07. Dezember

Smilla war gerührt. "Mein eigenes Mehl? Oh Tarwo, wenn ich nicht schon einen so lieben Mann hätte, würde ich dich direkt heiraten." Tarwo reagierte darauf etwas verlegen "Ach Smilla, ich würde alles für dich tun, als Freund. Mir zerreißt es das Herz, dich so betrübt zu erleben. Das hier ist deine Mehlladung für dieses Jahr, für die Plätzchen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass es damit ein Problem geben würde."

"Ja Tarwo, so leid es mir tut. Ich muß dich, was die Plätzchen betrifft, enttäuschen. Ich werde dieses Jahr keine backen und auch keine Pfefferkuchen. Ich muss jetzt ausnahmsweise vor allem einmal an mich selbst denken. Keine Ahnung, wo das hin führt, doch jetzt gerade bin ich einfach nur unglücklich und damit ist niemandem geholfen." Smilla sagte das sehr leise und ein wenig traurig. Doch es ergab absolut Sinn. Das musste auch Tarwo einsehen. "Das wird dann dieses Jahr wohl kein so tolles großes Feuer wie üblich. Doch du musst tun, was für dich das Beste ist. Vergiss nur nie - alle Gnuffels haben dich gerne, du kannst immer auf jeden von uns zählen, vor allem auf mich!" Mit diesen Worten stieg er in das Geschirr in welches normalerweise Zugtiere gebunden werden und spannte sich damit selbst vor seinen Mehlkarren. Tarwo brauchte keine Esel oder Pferde. Er war stark wie ein Elefant.

Noch am gleichen Tag konnte man im Hauptartikel vom "Gnuffelsborger Mittagsblatt" folgendes lesen:

'Während in den ersten Sektoren Nordaniens bereits die diesjährigen großen Feuer entzündet wurden und seit Tagen die Menschen zusammenbringen und ihre Herzen erwärmen, sollte heute in Gnuffelsborg das traditionelle Plätzchenbacken starten. SOLLTE, denn wie sich inzwischen herumgesprochen hat wird Smilla Frau von Bäggersson in diesem Jahr nicht backen. Zumindest wird es keine Plätzchen oder Pfefferkuchen geben. Smilla muss sich selbst neu erfinden und kann noch keine Aussage treffen, was sie den Gnuffelsborgern und übrigen Bewohnern von Rubina alternativ zum großen Feuer anbieten könnte. Es wird wohl das vielleicht traurigste große Feuer seit Einführung des Feuerkreises. Wir haben intensiv gesucht, jedoch keine Zeitzeugen gefunden, die davon berichten könnten, wie früher das große Feuer von Rubina ohne Smilla's Plätzchen gefeiert wurde. Wir rufen hiermit alle Gnuffels dazu auf, an unserem Ideenwettbewerb teilzunehmen. Kommt vorbei und gebt euren Vorschlag ab, was Smilla statt ihrer von allen geliebten Plätzchen backen könnte. NOCH ist Zeit bis zum großen Feuer. Es wird nicht empfohlen, selbst zu backen. Die Enttäuschung für alle Gnuffels und Rubinasen* wäre zu groß und würde den Hobbybäcker am Ende nur verletzen.
Wir wünschen allen Gnuffels trotzdem eine schöne Weihnachtszeit und informieren sofort über Neuigkeiten in dieser Angelegenheit.'

Darunter war eine Anzeige zu lesen (alles in knallroten Buchstaben) ... "Smilla's Feinstes" - Das feinste Mehl der Welt kann jetzt bei Smilla und Sven in der Bäckerei auch direkt erworben werden. Zumindest, solange Smilla noch mit ihrer Selbstfindung beschäftigt ist!

Smilla saß auf der kleinen Bank vor dem Ofen und schaute verträumt in das lodernde Feuer. Mit den Händen umfasste sie einen Becher heiße Schokolade. Sven hatte den Ofen für eine Ladung Abendbrote nochmals angeheizt. Sie trank Schluck für Schluck das süße Getränk und grübelte angestrengt nach.

'Was will ich backen? Will ich überhaupt noch backen? Doch, na klar, backen ist mein Leben. Was ist denn so schlimm an Plätzchen? Nichts eigentlich, alle lieben sie. Aber jedes Jahr immer wieder die gleichen Plätzchen und wenn es mal keine Plätzchen gab, waren es Pfefferkuchen, auch immer wieder die gleichen. Weil es so TRADITION ist. Ich will aber wenigstens einmal etwas anderes backen zu Weihnachten. Einmal nur, ist das denn zuviel verlangt? Ich möchte ... Ich will ... Ich ... Ich will ERDBEERTÖRTCHEN backen!!!'

Sven zuckte zusammen, denn das Wort ERDEBEERTÖRTCHEN schrie Smilla laut in die Backstube hinein. Sie zitterte vor Aufregung am ganzen runden Körper. Der Becher war ihr aus den Händen geglitten und zu Boden gefallen. Wenn Scherben wirklich Glück brachten, stand der Bäckerei nach diesem Tag, der mit einem zerbrochenen Krug begann und mit einem kaputten Becher endete, eine sehr glückliche Zeit bevor.

Smilla sprang auf, lief zu Sven hinüber und umarmte ihn ganz doll. In ihrem Gesicht war für diesen Moment sogar der Hauch eines Lächeln zu entdecken.

"Nun, wenn es das ist, was du willst" brummelte Sven ihr sanft ins Ohr "solltest du gleich morgen früh Klaas van Frugteren einen Besuch abstatten und frische Erdbeeren ordern."

*So werden die Einwohner von Rubina genannt. Klingt ein wenig lustig, hat sich aber mit der Zeit so in der Sprache festgesetzt.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top