Kapitel 3 - Avery

(ÜBERARBRITETE VERSION!)

Ich wusch Giulia, desinfizierte die offenen Schorfwunden an ihren Armen und meinen und zog ihr so vorsichtig wie möglich die frische Kleidung über, die Tyler vorbei gebracht hatte.

Zwischendurch war sie kurz wach geworden, doch nicht bei Verstand gewesen. Jetzt saß ich neben ihrem Bett und sah ihr schlafendes, verkratzes Gesicht an. Tyler der sie ins Bett getragen hatte, stand ebenfalls daneben, als müsste er seine Schwester noch immer vor irgendetwas beschützen. Mein Handy fing an zu klingen uns riss mich aus meinen Gedanken. Ich ging ran.

„Wo zum Teufel bist du Avery?"Brüllte mein Vater sofort in den Hörer und lies mich zusammenzucken. „I...Ich bin joggen."

„Ich glaub dir kein Wort!"Mein Erzeuger klang eiskalt. „Du kommst jetzt sofort nach Hause oder du kannst was erleben und glaub mir, wenn ich erfahre das du rumgehurt hast dann...!"Und schon hatte er aufgelegt. Bei der Vorstellung was passieren könnte, wenn ich heim kommen würde, fing ich unbewusst an zu zittern.

„I...Ich m..muss h..heim."Stotterte ich und stand ruckartig auf. „Ich fahr dich!"Meinte Tyler nur großzügig.

„Nein!"Rief ich panisch und verlies fluchtartig den Raum. Meine Angst packte mich wie so oft und ich konnte nicht mehr klar denken. „Hey!"Ich wurde grob an den Schultern gepackt und herumgewirbelt. Die Berührung machte alles nur noch schlimmer und icht stieß Tyler hart von mir. Ich wich an die Wand zurück und lehnte meinen Kopf dagegen. Verdammt Avery beruhige dich, sonst wird alles nur noch schlimmer...

Ich beruhigte meine Atmung und meine Angst so gut ich konnte und drehte mich dann wieder zu Tyler um, der mich von der Ferne stirnrunzelnd betrachtete. „Nein danke, ich komm auch allein nachhause."Meine Stimme klang zu meinem Glück sehr neutral und höflich.

„Ich fahr dich keine Wiederrede!"

„Nein!"Knurrte ich jetzt genauso bestimmt wie er. Deutliche Verwunderung war in sein Gesicht geschrieben, doch er hatte sich gleich wieder.

„Nein, ich fahr dich!"Er klag deutlich angepisst, doch ich wäre tot wenn meine Eltern sahen das ich von einem Mann heimgefahren wurde.

Mein Körper reagierte ohne mein Gehirn und ich sprintete so schnell ich konnte in Richtung Aufzug. Ich sprang hinein und sah durch den letzten kleinen Schlitz der Türen noch Tylers wütendes Gesicht. Ich hämmerte ungeduldig auf die Taste mit dem E drauf und als sich die Türen endlich öffneten, hastete ich so schnell ich konnte aus dem Gebäude.

Mein Körper reagierte und ich rannte so schnell ich konnte in Richtung meinem Zuhause. Wir waren ein ganzes Stück mit dem SUV von Tyler gefahren und ohne meinen Adrenalinpegel hätte ich es niemals in diesem Tempo nachhause geschafft. Als ich vor unserer Haustür ankam, ging mein Atem laut und mein Herz raste wie verrückt. Ich versuchte unter den unregelmäßigen Atemzügen tief durch zuatmen und öffnete dann langsam die Tür.

„Avery!"Die schneidende Stimme fuhr mir bis ins Mark. Langsam drehte ich mich um und erkannte meinen Vater mit einem eiskalten Blick. „J...Ja?"Ich hasste meine Stimme dafür, das sie so zitterte.

„WO zum Teufel warst du?Warst du überhaupt zuhause?"Er kam wutbrandend auf mich zu und ich wich automatisch zurück. „N..NAtürlich war ich Zuhause...du kannst William fragen. Und ich war joggen."Ich wich bis an die Wand zurück und versuchte die aufkommenden Bilder zu verdrängen. Die Bilder, in denen das hier zum tausendsten Mal passiert...Und noch viel schlimmer...die Erinnerungen in denen es noch nicht so war. Als ich noch seine kleine Prinzessin gewesen war.

„Warum soll ich dir das glauben?Meinst du deine Lauf-Kleidung hilft dir deine Taten zu verdecken?"Er war krank. Er war paranoid. Er glaubte nur noch das, was er glauben wollte. Dann würde es leichter werden, mich zu verprügeln...

„Antworte mir!"Brüllte er aufeinmal und lies seine Hand auf meine Wange nieder sausen. Der all zu bekannte Schmerz setzte ein, doch ich spürte ihn kaum.

„Du warst rumhuren, stimmts?"Und schon landete seine Faust mit voller Kraft in meinem Magen. Ich hätte mich wehren können...ich hätte ihn leicht überwältigen können. Doch was hätte ich davon? Das er mich das nächste Mal mit Hilfe seiner Wachmänner an einen Stuhl fesselte und mich dann noch schlimmer zurichtete? Ich hatte es alles schon versucht und genauso erlebt. Das Einzige dass ich tun konnte, war meine Seele von meinem Körper zu trennen um somit wenigstens diese ein wenig zu schützen.

Der nächste Schlag traf mein Gesicht, sodass mir schwarz vor Augen wurde. Doch er machte weiter. Abwechselnd in meinen Magen und in mein Gesicht. In meinen Rücken. Bis ich fast bewusstlos auf dem Boden lag. Nur meine immer leiser gewordenen Schreie, wiesen noch darauf hin, das ich noch immer wach war.

„Du warst rumhuren, genau wie deine Mutter!Aber glaube bloß nicht das ich Huren unter meinem Dach dulde."Daher wehte also der Wind...Mutter war ihm fremd gegangen...weil er das ja nie machte.

Seine letzten Worte waren bedrohlich leise gewesen, während sein heißer Atem mir ins Gesicht wehte, weil er sich zu mir herunter bückte. Ich hielt die Luft an und atmete erst aus, als er sich endlich aufrichtete und ging.

Vorsichtig versuchte ich mich zu bewegen, doch sofort schoss ein unerträglicher Schmerz in meinen ganzen Körper. Meine Rippen pochten, mein Magen wollte am liebsten all seinen Inhalt auskotzen und von meinem Gesicht wollte ich erst garnicht anfangen.

In diesem Moment wünschte ich mir nicht sehnlicher, als das meine Mutter endlich zu mir halten und sich um mich kümmern würde. Doch sie hatte sich auch früher nicht wirklich für mich interessiert. Dafür war sie schon immer viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. Vielleicht war es ihr Glück, den sie kassierte selten etwas von meinem Vater. Dafür bekam ich alles ab...

Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie es war als mein großer Bruder noch da gewesen war...Chris. Er hatte mich vor der Kälte meiner Mum und vor der ständigen Abwesenheit meines Vaters geschützt, dafür gesorgt, das ich mich niemals allein gefühlt hatte.

Jetzt war ich allein...und es gab nichts was eh schmerzlicher sein könnte, als diese fürchertliche Einsamkeit und das Vermissen...Gott wie ich Chris vermisste.

Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinem Strudel und brachte meinen schmerzenden Körper dazu sich in Bewegung zu setzen. Ich griff mit verzerrtem Gesicht nach dem Smartphone und sah durch verschwommene Sicht auf den Bildschirm.

Giulia

Oh gott, ich konnte jetzt nicht mit ihr reden! So sehr sie mich wahrscheinlich auch brauchte...Ich drückte sie weg und lies mich gegen die Wand in meinem Rücken sinken, während meine Augen zufielen. Es stimmte nciht, das man irgendwann taub vor Schmerzen wurde...Es tat weh. Es wurde nie weniger.

Schwerfällig zog ich mich an dem kleinen Regal, welches neben mir stand, hoch. Mir entwich ein schmerzverzehrter Laut und als ich endlich auf meinen wackeligen Beinen stand, atmete ich tief durch. Dann setzte ich vorsichtig ein Bein vor das andere, bis ich es in mein badezimmer geschafft hatte. Vorsichtig lies ich mich auf den Klodeckel nieder und versuchte den Schwindel in meinem Kopf unter Kontrolle zu bekommen. Es gelang nur dürftig doch es reichte um mich vorsichtig auszuziehen und dann unter die Dusche zu steigen. Ich lies den eiskalten Wasserstrahl auf mich nieder prallen und zuckte am ganzen Körer zusammen, weil das Wasser so schmerzte. Doch nach einer Weile würde es besser werden...Das wusste ich aus Erfahrung.

Während ich unter dem Regen stand, spürte ich die heißen Tränen im krassen Kontrast zu dem kalten Wasser und während ich versuchte stark zu sein, wurde ich nur noch schwächer.

Ich zitterte am ganzen Körper, als ich aus der Dusche trat und mich in ein Handtuch wickelte. Ich mid den Spiegel, ich wusste längst wie ich aussehen würde.Blaue Flecken.Lädierte Haut. Prellungen an Rippen, Ellenbogen, Rücken und Wangenknochen. Blutige Nase. Rissige, blutige und blaue Lippen.

Ich wusste das nichts geborchen war. Das würde ich spürten...oder vielleicht auch erstmal nicht. Was eigentlich auch egal wäre.

So vorsichtig wie möglich und noch immer zitternd zog ich mich an. In meinem Zimmer schnappte ich mir mein Handy und Kopfhörer und legte mich auf das weiche Bett. Als ich das Handy entsperrte erkannte ich das Giulia noch drei weitere Male versucht hatte mich zu erreichen, doch ich ignorierte es und stellte die Musik an. Während ich der beruhigenden und gleichzeitig so schmerzvollen Stimme von George Michael lauschte starrte ich mit leerem Blick aus dem Fenster in eine so heile Welt...eine Welt die es für mich niemals wieder geben würde.

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