Kapitel 6

„Du musst deine Flügel zum Fliegen schon freilassen.", sagte Michael mit einem aufmunternden Lächeln bei dem seine Augen funkelten.

Ich nickte nervös.

„Ja, keine so schlechte Idee.", erwiderte ich, doch ich konnte nur einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln zwingen.

Vermutlich mehr eine Grimasse.

Ich wandte mich verlegen von Michael ab und mühte mich umständlich damit ab, mir diese überspannte Bluse über den Kopf zu ziehen. Doch sie blieb ständig an meinen Flügeln hängen oder ich bekam sie nicht ganz über die Arme.

Ich schnaufte genervt und spürte wie mein Kopf rot anlief.

„Warte, ich helfe dir." „Nein...Ich-" Doch ehe ich vollends widersprechen konnte war er schon bei mir und zog geschickt die Bluse über meinen Kopf.

Beschämt sah ich mit hochrotem Gesicht zu Boden und fühlte mich als wäre ich vollkommen nackt.

Er stupste mich spielerisch an und lachte.

„Das brauch dir doch nicht peinlich zu sein." Ich sah ihn skeptisch an. Meine Haare sahen nun sicher aus wie ein Vogelnest.

Ich trat hastig ein paar Schritte von ihm weg.

Ich spürte wie meine Flügel sich langsam streckten.

Noch nie hatte ich sie ganz ausbreiten können. Es Fühlte sich so gut an sie zu strecken und ich bemerkte das erste Mal wie groß sie waren. Nicht so groß wie die von Michael natürlich...aber doch größer als in meiner Vorstellung.

Im letzten Sonnenlicht bekamen sie einen leicht rosigen Schimmer. Ich bewegte sie vor und zurück und bemerkte das erleichterte Lächeln auf meinem Gesicht. Dann erst nahm ich Michaels Blick wahr.

Fasziniert beobachtete er mich mit großen blauen Augen.

Auch er hatte seine wunderschönen Flügel, mit ihrem goldenen Schimmer, nun ausgebreitet.

Neben seinen wirkten meine Flügel geradezu jämmerlich.

Nichts als ein magerer Abklatsch.

Ich blinzelte. „Was ist...?" Er sah verwirrt aus und sah mich nun an als würde er mich jetzt das erste Mal sehen.

„Nichts, nur, du ..."

Er lachte nun nervös.

„Du siehst einfach unglaublich aus." Seine Art mich zu mustern machte mich nervös, geschmeichelt und verwirrt sah ich erneut zu Boden.

„Meine Flügel sind nichts im Vergleich zu deinen.", sagte ich aufrichtig. „Ich sehe aus wie ein gerupftes Huhn...und du...wie ein Engel." Ich lächelte. Doch er schüttelte nur den Kopf.

„Nein, ganz sicher nicht...und ich meine nicht nur deine Flügel.", er kam einen Schritt näher und sah mir dabei tief in die Augen. Nun war mir etwas unbehaglich zumute.

„Ich könnte schwören, dass deine Augen eben für einen kurzen Moment silbern waren und nicht grau...", ich trat einen kleinen Schritt zurück und spürte das kalte Geländer im Rücken.

Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern.

„Sie sind... einfach grau, war bestimmt nur das Licht.",

Tat ich seine Aussage ab.

Sein Blick verriet mir das er meine Ansicht nicht teilte.

„Gut, wir sollten Anfangen!", wechselte er mit plötzlicher Heiterkeit das Thema. Mittlerweile waren auch die letzten Strahlen vom Meer verschluckt worden.

„Du musst dich auf das Geländer Stellen", wies er mich an.

Ich bewegte keinen Muskel.

„Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde dich festhalten."

Ich rief mir immer wieder die heutige Blamage beim Laufen ins Gedächtnis und drehte mich halbwegs entschlossen zum Geländer.

Zwanghaft richtete ich meinen Blick nach vorne.

Ich schluckte, Michael griff nach meinen Armen und ehe ich mich versah stand ich auf dem breiten Geländer mit starrem Blick auf das nun dunkle und still wirkende Meer.

„Sieh auf deine Flügel und mach dir ihrer Kraft bewusst. Im inneren weißt du, dass sie dich tragen können und nie im Stich lassen würden. Betrachte sie wie treue Freunde, die nie von deiner Seite weichen, egal was kommt."

Seine Stimme wirkte beruhigend und zuversichtlich, doch ganz überzeugt war ich noch lange nicht.

Ich sah skeptisch über meine Schulter und einen Flügel zu ihm herab.

Ich zitterte vor Anspannung und meine Flügel gleich mit.

Er hielt meine Arme im festen Griff.

Ich war froh, dass man durch die Dunkelheit die Höhe nicht mehr so sehr wahrnahm.

Aber irgendwie hatte er Recht. Es war das erste Mal, zumindest das erste Mal nach vielen Jahren, dass ich meine Flügel so ausbreiten konnte und ich spürte die Stärke in ihnen. Ihren Drang los zu fliegen, als wären sie selbstständige Wesen, die lange Zeit im Käfig gehalten wurden.

„Du brauchst meine Hilfe nicht.", sagte Michael hinter mir nun, als würde er genau wissen was ich nun fühlte.

„Schlag einfach mit den Flügeln. Du wirst sehen, der Rest geschieht wie von selbst." Ich atmete tief ein und schloss die Augen.

Ich bewegte meine Flügel.

Auf und ab und schwangen sie mit immer mehr Kraft.

Michaels Hände glitten von meinen Armen, doch ich konnte mir keine Gedanken darüber machen, dass mich nun Niemand mehr hielt.

Ich schlug weiter mit meinen Flügeln, ohne die Augen zu öffnen.

Ich konnte spüren wie ich leichter zu werden schien. Und im nächsten Moment verlor ich den Boden unter den Füßen.

Entsetzt riss ich die Augen wieder auf und sah mich über dem Geländer schweben. Ich sah in die schwarze Tiefe herab.

Meine Flügel schlugen gegen meinen Willen weiter.

„Michael...", brachte ich in stiller Panik über meine bebenden Lippen.

„Michael!", rief ich nun panisch und meine Flügel schlugen heftiger und brachten mich immer höher.

Mein Blick war weiterhin auf die unendliche Tiefe unter mir gerichtet.

„Luna, ganz ruhig." Michaels Stimme war gleich vor mir und ich sah erschrocken auf. Seine riesigen majestätisch wirkenden Flügel hielten ihn genau auf meiner Höhe. Seine saphirblauen Augen hielten meinen Blick.

Der Anblick, wie er so unwirklich und wunderschön vor mir in der Dunkelheit schwebte lenkte mich für einen kurzen Moment von meiner Panik ab.

„Luna du fliegst! Du fliegst! Du brauchst keine Angst zu haben, dir passiert nichts!" Er musste etwas lauter sprechen, um das Schlagen unserer Flügel und das heulen des Windes zu übertönen.

Ich sah mich um.

Ich sah den Balkon unter mir. Ich sah das Schloss, die Türme, die Berge, die immer kleiner zu werden schienen.

„Ich fliege...Ich fliege!", rief ich völlig entgeistert.

Eine Woge eins plötzlichen, unglaublichen Hochgefühls kam über mich. Ich war völlig fassungslos. Ich konnte es! Trotz Jahrelanger Verkrüpplung meiner Flügel.

Ich spürte wie die kaum genutzten Muskeln meiner Flügel rebellierten und mir trat der Schweiß auf die Stirn, doch das war mir egal!

„Ich kann wirklich fliegen!", rief ich lachend.

Michael stimmte in mein Lachen ein. Er hatte Recht! Es fühlte sich an wie das natürlichste der Welt! Ich versuchte näher an Michael ran zu kommen, doch ich konnte den Schwung noch nicht richtig einschätzen. Um ein Haar krachte ich grinsend in ihn hinein, doch er fing mich noch ab.

„Vorsicht!", warnte er lachend und wir hielten uns an den Armen fest. Seine Augen funkelten als er mich ansah.

„Danke!", sagte ich aus vollem Herzen.

Ich ließ seine Arme abrupt los, und noch ehe ich zu viel darüber nachdenken konnte, nahm ich kräftig Schwung und schoss zielstrebig in die Höhe.

„Langsam!", hörte ich Michael mir noch warnend nachrufen, doch seine Stimme wurde vom Wind fortgetragen.

Ich flog immer höher und höher, bis ich von den Wolken und dem Nachthimmel umschlungen, war.

Das unbändige Hochgefühl stieg mit mir in die Höhe.

Meine Flügel wirbelten die Wolken auf und die Luft wurde immer dünner, doch das Atmen wurde nicht schwerer.

Es war als wäre meine Lunge für solche Höhen geschaffen!

Als ich in bereits weit über die Wolken hinausgeflogen war, hielt ich an und schwebte auf der Stelle, vom Wind getragen.

Ich winkelte meine Flügel leicht an um zu testen wohin der Wind mich dann trug.

Ich blickte herab und die Insel war ganz klein unter mir zu sehen. Ein Paar wenige Lichter sorgten dafür, dass man sie vom tiefschwarzen Wasser leichter unterscheiden konnte.

Ich sah mich um und konnte das Festland mit seinen hunderten Lichtern erkennen.

Die pure Euphorie schien nicht mehr weichen zu wollen.

Meine Haare peitschten durch die Luft.

Ich hätte sie vielleicht zusammenbinden sollen.

Ich streckte die Arme und genoss den Wind, die eisige Luft und die Wolken. Ich genoss das Gefühl der Leichtigkeit und Schwerelosigkeit.

Noch nie in meinem Leben war ich so glücklich gewesen wie in diesem Augenblick.

Der Wind fegte so laut um meine Ohren, dass ich Taub zu werden drohte, doch das war mir egal. Mir war alles egal.

Aus dem Augenwinkel sah ich ein Licht von unten näherkommen und entdeckte Lucian der mit seinen gewaltigen flammenden Flügeln etwa fünfzig Meter von mir entfernt in die Höhe Stieg. Wunderschön...kam es mir sofort in den Sinn.

Nicht einmal Michaels himmlische Gestalt konnte da mithalten. Wieso waren bloß immer die schönsten Dinge der Welt auch gleichzeitig die tödlichsten? Ich musste an giftige Blumen und bunte kleine Frösche denken und schmunzelte über den absurden vergleich.

Auf halbem Weg machte er plötzlich halt. Er hatte mich entdeckt. Er schwebte etwas weiter unten und sah zu mir auf und ich zu ihm herab. Einen Augenblick lang sahen wir uns bloß an, doch dann wurde der Wind plötzlich lauter.

Es begann mit einem Rauschen und kurz darauf ertönte ein dumpfes dröhnen.

Ich meinte Jemanden meinen Namen schreien zu hören, doch es war über den Lärm hinweg kaum zu verstehen.

Im nächsten Moment rauschte es mit voller Wucht an mir vorbei.

Ein gewaltiges Flugzeug.

Ich schrie voller Entsetzen auf und wurde im nächsten Moment durch die Luft geschleudert. Der Flügel der Maschine verfehlte mich nur um ein Haar und ich trudelte ungebremst Richtung Erde.

Die Geschwindigkeit meines Falls und die Angst schnürten mir die Kehle zu.

Ich öffnete den Mund um zu schreien, doch kein Ton verließ meine Lippen.

Ich konnte nicht mehr sagen wo oben und unten war.

Meine Flügel waren so nutzlos wie all meine anderen Körperteile.

Es war als wären sie nicht mehr da. Sie ließen mich im Stich. Michael hatte sich geirrt.

Verzweifelt griffen meine Hände ins Leere und meine Füße traten ins Nichts. Mein Magen drehte sich in entgegen gesetzter Richtung. Ich spürte Hitze näherkommen, hörte Rufe und Schreie.

Arme griffen nach mir, bremsten meinen Fall.

Heiße Luft umhüllte mich und plötzlich war ich von Flammen umgeben. Nun wurde ich an eine nackte Brust gedrückt.

Mein ganzer Körper war erstarrt und im nächsten Moment durchfloss mich Hitze! Unglaubliche Hitze kroch an den Stellen, die seine nackte Haut berührten durch mich hindurch.

Sie floss durch meine Adern bis sie mich voll und ganz erfüllte. Doch es tat nicht weh.

Es fühlte sich unglaublich an! Ich schnappte nach Luft und umschlang seinen Körper mit meinen Armen. Ich griff gierig nach ihm, wollte mehr von dieser Hitze! Von diesem Rausch den sie verursachte.

Die Hitze breitete sich immer weiter in mir aus und verursachte ein unglaubliches Hochgefühl, nicht zu vergleichen mit dem, das ich vor wenigen Minuten erst gespürt hatte. Das hier war besser!

Ein Arm der mich festhielt löste sich und schob mich so weit von seiner Brust, dass er mich ansehen konnte.

Ich gab einen protestlaut von mir, doch er wurde ignoriert.

Lucian starrte mich an und überall waren Flammen.

Mehr!, dachte ich. Ich will mehr!

Es war wie pure Energie, die durch mich durchfloss.

„Du lebst...", keuchte er und sein Atem war deutlich beschleunigt. Er legte seine riesige Hand an mein Gesicht und ich konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken, als die Hitze mich nun auch dort durchfloss und schloss die Augen.

Es war als würde sich dieses glühende Netz nun auch in meinem Gesicht ausbreiten.

Das Gefühl war unbeschreiblich. Es war als hätte ich mehr Kraft als je zuvor in mir. Als könnte ich Berge versetzen und Meere teilen!

Mehr Kraft und Energie als irgendjemand haben sollte.

„Du verbrennst nicht!" Meine Flügel arbeiteten langsam wieder eigenständig, doch ich hielt ihn weiterhin fest umschlungen.

Er legte nun auch die andere Hand an mein Gesicht und ehe ich mich versah lag sein Mund plötzlich auf meinem. Eine erneute gewaltige Woge der Hitze durchfuhr mich wie ein Schlag und es fühlte sich an als würde nicht Blut, sondern flüssiges Feuer durch meine Adern fließen. Es war als würde die Sonne neu geboren werden, dort wo sich unsere Lippen berührten.

Doch dann meldete sich die leise Stimme meines Verstandes.

Stopp!, rief sie. Zu viel!

Die Hitze würde mich jeden Augenblick überwältigen.

Ich wusste es, doch ich erwiderte seinen Kuss, ich konnte gar nicht anders. Seine Lippen waren so weich und zugleich fordernd.

Sie schienen perfekt auf meine zu passen. Ich öffnete die Lippen und nahm seinen Atem in mich auf und es war als würden meine Lungen Feuer fangen.

Seine Hände fuhren mir durch das Haar und ein Schauer lief mir über den Rücken. Ich hielt mich mit aller Kraft an ihm fest, hatte das Gefühl mich nie wieder von ihm lösen zu können.

Es war als wäre wir bereits verschmolzen.

Mein Kopf verabschiedete sich nun vollends und ich konnte nichts denken, nur noch fühlen.

Und ich fühlte, wie die Hitze zu viel wurde. Ich würde von innen heraus verbrennen... doch es gab rein gar nichts, dass ich dagegen unternehmen konnte, oder wollte.

Mein Herz raste wie wild, als versuche es mich angestrengt am Leben zu erhalten, als versuche es das Feuer das es zu umschließen drohte, abzuschütteln!

Im nächsten Moment wurde ich mit einem Ruck von ihm losgerissen und seine Hitze verließ mich.

Es war als würde ich plötzlich von einer unglaublichen Droge wieder runterkommen.

Ich jagte erneut Richtung Boden, doch diesmal fehlte nicht mehr besonders viel, bis ich aufschlagen würde.

Ich begann mich bereits innerlich von meinem Leben zu verabschieden, als mich wieder jemand aus der Luft schnappte.

Es war Michael und zu meiner eigenen Verwunderung spürte ich Enttäuschung.

Wie ein Kind trug Michael mich wieder in die Höhe.

Einen Arm unter meinen Beinen der Andere hielt meinen Rücken. Verwirrt sah ich mich um.

Langsam realisierte ich was gerade geschehen war. Mein Atem beschleunigte sich und ich spürte wie meine Brust sich hektisch auf und ab bewegte.

Ich begann zu hyperventilieren. Das war mir schonmal passiert. Angestrengt bemühte ich mich gleichmäßig zu atmen. Du lebst!, sagte ich mir.

„Luna ganz ruhig, tief durchatmen! Du bist jetzt in Sicherheit. Ich bring dich wieder nach Hause, alles wird gut.", redete Michael beruhigend auf mich ein. Nach Hause? Wo war das überhaupt? Hier? Bei meinen Eltern?

„Dir ist nichts passiert...", sagte er außer Atem als versuche er eher sich selbst zu überzeugen.

Ich sah Marissa und Suzanne, die mich besorgt beobachteten.

Langsam spürte ich wieder wie die Luft wärmer wurde als Lucian näherkam.

„Ist sie Okay??", rief er mit scheinbar aufrichtiger Sorge in der Stimme.

„Ja, es geht ihr gut!", fuhr Michael ihn an.

Ich konnte weder reagieren noch etwas sagen.

Ich stand unter Schock. Es war als hätte man mich nach dieser unglaublichen Hitze einfach ins kälteste Eiswasser geschmissen. „Was hast du dir dabei gedacht sie anzufassen?!" Michael riss sich sichtlich zusammen, um nicht los zu brüllen.

Lucian war völlig perplex.

„Ist das gerade dein Ernst?" Seine Stimme wurde von einem dunklen Grollen begleitet.

„Hätte ich sie nicht gefangen, wäre keiner von euch rechtzeitig bei ihr gewesen und sie wäre am Boden zerschmettert!"

Man hörte ihm an, dass er seine wachsende Wut zu unterdrücken versuchte, doch es misslang.

Michael wirkte, als würde er jeden Moment vor Wut platzen.

„Und dann küsst du sie?! Du hättest sie umbringen können! Hast du ihre Haut gesehen? Sie sah aus, als würde sie jeden Moment in Flammen aufgehen. Sie hat fast noch mehr geglüht als deine und sie wurde immer heller!" während Michael ihm wütend Vorwürfe machte, sah Lucian nur mich an und seine Wut schien zu verblassen.

„Aber sie hat es überlebt." Er lächelte mich zögerlich, fast schon schüchtern an. Ich musste blinzeln, unsicher ob ich mich dieses Lächeln nicht bloß einbildete.

„Lucian! Hörst du ihm überhaupt zu!?", mischte sich Marissa auf einmal ein.

„Sie hat unglaublich geglüht! Sie hätte jeden Moment verbrennen können! Wir haben sie von dir weggezogen, sieh dir unsere Hände an!" Marissa und Suzanne öffneten ihre Handflächen und einige der kleinen Schuppen dort waren schwarz verbrannt.

Ich taute aus meiner Starre auf.

Mein Herz setzte vor Schreck aus.

„Oh mein Gott, das tut mir so leid!", entfuhr es mir.

Die Zwillinge schüttelten den Kopf und glitten, mit einer leichten Neigung ihrer Flügel, näher heran.

„Du kannst nichts dafür. Wir haben dir schließlich etwas versprochen." Marissa wandte sich wieder an Lucian.

Sein kurzes Lächeln war wieder einer starren ausdruckslosen Miene gewichen.

„Dann haben wir nochmal Glück gehabt. So etwas wird nicht nochmal vorkommen." Seine Stimme klang nun wieder kalt und reserviert. „Ihr solltet sie von solchen Höhen fernhalten, bis sie anständig fliegen kann.", fügte er hinzu, bevor er sich mit einem großen Schlag wieder in den Himmel schwang und zurück zum Turm flog.

Auch wir machten uns auf den Weg und Michael ließ mich nicht los. Seine Arme hielten mich fest umschlossen, als fürchtete er, ich könnte ihm entgleiten.

Den restlichen Abend war ich wie erstarrt.

Ich schlich schnurstracks die Treppe hinauf. Wollte mich nur noch hinlegen. Ich war nicht sicher ob ich einschlafen konnte...doch das war mir egal. Das Adrenalin hatte mich verlassen und nun fühlte ich mich als hätte mich ein Elefant überrannt.

Michael wollte mich noch rauf zu meinem Zimmer begleiten, doch ich lehnte dankend ab. Ich musste das ganze erstmal verarbeiten. Musste mit dem was passiert war, erstmal klarkommen.

Doch als ich mein Zimmer erreicht hatte öffnete sich mit einem leisen klicken die Tür gegenüber.

Ich erstarrte. „Geht es dir gut?", fragte eine tiefe Stimme hinter mir. Ich räusperte mich und drehte mich langsam zu Lucian um.

Er war um eine gleichgültige Miene bemüht, doch die Sorge und jede Menge Fragen, die ich selbst nicht zu beantworten vermochte, standen ihm ins Gesicht geschrieben. Ich sah in sein schönes Gesicht und mein Blick fiel unwillkürlich auf diese vollen Lippen. Das war mein erster richtiger Kuss gewesen...

Ich nickte langsam und meine Mundwinkel brachten mit Mühe das andeuten eines Lächelns zustande.

„Ja...Alles okay. Ich-Ich bin nur erschöpft." Er nickte bloß, ohne mich anzusehen. Dann wandte er sich um und zog mit einem leichten Ruck die Tür hinter sich zu.

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