Aufbruchstimmung - Teil 2
Aiko
Als Mai nachts von der Party zu mir ins Zimmer schlich, wollte ich sie eigentlich gleich danach ausfragen, wie es gewesen war. Allerdings viel es mir schwer die Augen offen zu halten, also wünschte ich ihr nur schnell noch eine gute Nacht und schlief sofort wieder ein.
Ich schlief traumlos. Als ich am nächsten Morgen erwachte, tastete ich ganz reflexartig nach meiner Wunde. Und zuckte zusammen, als mich der Schmerz gleichzeitig mit den Erinnerungen an den letzten Tag traf. Es war vorbei. Nakamura war tot. Genau wie Kaito. Ich schluckte und setzte mich vorsichtig auf.
,,Brauchst du Hilfe beim Waschen?", fragte Mai und wurde dann rot, als ihr auffiel, was sie mir angeboten hatte. Ich lachte und schüttelte mit dem Kopf.
,,Mir geht es schon viel besser, das meiste war wohl wirklich der Schock. Ich denke, ich kriege das alleine hin." Ich nahm mir ein T-Shirt, das ich bereits zum 3ten Mal anzog. Ich hatte leider nicht viel zum Wechseln dabei, da ich ja angenommen hatte, ich könnte mich in Tokyo neu einkleiden.
Im Bad begann ich dann vorsichtig mit einem Waschlappen meinen Körper abzuschrubben. Als ich mich bückte und das Blut in meine Wunde schoss, hätte ich beinahe vor Schmerzen aufgeschrien, aber schließlich biss ich die Zähne zusammen und beendete meinen Waschgang. Als ich zurück in mein Zimmer kam, war Mai nicht da. Aber als ich mich gerade fragte, ob ich bei ihrem Zimmer vorbeischauen sollte, stand sie auch schon wieder in der Tür.
,,Dann lass uns mal frühstücken gehen.", sagte sie und klang etwas sehr euphorisch.
,,Warum bist du so aufgeregt?", fragte ich neugierig, als wir uns auf den Weg machten. Sie grinste und schlug sich die Hände vor das Gesicht.
,,Gestern war einfach so witzig. Isamu war so betrunken, dass er mich gefüttert hat und... ",sie stockte," Und er hat mich geküsst.", sie lugte mich zwischen ihren Fingern hindurch an," Ich will sein Gesicht sehen, wenn er mich sieht. Das ist ihm bestimmt super peinlich.", sagte sie etwas schadenfroh.
,,Wie geküsst?", fragte ich überrascht.
,,Naja also... Ich glaub es war eher ein freundschaftlicher Kuss.", überlegte sie.
,,Es gibt freundschaftliche Küsse?", ich warf ihr einen skeptischen Blick zu.
,,Ja, natürlich. Oder meinst du etwa...?", sie schlug sich erneut die Hände vor das Gesicht. Als sie die Hände wieder herunter nahm, konnte ich sehen, dass sie knallrot geworden war.
,,Ohjeh. Wie soll ich ihm denn dann gegenüber treten? Und, aber, er ist doch so wieso viel älter als ich.", nun wirkte sie etwas geknickt," Und er ist so reif. Ich glaube nicht, dass er an einer wie mir Interesse haben könnte."
Ich zog eine Augenbraue hoch:,, Wieso nicht?" Sie guckte etwas bedrückt zu Boden.
,,Naja guck mich an. Ich bin nicht gerade das, was Männer wollen. Ich bin nicht sexy wie Sayuki oder besitze deinen Charm."
,,Ich besitze Charm?", fragte ich Mai ungläubig. Sie nickte.
,, Hast du mal gesehen, wie Leon und Daiki dich ansehen? Du hast sie mit deinem Charm verzaubert."
,,Daiki?", fragte ich irritiert. Ich dachte seine Gefühle für mich hätten sich bereits verflüchtigt. Allgemein schien er mir nicht der Typ, der lange an einem Mädchen festhielt.
,,Apropos Leon. Vielleicht solltest du mal mit ihm reden. Er schien gestern gar nicht gut drauf zu sein, er ist so gar .. " Mai stoppte, als wir vor uns Leon stehen sahen. Neben ihm stand Sayuki. Ich wollte ihm freundlich zu winken, als Sayuki ihn auf einmal an sich zog und ihm einen Kuss aufdrückte. Sie legte ihm ihre Finger in den Nacken und er schien sich nicht mal zu wehren. Das mit dem Reden hatte sich für mich erledigt. Traurig und wütend zu gleich stapfte ich an ihm vorbei ins Gemeindehaus. Mai rief mir hinter her, aber ich ignorierte sie.
Leon
Wir gingen aus dem Gemeindehaus und blieben einige Meter davor stehen. Ich stellte mich vor sie und blieb kurz still. Wie sollte ich ihr das schonend beibringen? Ich holte tief Luft. Scheiße. ,,Was ist denn?", fragte sie und versuchte nach meiner Hand zu greifen. Ich verschränkte meine Arme.
,, Ich wollte mit dir reden, wegen gestern.", seufzte ich. Sie schaute mich erwartungsvoll an. Ich fuhr stockend fort:,, Weißt du. Ich wollte ni-" Sayuki unterbrach mitten im Satz, in dem sie mit ihren Händen mein Gesicht umschloss und mich küsste. Ich versuchte sie sanft von mir zu lösen, doch sie vergrub ihre Fingernägel in meiner Haut. Kurz darauf löste sie sich von mir und lächelte mich an. Jetzt verstand ich, warum sie mich so plötzlich unterbrochen hatte.
Aiko und Mai gingen an uns vorbei. Mai sah mich kurz irritiert an. Aiko wich meinem Blick direkt aus und ging schnell ins Gemeindehaus.
,, Lauf doch nicht so schnell. Du solltest dich noch schonen.", hörte ich Mai tadeln, kurz bevor die Tür des Hauses schloss. In mir sprudelte eine Wut hoch.
,, Was denkst du dir eigentlich? Was sollen diese Spielchen?", fragte ich etwas lauter. Sayuki ignorierte mich und ging in Richtung des Gemeindehauses.
,, Fick dich.", sprudelte es aus mir heraus," Das mit Gestern hätte niemals passieren sollen." Sayuki blieb stehen und drehte sich zu mir um. Ihre Augen füllten sich ruckartig mit Tränen und sie schrie mich an:,, Es ist aber passiert." Sie schluchzte und wechselte nun ihren Weg in Richtung der Unterkünfte. Mit schnellen Schritten ließ sie mich stehen. Klasse.
Aiko
Nur weil Leon wütend auf mich war, brauchte er doch nicht gleich zu Sayuki rennen. Ich verstand das nicht. Und ich wollte auch nicht weiter darüber nachdenken. Mai tauchte neben mir auf, aber sie sagte nichts und schien ebenfalls nachdenklich. Ich richtet meinen Blick auf den Boden und ging zum Büfett.
Ich hatte mir Reis und eine Fischsuppe genommen und saß nun mit Mai an einem der Tische am Fenster. Ich hatte mich extra nicht zu Isamu und Daiki gesetzt, doch Mai war mir gefolgt.
,,Du kannst dich ruhig zu Isamu und Daiki setzen.", beteuerte ich, als ich sah wie Mai über den Rand ihrer Suppe immer wieder zu dem Tisch der beiden hinüber schielte," Ich wollte mich bloß nicht zu den beiden setzen, weil da noch die zwei Teller von Leon und Sayuki stehen. Und ich habe gerade echt keine Lust mit den beiden an einem Tisch zu sitzen. Aber ich kann hier sonst auch alleine sitzen, du musst wirklich nicht mir zu liebe hier bleiben."
,, Aiko.", Mai sah mich an als wäre ich schwer von Kapee, " Du denkst doch nicht wirklich, dass ich mich jetzt alleine zu den beiden rüber setze, nach... nach gestern." Sie wurde rot und verschluckte sich beinahe an ihrem nächsten Löffel Suppe.
,, Ach ja, stimmt. Sorry, daran hatte ich gerade gar nicht mehr gedacht."
,,Oh, nein.", stieß Mai plötzlich aus und senkte dann ihre Stimme, "Ich glaub sie haben mitbekommen, dass wir über sie geredet haben."
,,Was wies-", ich blickte zu dem Tisch von Isamu und Daiki, und sah, dass Isamu aufgestanden war und geradewegs auf uns zusteuerte, "Oh."
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