Hat die Qual - Teil 2

Leon
Einer der Männer schloss die Tür auf und schubste den älteren Herren in den Käfig. Empörte Schreie hallten durch die Menschenmasse. Mütter hielten schützend ihre Hände vor die Augen ihrer Kinder. Ich legte meine Hände auf Aikos Schultern. Sie stand direkt vor mir und hatte ihr Gesicht mit ihren Händen bedeckt. Das Vorhängeschloss wurde wieder verschlossen. Ein Mann stellte sich vor die Tür und hielt seine Waffe bereit.

Ich sah mich um. Um die Menschenmenge hatten sich mehrere Männer gestellt und bewachten diese. Die Zombies wankten langsam auf Kazume Hasegawa zu und rissen ihre Münder auf. Der alte Mann blieb wie angewurzelt stehen und wenige Sekunden später packte ihn auch schon einer der Zombies und verbiss sich in seinem Arm. Sein schmerzerfüllter Aufschrei füllte die Gesichter der Menschen mit Angst.

Aiko
Ich lugte unwillkürlich zwischen meinen Fingern hindurch, als ich den Schrei des alten Mannes hörte. In seiner Hose hatte sich ein dunkler Fleck eingefärbt. Er hatte sich eingepinkelt. Ich schluckte. Mehrere Zombies stürzten sich gleichzeitig auf den Mann. Während andere Zombies versuchten aus dem Käfig auszubrechen, um auf die Umstehenden los zu gehen.

Zwei Zombies schienen nun mit dem Mann Tauziehen zu spielen, wobei es sich bei dem Tau um die beiden Arme des Mannes handelte. Er schrie so entsetzlich, dass sich mir alle Nackenhärchen aufstellten. Als die Arme des Mannes sich immer weiter von seinem Körper entfernten und dabei waren abzureißen, verschrenkte ich die Finger wieder vor dem Gesicht.

Ich hörte das Knacken und Reißen der Sehnen und das gierige Knurren der Zombies. Neben mir übergab sich jemand auf den Boden. Der säuerlich Geruch vermischt mit dem Gestank der Zombies trieb mir selbst die Galle in den Mund. Ich wollte mich nicht übergeben. Nicht jetzt. Nicht hier.

Leon
Ich kniff die Augen zu und schluckte schwer. Man hörte wie der Körper von Hasegawa mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufschlug. Langsam öffnete ich meine Augen wieder und konnte beobachten, wie sich nun die restlichen Zombies, von dem Geruch des Blutes angezogen, auf den leblosen Körper stürzten.

Sie rissen ihm die Bauchdecke auf und griffen gierig in den Bauchraum hinein. Mir stieß Magensäure auf und ich packte mit meinen Händen, die immer noch auf Aikos Schultern ruhten, unbewusst fester zu. Mehrere Menschen übergaben sich. Das Geräusch, welches durch das Zerbrechen der Rippen erzeugt wurde, ließ einige Menschen aus Angst zusammen zucken.

Die Zombies zogen seine Gedärme aus dem Bauch heraus. Einer der Zombies Biss in das faustgroße Herz, aus dem darauf das Blut spritzte. Ich musste erneut aufstoßen. Um Hasegawas toten Körper hatte sich eine riesige Blutpfütze gebildet und die Hosenbeine der knienden Zombies saugten das Blut gierig auf.

Als die Zombies nach und nach den Darm aus dem Bauchraum zogen, konnte ich es nicht länger zurück halten. Ich drehte mich um und übergab mich.
,, Die Show ist jetzt vorbei.", brüllte einer der Männer, als hätten wir uns das Ganze freiwillig mit angesehen, "Verzieht euch in eure Häuser."

Fluchtartig rannten die meisten Menschen los. Aiko wurde von der Masse mitgezogen und ich verlor sie aus den Augen. ,, Ich werde mit zu meinen Eltern aufs Zimmer gehen.", informierte mich Daiki, der sich aus der Menge zu mir durch gedrängelt hatte,"Ich denke Isamu wird das gleiche tun." Daiki war blass, er legte mir kurz seine Hand auf die Schulter und verschwand dann wieder in der Menge. Mir war immer noch übel und ich wankte benommen auf mein Zimmer. Dort ließ ich mich auf mein Bett fallen.

Aiko
Als die bewaffneten Männer uns endlich aus der Schreckensszene entließen, wurde ich von der Menge an davon stürmenden Menschen gerade zu davon getragen. Ich ließ es einfach geschehen. In der Unterkunft angekommen, eilte ich sofort zu den Gemeinschaftstoiletten und wäre beinahe mit Sayuki zusammen gestoßen.

Sie wollte gerade dazu ansetzen etwas zu sagen, aber ich stürmte einfach weiter in eine der Klokabinen und übergab mich. Ich hätte es keine Minute länger in mir behalten können. Aus der Kabine neben mir vernahm ich ebenfalls Spuck-Geräusche. Nachdem ich fertig war, wusch ich mir an einem der Waschbecken das Gesicht.

Im Spiegel starrte mir mein blasses Selbst entgegen. Ich erkannte mich kaum wieder. Dunkle Ringe waren unter meinen Augen zu erkennen, dazu wirkten meine Augen verquollen und meine Lippen sahen spröde aus. Ich wandte den Blick ab und ging in mein Zimmer. Sayuki war verschwunden.

Ich schmiss mich auf mein Bett und weinte. Ich war nie gläubig gewesen, aber in diesem Moment war ich mir so sicher, wie nie in meinem Leben, dass die buddhistischen Lehren hier keinen Platz fanden und es definitiv keinen Gott gab.

Ich verbrachte eine gefühlte Stunde damit den alten Mann, mich selbst und die Welt zu betrauern, dann raffte ich mich auf. Nichts auf dieser Welt könnte das Geschehene rückgängig machen. Ich musste mich auf das Jetzt konzentrieren und vor allem endlich mit Leon reden. Ich verließ mein Zimmer und machte mich auf zu seiner Unterkunft. Zögernd klopfte ich an seine Zimmertür.

Leon
Ich weiß nicht wie lange ich auf meinem Bett saß und einfach nur auf den Boden starrte. Ein sanftes Klopfen an der Zimmertür riss mich aus meiner Trance.
,, Wer ist da?", fragte ich unsicher. Aikos Stimme drang durch die Tür:,, Ich bins Aiko, ich wollte mit dir reden." Ich hatte völlig vergessen, dass sie mir vorhin irgendetwas hatte erzählen wollen. ,, Komm rein.", antwortete ich und blickte zur Tür.

Aiko öffnete die Tür und drückte sie hinter ihrem Rücken wieder zu. Langsam trat sie an mein Bett, zeigte auf den freien Platz neben mir und fragte:,, Darf ich mich setzen?" Ich nickte. Sie setzte sich und sagte mit zitternder Stimme:,, Ich muss dir was sagen. Die ganze Sache mit Sayuki..." Ich konnte diesen Namen nicht mehr hören und unterbrach Aiko in einem gereizten Ton:,, Es ist mir egal, was zwischen euch passiert ist.", meine Stimme klang etwas heiser," Ich mag dich." Jetzt war es raus. Aiko schaute mich an. Ich konnte nicht deuten, ob sie überrascht oder geschockt war. Als wäre sie ein Magnet fühlte ich mich von ihr angezogen und kam ihr Stück für Stück näher. Ich spürte ihren Atem an meinen Lippen.

Aiko
Mein Herz pochte wie wild. Mit einem Mal schien mein Kopf vollkommen leer zu sein. Langsam lehnte er sich zu mir herüber. Mir wurde klar, dass uns vielleicht nur dieser Moment blieb. Wer wusste schon, was Nakamura als nächstes plante. Ich wollte diesen Moment nutzen, wollte ihn nicht mit Erklärungen vergeuden. Ich wollte einfach nur noch die Wärme seiner Lippen auf meinen spüren.

Ich lehnte mich ebenfalls zu ihm herüber und zärtlich berührten sich unsere Lippen. Erst war es nur ein sanfter unschuldiger Kuss, aber dann legte ich meine Hände an seine Wangen und zog ihn näher. Unser Kuss wurde stürmischer. Ich spürte wie meine Unterlippe aufriss und schmeckte Blut, aber das interessierte mich nicht. Mir wurde klar, wie sehr ich das hier gewollte hatte.

Ich fuhr durch seine Haare und schmeckte seine Zunge, als plötzlich jemand die Tür aufschlug. Immer noch berührten sich unsere Lippen. Blitzschnell lösten wir uns von einander und saßen nun Kerzen gerade auf dem Bett. Ich sah erschrocken zur Tür und fühlte mich gleichzeitig ertappt.

|Ende - Episode 31|

|Nächste Episode : Scherben bringen Glück|

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