublenden, weiche geschickt einem schwingenden Arm von Audrey aus, beuge mich zu ihr und schließe dann meine Arme ganz fest um sie.

Sich windend, krümmend und weinend wehrt sie sich, Tessa will sich wieder einmischen, bis ich die Geduld verliere und sie anherrsche: „Verschwinde mit deiner verfluchten Spritze! Hau ab!" Erschrocken weicht sie zurück, starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Hau ab!", brülle ich wieder, während ich Audreys Oberkörper so eng wie möglich an meinen presse, damit sie sich endlich beruhigt. Ihre Augen sind zwar offen, doch sie sieht mich gar nicht, sie ist nicht hier. Sie blickt durch mich hindurch, ist noch halb in dieser Welt gefangen, die ihr solche Angst macht.

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# Audrey #

Immer wieder muss ich es sehen, erleben, fühlen. Immer wieder aufs Neue stürze ich durch die Tür vom Dachboden. Mein Herz setzt aus, als ich Ari und meinen Vater so sehen muss. Tot. Über und über mich Blut besudelt, entstellt. Aufgehängt, mit aufgeschlitzter Kehle. Schreiend sinke ich zu Boden, Tränen rinnen über meine Wangen und mein Herz zerbricht an diesem Schmerz, der mich überrollt. Es bricht für immer.

Ich kann hier nicht raus, will mich verständlich machen, doch mein Körper gehorcht mir nicht. Mein Geist quält mich ununterbrochen mit meinen eigenen, so detaillierten Erinnerungen. Doch dann plötzlich verändert sich etwas. Wieder beginnt alles von vorn. Wieder muss ich den Schlag verkraften, der mir seelisch versetzt wird, als ich sie finde, als ich begreife, dass jede Hilfe zu spät kommt, ich ihnen nicht mehr helfen kann, sie bereits gestorben sind. Ehe ich zu Boden sinke – schließen die beiden mit einem Mal ihre kalten, leeren Augen. Wie gebannt starre ich dorthin, verstehe es nicht, das ist nicht möglich. Dann schlagen sie sie wieder auf, vollkommen synchron. Eiskalte Gänsehaut jagt über meinen sich wie taub anfühlenden Körper hinweg, ich befürchte, ich verliere den Verstand. Da öffnet meine geliebte Schwester ihren Mund und eine heisere, viel zu tiefe Stimme ertönt: „Du wirst die Nächste sein! Du wirst sterben!"

Schreiend, beinah ertrinkend in der Panik und der Angst, der Verzweiflung, flehe ich um Gnade, um Erlösung. Diese Veränderungen der Wahrheit, dessen was wirklich geschehen ist, treiben mich dem entgegen, was ich noch ertragen kann. Das Bild vor meinen Augen verschwimmt, und ich brülle nach Leibeskräften. Ich schreie um mein Leben.

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Oh Gott... Was machen die bloß mit der armen Audrey? o.O

Wenigstens begreift Zlatan, was geschieht und versucht einzugreifen... Audrey ist in diesem Augenblick nicht mehr sie selbst, sie hat einfach nur noch Angst, ist panisch und will, dass es aufhört :(

Wird Zlatan es auch in dieser Ausnahmesituation schaffen, sie zu beruhigen? Wird sein Herzschlag das können?

Wie fandet ihr das Pitel?? Es war ja doch was Schlimmeres als ne Spinne.

Wir hören uns morgen, meine Süßen,

eure Merca aka Floraly <3

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