Happy Sappy Ending mit Nebenwirkungen

Dem Tauffest stand nun nichts mehr im Wege. Das Schloss war vorgerichtet und aufs Feinste geschmückt. Der Gefangene hatte in der Nacht das ganze Stroh in der Scheune zu Gold gesponnen. Sämtliche Vorbestellungen konnten bezahlt werden. Die erlesensten Speisen wurden gekocht, gesotten und gebraten, dreistöckige Torten standen auf dem Buffet und exotische Früchte zierten die belegten Platten. Musikanten spielten auf und Gaukler boten Kunststückchen dar. Das Volk säumte winkend den Weg zum Schloss und begrüßte die anreisenden Gäste.

Auch Hans und Lucifer reihten sich in die lange Schlange, der auf Einlass Wartenden am Tor. Mit Hilfe ihrer Einladung passierten sie es ohne Probleme, gleich nach einem großgewachsenen schwarzen Ritter, der nur lässig mit dem königlichen Schreiben wedelte und wortlos hindurchschritt.

Lucifer hatte sein goldenes Haar zu einem modischen Zopf geflochten. Ein freches Hütchen mit langen bunten Federn bedeckte seine Hörner. Hans dagegen trug einen edlen Zwirn, den ihm der Herr der Hölle geborgt hatte. Die beiden ernteten viele neugierige Blicke und unter den Höflingen begann ein aufgeregtes Getuschel um die Herkunft der zwei edlen Herren.

Im großen Saal begann bereits der gemütliche Teil des Tages mit Umtrunk und geselligem Tanz. Die Geschenke für die kleine Prinzessin waren auf einem großen Tisch aufgestapelt, dessen Platte sich schon bedrohlich durchbog. Rosaliana Petulia Amalie Esmeralda Grazia gluckste fröhlich in ihrem prächtigen Stubenwagen und hantierte mit einer goldenen Rassel.

»Oh, sieh mal, Luc. Hier gibt es sogar süße Feigen.« Staunend langte Hans nach den kleinen Köstlichkeiten.

»Finger weg!«, warnte ihn Lucifer. »Du weißt nicht, von welchem Baum die Dinger sind. Mitunter gibt es da recht seltsame Nebenwirkungen.«

Vorsichtig legte Hans die Früchte zurück. »Was hast du wieder angestellt?«

»Ich doch nicht!« Der Teufel legte sich die Hand aufs Herz. »Für die orientalischen Flüche bin ich nicht zuständig.« Verzückt lauschte er den einsetzenden Klängen der Musik. »Komm, lass uns tanzen. Die besten Speisen werden immer als Letztes serviert.«

»Ja, weil du am liebsten Nachtisch futterst«, nörgelte Hans. »Du bist so ein Süßmaul.« Dennoch ergriff er Lucifers Hand und ließ sich aufs Parkett ziehen.

Der Abend war ein voller Erfolg. Alle waren satt, zufrieden und glücklich. Einige hatten einen Rausch, andere hatten sich verliebt und ein paar Gäste liefen mit Eselsohren durch die Gänge.

»Siehst du, was habe ich dir gesagt«, nuschelte Lucifer selbstgefällig, leckte sich die Finger ab und schielte nach dem letzten Kirschtörtchen auf dem Kuchenteller.

»Die armen Unglücklichen«, brummte Hans mitleidig. »Kann man ihnen nicht helfen?«

»Dafür braucht es das passende Antidot.« Lucifer schleckte die Sahne vom Kirschtörtchen und deutete in die Menge. »Schau mal, ob du einen kleinen knuffigen Burschen mit Turban und Flitzepantoffeln findest.«

Hans verspürte ein seltsames Kribbeln im Bauch, als sein Blick auf den Sahneschnurrbart über Lucifers sinnlichen Lippen fiel. »Du hast da was«, murmelte er leise und fuhr dem Teufel mit dem Daumen über den Mund.

Dessen tiefschwarze Augen begannen blutrot zu leuchten und er biss Hans spielerisch in den Finger. »Möchtest du davon kosten?«, schnurrte er einladend.

Ein unsichtbares Band zog die beiden eng aufeinander zu, als Hans plötzlich ausrief: »Da ist er ja!«

Verärgert zischte Lucifer einen nicht jugendfreien Ausdruck und suchte nach dem Störenfried. Doch es war keineswegs der kleine Muck, den er zwischen den Feiernden entdeckte.

Ein gar grausiger Gnom mit wirrem Haar und langer gebogener Nase schlich durch die Gästeschar auf den Stubenwagen der Prinzessin zu. Seiner von Lumpen umhüllten Gestalt haftete ein solch bestialischer Gestank an, dass alle Anwesenden ihm angewidert Platz machten.

Erschrocken eilte das Königspaar herbei und stellte sich naserümpfend schützend vor sein Töchterchen, während Ritter Rost sich vergeblich mühte, mit quietschenden Gelenken durch die flüchtende Menge zu ihnen zu gelangen.

»Was willst du hier, du windiger Wicht? Bekommt dir deine Freiheit nicht?«, schrie König Uli aufgebracht.

»Bekommen hast du Gold aus Stroh, jetzt werd' mit deinem Reichtum froh. Ich hol' mir meinen Preis geschwind, vom Königspaar, das einzig Kind!«
Mit höhnischem Gelächter begann das Männlein einen wilden Tanz. »Tue nicht backen und nicht brauen. Lass mir nicht den Tag versauen. Ach, wie gut, dass niemand weiß, wie ich mit wahrem Namen heiß!«

Sofort begannen alle Anwesenden laut zu spekulieren und die ungewöhnlichsten Namen zu rufen: »Rippenbiest? Schnürbein? Hammelwade?«

»Nein, nein, nein«, kicherte das Männlein. »Ich bin der, dessen Name nie genannt wird. Daher werdet ihr ihn niemals erraten!«

»Verflixt, aber auch«, rätselte Hans mit. »Da bin ich um die ganze Welt gekommen, doch von diesem Wesen habe ich noch nie gehört.«

»Hm, warte mal.« Nachdenklich zupfte sich der Teufel am Ohr. »Irgendwoher kenn ich den Knilch.«

»Pennywise? Voldemort? Cruella? Sauron? Ursula?« Immer mehr Namen wurden durcheinander gerufen, doch alle verneinte das garstige Männlein und streckte seine dürren Finger nach dem königlichen Baby aus.

»Ich hab's!«, rief einer der Küchenjungen. »Du heißt Malefiz!«

»Hey«, beschwerte sich die dreizehnte Fee. »Werd' hier nicht persönlich, du Naseweis!«

»Alles Quatsch.« Lucifer trat grinsend nach vorn. »Hasta la vista, Rumpelstilzchen.«

»Aaaarghh!« Mit einem schauerlichen Kreischen stampfte das Männlein wütend im Kreis. Das Parkett flog aus den Fugen und eine Planke traf Lucifer am Kopf, sodass sein Hütchen davonsegelte und er ohnmächtig dem Hans in die Arme kippte. Risse zogen sich durch die Wände und der ganze Saal begann zu beben. Die Gäste stürzten zu Boden oder warfen sich vor Panik gegenseitig um. Nur der schwarze Ritter sprang mit einem gewaltigen Satz nach vorn und riss den bösen Wicht mitten entzwei. Hernach zog er sich den Helm vom Kopf und begann die Überreste zu verschlingen, denn es war kein Geringerer als der Wolf.

»Wie effizient«, lobte ihn König Uli. »Ein Leibwächter, der die Sauerei gleich beseitigt. Du bist engagiert!«

In dem ganzen Trubel kniete der Hans am Boden und tätschelte dem Teufel die bleichen Wangen. Mit flatternden Augenlidern kam dieser wieder zu sich. »Nanu, was war denn das? Mir ist, als hätte ich einen Wackerstein an den Kopf bekommen.«

»Geht's wieder?«, fragte Hans besorgt. Dann drückte er Lucifer so heftig, dass diesem die Luft wegblieb. »Oh, Mann. Was habe ich mich jetzt gefürchtet!«

Inzwischen hatten die Umstehenden Lucifers Hörner bemerkt und wichen ängstlich auseinander.

»Huaah! Wer hat denn den Teufel hier reingelassen?«, kreischte die Königin erschrocken.

»Das war ich«, dröhnte es aus Ritter Rosts scheppernder Rüstung. »Denn ich bin sein Vater.«

»Hä?« Abwehrend wedelte Lucifer mit den Händen. »Das wüsste ich aber!«

Der Hans jedoch schlug sich die Hände vors Gesicht. »Nein, er meint mich.«

Aber dies ist eine ganz andere Geschichte ...

Ende 🥀

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