Blind - Teil 1

Leon
,,Na gut.", stimmte Yamada endlich zu. Ich stand sofort auf, verbeugte mich und antwortete:
,,Ich werde mein Bestes geben."

Ginzou nickte mir kurz zu und informierte mich darüber wo sich der Bogen befand. Ich öffnete den Holster der Waffe, für Notfälle. Tief atmete ich ein bevor ich nach draußen trat. Ich versuchte die Tür hinter mir, so leise wie möglich, zu schließen. Wobei ich das leise Klicken der Tür viel lauter vernahm als es eigentlich war.

Der Gestank der Zombies lag in der Luft. Ginzous Worte schossen mir durch den Kopf.
》Am besten ist es, wenn du an der Autowand entlang schleichst. Falls es wieder nebelig wird, kannst du sie hören, wenn sie dagegen laufen《

Zum Glück war es mittlerweile aber etwas aufgeklart und ich konnte gut die nächsten 20 Meter vor mir erkennen. Ich bewegte mich langsam an die Autowand heran. Schritt für Schritt ging ich weiter zu dem beschriebenen Haus. 》Es ist ein wirklich altes Haus und befindet sich gegenüber der Lagerhalle.《

Keiner der Zombies schien mich zu bemerken. Ich hatte inzwischen schon fast die Lagerhalle erreicht. Ein dumpfer Schlag ließ mich abrupt stehenbleiben. Mein Herz begann zu rasen. Wenn das so weiter ging, bekam ich womöglich noch einen Herzinfarkt. Ich hielt die Luft an.

Das Schlurfen und das verzerrte Brummen erklang mehrere Meter vor mir. Genau so wie es Ginzou gesagt hatte. Ein zweiter Schlag an das Blech der Karosserie. Auf eine Art belustigte mich die Dummheit dieser Viecher. Ich war mir aber nicht sicher, ob ich mir das nur ein redete, um mich zu beruhigen. Erneut das Schlurfen. Es wurde leiser. Ich traute mich weiter.

Es fühlte sich beklemmend an so langsam zu gehen und jeden Schritt ganz bewusst auszuführen. Ich schaute nach vorne. Das Haus. Es musste genau dieses sein. 》Im Garten ist eine Holzschaukel und ein kleiner Teich mit einer Zierbrücke.《

Der Garten sah heruntergekommen aus und ungepflegt. Laub fiel von dem Baum an dem die Schaukel hing und landete behutsam auf der Wasseroberfläche des Teiches. Ich schlich durch den Garten.》Der Schlüssel ist an der Zierbrücke befestigt.《

Ich stand an der Brücke und untersuchte diese. Der Schüssel. Ich kniete mich in den nassen Rasen und lehnte mich über den kleinen Teich. Mit einem sicheren Griff schnappte ich mir den Schlüssel und stand auf. Etwas schneller schlich ich zur Tür. Ich schloss die Tür auf und trat ein. Es war kalt und staubig, erneut dieser modrige Geruch. 》Der Bogen ist im Wohnzimmer auf einem Podest platziert. Mein Vater hat damit unzählige Wettbewerbe gewonnen.《
Ich wusste zu schätzen, dass Ginzou mir erlaubte mit dem Bogen zu schießen, obwohl der Bogen seinem Vater wichtig gewesen war.

Das Wohnzimmer war klein. Eine Couch, auf der zwei Personen Platz nehmen konnten. Ein winziger Tisch mit einer vertrockneten Topfblume. Die Blätter waren auf die Tischplatte gefallen. Gegenüber der Couch stand ein Fernseher, auch bedeckt mit Staub. Über dem Fernseher befand sich ein Regal und das Podest mit dem Bogen. Ich nahm den Bogen und hielt ihn fest in der linken Hand. Nur noch die Pfeile. 》Die Pfeile sind unter der Couch.《 Ich zog eine rollbare Plastikwanne hervor. Hoffentlich sind das genug.

Ich durchsuchte das Haus nach einem Rucksack und wurde im Garderobenschrank fündig. Schnell packte ich die Pfeile in den Rucksack und schnallte ihn mir um.

Misstrauisch stand ich vor der Haustür. Ich schaute mir den Bogen an. Er war sichtlich abgenutzt, wirkte aber dennoch sehr stabil. Es war ein älteres Modell eines Recurvebogens. In das hölzerne Mittelstück war etwas eingraviert. In Liebe dein Vater. Ginzou hatte anscheinend den Bogen von seinem Vater geschenkt bekommen. Ein trauriges Gefühl überkam mich. Ich seufzte und mein Blick fiel auf ein Foto an der Wand, rechts von mir.

Auf dem Bild war Ginzou zu sehen. Er war noch deutlich jünger, ohne Falten und ohne ein graues Haar. Neben ihm stand vermutlich sein Vater und ein jüngerer Mann, der anscheinend auch zur Familie gehörte. Ginzou war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Sein Vater hatte ein faltiges, aber freundliches Gesicht und sein Haar war dünner, besonders über der Stirn.

Der junge Mann neben Ginzous Vater, der zu dem Zeitpunkt etwa in meinem Alter war, hatte genau wie Ginzou längere Haare, die nach hinten zu einem Zopf gebunden waren und ein schmales Gesicht. Sein herzliches Lächeln ließ einen neue Hoffnung schöpfen. Insgesamt sahen die drei glücklich aus. Ich senkte meinen Blick.

In Gedanken prüfte ich meine Ausrüstung. Ich drehte den Türknauf und trat nach draußen. Die Luft war zwar erfrischend, trotzdem stank es immer noch. Ich rümpfte die Nase. Leise schloss ich die Tür ab und platzierte den Schlüssel wieder an der Brücke.

》Wenn du vom Haus in die Richtung der Hauptstraße gehst, wird dir die Kamera links oben, etwas verdeckt am Baum auffallen. Sei vorsichtig und aufmerksam.《 Dank Ginzous Anweisungen konnte ich die Kamera kaum übersehen.

Sie war auf die Hauptstraße gerichtet. Das kleine unscheinbare rote Licht, an der Seite der Kamera, blinkte in einem gleichmäßigen Takt. Ich hielt den Bogen in Position und legte den Pfeil auf die Pfeilauflage. Ich schoss das erste Mal mit so einem Modell. Er war etwas schwerer als der Yumi aus der Schule.

Ich zog die Sehne nach hinten und ließ mit angehaltenem Atem los. Der Pfeil rauschte auf die Kamera zu und prallte gegen die aufgeschraubte Abdeckung. Diese zerbrach und das Licht erlosch. Doch das brechen der Abdeckung schallte durch die leere Straße. Ich blieb stehen und lauschte.
Nichts.
Schnell sammelte ich den Pfeil auf. Er war zum Glück noch heil.

Der Recurvebogen hatte große Wucht, die ich nun besser einschätzen konnte, um keinen der Pfeile wirklich zu beschädigen. Erleichtert pustete ich und schlich zur nächsten Kamera.

Es fiel mir erstaunlich leicht mich vor den Zombies zu verstecken oder ihnen aus dem Weg zu gehen.
Ihre Schritte waren früh genug zu hören, um genug Zeit zu haben mich in Sicherheit zubringen. Ich wollte jetzt keine Pfeile für sie verschwenden.

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