Kapitel 8: Deutschland
Voller Erwartung sitze ich auf dem Beifahrersitz meiner Mama. Ich habe sie gebeten mich abzuholen und zu Jans Wohnung zu fahren. Zu mir selbst kann ich später immer noch fahren. Mein Knie wippt die ganze Zeit auf und ab.
„Tim. Beruhige dich. Es wird schon alles gut werden.", versucht mich meine Mama zu beruhigen. „Da bin ich mir nicht so sicher.", antworte ich. „Warum?", fragt sie, während wir an einer roten Ampel halten. „Weil Jan nur drei Punkte geantwortet hat, was zwar alles sagt, aber auch bedeuten kann das er weiterfliegt.", erkläre ich. Mein Blick gleitet kurz zu ihr, weshalb ich ihr leichtes Lächeln sehe.
„Du machst dir zu viele Gedanken.", meint Mama nur. „Nein mache ich nicht! Ich habe Jan verletzt! Zu tiefst verletzt! Dass ich mir Gedanken darüber und über Jan mache ist nur gerechtfertigt! Er ist immer noch verletzt, Mama. Außerdem hat er mir in seinem Brief geschrieben, dass er noch nicht bereit ist sich mit mir zu treffen. Ich habe allen Grund dazu mir Gedanken zu machen!", beteure ich. Mama seufzt und hält an.
„Du kannst es jetzt herausfinden.", meint sie und dreht sich zu mir. „Wartest du hier?", frage ich sie. „Wenn du in 20 Minuten nicht wieder unten bist fahr ich los, okay?", schlägt Mama vor. Ich nicke lächelnd und nehme meinen Rucksack, um dann in das Mehrfamilienhaus zu verschwinden.
Die ganzen Treppenstufen lege ich in einem relativ schnellen Tempo zurück. Oben angekommen stecke ich meinen Schlüssel ins Schloss und drehe ihn zur Seite. Die Tür springt nicht auf, weshalb ich ihn nochmal zur Seite drehe. Ich habe gerade ein Déja-vu. Und gar keine Lust darauf! Langsam öffne ich die Tür und trete ein. Die Wohnung liegt wieder still vor mir. Nein. Bitte nicht.
„Jan? Jan bist du da?", rufe ich in die Stille hinein. Keine Antwort. Weder von Jan, noch von Gisela. Schnell stelle ich meinen Rucksack auf den Boden und durchsuche schnell die Wohnung. Nichts. Nirgends ist Jan. Er ist entweder einkaufen oder weitergereist. Gerade stehe ich im Wohnzimmer, als ein Zettel auf Jans Wohnzimmertisch mir ins Auge springt. Schnell hebe ich ihn auf und lese ihn mir durch.
Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid, aber ich kann noch nicht. Ich wollte in Deutschland bleiben. Wirklich! Aber ich... ich konnte nicht. Bitte versteh mich. Die Worte... auch wenn du mir mit deiner Nachricht das Gegenteil gezeigt hast... ich bin nicht bereit. Aber bereiter als vorher. Ich verspreche dir es wird nicht mehr lange dauern. Das heißt, wenn du mir jetzt noch folgst. Deine Nachricht klang so, als würdest du gleich aufgeben wollen. Ich bitte dich die nicht zu tun, weil ich langsam daran glaube das du wirklich nur aus Schock gehandelt hast. Hier ist das nächste Rätsel:
15 Jahre Gefängnis für zerknüllen, drauftreten, zerreißen, werfen oder respektloses Behandeln von Zahlungsmitteln.
Hoffentlich bis zu nächsten Brief.
Seufzend lasse ich mich auf das Sofa nieder. Jan ist wirklich weitergeflogen. „Jan? Jan bist du da?", höre ich plötzlich eine weibliche Stimme aus dem Flur. Schnell stehe ich auf und laufe in Richtung der Stimme.
„Wer bist du denn?", frage ich sie, als ich bei ihr angekommen bin. „Ich bin Angelina und Jans Nachbarin. Was machst du denn hier Tim?", fragt sie mich. Mein Blick gleitet einmal über sie. Mittelgroß, rote Haare und dadurch das sie meinen Namen kennt, vermute ich mal Fan von Jan und mir.
„Ähm. Ich warte auf Jan.", versuche ich eine Ausrede zu finden. „Der ist doch gestern wieder abgereist.", sagt Angelina mit hochgezogener Augenbraue. Ich seufze und sage: „Okay ich suche Jan und finde ihn nicht. Weißt du zufällig, wo Jan hinwollte?" „Ne, sorry. Hast du irgendeinen Tipp oder so?", fragt sie mich. Ich nicke und reiche ihr den Brief.
„Ließ bitte nur das Rätsel.", sage ich noch schnell. Angelina nickt und liest schnell das Rätsel. Danach lässt sie das Papier sinken und ruft fröhlich: „Befragen wir Tante Google!" Ich muss leicht über diese Fröhlichkeit lächeln und beobachte sie dabei, wie sie ihr Handy hervorholt und etwas darauf rum tippt.
„Aha. Thailand.", sagt sie und hält mir ihren Handybildschirm hin. Tatsächlich steht auf ihrem Bildschirm Thailand und drüber sieht man die Flagge, während man drunter einen Artikel sieht, wo einige Wörter dick geschrieben sind.
„Kannst du kurz nach der Hauptstadt von Thailand googeln?", frage ich sie. Angelina dreht ihr Handy wieder zu sich und tippt wieder etwas. „Bangkok.", sagt sie kurz darauf. „Danke.", lächle ich, schnappe mir meinen Rucksack, stecke schnell den Brief ein und deute ihr dann an nach draußen zu gehen. „Kein Problem.", meint sie und verschwindet die Treppe runter. Ich schließe schnell ab und laufe dann nach unten zu meiner Mama.
Kaum bin ich eingestiegen, fragt sie schon: „Er war nicht oben, oder?" Ich schüttle meinen Kopf und sage: „Er ist in Thailand." „Aha. Wirst du aufgeben?", fragt Mama weiter. Ich seufze und schüttle meinen Kopf: „Ich muss das jetzt durchziehen und Jan zu verstehen geben, dass ich ihn wirklich mag und alles nur eine Lüge war." „Gott sei Dank. Ich dachte schon ich muss dich jetzt motivieren.", meint Mama und lässt mich die Augen verdrehen.
Die Fahrt über zu meiner Wohnung ist es still im Auto. „Danke, dass du mich gefahren hast.", sage ich als wir ankommen. „Kein Problem. Halt mich auf dem Laufenden.", lächelt Mama und wir verabschieden uns.
In meiner Wohnung angekommen, schmeiße ich erstmal alle Klamotten aus meinem Rucksack in die Waschmaschine und hole die restlichen Sachen hervor. Also Laptop, Handy, Nackenkissen, Portemonnaie mit allen wichtigen Papieren und die mittlerweile acht Briefe von Jan.
Danach schaue ich wieder einmal in Jans Instagram Story. Man sieht ein Gebäude, welches wie eine Kirche aussieht. Jan hat darunter geschrieben: ‚Wat Phra Kaeo ist eine interessante Hotelzimmeraussicht'. Darauf folgt wieder der schwarze Hintergrund mit dem Satz ‚Welches Land ist dein Lieblingsland?'. Schnell fahre ich meinen Laptop wieder hoch und suche nach einem Hotel, welches dem Wat Phra Kaeo gegenüber liegt.
Tatsächlich gibt es ein Hotel namens Theatre Residence. Auch suche ich schnell nach einem Flug. Der nächste nach Bangkok geht in 24 Stunden. Das heißt morgen früh um 3 Uhr. Schnell buche ich eines der letzten Tickets und packe danach wieder meinen Rucksack. Auch schließe ich mein Handy und meinen Laptop an den Strom an, damit sie den Flug überstehen. In meinen Rucksack packe ich wieder einige Klamotten, die Briefe von Jan, das Nackenkissen und eine Powerbang. Letztes Mal hatte ich diese nicht dabei.
In 24 Stunden sitze ich wieder für 22 Stunden im Flieger und reise Jan wieder hinterher. Was wäre wohl passiert, wäre er in Deutschland geblieben? Hätten wir uns jetzt schon vertragen oder wäre alles immer noch kaputt? Ich weiß es nicht. Und ob er mir überhaupt mal die Chance gibt ihn zu treffen, weiß nur die Zukunft.
_______________________________________
Hier ist deine kleine Nebenrolle @ange_sdl. Hoffe sie gefällt dir 😉
Jan ist nicht in Deutschland geblieben. Was glaubt ihr, wie lange geht das noch so weiter?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top