13
Der Ugor brach in schallendes Gelächter aus. "Du? Mich töten? Guter Witz."
Ohoh. Lianas Miene wurde zu Stein und sie knurrte auf, ehe sie in einer geschmeidigen Bewegung ihren Dolch zog.
Der Ugor sprang ein paar Schritte zurück und ließ das Schrottteil in seiner Hand sinken. "Wowowo", bremste in seiner quakigen Stimme. "Du meinst es also ernst?"
Ihr grimmiger Blick war ihm anscheinend Antwort genug.
"Wieso..." Weiter kam er nicht, weil in dem Moment Lianas Dolch eine Haaresbreit an seinem Tentakelgesicht vorbei zischte. Sein Fett schwabbelte, als er zurückwich.
Sie hielt ihm die Spitze des Dolches an die Kehle.
Er ließ den Schrott fallen und sprang in sein Schiff, das kurz darauf mit Hyperantrieb davonflog.
Liana grinste zufrieden und schob den Dolch wieder in ihren Gürtel ihrer zu weiten Hose und verbarg ihn unter ihrem weiten Mantel. Sie bückte sich nach der zentralen Mechanik des Droiden. Vielleicht könnte sie noch mehr Teile bergen und ihn wieder zusammen bauen. Bis zur Dämmerung suchte sie nach weiteren Teilen und fand tatsächlich die meisten wieder, aber sie waren verkohlt und teilweise verbeult. Liana suchte sich schnell einen Unterschlupf. Diesmal war es nur noch eine Wand, die stand, aber in den Überresten des Hauses fanden sich eine halbwegs intakte Couch und eine Decke, mit der sie die heraus springenden Federn abdecken konnte.
Sie entfachte mit dem Sperrholz ein Feuer und setzen sich auf die Couch. Sie holte ihr Proviant heraus und knabberte ein bisschen am Brot, bevor sie es wieder wegpackte und sich hinlegte.
Dann nahm sie sich Zettel und Stift und skizzierte ihren Plan. Sie wollte Bonnie so genau wie möglich rekonstruieren. Bis in die Nacht schabte ihr Stift im Schein des Feuers übers Blatt.
Am nächsten Morgen wachte sie früh auf und nutze den Sonnenschein, um zu tüfteln. Ihr Glück war, dass die meisten Teile noch ganz waren und sie keine neuen Kabel und Stromkreise legen musste, denn so technisch versiert war sie auch wieder nicht. In den Trümmern fand sie reichlich Ersatzteile. Überraschenderweise fand sie auch die Überreste von anderen Droiden, die der Schrottsammler unangetastet liegen gelassen hatte. Sie baute ein neues Teil ein, eine neue Recheneinheit aus einem anderen Modell. Sie fand eine fast noch intakte Docking-Station. Sie konstruierte den neuen Roboter so, dass er an der Docking-Station aufladen konnte. Gerade, als sie die Front-Verschalung installieren wollte, fiel ihr auf, dass die Verschalung im Schiff des Schrottsammlers geblieben war, als er in Windeseile davongestürmt war. Also musste sie improvisieren. Aber mit den Teilen, die überall herumlagen, war das nicht allzu schwierig.
Am Ende entstand ein neuartiger Droide, ein Modell etwas größer als ein Mausdroide mit einem halbrunden Aufsatz. Darunter waren Düsen, mit denen er über den Boden schweben sollte. In der Theorie.
Liana wischte sich über ihre schwitzige Stirn und betrachtete ihr Werk. Die Stirn hatte sie kritisch in Falten gelegt, während sie alles mit den Augen überprüfte. Ihr Finger schwebte über der EIN-Taste, die ihn zum Leben erwecken sollte. Hoffentlich funktionierte es!
Sie schaltete ihn ein und die Lämpchen von Bonnie 2.0 schalteten sich ein. Er summte und piepte und schwebte ein Stück herum, bevor er sich Liana zuwandte.
Er fing an, aufgeregt zu zwitschern.
Liana lächelte. "Ich freue mich auch, dich zu sehen, Bonnie."
Bonnie piepste zustimmend und flog einmal im Kreis.
"Wir haben jetzt ein ganzes Abenteuer vor uns", seufzte Liana und lächelte schwach.
Bonnie piepste erstaunt.
"Es ist viel passiert", murmelte Liana nachdenklich.
Auf einmal ertönte ein lautes Zischen und Surren und es flogen ein paar blaue Funken, dann gingen Bonnies Lichter aus und das Summen verstummte.
Liana stöhnte genervt auf. Wahrscheinlich hatte sie etwas falsch verkabelt.
Dann müsste sie ihn nochmal demontieren und neu zusammenbauen. Aber dazu hatte sie jetzt keinen Nerv. Nachdem sie jetzt einen Tag geruht hatte, wollte sie endlich ihren Weg fortsetzen. Möglicherweise ergab sich auf ihrer Reise noch eine andere Möglichkeit, um an dem Droiden herumzuwerkeln. Also packte sie die großen Metall- und Plastikteile in ihren Rucksack.
Es war inzwischen Mittag und die Sonne stand beinah im Zenit. Liana schnappte sich ihre Sachen, die sie brauchen würde, und verschwand flugs im dichten Wald.
Da sie keinen weiteren Bachlauf fand, machte sie am Abend an einer etwas abseits stehenden Buche Rast.
Noch bevor die Dunkelheit hereinbrach, brachte sie ein Feuer in Gang. Im Nachhinein war das vielleicht keine so gute Idee gewesen, da sie die freie Fläche auch im Dunkeln gut einsehen konnte, also vermutete sie, dass ihr Feuer ebenso weithin sichtbar war. Sie konnte nur hoffen, dass ihr das nicht zum Verhängnis wurde, denn zum Weiterziehen war sie zu müde. Je länger Liana auf Wanderschaft war, desto entspannter wurde sie. Sie gönnte sich sogar ein paar Stunden Schlaf, auch weil sie so müde war.
Bevor die Sonne aufging, nahm Liana aus den Augenwinkel mehrere Silhouetten wahr, die an den Bäumen entlang huschten und sich ihrem Rastplatz näherten.
Nervös packte sie ihren Dolch fester und erhob sich langsam, wobei sie die Fremden nicht aus den Augen ließ.
Als sie näherkamen, konnte Liana ihr Aussehen besser ausmachen. Es waren allesamt Nagai, zwei Männer und eine Frau. Alle trugen lange, fast bodenlange Mäntel in dunklen Farben. Keiner von ihnen hatte seine Waffe gezogen oder wirkte anderweitig angriffslustig, also senkte sie ihrem Dolch ebenfalls.
Sobald sie in Hörweite waren, hob die erste Person beschwichtigend die Hände. Es war ein älterer Mann und seine Augen glänzten freundlich. "Wir wollen dir nichts tun. Wir wohnen am Fuße des Berges dort drüben", er gestikulierte in die Richtung und sein Lächeln glänzte golden, wahrscheinlich alles Kronen oder Implantate, "und wir haben dein Feuer gesehen. Wir dachten, dass du vielleicht Hilfe brauchst..." Seine Stimme brach ab.
Liana schüttelte heftig mit dem Kopf. "Ich komm' schon klar", meinte sie mit zusammengekniffenen Augen und hob die Hand an die Stirn, um ihre Sicht gegen die Sonne abzuschirmen. Sie überlegte kurz und runzelte kritisch die Stirn, während sie in die Ferne starrte. "Allerdings bräuchte ich eine Unterkunft. Sie können mir da nicht zufällig helfen?"
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top