65. Dracos Weihnachtspullover
"Hey Hermine, Post für uns!"
Mein Freund gab mir einen Kuss auf die Wange und überreichte mir dann ein Paket. "Das ist gerade bei uns angekommen."
Hinter ihm zogen zwei Eulen ihre Runden. Anscheinend hatten sie das Paket getragen. "Von wem ist es?", fragte ich skeptisch. Draco und ich hatten nicht viele Freunde oder Bekannte, die uns unangekündigt ein Paket schicken würden.
Meine Eltern hatten mich vergessen, Dracos Vater saß in Askaban und seine Mutter würde ein Paket persönlich vorbeibringen und einen Kurzurlaub bei uns veranstalten.
Fred und George trafen sich nur heimlich mit uns und schickten uns nur mit einer bestimmten Eule Post. Sie wollten nicht, dass die anderen Weasleys mitbekamen, dass wir in Kontakt standen, deshalb hatten sie sich eine braune Eule namens Aley gekauft.
Und mit anderen Personen hatten wir keinen Kontakt. Vielleicht lag das an dem Streit zwischen uns und den Weasleys...
Ich betrachtete meinen Freund. Er sah gut aus in dem blauem Hemd und den gemachten Haaren, obwohl ich es lieber mochte, sie verwuschelt zu sehen. "Bereit?", fragte er und schaute besorgt zu mir.
"Na ja. Was, wenn sie dich nicht so akzeptieren wie ich, Draco?"
"Das brauchen sie doch nicht. Du bist die einzige Person, die mich akzeptieren soll. Die anderen sind mir egal, Hermine."
Er schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln und so klingelte ich.
Molly Weasley öffnete uns die Tür. Als sie mich sah, hoben sich ihre Mundwinkel an.
"Ach Hermine, dass ist schön, dass du uns mal besuchst." Sie zog mich in eine feste Umarmung.
Erst als sie mich wieder losließ, bemerkte sie Draco.
"Wen hast du denn da mitgebracht?"
"Das ist Draco Malfoy, mein Freund."
"Oh, du bist Draco. Du hast dich aber ganz schön verändert, was?" Sie zog Draco ebenfalls in eine Umarmung, die zwar deutlich kürzer andauerte als meine, aber trotzdem Herzlichkeit beinhaltete.
"Kommt doch rein. Die anderen essen gerade."
"Oh, wir wollten nicht stören. Das tut uns leid. Wir wussten nicht, dass ihr gerade speist. Bitte verzeihen Sie, Mrs Weasley."
"Ach Draco, du kannst mich Molly nennen. Du gehörst ja praktisch zur Familie. Und ihr stört wirklich nicht."
Mit diesen Worten hielt sie die Tür auf und wartete, bis wir hereinmarschiert waren.
"Oh, hi Hermine!" Sobald Harry mich in der Küche erblickte, sprang er auf und umarmte mich.
Auch Fred und George zogen mich in ihre Arme. Hier fühlte ich mich zu Hause. Der Geruch von frisch gebackenen Plätzchen erfüllte den Raum. Mir war wohlig warm. Auch Ginny begrüßte mich.
"Wieso ist Malfoy hier?", fragte Ron, als die Zwillinge, Harry und Ginny wieder von mir abließen.
"Ähm ja, das ist der zweite Grund, warum ich euch heute besuche. Also der erste war ja, um euch einfach wiederzusehen. Und der zweite, um euch zu sagen, dass ich einen Freund habe. Und zwar Draco."
In einer anderen Situation hätte ich das Bild vor mir wohl lustig gefunden: Harry verschluckte sich an seinem Getränk, Fred und George wandten sich Draco zu und musterten ihn neugierig, Molly blieb stehen und beäugte den Boden, Ginny grinste übers ganze Gesicht, Ron riss den Mund auf und Arthur und Bill, die gerade den Raum bei meiner Ankündigung betreten hatten, blieben erstarrt stehen.
"Du bist mit... mit Draco Malfoy zusammen? Der hinterlistige Malfoy, dem du im 3. Jahr eine verpasst hast?", fragte Fred.
"Nein, ich bin mit der echten Version von Draco zusammen. Der jetzt eigene Entscheidungen trifft, der nicht mehr unter der Kontrolle seines Vaters steht, der ein Muggelblut liebt."
Bei den letzten Worten zog Draco mich an sich und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Du willst mir nicht ernsthaft weismachen, dass du das Frettchen liebst!", warf Ron ein. Ich versteifte mich in Dracos Armen.
"Nenn. Draco. Nicht. Frettchen.", bekam ich zähneknirschend heraus.
"Ich nenne ihn, wie ich will! Er ist ein Frettchen. Und er kann niemals mit dir zusammen sein! Weißt du auch wieso? Weil du mit mir zusammen sein wirst."
Ron kam auf uns zu. Sehr schnell, sehr aggressiv.
Ich erwartete, dass Ron vor uns stehen blieb, um uns etwas zu sagen, doch dem war nicht so. Er riss mich aus Dracos Armen und ich stolperte in seine eigenen.
"Ich liebe Hermine. Sie sollte mit mir zusammen sein, nicht mit dir, Frettchen!"
Ich versuchte, mich aus Rons Griff zu befreien, scheiterte allerdings.
"Lass meine Hermine wieder los.", knurrte Draco.
"Deine Hermine? Auf wessen Seite steht sie denn gerade?"
"Ron, lass das!", warf nun Harry ein.
Er rüttelte Ron an der Schulter, bis er mich losließ.
"Ich bin glücklich mit Draco und ich liebe ihn. Und wenn es bedeutet, dich nie mehr wiederzusehen, dann ist das so. Ich gehe lieber für immer aus deinem Leben als aus seinem, Ronald."
Mit diesen Worten drehte ich mich um, warf meine Haare zurück und stolzierte aus der Küche.
Draco folgte mir natürlich. Vor der Haustüre erreichte Harry uns.
"Hey, Hermine. Das war grad ein ziemlich heftiger Streit. Ähm ja, ich wollte eigentlich sagen, dass Ron jetzt jemanden braucht. Er hat ja niemanden zum Reden, also bis auf mich als sein bester Freund. Bist du mir böse, wenn ich mich notgedrungen auf seine Seite stelle? Ich will dich nicht verlieren."
"Natürlich ist das in Ordnung. Du kannst ja nichts für sein Verhalten. Ich kann auch verstehen, wenn seine Familie auf seiner Seite ist und mich nicht mehr sehen will. Familien sollten zusammenhalten und durch Ginny gehörst du ja zur Familie. Geh aber jetzt lieber wieder rein."
"Danke, Hermine. Ich hab dich lieb." "Ich dich auch."
Harry zog mich nochmal in eine Umarmung und verschwand dann im Haus.
Draco und ich betraten den Weg der Zukunft, eine Zukunft, in der vorerst die Weasleys nicht vorkamen.
"Lass uns gemeinsam reinschauen." Mit einem Schlenker seines Zauberstabs öffnete Draco das Paket und sofort flatterte ein Brief zu Boden.
Hermine hob ihn auf und las sich die Worte durch. "Was steht drin?"
"Nun, der Brief ist von den Weasleys. Das ist Rons Handschrift. Er schreibt, dass es ihm leid tut. Er dachte immer, ich sei seine große Liebe, doch nun hat er seine echte wahre Liebe gefunden, Brunhilde. Er entschuldigt sich tausend Mal und meint, er wird mich niemals belästigen. Er wünscht uns ein frohes Weihnachtsfest und als Entschuldigung haben sie uns etwas geschenkt. Außerdem hofft er, dass wir ihm verzeihen. Mh, ich habe ihm, um ehrlich zu sein, schon längst verziehen. Er war Jahre lang mein bester Freund, wir sind durch dick und dünn gegangen. Also, ja. Was ist noch im Päckchen drin?"
Draco holte etwas aus dem Paket, es sah wie selbstgestrickt aus. Als ich noch mehr Stoff zeigte, erkannte ich, was es war.
"Ein Weasleypullover!", rief ich freudig überrascht aus.
Draco faltete den dunkelgrünen Pullover aus und wir entdeckten ein großes D in silberner Farbe.
Ein kleines Klebezettelchen hing am Pullover mit den Worten: Dieser Pullover ist für dich, Draco, als Zeichen, dass wir dich jetzt endlich als Hermines Freund akzeptieren.
Auf meinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Auch Draco lächelte.
"Das ist ein echt schöner Tag. Deine halbe Halbfamilie redet wieder mit dir und akzeptiert mich als dein Freund. Ich wusste übrigens gar nicht, dass Ron sich entschuldigen kann."
Er schmunzelte und ich gab ihm einen Kuss.
"Ja, heute ist echt ein schöner Tag."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top