Nur für Ehrliche
Alte, klapprige Stände verteilen sich auf den Markplatz, auf dem sich die Bewohner des Stadtrandes Tummeln, nur um die Lebensmittel zu bekommen, die man in den einzelnen Ringen nicht verkauft hat. Die Verkäufer an ihren Ständen versuchen die alten Waren noch best möglich mit ihren Rufen gut zu reden, um die hohen Preise zu rechtfertigen. Stadtschreier rufen die neuesten Nachrichten über den Markt, darunter Lucifers beide Morde, und versuchen ihre Zeitungen zu verkaufen.
Auch rennen wieder die Straßenkinder zwischen den Menschen und Ständen hindurch um beklauen alles und jeden, der nur einen Moment nicht aufpasst. So wurden auch Lucifer schon fast von einem Jungen beklaut, der vielleicht gerade einmal zehn gewesen sein könnte, er konnte es jedoch noch einmal abwenden, in dem er rechtzeitig einen Schritt zur Seite gemacht hat und den Jungen in die Augen blickte, als dieser wütend weggerannt ist.
Immer wieder kauft sich Lucifer ein paar Kleinigkeiten von den Lebensmitteln der Stände, sofern die Nahrungsmittel noch genießbar aussehen. Fische haben schon begonnen gammlig zu riechen, Äpfel hatten schon braune Kuhlen und Fleisch mit grünlichem Schimmer sind keine Seltenheit dabei.
In Lucifers Augen sticht jedoch keiner der Stände oder Waren, sondern eine Frau, die sich lauthals beschwert: „Wieso wollen sie mein Geld nicht nehmen!" Die Frau trägt alte schwarze Sneaker, aus denen die schmutzig weißen Socken heraus ragen. Ihr dunkler, dicker Kapuzenmantel verdeckt ihre kurze Hose, weshalb ihre schmalen Beine frei liegen. Gräuliches Haar, welches stark verfilzt ist, fällt aus der Kapuze heraus, welches Lucifer schon von der Seite erkennt, während er sich nähert.
„Ich nehme kein gestohlenes Geld an!" brüllt die ältere Frau hinter dem Stand. „Woher willst du alte Schachtel bitte wissen, das dies gestohlen ist?! Dieses Geld habe ich mir ehrlich verdient." „So wie du aussiehst kannst du das jedem erzählen!"
Entspannt nähert sich Lucifer den beiden, stellt sich dazu und begutachtet die Äpfel des Standes in Ruhe, als die grauhaarige Frau knurrend brüllt: „Ich Arbeite hart in den Fabriken damit ich für mich und mein Familie etwas zu Essen bekomme!" „Zieh ab oder ich rufe die Wachen!"
Wie ausgewechselt wendet sich die ältere Frau hinter dem Stand an Lucifer: „Was darf es sein, der Herr?" „Ich würde gerne Zehn Äpfel kaufen, jedoch bin ich gerade knapp bei Kasse." ist er freundlich beim Lügen. „Das macht nichts. Heute sind die Äpfel sowieso nur zum halben Preis." „Da bin ich ja froh!" lacht Lucifer und beobachtet die Frau neben ihm aus dem Augenwinkel heraus, als dies auf der stelle mit einem tiefen Knurren kehrt macht und abzieht, jedoch nicht ohne beim gehen von Lucifer etwas Geld aus der Tasche zu ziehen.
Mit einem warnenden Blick an die Verkäuferin, bringt er sie dazu nichts zu sagen, während Lucifer den vollen Preis aus der Tasche holt, bis die grauhaarige Frau aus ihrer Hörweite ist. „Warum haben sie dies zugelassen?" „Ich hole mir mein Geld schon zurück. Ich will bloß kein Stress hier verursachen." Lucifer gibt der Frau ihr Geld, welche nur verwirrt auf die Münzen blickt. „Dies ist der volle Preis. Ich dachte sie haben derzeit nicht viel?" „Wieso darf ich nicht Lügen, wenn sie schon Lügen nur um die Frau von eben aufzuregen?" Er nimmt sich seien bezahlten Äpfel und steckt sie sich in den Rucksack zu den anderen gekauften Sachen.
Ohne Fassung blickt die Frau hinter Lucifer her, der in den Menschen verschwindet.
Gezielt bewegt sich Lucifer durch die engen dunklen Gassen, bis er einen geeigneten Ort entdeckt hat. Die Scheiben des kleinen Gebäudes sind im unteren Stock noch alle unbeschadet, anders als die der oberen ersten Etage. Jedoch sind alle im inneren von Brettern zugenagelt. In der Tür fehlt das Schloss, welches man nur bemerkt, wenn man genauestens hinblickt.
Vorsichtig öffnet Lucifer die Tür um das Gebäude zu betreten. Im inneren splittert das Holz am Boden und der Decke deutlichst. Der Boden knarrt unter jedem seiner Schritte mit den Stiefeln. Beim Vorbeigehen von zwei Räumen blickt Lucifer kurz hinein, nur um mehrere alte Matratzen mit durchlöcherten Decken oder Couchen, bei denen die Federn heraus ragen, vorzufinden. Seine Augen richten sich schnell in Richtung der Treppe zur nächsten Etage, von der aus ein paar Schritte herab ertönen.
Mit einem Lächeln empfängt er die grauhaarige Frau, die zuvor am selben Stand wie er war, jedoch bekommt er nur einen verwirrten und gleichzeitig verärgerten Blick unter ihrer Kapuze, welche sie noch immer aufgesetzt hat. „Wie hast du mich hier gefunden!" knurrt sie ihn an.
„Mir war klar, das du kein eigenes Zuhause hast. Auch würdest du dich nicht so weit aus deinem Gebiet verzeihen, also musste ich nur nach dem geeigneten Versteck suchen." lächelt er Unschuldig. Die restlichen Stufen stapft sie noch herab, um sich ihm drohend zu nähern. Dabei funkeln ihre blutroten Augen in ihrem schmalen Gesicht. „Verschwinde einfach und komm nicht wieder!" „So erhoffst du dir also deine Probleme zu lösen?" klingt er interessiert. „Du bist gerade das einzige Problem das ich habe! Und jetzt verschwinde, bevor ich völlig ausraste und dich töte!"
Mit einem leisen schelmischen Lachen nimmt Lucifer den Rucksack vom Rücken und wirft ihn der Frau vor die Füße.
„Das und das Geld, das du mir geklaut hast, kannst du behalten. Ich hoffe du kannst davon dein Rudel für ein paar Tage ernähren." An ihrer plötzlichen starren Haltung erkennt Lucifer direkt, das er ihr auf dem Schwanz getreten hat, auch wenn sich die Frau schnell fängt. „Du meinst wohl meine Familie?" versucht sie zu Lachen, als hätte Lucifer ein Scherz gemacht.
Zeitgleich wird die Tür hinter Lucifer geöffnet und sofort kommen die kindlichen Rufe: „Boss! Wir haben heute gute...! Geschockt blicken die Kinder auf Lucifer und dann zu der Frau. „Euer Bruder ist gerade nicht da." kommt es hektisch von der Frau, wodurch Lucifer beginnt Laut zu lachen und zu beugen. „Du versuchst wirklich alles, um eurer Identität zu Schützen!" Bei einem Plötzlichen durchstechend kalten Blick auf die Frau, vernichtet er ihre Verteidigung mit nur einem einzigen Wort, das er leise aber deutlich ausspricht: „Lupo"
Blicke voller Angst richten sich auf Lucifer und stille durchfährt die Anwesenden. Sekunden vergehen, in denen keiner etwas sagt, bis sich die Frau ihm gegenüber fasst. „Woher..." „Ich das weis?" beendet Lucifer den Satz für sie und wendet sich den gehen zu. „Ich hatte schon mit einigen Rassen zu tun. Jedoch seit ihr alle in Gefahr." In Lucifer Stimme sind die Bedenken klar herauszuhören. „Du wirst mir meine Worte vermutlich eh nicht abkaufen."
Im Vorbeigehen an den Kindern, welche alte Kapuzenjacken und -Pullover tragen, streicht er ihnen mit einem Lächeln leicht über den Kopf und wendet seine wieder lachenden Worte an die Frau. „Außerdem knurrst du zu sehr wie ein Wolf."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top