Die Geschichte des verzauberten Katers

Eines kalten Wintertages saß ein kleiner Kater vor dem Hause einer armen Familie. Das Tier sah sehr schwach und abgemagert aus und da die Familie es nicht übers Herz brachte, das graue Kätzchen wegzuschicken, ließen sie es in ihr Haus. Als sie die Tür öffneten und dem Kater den Eintritt gewährten, stolzierte dieser sofort in Richtung des kleinen Kamins in der Küche, legte sich daneben hin und schlief tief und fest, von der angenehmen Wärme des Feuers umgeben, ein. Bei dem Anblick des kleinen Tierchens, wie es sich glücklich und zufrieden schnurrend und sich streckend vor dem Kamin breitmachte, wurde der Familie warm ums Herz und sie beschlossen, dass der Kater nun ab sofort bei ihnen leben würde.

Es waren bereits einige Monate seit der Ankunft des Katers vergangen. Die Familie war immer noch sehr erstaunt von der Intelligenz und der Zutraulichkeit des Tieres; auf jedes Wort, das man mit ihm sprach, miaute es zurück, als ob es dieses genau verstanden hätte; wenn jemand in der Familie traurig oder bedrückt war, kam der Kater zu demjenigen und kuschelte sich fest an ihn heran. Obwohl die Familie selbst sehr wenig hatte, tat sie alles, um dem grauen Kätzchen ein Gefühl des Zuhauseseins zu vermitteln und wie es schien, war ihr das auch erfolgreich gelungen.

Als die Familie eines Morgens gemeinsam mit dem Kater in der Küche saß, füllten sie eine kleine Schüssel mit Milch und gaben diese dem grauen Kätzchen, das inzwischen auf die Größe eines fast erwachsenen Tieres herangewachsen war. Die Mutter der vierköpfigen Sippe stellte das Schüsselchen vor den Kater auf den Fußboden, streichelte ihn hinterm Ohr und sprach: „Bitteschön, mein Kleiner. Im Moment haben wir leider nicht genug Mittel, um uns genug zu essen und zu trinken zu kaufen; wir wollen jedoch, dass es dir gut geht und möchten dir daher den letzten Schluck unserer Milch geben." Der Kater miaute zufrieden und leckte den Inhalt der weißen Keramikschüssel genüsslich auf. Als er fertig war, sprang er auf den kleinen Küchentisch in der Mitte des Raumes.

Die Familie erschrak, als das Tier plötzlich begann, zu sprechen, in vollen Sätzen, mit einer hohen, zärtlichen Stimme: „Liebe Familie. Ich möchte euch für eure Liebe, Hilfsbereitschaft und Zuneigung gegenüber mir danken. Obwohl ihr selbst nicht viel habt, habt ihr mich in eurem bescheidenen Häuschen aufgenommen und mir aus meinem Elend herausgeholfen. Ich muss euch etwas Dringendes beichten: Ich bin kein gewöhnlicher Kater, sondern in Wirklichkeit verzaubert; ich stamme von einer alten, in den heutigen Tagen nur noch selten vorkommenden Rasse ab; der Schein mag wohl trügen, doch mein richtiges Alter übersteigt das meines Aussehens nach anzunehmende. In vielen verschiedenen Dörfern war ich bereits, bei vielen verschiedenen Familien, doch immer wieder wurde ich weggeschickt und ich musste mich auf die Suche nach einem neuen Zuhause begeben. Niemand hat mich so gut behandelt wie ihr und wäre erst recht nicht auf die Idee gekommen, mir das letzte Schlückchen Milch anzubieten. Ich habe für euch ein Geschenk in eurem Garten hinterlassen; bitte, nehmt dieses an."

Die Familie ging nach draußen und konnte ihren Augen nicht trauen: Im Garten lagen Unmengen von Geld und ein kleiner Goldbarren mit der Abbildung einer Pfote eingraviert. Als sie wieder zurück in die Küche rannten, um sich bei dem Kater zu bedanken, war dieser spurlos verschwunden. Auf dem Tisch lag nur noch ein kleiner Zettel mit in einer wunderschönen Kursivschrift geschriebenen Worten:

„𝓓𝓪𝓷𝓴𝓮𝓼𝓬𝓱𝓸𝓮𝓷, 𝓵𝓲𝓮𝓫𝓮 𝓕𝓪𝓶𝓲𝓵𝓲𝓮. 𝓛𝓲𝓮𝓫𝓮𝓷𝓭 𝓰𝓮𝓻𝓷𝓮 𝔀𝓾𝓮𝓻𝓭𝓮 𝓲𝓬𝓱 𝓷𝓸𝓬𝓱 𝓮𝓽𝔀𝓪𝓼 𝓵𝓪𝓮𝓷𝓰𝓮𝓻 𝓫𝓮𝓲 𝓮𝓾𝓬𝓱 𝓫𝓵𝓮𝓲𝓫𝓮𝓷, 𝓭𝓸𝓬𝓱 𝓷𝓾𝓷 𝓶𝓾𝓼𝓼 𝓲𝓬𝓱 𝔀𝓮𝓲𝓽𝓮𝓻 𝔀𝓪𝓷𝓭𝓮𝓻𝓷. 𝓘𝓬𝓱 𝔀𝓮𝓻𝓭𝓮 𝓮𝓾𝓬𝓱 𝓷𝓲𝓮 𝓿𝓮𝓻𝓰𝓮𝓼𝓼𝓮𝓷."

Die älteste Tochter nahm den Zettel und legte ihn in die Schublade ihres Nachttisches; ein Ort, an dem er nie verloren gehen würde.

Das Leben der Familie wurde von diesem Tag an verändert und sie hoffte, ihr verzaubertes, graues Kätzchen eines Tages wiedersehen zu können.

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