8 ☾ SIE

Noch bis tief in die Nacht habe ich das Schauspiel dort oben im Himmel betrachtet, die Sternenformationen nach einer Lösung durchgesucht, doch irgendwann hat die Erschöpfung meinen Körper in den Schlaf gezogen. Das ist sicherlich auch gut so. Ich recke und strecke mich ganz weit auf der grünen Wiese, auf der ich nach wie vor alleine bin.

Auch wenn ich nur wenige Menschen bisher gesehen habe, ist es wohl besser, wenn ich mich umziehe und in die Kleidung der Bewohnerin bei Frederik schlüpfe.

Ein Teil nach dem anderem zupfe ich mit Bedacht aus dem Beutel und schaue es mir genau an. Es ist ja nicht so, dass ich so etwas noch nie gesehen habe, aber ich trage so etwas eben eigentlich nicht. Daher kostet es mich einen kleinen üblen Überwindungsmoment, aus meiner kostbaren Robe und hinein in die andere Kleidung zu steigen. Raus aus dem einen, rein in die mehreren anderen. Nun stehe ich da in einer dunklen lockeren Beinbekleidung, die bis zu den Füßen reicht und in einem gelbbräunlichen Shirt, worüber nun noch der Pullover in gleicher Farbe gestülpt wird. Der Stoff ist anders, aber ich gewöhne mich sicherlich daran, wie auch an das schwerere Tragegefühl. Ich streife mir die Schuhe wieder über, die ich auch am gestrigen Tage schon trug. Mein Gewand verstaue ich in den Beutel, der nun immerhin leichter ist. Dabei fällt mir auf, dass ich das Trinkbehältnis auffüllen könnte. Vielleicht entdecke ich ja endlich einen Fluss oder dergleichen.

Durch den kleinen engen Pfad gehe ich wieder von der Wiese runter zurück auf den Weg, von dem ich gestern kam und folge dem Weg, den ich gestern schon nehmen wollte.

Wie aufregend! Mit der Zeit sehe ich immer mehr Menschen. Sie gehen alle in die gleiche Richtung. Ich lasse mich nicht davon beirren, dass sie mich, trotz dessen ich mich wie ihresgleichen gekleidet habe, dermaßen unhöflich anstarren. Irgendjemand wird mir hoffentlich helfen können. So viele wie hier auf einmal die gleiche Richtung einschlagen, könnte es eine Art Basar geben. Da schlendere ich doch einfach mal hinterher.

Töne aus Gelb, Braun und einem komischen Rot in einer zackigen Reihe verraten mir, dass wir angekommen sind. Diese Menschen hier kennen wohl nicht die Pracht der Farben. Aber sie können ganz schön jubeln. Neugierig versuche ich mich durchzuschlängeln, um endlich herauszufinden, was hier vor sich geht. Als ich es endlich schaffe, einen Blick auf das Zentrum zu erhaschen, bereue ich es sofort. Was soll das denn?

Ein Eimer, Füße, ein Mann. Ich muss das erst einmal begreifen.

Was rufen die? Sie wollen auch? Geht es hier echt um Füße waschen?!

Mein Blick huscht weiter nach rechts. Weitere Stände. Irgendwelche Kleinigkeiten stehen da zum Verkauf. Ich habe kaum etwas zum Tausch. Aber vielleicht können sie mir helfen. So bewege ich mich langsam durch diese komische Menge hinzu diesen anderen Ständen.

»Reittit Mui yun pihwit?«, frage ich unvermittelt und unbeirrt meiner komischen Sprache, von der ich selbst nicht weiß, warum sie da ist.

»Was willst du?«, ist die Antwort dieser Frau mir gegenüber, die ich ansprach, aber auch direkt wegguckt.

Na toll. Was soll ich denn nur machen? So wird mir niemand helfen. Zuversichtlich – was bleibt mir anderes übrig? – gehe ich auf die nächste Person zu, die in der Nähe des Standes steht, doch die dreht sich schon vorher weg. Ob der Mann es schon mitbekommen hat? Ich muss wieder an die Lehre mit der Kokosnuss denken. Das bringt mir jedoch nichts.

Ich schaue mich um. Es ist, als hätten die Leute um mich herum es mitbekommen. Sie wenden sich von mir ab, bevor ich überhaupt Augenkontakt herstellen kann. Als würde ich sie sonst beschwören oder so. Warum geben sie mir nicht mal eine Chance?

Es ist zum Verzweifeln. Schlimmer, als wenn jemand das Springen verlernt hat.

Ich fasse noch einmal meinen Mut zusammen und drehe mich noch einmal im Kreis, um zu schauen, ob jemand sich nicht gleich abwendet.

Mein Herz, ... es fühlt sich an, als würde es stehen bleiben. Nur um kurz darauf so doll zu schlagen, dass ich nichts anderes mehr hören kann. Alles ist still. Für mich. Ich sehe nur sie. Wie sie sich dort herumschleichend umschauen. Mein Magen zieht sich zusammen. Was soll ich tun? Auch wenn sie noch ein gutes Stück weg sind, ich bin mir sicher, dass sie es sind. Sie dürfen mich nicht sehen. Doch wo ist der Dritte? Ich sehe nur zwei von ihnen? Panisch lasse ich meine Augen den Platz absuchen. Sie dürfen mich nicht wieder bekommen!

Plötzlich schnappt jemand meine Hand. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top