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Kuschelnd und in Löffelchenstellung genoss Yoonji die Nähe zu ihrem festen Freund. Es tat ihr gut, ihn so nahe bei sich zu wissen, gerade nachdem sie so emotional geworden waren und sie ihn die letzte Zeit im Krankenhaus nicht körperlich bei sich haben konnte.

Es hatte sie berührt, was der Ältere gesagt hatte, und immer wieder lief es ihr durch den Kopf, ließ sie nicht schlafen, da die Ausschüttung von Oxytocin ihren ‚Schmetterlingen' viel zu viel Energie übermittelte.

Jungkook hingegen, der den großen Löffel übernahm, schlief schon tief. Dabei hatte er sie fest im Griff, wobei ein Arm unter ihrem Kopf lag und der andere von der Taille aus zwischen ihrer Brust nach oben zur Schulter ging.

Also kurz gesagt, sie fühlte sich sicher und geborgen. Doch leider drückte ihre Blase und ein Blick auf die Uhr, die inzwischen 2:37 Uhr anzeigte, sagte ihr, dass sie es nicht schaffen würde, noch bis morgen Früh zu warten.

Sich langsam bewegend, auch wenn sie absolut nicht das warme Bett verlassen wollte, versuchte sie den Griff des Älteren zu lösen, der daraufhin nur fester wurde. Er wollte sie definitiv nicht gehen lassen.

„Koo. Ich muss auf Klo." – den Schwarzhaarigen anstupsend, bekam sie nur ein Grummeln. – „Ich muss wirklich dringend." – flehend versuchte die Blauhaarige ihn wach zu bekommen, was so Semi-gut funktionierte.

Nach dem wiederholten Mal anstupsend regte sich der Größere und ließ sie frei.

„Beeil dich aber." – es war nur ein Grummel und leise kichernd drückte die Kleinere ihm einen Kuss auf die Nasenspitze und Lippen.

„Ich beeile mich."

Schnell aus dem warmen, großen Bett krabbelnd, zuckte sie leicht zusammen, als ihre Füße den verhältnismäßig kalten Boden berührten, ehe sie in das angrenzende Badezimmer huschte. Dort angekommen tastete sie nach dem Lichtschalter, der nach einem kurzen Klicken den Raum vollkommen beleuchtete.

Mit nun zusammengekniffenen Augen tastete sie sich voran und klappte den Klodeckel nach oben, bevor sie sich daran machte, die Unterwäsche auszuziehen. Sie schlief nun wieder nur in einem großen Shirt, was sie von Jungkook gestohlen hatte und einer Boxershort, die ebenfalls gestohlen war.

Sie hatte für die Jüngste den Vorteil, dass die locker saß und an ihrem Intimbereich nicht so schnell einschneiden würde.

Sich nun fertig ausgezogen auf die Klobrille setzend, begann das Gedankenspiel, wobei sie krampfhaft versuchte, ihren Unterleib zu entspannen. Sie wusste, dass es noch etwas wehtun würde, wenn sie pullerte, doch war es bei weitem nicht so schlimm wie direkt nach der Operation. Ihr Gehirn jedoch sorgte bei ihr jedes Mal aufs Neue für die Angst, es könnte wieder genauso schmerzen, wodurch sie sich absolut nicht entspannen und somit erleichtern konnte.

Angestrengt atmend geschah minutenlang nichts, bis ein leises Tröpfeln erklang und es nach und nach mehr wurde. Es war anstrengen und sie seufzte erleichtert auf, als sie das Gefühl hatte, fertig zu sein. Nun würde der richtig schmerzhafte Teil beginnen. Sie musste es abwischen.

Das Klopapier nehmend, was glücklicherweise weicher war als das im Krankenhaus, tupfte sie behutsam alles im Intimbereich ab. Ab und zu durchfuhr die Blauhaarige ein Stechen, was bis in ihren Bauch hochzog.

Leise fluchend versuchte sie sich zu beeilen, was eigentlich nicht vorteilhaft war. Doch lieber hatte sie kurze, starke Schmerzen als lange und weniger starke.

Erleichtert die Boxershort wieder anziehend, drückte sie auf die Spülung und begann direkt im Anschluss damit, sich die Hände mit warmem, fast schon heißem Wasser zu waschen. Dabei hatte sie genug Zeit, ihr eigenes Spiegelbild zu begutachten.

Die blauen Haare standen von ihrem Kopf ab und begannen sich teilweise in kleinen Löckchen zu kräuseln. Ihr blasses Gesicht hatte eine leicht rötliche Farbe an der Stelle, wo sie auf dem Arm des Älteren gelegen hatte. Ansonsten strahlten ihre Augen nur unendliche Müdigkeit aus. Sie konnte jedoch partout nicht schlafen.

Seufzend das Wasser ausdrehend, trocknete sie die Hände ab und verließ das Bad. Anstatt jedoch zu Jungkook zurück zu kriechen, der schon fast wieder schlief und sich in dessen Arme zu kuscheln, verließ sie unbemerkt das Zimmer.

Den dunklen Flur entlangtastend lief Yoonji in Richtung Küche, wo sie sich auch nur blind orientierte. Zu groß war die Angst, jemanden wecken und nerven zu können.

Anhand der Schubladen begann die Blauhaarige abzuzählen, wo die Gläser sich befinden müssten, die Hejoon über den Tag verteil immer wieder herausgeholt hatte, in der Hoffnung, ihr Gast würde was trinken.

Durch ein leises Klirren, als sie den Schrank öffnete und hineinfasste, war sie sich sicher, das Richtige gefunden zu haben, sodass sie sich eines der begehrten Objekte nahm.

Mit dem recht guten Glas bewaffnet lief sie zum Waschbecken, wo sie sich direkt etwas Wasser nahm. Sie hatte den Tag über definitiv zu wenig getrunken und das machte sich so langsam durch Kopfschmerzen und mit dem dunklen Urin bemerkbar.

Gerade als die Teenagerin sich das Glas an den Mund führen wollte, wurde die Küchenlampe eingeschalten, wodurch ihr das Glas vor Schreck aus der Hand rutschte und auf dem Boden in unendlich kleine Teile zersprang.

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Noch immer geschockt rührte sich die Blauhaarige nicht vom Fleck und auch das warme, klebrige Blut an ihrem Fußknöchel interessierte sie nicht.

„Yoonji!" – die Frau rannte auf die 16 Jährige zu, sofern man es so nennen konnte und versuchte die Scherben so gut es ging grob zu beseitigen. – „Es tut mir leid, bist du verletzt?" – Hejoon versuchte irgendetwas aus dem Mädchen herauszubekommen, irgendeine Regung zu erhalten, doch stand diese noch immer nur stumm da. – „Ich dachte, mein Junge kann wieder nicht schlafen. Deswegen bin ich gekommen, ich wollte dich nicht erschrecken."

Immer weiter redete die Frau und versuchte sich zu entschuldigen, wurde jedoch von der Jüngsten letztendlich unterbrochen. – „Mir tut es leid. Das Glas ist kaputt."

„Egal, Hauptsache dir geht es gut."

„Ja, geht es" – einen Schritt nach hinten machend, über den Scherbenhaufen drüber, stand sie nun teilnahmslos da und sah Hejoon dabei zu, wie sie das Chaos beseitigte und die Scherben in den Müll schmiss.

„Wenn du noch Durst hast.." – die Ältere griff zu einer Flasche, die auf der Theke stand. – „..dann nimm bitte die. Die kannst du auch mitnehmen und wenn mein Kookie Durst hat, dann könnt ihr sie euch auch teilen."

„Danke." – noch leicht überrumpelt, dass so viel und vor allem lieb mit ihr gesprochen wurde, nahm sie die Plastikwasserflasche an sich.

Nachdem wieder bedrückende Stille einkehrte, drehte sich die Blauhaarige um. – „Ich geh dann mal wieder. Gute Nacht."

„Yoonji?" – noch bevor das Mädchen ganz verschwunden war, rief die ältere Frau noch einmal nach ihr. – „Ich weiß nicht, wie du dich hier fühlst. Aber ich möchte wirklich, dass es dir hier gut geht. Du musst wissen, du bist die erste Beziehung, die Jeongguk uns überhaupt vorstellt. Also sind wir so unerfahren, wie es eben nur geht. Ich hoffe, du nimmst uns Fehler nicht böse und verlässt ihn dadurch nicht."

Etwas überrumpelt blinzelte die 16 Jährige ein paarmal. Sie hatte erwartete, dass die Frau ihr gleich eine Ansage machen würde. Dass sie ja nicht in Jungkooks Nähe sein und sich von ihm trennen sollte. Doch stattdessen flehte Hejoon sie an, bei dem Schwarzhaarigen zu bleiben, da sie offensichtlich die erste Person war, mit der er es ernst meinte.

„Keine Sorge. Ich war nur noch nicht so oft bei jemand anderen zu Hause." – sich höflich verbeugend, was eigentlich nicht notwendig war, lächelte sie das erste Mal die Mutter an. – „Gute Nacht." – sich auf der Stelle umdrehend lief die Teenagerin in das Zimmer ihres festen Freundes, wobei ein Dauergrinsen auf ihrem Gesicht klebte. Sie konnte es nicht verhindern, einen gewissen Stolz, eine Genugtuung und das verliebte Kribbeln in sich zu spüren. Der Fakt, dass sie in dieser Hinsicht die erste war, obwohl er laut Hoseok und Jin viele One-Night-Stands hatte, gab ihr eine Bestätigung, die sie so nicht erwartet hatte. Es war ein großer Liebesbeweis. Denn jedes Mal, wenn man seinen festen Freund oder feste Freundin den Eltern vorstellte, meinte man es ernst. Die Person wurde dann irgendwie in die Familie integriert und es zeigte ihr, dass er sich nicht einfach von ihr trennen würde, egal was kommen mag. 

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<3

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