8. Kapitel
Die nächsten drei Tage waren relativ ereignislos vorübergegangen. Zane war noch am selben Abend nach ihrer Unterhaltung wieder nach Hause gegangen und am nächsten Morgen hatte er sie mit zur Schule genommen.
Heute würden wohl Simon und ihr Vater wieder nach Hause kommen. Wo genau sie überall hingegangen waren, würde sie dann wohl erfahren. Das einzige, was sie wusste war, dass ihr Vater Simon zu einer Geschäftsreise mitgenommen hatte, während der sie wohl in verschiedene Städte hatten reisen müssen.
Warum Simon bei solchen Reisen jedes Mal mit durfte und sie nicht, wollte ihr Vater ihr nie so genau sagen. Zeréna vermutete, dass ihr Bruder einfach für reifer gehalten wurde und er seinen Sohn bereits in die Welt des Modemanagements einweihen wollte. Er arbeitete als Manager für eine bekannte Modemarke und musste immer wieder in andere Länder reisen, um seine Marke international bekannt zu machen. Und Simon schien wohl irgendwann auch etwas in die Richtung machen zu wollen. Sie konnte sich ihren Bruder gut als Manager vorstellen.
Sie selbst hatte von ihrem Vater die Chance erhalten, zeitweise in seiner Agentur als Model zu arbeiten. Naja was hieß arbeiten, es war eine Art Wochenend- und Ferienjob den sie auch nur wenige Stunden am Tag ausüben durfte, weil sie noch keine achtzehn Jahre alt war. Aber ob sie das später mal hauptberuflich machen wollte, wusste sie noch nicht. Eigentlich wollte sie sich lieber selbst etwas aufbauen.
Als sie die Tür ins Schloss fallen hörte, machte sie gerade das Abendessen für alle. Eine leckere Gemüselasagne. Zeréna mochte zwar lieber die normale, aber ihr Vater erzählte immer irgendwas von ‚altersbedingter gesunder Ernährung'. Er war fest davon überzeugt, länger zu leben, wenn er sich gesund ernähren würde. Und dabei war er erst Ende vierzig und sah aus wie Ende dreißig.
„Willkommen zurück!", rief sie während sie die nächste Nudelplatte in die Auflaufform drückte. Zeréna hatte die beiden wirklich total vermisst, auch wenn sie sich alle manchmal etwas nervten. Aber so war das wohl üblich in einer Familie.
Sie hörte, wie die beiden ihre Sachen im Flur abstellten und wenige Minuten später kam ihr Vater zur Küche herein. „Oho, Zera, hier riecht es ja toll.", schwärmte er und zog sie in eine Umarmung. „Zwei Wochen. Bist du etwa gewachsen?" Zeréna lachte und drückte ihren Vater ganz fest.
„Ich denke nicht, dass ich großartig gewachsen bin. Aber ich hab' dich auch vermisst." Er wuschelte ihr schmunzelnd durch die Haare und setzte sich auf einen der Stühle am Esstisch. „Puh, war das anstrengend. Es ist immer wieder schön, nach Hause zu kommen", sagte er zufrieden und Zeréna stellte ihm ein Glas und eine Flasche Wasser auf den Tisch, wie sie es immer machte, wenn er von einer Geschäftsreise zurückkam.
Und dann kam ihr Bruder zur Tür rein und grinste sie an. „Hallo, ich bin auch wieder zurück."
Zeréna lachte und umarmte ihren Bruder. „Dich hab' ich auch vermisst, keine Sorge.", sagte sie und insgeheim war sie wirklich überglücklich, dass er wieder im Haus war.
Wie auch Zane war auch Simon größer als sie. Also reckte sie ihren Arm in die Lust und wuschelte ihm durch die Haare. „Schön, dass du wieder da bist kleiner Bruder." Tatsächlich war er ihr ‚kleiner' Bruder, denn sie war eine Minute vor ihm geboren worden.
„Freut mich, dass es dir auch so ging wie mir. Hab dich vermisst. Er lief zu ihrem Vater an den Tisch und streckte sich ordentlich aus, ehe er sich hinsetzte.
„Wie lange seid ihr diesmal gefahren?", fragte sie beiläufig während sie sich wieder daranmachte, die Auflaufform mit den einzelnen Lasagne Schichten zu füllen.
„Elf Stunden. Wir standen zwei Mal für eine Stunde im Stau. Unmöglich, dass die Leute nicht vernünftig fahren können.", brummte ihr Vater vor sich hin und schenkte sich Wasser in sein Glas ein.
Einfach aus Gewohnheit holte Zeréna ihrem Bruder auch ein Glas aus dem Schrank und stellte es ihm hin. Als die Lasagne schließlich im Ofen stand, setzte sie sich zu den Beiden an den Tisch. „Na immerhin seid ihr jetzt angekommen.", sagte sie und strahlte ihren Vater an. Alleine zuhause war es wirklich tierisch langweilig.
„Wann kommt Mom eigentlich nach Hause?", fragte Simon schließlich an Zeréna gerichtet und die dachte kurz nach. Was hatte sie gesagt, wollte sie fünf oder sechs Tage wegbleiben? „Sie ist seit Freitagabend weg, also entweder heute noch oder morgen im Laufe des Tages." Simon nickte nur und schien über irgendwas nachzudenken. „Und wann gehst du wieder ins College?", fragte sie ihren Bruder.
Sie zweifelte nicht daran, dass er die Abschlussprüfungen bestehen konnte, ohne auch nur eine einzige Vorlesung besucht zu haben. Simon besaß durchaus die Selbstdisziplin die es dafür benötigte, sich alles selbst beizubringen. Doch was war denn ein Studium schon ohne langweilige Vorlesungen und die College Atmosphäre? Sie für ihren Teil freute sich schon wahnsinnig aufs College.
„Nächste Woche dann wieder. Die Professoren schicken mir die Unterrichtsfolien zu, dass ich selber lernen kann."
Wahrscheinlich hatte er die ganzen zwei Wochen neben dem Stress, den er mit dem Job ihres Vaters gehabt hatte, auch noch fürs College gelernt. Vielleicht war auch das der Grund, warum er immer nur Simon mitnahm und nicht sie. Aber sie nahm es ihm nicht übel, sie würde sich selbst wahrscheinlich auch nicht mitnehmen wollen.
Simon erzählte ihr noch alles Mögliche über die Reise, während ihr Vater zum Duschen gegangen war. Nebenher half er ihr dabei, den Tisch für sie drei zu decken und als die Eieruhr klingelte, holte sie die fertige Gemüselasagne aus dem Ofen.
„Wirklich Zeréna, wer dich mal heiraten darf ist echt gesegnet. Weißt du eigentlich, wie toll es hier riecht." Was die wenigsten wussten, war, dass der sonst so förmliche und intelligente Simon ein totaler Feinschmecker war. Und jedes Mal freute sich Zeréna aufs Neue, wenn er ihr Essen in den Himmel lobte. „Quatsch, ich heirate einfach nicht, dann kann ich dir für immer Essen kochen.", sagte sie schmunzelnd und Simon lachte.
William kam gerade herein, als Zeréna damit begonnen hatte, mit einem Pfannenwender viereckige Stücke aus der Lasagne auszustechen und auf den Tellern zu verteilen. Während dem Essen erzählten die zwei Männer Geschichten über Vorfälle mit Geschäftspartnern, über die Zeréna lachen musste. Manchmal konnte sie sich nicht vorstellen, dass solche Sachen in der Welt der Profis wirklich passieren konnten.
„Und dann ist sie auf ihr Kleid getreten und sie ist nicht nur gestolpert, nein, sie hat das drei Millionen Dollar Kleid des Designers auch noch zerrissen. Du hättest das Gesicht von diesem Mann sehen sollen.", sagte William gerade, als sie Schritte in der Eingangshalle hörten.
„Mom, wir sind in der Küche!", rief Zeréna ihrer Mutter entgegen, die auch schon wenige Augenblicke in der Tür zu sehen waren. „Ihr seid wieder zurück!", sagte sie glücklich und William stand auf, um seine Frau in seine Arme zu schließen. Die zwei küssten sich für einen Moment, als sich die Frau wieder aus seiner Umarmung löste, um ihren Sohn zu begrüßen.
In der Zwischenzeit holte Zeréna ihrer Mutter auch einen Teller und Besteck, damit sie mit ihnen essen konnte.
„Simon, wie war es? Hast du auch fleißig gelernt während du nicht das College besuchen konntest?" Sie musterte ihren Sohn von oben bis unten, als wollte sie herausfinden, ob ihr Sohn auch wirklich noch der Selbe wie vor zwei Wochen war.
Simon schmunzelte nur. „Ja Mom, ich hab' das Lernen natürlich nicht vergessen. Es war echt interessant, Dad hatte diesmal mit einer echt großen Modefirma zu tun." Die restliche Unterhaltung hatte Zeréna einfach ausgeblendet. Wenn sie sich die ganzen Mode- und Firmennamen anhörte und versuchte, sich diese zu merken, würde ihr nur der Kopf rauchen.
Für Simon schien das alles gar kein Problem zu sein, er brannte sich Informationen schon nach dem ersten Mal hören ein und schien sie nur schwer wieder vergessen zu können.
„Und du Zeréna? Bist du auch gut zurechtgekommen? Ich mag es immer gar nicht gerne, dich so lange allein zu lassen. Schon gar nicht, wenn wir und gestritten haben." Amanda schloss ihre verdatterte Tochter in die Arme.
Manchmal fand Zeréna ihre Mutter furchtbar sentimental. Ein Schmunzeln schlich sich auf ihre Lippen. „Ja, es ist alles gut. Ich bin nichtmehr böse auf dich. Aber das nächste Mal fragst du vorher, bevor du alles ausräumst, ja?"
Simon sah sie neugierig an und William setzte sich wieder. „Kommst du essen Amanda? Zeréna hat uns eine wunderbar leckere Gemüselasagne auf den Tisch gezaubert." Sie löste sich von ihrer Tochter und setzte sich neben ihren Mann an den Tisch.
„Was war denn da bei euch los?", fragte Simon nun doch, nachdem alle wieder saßen und ihre Mutter sich etwas auf den Teller getan hatte.
„Ach, nichts Besonderes. Mom hat nur mein Zimmer ausgemistet und das Zimmer komplett nach ihren Wünschen eingerichtet.", erzählte sie und Simons Neugier schien besänftigt, als Amanda noch etwas hinzufügte. „Ach Simon, das selbe habe ich auch mit deinem Zimmer gemacht."
Auf einmal schien er nichtmehr so gelassen zu sein. „Was?" Ohne noch etwas zu sagen stand er auf und verließ mit zügigen Schritten die Küche.
„Ich habe Monate gebraucht, um die Bücher nach Auflage, Autor und Erscheinungsjahr zu Sortieren!", hörte sie ihn noch fluchen, bevor er vollends verschwunden war.
Ihre Mutter schüttelte unzufrieden den Kopf. „Was habt ihr Kinder nur immer für Probleme. Sowas gab es zu meiner Zeit noch nicht."
Zeréna fing fast zeitgleich mit ihrem Vater an, herzlich zu lachen. Da schlich sich sogar noch ein Lächeln auf das Gesicht ihrer Mutter.
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